Nr. 64
Trick eirri wöchentlich Swal »« tvükt dslbrLhrlich Vier 54 kr., r« Bezirk mit PostaussLiog 1 kl. S!r.
Samstag den 5. Juni.
Jnscrationsgebühr für die Zspaltlge Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 3 Kreuzer, - 0> t «F bei mehrmaliger je 2 Kreuzer.
ElmlIieheS«
Nagold.
Floßsperre.
In Betracht des gegenwärtigen nieder» Wasserstandes, bei welchem der Betrieb der Wasserwerke und Mühlen durch unbeschränkte Ausübung der Flößerei zu sehr Noth leiden muß, wird der Floßbetrieb aus der Nagold bis ans Weiteres (d. h. bis der Wasserstand dieses Flusses die Wiederanshebung dieser außeror- denllichen Maßregel wieder zuläßt) in der Weise beschränkt, daß aus den Wasserstuben ab Altenslaig und bei Monhardt nur an den 3 Wochentagen
Dienstag, Donnerstag und Samstag die Flöße nur einmal und zwar in der früh abgehen dürsen.
" Zuwiderhandlungen werden mit Ungchorsamsstrafen bis zu 20 Thaler oder Haft bis zu 8 Lagen bestraft.
Den 3. Juni 1875.
K. Oberamt.
G ü n t n e r.
An die Gewerbevercine. Der mit dem 1. Juli d. I. eintretende Uebergang zur Markrechnung wird wesentlich erleichtert und gefördert, und es werden die mit dem Uebergang der Natur der Sache nach verbundenen Unzuträglichkeiten erheblich vermindert werden, wenn der Umtausch der Münzen süddeutscher Währung gegen Münzen der neuen Währung nicht bis zum Tage des Eintritts der Markrechnung verschoben wird, sondern schon von dem Beginn der Umwechslung, also vom 7. Juni d. I. an größere Quantitäten der Münzen des Guldenfußes gegen neue Münzen umgewechselt werden. Für den Verkehr kann die frühere Einwechslung mit keinen Unzuträglichkeiten verbunden sein, da für die meisten der in Betracht kommenden Münzen, namentlich die Eingulden , Halbgulden- und Sechskreuzer-Stücke in den Einthaler-, Einmark- und Zwanzig-Pfennig-Stücken ein ganz geeigneter Ersatz gewährt werden kann, und auch Zehnpfennig-Stücke theilweise zum Ersatz für Groschen dienen können, noch ehe der Zeitpunkt des Uebergangs zur Markrechnung eingetreten ist. Die Emlösungs-, bezw. Umwechslungsstellen sind im Staats-Anzeiger Nr. 89 vom 18. April (und im Gesellschafter) theils schon bekannt gegeben. Ebendaselbst sind nähere Bestimmungen über das Verfahren getroffen. Wenn indessen die Umwechslung auf praktischem Wege und in möglichst kurzer Zeit vor sich gehen soll, so muß der Handels- und Gewerbe stand den Einlösungsstellen in die Hände arbeiten. Dies geschieht dadurch, daß der Einzelne, der selbst zur Einlöfungsstelle gehen will, seinen Baarvorrath zuvor rollirt und sortirt, und zwar womöglich in Summen, welche durch die neuen Münzen sofort in gleichem oder möglichst annäherndem Werth ausgedrückt werden können, z. B. 105 Gulden-Stücke — 60 Thaler-Rollen, 116 Halbgulden-Stücke* — 100 Mark-Rollen (*mit 20 kr. Münze), 175 Sechser-Rollen — 30 Mark in Zwanzig-Pfennig-Rollen, auch für die Richtigkeit der Rollirung durch Anschreibung seines Namens oder seiner Firma auf der Rolle einsteht. Nothwendig ist ferner, daß für dieses Geschäft sich freiwillige Mittelspersonen finden, daß z. B. der Ladeninhaber und routinirte Geschäftsmann seinen Kunden gegenüber sich bereit erklärt, die Umwechslung zu besorgen, und zu dem Behuf sich selbst mit einem Vorrath neuer Münzen in verschiedenen Sorten versieht, diese gegen alte umtauscht, und letztere in größeren Quantitäten sortirt und rollirt wieder den Einlösungsstcllen präsentirt. Es bedarf wohl nur der Anregung, damit die Gewerbevereine solchergestalt Vorkehrung für die Umwechslung der Münzen treffen, und daß damit nicht zugewartet wird bis zum 1. Juli, wo dann der Andrang zu den Umwechslungskasfen ein so starker werden müßte, daß diese nicht überall allen Ansprüchen sofort genügen könnten. Ein weiteres Förderungsmittel für die Einführung der Markrechnung wird sodann für die Gewerbe- und Handeltreibenden sein: die rechtzeitige Umsetzung der Preise ihrer Artikel in Markrechnung. Auch hier kann der Uebergang schon jetzt erleichtert werden durch Nebeneinanderstellung der Preise einerseits nach der Gulden- und Kreuzer-Rechnung, andererseits nach der Mark- und Pfennig-Rechnung in den Preislisten und Anschlägen der Artikel in den Läden und sonstigen Verkaufslokalen, wodurch sich ebenso das kaufende Publikum allmälig an die neue Rech-
> nung gewöhnt, wie gleichermaßen der Verkäufer eine Hebung s in derselben bekommen wird Daß die Umrechnungs-Tabellen ein wesentliches Förderungsmittel bilden, wird kaum erwähn: zu wer- ! den brauchen, ebenso, daß cs sich für die Geschäftsleute empfiehlt, sich mit denselben zu versehen. Sie sind ja im Buchhandel nun,
- mehr allenthalben zu haben. Es wird an diesen Andeutungen genügen, um im Handels- und Gewerbestand dasjenige Interesse wachzurufen, welches die Sache erfordert, um unliebsame Störungen im Geschäftsleben zu vermeiden, und die Eingangs erwähnten Voraussetzungen zur Wahrheit zu machen.
