verfehlt. König Oskar fuhr darauf beim auswärtigen Amte vor, um den Fürsten zu besuchen, traf ihn aber ebenfalls nicht zu Hanse. Gleichwohl bat der König den deutschen Reichskanzler gesprochen und ihm eine besondere Äuszeichung widerfahren lassen, indem er ihm dest höchsten schwedischen Orden, das Großkccuz des Seraphinenordens, verlieh.

Berlin, 1. Juni. Gegenüber den gestern im Oberhause abgegebenen Erklärungen Derby's bemerkt derReichs-Anzeiger", es sei richtig, daß die Vermehrung der französischen Eadres in Berlin eine gewisse Beunruhigung erzeugt habe. Zu keiner Zeit aber habe die Neichs-Negierung beabsichtigt, Frankreich zur Reduc- tion seiner Streilkräfte anfzufordern. Der Gedanke an eine solche Maßregel sei niemals erwähnt worden.

Berlin, 2. Juni, Vorm. Der König von Schweden ist heute Morgen 9^/« Uhr mittelst Extrazugcs nach Dresden abge­reist. Der Kaiser und der Kronprinz holten den König von- Schlosse ab und begleiteten ihn zum Bahnhofe. Der Kaiser überreichte dem König gestern eigenhändig die Keile des Haus- Ordens von Hohenzollern.

Berlin, 2. Juni. Die Osftciere des Kaiser Franz-Regi­ments gaben gestern dem deutschen Kaiser und dem König von Schweden ein Dejeuner. Der Kaiser brachte dabei folgenden Toast aus:Erlauben Ew. Mas., in engerem militärischen Kreise Dank für das ersichtliche Jnteressea uszusprechen, das Sie für meine Armee bewiesen nnd welches besonders bei Besichtigung der Gardetrnppen hervortrat. Namens dieser Truppen rnse ich: Es lebe Se. Maj. der König von Schweden und Norwegen, Hurrah!" Der König von Schweden antwortete darauf:Erlauben Ew. Majestät, daß ich Ihnen meinen Dank aussprechen darf. Ew. Maj. haben mir von Jugend auf so viel Beweise von Liebe und Freundschaft erwiesen und in diesen Tagen eine so freundliche Aufnahme bereitet, daß ich wünsche, die Waffenbrüderschaft unserer Armeen möge immer inniger werden und mit der Vereinigung unserer Völker Hand in Hand gehen. Se. Maj. der deutsche Kaiser und König von Preußen lebe hoch!"

Breslau, 26. Mai. Dem cmcritinen Pfarrer Dzierzon, dem Vater der neueren Bienenzucht, welcher sich gegen das Un­fehlbarkeitsdogma erklärt hatte, ist seitens ves Fürstbischofs von Breslau die Pension gestrichen worden, obwohl D durch die betreffenden Beiträge zur Diözesan-Penstouskasse volles Anrecht aus die Pension hat. Pfarrer D. klagte, und das Stadtgericht Hierselbst verurtheilre den Fürstbischof zur Zahlung der Pension nebst Zinsen und Kosten. Der Fürstbischof hat gegen das Er- kenntniß appellirt.

