AMsbLlttt für deu Oberümtsbezirk NagöLd.
Erscheint wöchentlich 3mal unv toitc: .
Nr. 63. d-IdjäbrUck hier 5! tr., im Bezirk Aonnerstag den 3. Zum.
' ' mit Postaufschtag 1 fl. 8 kr.
Inserationsgebühr für die 3,'paltkge Zeile aus -r-wöhnücher Schrift bei einmaliger Einrückung 3 Kreuzer, bei mebrinaiiger je 2 Kreuzer.
AM- Bestellungen auf den „Gesellschafter" können auch für den Monat Juni gemacht werden bei jedem Postamt oder den betr. Postboten. _
Amtliches.
»Nagold.
An die Ortsvorsteher.
Unter Beziehung auf Abs. 2 des Erlasses kgl. Ministeriums des Innern vom 21. April d. I., Minist.-Nmtsblatt S. 98, werden die Ortsvorsteher angewiesen, die Finanzimnisterial-Ver- jügung vom 13. April 1875, betr. die Umwechslung der Münzen süddeutscher Währung (Staats-Anzeiger Nro. 89 und Gesellschafter Nro. 58) auf ortsübliche Weise sofort in der Gemeinde bekannt zu machen und daß dieß geschehen, innerhalb 8 Tagen hiehcr onzuzeigen.
Den 1. Juni 1875.
K. Oberamt. Güntner.
Nagold.
Die Ortsvoritcher werden ausgefordert, die Sportelnrkunden des Quartals 1. März bis letzten Mai 1875, soweit es nicht bereits geschehen, sofort einzusenden.
Den 1. Juni 1875.
K. Oberamt.
G ü ntne r.
Nagold.
An die gemeiusch. Aemter.
Die Jahresberichte über die mit Geld - Unterstützung von Seiten der Centralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins bestehenden Kleinkinderschulen auf 1. Mai 1875 wollen binnen 8 Tagen eingesendet werden.
Den 1. Juni 1875.
Kgl. gem. Oberamt.
/ Lages-Nenigkeite».
Nagold, 30. Mai. Am 24. Mai tagte hier die alljährliche Bezirksversammlunz der Apotheker des Schwarzwald.' kreises. Troz der ungünstigen Eisenbahnverbindungen waren Theilnehmer aus allen Theileu des Schwarzwaldes, sowie auch aus dem Donaukreise erschienen. Die ersten Besucher begaben sich auf den auch in botanischer Hinsicht interessanten Schloßberg. Die Versammlung fand in dem altberühmten Gasthos zur Post statt in einem durch eine naturwissenschaftliche Ausstellung von Pflanzen, Thieren und Mineralien festlich geschmückten >L>aale. Vor 25 Jahren halte zum letztenmal eine solche Wanderversammlung in Nagold getagt und nur wenige ehrwürdige Veteranen aus jener Zeit, von den Kollegen mit Jubel begrüßt, waren anwesend. Nach einer kurzen Eröffnungsrede des Direktor Kachel aus Reutlingen begrüßte Apotheker Kober von hier die Gäste und gab an der Hand der von'ihm aufs Beste arrangirten Ausstellung in vortrefflicher Rede einen Ueberblick über die naturhistorischen Vorkommnisse Schwarzwaldes, speziell der Umgebung von Nagold, wobei er auch die neuestcns gemachten interessanten Ausgrabungen von altgermanischen Grabstätten mit allemanischen und römischen Ueberresten nicht unerwähnt ließ. Hieran reihte sich die Berathung der weiter im Programm vorgesehenen Gegenstände, besonders über Reformen des Medizinalwesens, über Negulirung des Konzessionswesens, über den Schutz des Publikums gegen den Geheimmittelschwindel. Das Festmahl brachte Toaste heiterer und ernster Art, namentlich wurde des um die Pharmazie so hoch verdienten hier gestorbenen vr. Zeller gedacht. In heiterer Stimmung verließen die Theilnehmer die freundliche Stadt und bedauerten die knapp zugemessene Zeit. (S. M ) r, * Letzten Samstag schied aus unserem Bezirke und Geschäftskreise ein Mann, dem gewiß Viele die besten Wünsche auf seine jetzige Heimatstätte Nachfolgen lassen werden. Es ist dieß Herr Kaufmann I. G. Koch von Rohrdors, der durch sein hohes Alter und Kränklichkeit sein Geschäft abzugeben genöthigt sah und die Lebenstage, die ihm noch vergönnt sein werden, in Ruhe bei einem verheiratheten Sohne in Freudenstadt zu verbringen hofft. Freunde und Gesinnungsgenossen von Nagold und viele seiner Mitbürger suchten ihm noch vor seinem Abzug durch einen
Abschied im Gasthaus zum Ochsen und nachher im Adler ihre Liebe und Achtung zu bcthätigen, wobei Herr Collaborawr Wieland, Dw.-Akluar Wurst, Kfm. Pfleiderer u. a. in warm gesprochenen Worten der Verdienste gedachten, die er sich für den On an: früherer Fabriktheilhabcr, wie für den Bezirk als einstiger Landiazsabge- ordneter und Mitglied der Handels- und Gewerbekammer erworben. Gerechte Anerkennung fand auch seine freisinnige, ächl deutsche Gesinnung und ruhige Beurtheilung der politischen Verhältnisse, weßhalb er auch s. Z. au die Spitze der deutschen Partei des Bezirks gestellt wurde, nicht minder aber auch seine Biederkeit als Bürger niu> sein toleranter christlicher Sinn, welch letzterer besonders für den conses- sionellen Frieden des Orts nicht ohne Einfluß war, daher sein Weggang auch in dieser Beziehung, sowie für die gesellschaftlichen Kreise sehr empfunden werden dürfte. Alle Anwesenden beseelte der innigste Wunsch: möchte dem Scheidenden ein lieblicher Lebensabend beschieden sein. _.
