Allerlei.

(Einen interessanten East) beherbergt nach dem W. und F. J.-C." gegenwärtig die ungarische Hauptstadt. Wie

nämlich dieser Tage aus Budapest gemeldet wurde, ist dort der türkische Pascha Mohamed Benrad mit seinen sieben Frauen ein- getroffcn. Die Sache ist an und für sich schon dadurch interessant, daß sie den Beweis liefert, man könne mit sieben Frauen eine Vergnügungsreise unternehmen, während bis jetzt die Ansicht so ziemlich'feststand, daß es ziemlich schwer sei, mit einer einzigen Frau eine Vergnügungstour zu machen. Ader auch sonst wird der seltene Gast in Pest wohl ziemliches Aussehen erregen und es wird den Eunuchen, die er sich wahrscheinlich zur Hut seines Haremsschatzes mitgenommen, recht schwer werden, dem Ansturm der Pester Neugierde Widerstand zu leisten und die sieben Paschas­frauen vor unwillkommenen Courmachern zu beschützen.

(Sie und Er.) Wenn man ans Liebe heirathet, wird man Mann und Weib, wenn man aus Bequemlichkeit heirathet: Herr und Frau, wenn man aus Verhältnissen hei­rathet: Gemahl und Gemahlin! Man wird geliebt von seinem Weibe, geschont von seiner Frau, geduldet von seiner Gemahlin! Man hat für sich allein ein Weib, für seine Hausfreunde eine Frau und für die Welt eine Gemahls in. Man findet sich in Alles mit dem Weib, man bequem! sich mit der Frau und man arrangirt sich mit der Gemahlin. Die Wirthschast besorgt ein Weib, das Haus besorgt eine Frau, den Ton besorgt eine Gemahlin. Wenn man krank ist, wird man gepflegt von dem Weibe, besucht von der Frau, und nach dem Befinden erkundigt sich die Gemahlin.Duo cum täeiunt iclem, non est illom'', d. h. wenn zwei Dasselbe thun, ist es nicht Dasselbe, sagten vor vielen Jahrhunderten die Römer und sie sprachen damit eine Wahrheit aus, dir ewig ihre Gültigkeit behaupten wird.

(Die Braut eines Studenten.) Bor einigen Tagen starb in Berlin eine alle Dame, welche vor Jahren unter dem Namen dieStudentenbraut" bekannt war. Dieselbe hatte einst als junges Mädchen in Heidelberg die Bekanntschaft eines armen, talentvollen Studenten gemacht, der bei den Eltern des jungen Mädchens ein kleines Zimmer bewohnte. Die jungen Leute sahen sich täglich, ein zartes Verhältnis entspann sich, wel­ches mit Wissen und Willen der Eltern durch die Trauung sanc» tionirt werden sollte, sobald der junge Mann seine Studien voll­endet und eine Anstellung erzielt haben würde. Der Barer des Mädchens unterstützte den Studenten während seiner «Studien­zeit, und dieser vergalt dies dadurch, daß er, nachdem er seine Examina bestanden und bald darauf eine Anstellung als Rector erhalten, sich mit der Tochter eines Vorgesetzten verlobte. Die verlassene Stndentenbraut glaubte die Treulosigkeit des undank­baren Mannes nicht überleben zu können, sie legte Hand an sich. Zu rechter Zeit wurde jedoch noch der Selbstmord-Versuch ver­eitelt; von dieser Stunde an aber litt die Verrathene häufig an fixen Ideen, namentlich glaubte sie beim Erblicken eines Studen­ten, dessen Braut zu sein. Daher ihr Name. Bald nach dem Vorfall starben die Eltern des jungen Mädchens, und diese erbte dadurch ein nicht unbedeutendes Vermögen, von dem sie einen großen Theil für milde Zwecke verwandte, namentlich half sie Studenten, von denen Mancher sich an die vor der Zeit ge­alterte Dame wandte, welche ihnen kleine Darlehen gewährte, die erst nach Ankunft des väterlichen Wechsels, respective gar nicht zurückbezahlt wurden. Einige Jahre blieb sie noch in Heidel­berg, dann ließ sie ihr Haus dort verkaufen und zog nach Ber­lin, wo sie still und zurückgezogen lebte. Und noch in den letz­ten Jahren empfing sie Studenten und unterstützte dieselben, auch erschienen bei ihr zeitweise schon ältere Herren, die jetzt ein Staats-Amt inne hatten, um frühere in der schönen Studenten­zeit gemachte Schulden bei der Studentenbraut zurückzuzahlen,

oder aber wer kann es wissen? neue Anlehcn zu machen. Die alte Dame hatte weder Schuldscheine, noch Schriftstücke, welche aus ihre humanen Geldgeschäfte Hinweisen können, hinter­lassen. Uebrigens ist das zurückgebliebene Vermögen nicht unbe­deutend und fällt entfernten Verwandten zu, und mit demselben zugleich ein Dedicationsseidel und ein Cerevis von dem unge­treuen Studenten; derselbe hatte später eine Pfarre erhalten, ge- rieth jedoch auf Abwege, machte Schulden und mußte schließlich seinen Abschied nehmen. Von diesem Augenblick an wurde er von dem Schicksal stark heimgesucht, er sank tiefer und tiefer, wurde schließlich Colporteur, nachdem sich seine Frau von ihm hatte scheiden lassen, und wandte sich in seiner Verzweiflung an die verrathene Studentenbraut. Dieselbe wollte ihn nicht Wieder­sehen, unterstützte ihn aber ab und zu durch dritte Hand. Bald darauf starb der Mann am Delirium tremens. Dies war vor zwei Jahren; seine Beerdigung bezahlte die Studentenbraut.