Gotha, 1. Juni. Das Programm ders o c i a l i st is ch e n A rb e iter-Part ei Deutschlands" lautet nach derFrkf. Ztg." buchstäblich wie folgt: I. Die Arbeit ist die Duelle alles Reich- thums und aller Cultnr, und da allgemein nutzbringende Arbeit nur durch die Gesellschaft möglich ist, so gehört der Gesellschaft, das heißt allen ihren Gliedern, das gesammte Arbeits-Product, bei allgemeiner Arbeitspflicht, nach gleichem Recht, Jedem nach seinen vernunftgemäßen Bedürfnissen. In der heutigen Gesell­schaft sind die Arbeits Mittel Monopol der Capitalisten-Elaste; die hierdurch bedingte Abhängkeil der Arbeiter-Classe ist die Ur­sache des Elends und der Knechtschaft in allen Formen. Die Befreiung der Arbeit erfordert die Verwandlung der Arbeits- Mittel in Gemeingut der Gesellschaft und die genossenschaftliche Regelung der Gesammt-Arbeit mit gemeinnütziger Verwendung und gerechter Verkeilung des Arbeits-Ertrages. Die Befreiung der Arbeit muß das Werk der Arbeiter-Elaste sein, der gegen­über alle anderen Elasten nur eine reaktionäre Masse sind. II. Von diesen Grundsätzen ausgehend, erstrebt die sozialistische Arbeiter-Partei Deutschlands mit allen gesetzlichen Mitteln den freien Staat und die sozialistische Gesellschaft, die Zerbrechung des ehernen Lohn-Gesetzes durch Abschaffung des Systems der Lohn-Arbeit, die Aufhebung der Ausbeutung in jeder Gestalt, die Beseitigung aller socialen und politischen. Ungleichheit. Die socialistische Arbeiter-Partei Deutschlands, obgleich im nationalen Rahmen wikend, ist sich des internationlen Charakters der Ar­beiter-Bewegung bewußt und entschlossen, alle Pflichten, welche derselbe den Arbeitern auferlegt, zu erfüllen, um die Verbrüderung aller Menschen zur Wahrheit zu machen. Die socialistische Ar­beiter-Partei Deutschlands fordert, um die Lösung der socialen Frage anznbahnen, die Errichtung von socialistischen Productiv- Genosseuschaften mit Staatshülfe unter der demokratischen Con­trols des arbeitenden Volkes. Die Productiv-Genosscnschaften sind für Industrie und Ackerbau in solchem Umfange in's Leben zu rufen, daß aus ihnen die socialische Organisation der Gesammt- Arbeit entsteht. Die socialistische Arbeiter-Partei Deutschlands fordert als Grundlagen des Staates: 1) Allgemeines, gleiches,

direktes Wahl- und Stimm-Recht, mit geheimer nnd obligatori­scher Stimmabgabe aller Staats-Angehörigen vom 20. Lebens­jahre an für alle Wahlen und Abstimmungen in Staat und Gemeinde. Der Wahl- oder Abstimmungs-Tag muß ein Sonn­tag oder Festtag sein. 2) Direkte Gesetzgebung durch das Volk. Entscheidung über Krieg und Frieden durch das Volk. 3) All­gemeine Wehrhaftigkeit. Volkswehr an Stelle der stehenden

Heere. 4) Abschaffung aller Ausnahme-Gesetze, namentlich der Preß-, Vereins- und Versammlungs-Gesetze, überhaupt aller Gesetze, welche die freie Meinungs-Aeußerung, das freie Denken und Forschen beschränken. 5) Rechtsprechung durch das Volk. Unentgeltliche Rechtspflege. 6) Allgemeine und gleiche Volks- Erziehung durch den Staat. Allgemeine Schulpflicht. Unentgelt­licher Unterricht in allen Bildungs-Anstalten. Erklärung der Religion zur Privatsache. Die socialistische Arbeiter-Partei Deutschlands fordert innerhalb der heutigen Gesellschaft: 1) Mög­lichste Ausdehnung der politischen Rechte und Freiheiten im Sinne der obigen Forderungen. 2) Eine einzige progressive Einkommen­steuer für Staat und Gemeinde, anstatt aller bestehenden, insbe­sondere der das Volk belastenden indirekten Steuern. 3) Unbe­schränktes Coalitions-Recht. 4) Einen den Gesellschafts-Bedürf­nissen entsprechenden Normal-Arbeitstag. Verbot der Sonntags- Arbeit. 5) Verbot der Kinder-Arbcit und aller die Gesundheit und Sittlichkeit schädigenden Frauen-Arbeit. 6) Sanitätliche Controle der Arbeiter-Wohnungen. Uebcrwachung der Bergwerke, der Fabrik, Werkstatt- und Haus-Industrie durch von den Arbeitern gewählte Beamte. Ein wirksames Haftpflicht-Gesetz. 7) Rege­lung der Gefängniß-Arbeit. 8) Volle Selbstverwaltung für alle Arbeiter-Hülfs- und Unterftützungs Caffen."

Der Besitz des Fürstbischofs von Breslau ill Oestec- reichisch-Schlesieu ist ein eb.enso schöner, als einträglicher. Er umfaßt u. a. 160,000 Morgen des schönsten Forstes, 4 Meier­höfe, ein großartiges Eisenhüttenwerk, 3 Brauhäuser, Gerechtsame aller Art u, s. w , und beträgt die jährliche Einnahme des Fürst­bischofs aus seinem Besitze in Oesterreich-Schlesien nach ganz zu­verlässiger Quelle netto 300,000 fl. ösir. Währung ohne den Werth der prächtig gelegenen Residenz auf dem Bergschloffe Jo­hannesberg. (Und sein Herr und Meister wnßte nicht, wohin er sein Haupt legen konnte. Wie sich doch alles auf der Welt ändern kann.)

