tragisches Ende. Derselbe hatte ein Gewächs am Halse, welches er los haben wollte. Er ging nun zu einem Wunderdoktor nach Waldbach, welcher ihm das Gewächs kurzweg und so gründlich vom Halse wegschnitt, daß er in Folge eingetretener Verblutung kurze Zeit hierauf starb. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.
Karlsruhe, 31. Mai. Bei der heutigen Serienziehung der badischen 35 fl.-Loose von 1845 wurden folgende Serien gezogen: 5972 3849 7962 4070 2117 8160 7796 6750 3120 6327 6553 1912 2122 2683 5546 4633 1317 592 6011 7161.
München, 31. Mai. Der „Süddeutschen Presse" zufolge wäre der Pfarrer Schneider zu Stamsried in der Öbcrpfalz vom Könige zum Erzbischöfe von Bamberg ernannt worden.
König Ludwig hat den Geistlichen in München den Drodkorb noch nicht höher gehängt. Am Mittag des Fronleichnams- Festes saßen ihrer 96 an seiner Tafel im Rittersaale der k. Residenz — er selber aß in Hohenschwangau - und ließen sich's trefflich schmecken. Es gab (die Kinder der Welt sind neugierig) Schildkrötensuppe, Amaul (?) mit Holländer-Sauce, Rindfleisch mit gefülltem Kohlrabi, gedämpfte Spiclhahnen, Gänsebraten mit italien. Salat, Ulmer Spargel, englischen Pudding, Malteser Torte, Gefrornes (Himbeer und Vanille). Auch die Weine waren nicht schlecht: Madeira zum Schärfen des Appetits (was unnöthig), Bordeaux, Leoville, Champagner, Rauenthaler 1866. Lemenes. Die Gesichter der 96 Herren glühten vor Dankbarkeit und alle gelobten im Stillen, für solche Bethätigung seiner Frömmigkeit solle der König auch einmal wieder ein Wort frei haben an das Schicksal.
Berlin, 29. Mai. Der Kaiser und der König von Schweoen begaben sich heute Vormittag zur Parade nach dem Tempelhofer Felde, der auch die Königin von Schweden, der Kronprinz und die Kronprinzessin und die Kgl. Prinzen beiwohnten. Die Parade nahm den glänzendsten Verlauf. An dem Galadiner im weißen Saale des Kgl. Schlosses nahmen außer dem Kaiser und seinen hohen Gästen der Kronprinz, die Kronprinzessin, die Mitglieder der schwedischen Gesandtschaft, die Staatsminister und Generale, sowie die Präsidenten beider Häuser des Landtags bei.
Berlin, 31. Mai. Die Königin von Schweden ist heute Nachm. 3 Uhr nach Dresden abgereist. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist gestern Abend wieder hier eingetroffen und begab sich heute Nachm. 2 Uhr zum Könige von Schweden.
Der König von Schweden ist am Sonntag bei dem General-Feldmarschall Grafen Moltke wie bei dem Reichskanzler Fürsten Bismarck vorgefahren und hat seinen Besuch anmelden lasten, obschon er wußte, daß beide Herren nicht anwesend waren. Man nimmt diese Auszeichnung sehr hoch auf..
Stettin. Ein beachtung-werther Vergiftungsfall ist hier dieser Tage mittelst eines Hutes vorgekommen. Von der Firma Saltzmann und Kohnke wurde am Tage vor Pfingsten ein Filzhur gekauft. Nach 2 Tagen stellte sich bei dem Käufer, obgleich der Hut nicht im Mindesten drückte, Kopfschmerz heraus und auf der Stirn bildete sich unter der Geschwulst ein Ausschlag, dessen einzelne kleine Geschwüre in Eiterung übergingen. Auch die Augen entzündeten sich derart, daß sie fast zuschwollen und die Geschwulst sich auch den übrigen Theilen des Gesichts mitlheilts- Es lag nahe, daß diese Erscheinungen vom Tragen des Hutes herrührten: dieser wurde einem Gerichtschemiker zur Untersuchung übergeben, welcher konstatirte, daß das braune Schweißleder des Hutes mit gisthaltiger Anilinfarbe gefärbt sei, wie dies leider jetzt häufiger vorkomme. Eine Vergiftung, resp. Entzündung sei unvermeidlich, wo dieser Farbestoff unmittelbar mit der menschlichen Haut in Berührung komme, was beim Hutsutter unausbleiblich sei. Nachdem auch ein Arzt dieses Gutachten bestätigt, ist der Polizei von dem Vorfall Anzeige gemacht worden.