Calw, 30. Mai. Der gestrige Abend versammelte eine sehr zahlreiche Gesellschaft aus allen Ständen zu einem solennen Nachtessen im Saale des Gasthofs zum Waldhorn, um das 40jährige Amtsjubiläum unseres Stadtschultheißen Schuld: zu feiern. Herr Oberamtmanu Doll hob iu einer längeren Ansprache die Verdienste des Herrn Jubilars, welche er sich während seiner 40jährigen Amtsdauer um die hiesige Gemeinde erworben, hervor, und betonte namentlich, wie dieses Wirken auch Allerhöchsten Orts nicht unbemerkt geblieben sei, weßhalb Se. Majestät der König den Herrn Jubilar mit dem Ritterkreuz I. Klaffe des Friedrichsordens auszuzeichncn geruht habe. Es folgte hieraus die feierliche Ueberreichung der Insignien dieses Ordens, woraus Herr Stadtschultheiß Schuldt mir gerührten Worten dank!?, und ein Hoch auf Se. Majestät den König ausbrachte. Es sprachen hierauf noch mehrere Redner, welche sämmilich die Arbeitskraft, die Energie, die Liebe und Fürsorge des Herrn Jubilars für die hiesige Gemeinde und sein freundliches Entgegenkomme!! betonten, und erst spät trennte sich die Gesellschaft, welche hofft, in 10 Jahren auch das goldene Dieustjubiläum des Herrn Stadi- schultheiß Schuldt mitseieru zu dürfen. (N. T.)
Stuttgart, 31. Mai. sLandesproduktenbörse.) Der Getreide- Handel hat allwärts seinen schleppenden Gang beibshaltcn und die Preise konnten sich blos an einigen Ptäzen behaupten. Unsere württembergi- schen Märkte hatten keinen Abschlag und auch vo» unserer heutigen Börse ist keine Preisveränderuug zu verzeichnen, dagegen blieb die Stimmung sehr flau. Wir notiren: Waizen, baierischer 5 fl 54 kr. bis 6 fl. 24 kr. i Kernen 6 fl. bis 6 fl. 15 kr.; Dinkel 3 fl. 48 kr.: Haber 4 fl. 54 kr. bis 5 fl. 24 kr.; Mehlpreise pro 100 Kilogramm iammt Sack: Nr. 1. 18 fl. 15 kr. bis 19 fl. 30 kr I Nr. 2 16 fl. 15 bis 48 kr. ; Nr. 3 IZ fl- 24 bis 48 kr.; Nr. 4 11 fl. 30 bis 48 kr.
In der 28. Sitzung der Kammer der Abgeordneten kam der Gesetzesentwurf über die Festsetzung der Geldbeträge des Bürgerrechtsgesetzes nach der Reichsmarkrechnung zur Berathung. Das Gesetz erhielt seine Zustimmung und werden nach demselben die im Gnldenfuß ausgedrückten Geldbeträge dahin abgeändert, daß an die Stelle von je Einem Gulden zwei Mark treten. Bruchtheile von Pfennigen, die sich bei dieser Umrechnung ergeben, bleiben außer Ansatz.
Mezingen, 30. Mai. In letzter Nacht brannte es in der Lind enmaier'schen Bandfabrik. Gottlob, daß nicht die ganze Stadt in Aufregung versetzt worden ist! Famos war aber die Brandstiftung angegangen. — Durch den ganzen Arbeits- Saal waren in Erdöl getauchte Bänder gezogen, die hölzernen Pfeiler waren mit Erdöl getränkt, ja sogar von den Bandrollen im Kasten gingen in Erdöl getränkte Bänder in den Arbeits- Saal aus. Ein junger Mensch, der über der Fabrik schlief, von dem Rauch aber durch die Oeffnungen der Maschinenriemcn, welche in das obere Geschäft gehen, belästigt und halb erstickt, schrie nach Hilfe, und die gegenüberschlafenden Arbeiter der Beck- und Handte'schen Lederfabrik kamen zu Hilfe, daß das Feuer iu seinem Entstehen konnte gelöscht werden. Doch sind zwei Webstühle verbrannt, und beinahe alle fertige Waare, die lose im Saal herumliegt, werthlos gemacht. Die Fabrik ging vor Kurzem in andere Hände über und mag es dem Gericht überlassen bleiben, den Stifter solcher ruchlosen That herauszufinden.
Heilbronn, 30. Mai. Die „Neckarzeitung" berichtet: In Löwenstein fand vor wenigen Tagen ein junger Bursche ein