Bei der Hochfluth der Prozessionen zu den Heiligen und den Gnadenorten aller Art geht kein Handel besser als der mit Herrgöttern" und Rosenkränzen. In Aachen allein, wo die Frömmigkeit über die belgische Gränze hinüberwandert, wurden in dem ersten Vierteljahr 1873 über 400 Ceutner hölzerne Herrgötter und Rosenkränze eiiigeführl, theils aus Belgien und Frankreich, theils aus Böhmen.

Das Festungswerk von M e tz ist nun rings um die Stadt geschlossen. Den im Jahr 1870 vorhandenen sieben Forts sind vier neue hinzugekommen. Der Umfang der Befestigung beträgt 24, der Durchmesser 14 bis 18 Kilometer. Die fertig gestellten Magazine genügen, um für die Kriegsbesatzung von 3032,000 Mann Lebensmittel auf drei bis vier Jahre aufzunehmen. Auch die Festung Straßburg ist bald ihrer Vollendung nahe.

Basel, 1. Juni. DieBaseler Nachrichten" theilen einen Gesetzentwurf der Berner Regierung, betreffend die Störung des religiösen Friedens mit. Der Entwurf untersagt die Vornahme von kirchlichen Ceremonien außerhalb der Kirchen, ausgenommen Begräbnisse, und bedroht die Anregung zum Haß gegen andere Konfessionen mit einer Strafe bis zu 1000 Francs, eventuell bis zu einem Jahre Gesängniß. Geistliche, welche bei Anlaß eines Gottesdienstes Einrichtungen des Staats in einer den Frieden gefährdenden Weise zum Gegenstände von Erörte­rungen machen, sollen ebenfalls mit einer Geldstrafe bis zu 1000 Frcs. eventuell mit einer Gefängnißstrase bis zu 1 Jahre bestraft werden. Die Vornahme bischöflicher Jurisdiktionsakt« von staatlich nicht anerkannten kirchlichen Oberen ist nur mit Bewilligung der Regierung gestattet. Auf Zuwiderhandlungen ist eiue Strafe bis zu 2000 Frcs. eventuell bis zu 2 Jahren Gesängniß gesetzt. Versammlungen von Religionsgesellschaften, welche die öffentliche Ordnung stören, sollen nicht geduldet und die Theilnahme an denselben durch das Gericht geahndet werden.

Madrid, I.Juni. Der Tiempo berichtet von einer großen Feuersbrunst zu Cab anal bei Valencia. 300 Häuser sind ab­gebrannt und 300 Familien obdachlos. (S. M.)

Schreckliche Feuersbrunst. Man schreibt derKasch. Ztg." aus Göncz:Gestern, den 20. d., um 2 Uhr Nachmittags, brach bei heftigem Sturme am oberen Ende der Stadt Feuer aus, welches in weniger als einer halben Viertelstunde gegen 2ö0 'Wohnhäuser und über 400 Nebengebäude ergriff. Das verheerende Element, von furchtbarem Winde gepeitscht, verwan­delte mir Blitzesschnelle mehr als den dritten Theil der Stadt in ein wahres Flammenmeer. Der größte Theil der Bevölkerung war eben auf dem Felde und in den Weingärten beschäftigt, und als die Leute nach Hause kamen, fanden sie ihre Habe in Asche verwandelt. Leider ist auch ein Menschenleben zu beklagen. Eine Frau stürzte sich nämlich in ihr brennendes Haus und rettete ihre zwei im Zimmer befindlichen Kinder; als sie aber nochmals in das Haus dringen wollte, um etwas von ihrer Habe der Ver­nichtung zu entreißen, begrub sie das znsammenstürzende Gebäude unter seinen Trümmern.

In der Kirche erhängt. Am 20. vor. Mon. wurde in der Kirche zu Strebicso im Beregher Comitate Ungarns eben die Messe gelesen, als ein fremder Mann eintrat, vor dem Altar