Münster, 29. Mai. Wie die „N.-L. C. erfährt, wird nun auch den Bischof Dr. Brinkmann sein Schicksal ereilen. Der Ober-Präsident von Westfalen hat bereits auf Grund des Gesetzes vom 12. Mai !873 an ihn die Aufforderung zur Niederlegung seines Amtes ergehen lassen, und es wird, da der Bischof dieser Aufforderung innerhalb der gesetzten Frist selbstverständlich nicht Nachkommen wird, demnächst bei dem Gerichtshöfe für kirchliche Angelegenheiten der Antrag auf Einleitung des Verfahrens Behufs Einlassung aus dem Amte gestellt werden muffen.
Straßburg, 27. Mai. Der unglückliche Rival des Znbowitz, Lieutenant Salvi, ist gestern hier angekommen. Ec kommt von Nancy, wo er sich aufhalten mußte, da sein Pferd verwundet war und nicht weiter nach Paris lausen konnte. Der Lieutenant Salvi, sagt das Elf. I., ist sehr betrübt über sein Mißgeschick: er verliert ungefähr 15,000 fl. in verschiedenen Welken.
Im Kanton Wallis haben die Maikäfer die Bäume buchstäblich entblättert und machen sich nun an die Reben, wo sie unermeßlichen Schaden anrichten.
Wien, 29 Mai. Die Distanzritte scheinen durch Distanzgänge abgelöst werden zu sollen. Dr. Wurzer hat mit dem Frhni. v. Mayer — Beide sind Mitglieder des Tonristenklubs — gewettet, daß er genau in 14 Tagmärschen den Weg von Wien nach Genf zu Fuß zurücklegen werde. Gestern hat der Marsch unter berittener Controle begonnen. Dis Wette beträgt 2000 Gulden. (N. B.-Z.)
Wien, 21. Mai. Gestern Vormittag fand die feierliche Eröffnung des neuen Donaudurchstichs durch den Kaiser dem
Programm gemäß statt. Der Kaiser erwiderte die dankende Ansprache des Ministers Lasser mit dem Ausdruck der Hoffnung auf die Befestigung und das Aufblühen der Industrie, des Handels und des Verkehrs in Oesterreich.
Der Donaudurchstich ist die bedeutendste der Arbeiten, welche zum Zweck der Donauregulirung bei Wien ausgeführt werden. Neben der Beförderung der Schifffahrt ist ein Hauptvortheil der, daß mehr als eine halbe Million Quadratklafter allein am neuen rechten Ufer als Baugrund gewonnen sind, so daß über 6000 Häuser dort errichtet werden könnten. Mit dem am linken Ufer bereits gewonnenen Baugrunde ergibt sich nach Abrechnung der für Straßen, Plätze und Gartenanlagen reservirten Fläche» ein Raum von 734,000 Quadratklafter zur Ueberbauung. Nachdem der Strom jetzt in ein mächtiges Bett zusammengefaßt ist, feste Ufer in genügender Höhe dies Bett begrenzen und dem Strom seine Richtung anweisen, ist die Gefahr der Uebcrschwemmung nicht mehr zu besorgen. — Der Kaiser hat den Bauunternehmern Couvreux und Hersent, ferner einigen Mitgliedern der Donau- regulirungskommission Orden verliehen.