Ein eleganter Berliner Stutzer flüchtete, von einem zeit­gemäßen Platzregen überrascht, in den Flur des nächsten Hauses. Ein reizendes, junges Mädchen lüftete in demselben Augenblick den Vorhang der Glasthür, sah den Fremden eine Zeit lang verstohlen an und schickte ihm dann durch das Hausmädchen einen Regenschirm. Am nächsten Morgen kleidete sich der junge Mann noch gewählter wie gewöhnlich an, legte den Regenschirm, der sehr alt und desekt war, als ein werthvolles Andenken bei Seite, kaufte den schönsten, dessen er nur ansichtig werden konnte, als Ersatz und begab sich zu der jungen Dame, ihr für die schmeichel­hafte Aufmerksamkeit zu danken. Sie nahm den Regenschirm, dessen Austausch ihr nicht im Mindesten aufzufallen schien, ruhig entgegen und die Galanterie des jungen Herrn mit solcher ent­zückenden Verlegenheit, daß derselbe in Bezug auf diese neueste Eroberung immer siegesgewisser wurde.Ach .... Sie . . . . Sie haben wirklich nicht zu danken; Sie standen einem Herrn gerade im Wege, mit dem ich unbemerkt sprechen wollte. Ich schickte Ihnen den Schirm, um . . . den Weg frei zu machen."

Im Monat Mai d. I. gab cs fünf Sonntage zur Freude der Geistlichen, fünf Montage zur Freude der Blaumacher und fünf Samstage zur Freude der Israeliten. Diese Freude macht ihnen der Kalender erst in 3400 Jahren zum zweitenmal.

(Zur Warnun g.) Die einzige, dreijährige Tochter eines Krankenwärters in L. ist der Ungeschicklichkeit eines Barbiers, der ihr Ohrlöcher stechen sollte, zum Opfer gefallen. Der Operateur stach in den Knorpel des Ohrs, es trat Eiterung ein, die untere Hälfte des Ohres mußte abgenommen und endlich verschlimmerte sich der Zustand des armen Kindes derart, daß es nach vierzehn­tägigem Krankenlager starb. Uns ist es unbegreiflich, wie Eltern heute noch ein Kind mit dem Stechen von Ohrlöchern quälen können, um einer abscheulichen, heute schon abgelebten Mode zu huldigen. Nichts ist geschmackloser als dieser Ohren­zierrath, der aus einer barbarischen Zeit stammt und keinem Ge­sicht zum Schmuck gereicht.

Soeben ist in größerer Placat Form erschienen: Zusammen­stellung der P o stpo r t o - Taxe n und sonstigen Gebühren, welche vom 1. Juli 1875 an in Markwährung im Verkehr innerhalb Württembergs mit den anderen Staaten des deutschen Reichs, mit Oesterreich-Ungarn nebst Lichtenstein mit Luxemburg und Helgoland, sowie mit den Staaten des allgemeinen Postvereins (Weltpostvereins) zur Erhebung kommen, nebst angehängten Porto- Tarifen, unter hauptsächlicher Berücksichtung des Postverkehrs innerhalb des Oberamtsbezirks, bearbeitet von Postmeister Schäffer in Spaichingen. Diese inhaltsreiche Tabelle, welche sich in jedem Geschästslokale leicht aufhängen läßt, ist wohl Jeder­mann zu dem billigen Preise von 40 Pf. bestens zu empfehlen, sämmtliche Postanstalten des Landes nehmen Bestellungen hier­auf entgegen.

Amtliche und H>r.'ivar-BrKanntmllchuuq>eri.

Die Mannschaften von der Reserve der Infanterie, welche vom 3.14. Mai d. I. beim Grenadierregiment Königin Olga (1. Württembergisches) Nr. 119 zur Uebung mit dem Gewehr ll. 71 eingezogen waren, können ihr Guthaben an Kleinmontirungs- geld in der Zeit vom 1. bis 22. August bei dem Bezirksfeldwebel in Nagold persönlich empfangen, oder durch einen mit beurkundeter Vollmacht versehenen Beauf­tragten abholen lassen.

Calw, den 24. Juli 1875.

Landwehrbezirkskommando.

Die Schuliheißenämter werden aufge­fordert, den betreffenden Reservisten hievon Eröffnung zu machen.

Nagold, 26. Juli 1875.

K. Oberamt.

Husuadel, Amtmann, g. St-V.

S ch i e t i n g e n, Gerichtsbezirks Nagold.

Gläubiger-Ausruf.

Um bei der Verlassenschaststheilung der si Veronika, geb. Katz, gew. Ehefrau des früheren Landjägers von Unterihalheim Josef Schilling, Restaurateurs dahier, den Vermögens-' und Schuldenstand fest­stellen zu können, werden sämmtliche Gläu­biger der rc. Schilling'schen Eheleute hiemit aufgefordert, ihre Forderungen binnen 10 Tagen

der Unterzeichneten Stelle anzumelden und zu erweisen, widrigenfalls sie bei der Ver- lasscnschasthcilung nicht berücksichtigt würden.

Den 24. Juli 1875.

Namens der Theilungsbehörde:

K. Gerichtsnotariat Nagold.

Ass. Wenzler.

Revier A l t e n st a i g.

Wasserbau-Accorb.

Am Freitag den 30. d. M., Morgens 9 Uhr,

wird im grünen Baum in Altenstaig ver­geben die Herstellung

1) von Ufermauern in Altenstaig,

Ueberschlag 822

2) der Monhardter Stube Grab-, Mau­rer-, Zimmer- und Schmid-Arbeit,

4800

K- Revieramt.

H a i t c r b a ch, Gerichtsbezirks Nagold.

Gläubiger-Aufruf.

Um das Nachlaßvermögen des kürzlich hier verstorbenen Johannes Schuon, Webers