(Gewerbebl. aus Württ.)
Lages-Neuigkeiten.
Tagesordnung der Verhandlungen des K. Schwurgenchlshoses Tübingen im zweiten Quartal 1875: 1) den II. Juni, Norm. 9 Uhr: Anklagesache gegen den ledigen Seiler Leonhard Bohrer von Heiden- i heim, K. Baierischen Bezirksamts Tunzenhausen, wegen erschwerter Fäl- z schung einer öffentlichen Urkunde und wegen Betrugs; 2) den IS. Juni, Vormittags 9 Uhr: Anklagesache gegen den ledigen Kaufmann Adolf Pfeifer von Rottenburg, wegen versuchten Tovtschlags; 3) den 16. Juni, Vormittags 9 Uhr: Ankl. gegen den KrämsrLPHilipp Brszing von Hailerbach, Oberamts Nagold, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit; 4) den 16- Juni, Nachm. 3 Uhr: Ankl- gegen den Taglöhner Johannes Bayer von Pliezhausen, Oberamts Tübingen, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit; 5) den 17. Juni, Vorm. 9 Uhr: Ankl. gegen den Taglöhner Friedrich Klein aon Gültstsin, Oberamts Herrenberg, wegen Meineids.
In der 29. Sitzung der Kammer der Abgeordneten wird die Zusammenstellung der Beschlüsse über das Körperschasiswald- gesetz genehmigt und das Gesetz mit der Endabstimmung mit 45 gegen 35 Stimmen angenommen. Dasselbe geht nun an die erste Kammer.
Gegenwärtig ist in Berg (Vorstad! Stuttgart) eine gelehr t e H u nd efa m i! i e zu sehen. Was diese niedlichen Schooß- hündchen alles können, ist wirklich staunenswerlh, man darf sie als Wunder der Dressur bezeichnen. Aus einem aufgelegten Kartenspiele suchen sie mit Sicherheit jede Karte heraus, die gefordert wird, rechnen in allen vier Species, indem sie die Resultate der gestellten Aufgabe aus mehreren auf Karten geschriebenen Einheitszahlen zusammensetzen und fie beweisen auch, daß sie lesen können, indem sie die Buchstaben der gelesenen Worte aus einem aufgelegten Alphabete heraussuchen. Es ist rein unbegreiflich, wie man Thiere so weit bringen kann.
Aus Friedrichshafen wird gemeldet, daß in dortiger Gegend der Kaiwurm an den Apfelbäumen große Verheerungen anrichte, so daß der Ertrag dieser Obstgaitung nur ein geringer sein werde. Dagegen stehen aber die Birnbäume und der Weinstock um so besser. Sie werden voraussichtlich reichen Ertrag gewähren.
Die Entdeckung einer PfahlbauLenstation ist vor einigen Tagen Stunde von dem Weiler Aichbühl im Bereiche des ehemaligen zum Federsee gehörigen Seegebiets, jetzigen Torfmoors von Schussenried, beim Torfstechen im Staatsried beim Durchstechen der untersten Schichte auf Holzlager gemacht worden. Das Holz war fo weich, daß es wie Torf abgestochen werden konnte. Es kamen Töpfergeschirr, Knochen u. s. w. zum Vorschein, und als Revierförster Frank die Sache mit Umsicht in die Hand nahm und weitere Nachforschungen anstellte, fanden sich Scherben von Schüsseln und Töpfen und solche mit Verzierungen, Feuersteinmesser, Steinbeile, Waffen aus Hirschhorn, Schädeltheile und Geweihstücke vom Edelhirsch, Reh, Schwein, Pfahlbaulenweizen u. s. w. vor. Die Station Aichbühl gehört jedenfalls zur Dtein- periode, da nirgends Eisen oder Bronce gesunden wurde.
Karlsruhe, 31. Mai. Der weitaus größte Theil des Dorfes Krenkingen bei Thiengen ist am Fronleichnamstag abgebrannt. Das Pfarramt erläßt unter Darstellung des herrschenden Elends einen Hilfeaufruf. Zwanzig von 41 Häusern und gerade die größten sind abgebrannt, ein Theil des Viehstandes und zahlreiche Vorräthe sind vernichtet.
Als Seltsamkeit wird berichtet, daß es in der Gegend von Holenstein (Oberpfalz) am Fronleichnamsfest geschneit hat. Auch an einigen Orten in Sachsen hat es geschneit.
Berlin, 1. Juni. Fürst Bismarck hat dem fchwed. Königspaare feine Aufwartungen machen wollen, aber den König