Zn Belgien soll König Leopold selbst es gewesen sei«, der seinem Ministerium die entgegenkommende Note gegen Deutschland aufgetragen habe. (N. B.-Z.)
London, 29. Mai. Einem Berliner Telegramm der „Pall Mall Gazette" zusolge ließ die deutsche Regierung der englischen durch den Grafen Münster für das Angebot der Vermittlung zur Friedenserhaltung ihren Dank aussprechen.
New-2)ork. Die katholische Kirche in Holyoka (Mafsa- chusets) gerieth während des Gottesdienstes in Brand, wobei 60 Personen um das Leben kamen.
Der Ring der Muttier.
(Fortsetzung.)
Leonie erhob sich, erst jetzt bemerkte sie in den getroffenen Anordnungen die Hand des treuen Dieners.
Das Bett stand in der Mitte des Gemachs, die Fensterläden waren geschloffen, aber die brennenden Wachskerzen, welche das Lager umgaben, verbreiteten Tageshelle. Kränze und Guir- landen, aus Cypressen, Epheu und Eichenlaub gewunden, lagen auf der Decke und den Kissen.
Leonie saß zu Häupten des Verblichenen, ihre ganze Vergangenheit zog an ihrem geistigen Auge vorüber.
Ach, wie ganz anders war es in diesem Hause gewesen, als ihre Mutter noch lebte und der Geist der Liebe in den Räumen schaltete.
Wie war es möglich, daß nach dem Tode dieser liebevollen Gattin das Herz des Vaters sich einer Andern hatte zuwende» könne»I
Leonie erinnerte sich noch genau des Tages, an welchem diese Andere zum ersten Male die Schwelle des Hauses überschritten hatte. In den ersten Stunden hatte sie sich zu der blendend schönen Dame hingezogen gefühlt, und wenn Henriette herzlich und liebevoll gewesen wäre, so würde sie das Herz des Kindes für immer gewonnen haben.
Aber ihr Stolz, ihre Kälte, ihr schroffer Hochmuth, ihr Eigennutz und ihre Gefallsucht verwischten gar bald den ersten guten Eindruck, und krampfhaft zog das Herz Leoniens sich zusammen, als sie die Entdeckung machte, daß dieselbe eitle, stolze Dame vahin strebte, den Wittwer in ihre Netze zu locken.
Und als cs ihr gelungen war, als der Myrthenkranz das stolze Haupt schmückte, da wußte Leonie, daß sie das Herz ihres Vaters verloren hatte.
Es waren traurige Tage, die der fröhlichen Hochzeit folgten, Tage, welche Leonie gerne für immer aus ihrem Gedächtniß verbannt hätte. Dann war plötzlich ein Lichtstrahl ln diese Nacht des Kummers gefallen, aber ach, wie bald hatten düstere Wolken die Sonne wieder umhüllt, wie bald war aus dem Schooße dieser Wolken der vernichtende Blitzstrahl niedergefahren!
O, sie wußie es wohl, daß der Vater ihr dennoch vergeben hätte, wenn er nicht von dieser heuchlerischen Schlange so sehr umstrickt gewesen wäre!
Es war ja unmöglich, daß die Liebe zn seinem Kinde ganz in seiner Seele erloschen sein sollte, da mußte noch ein Funken glühen und gewiß hätte ein Wort der Liebe ihn wieder zur Flamme angefacht.
Das konnte Leonie ihrer Stiefmutter nicht verzeihen!
Ans ihrem Sinnen schreckte der Eintritt des Arztes die junge Frau empor.
Er reichte ihr die Hand und versicherte sie seiner herzlichen Theilnahme, seine Worte thaten ihrem Herzen wohl.
„Aber was ist das?" sagte der Arzt, indem er sich rasch der Leiche näherte. „Ich sehe nicht die geringsten Symptome der Cholera."
„Leonie blickte ihn betroffen an; Fahrenschmidt zuckte leicht die Achseln.
„Ich glaube dennoch, daß Herr von Weinheim an dieser Krankheit gestorben ist," erwiderte der Letztere.