beiung des hetligeu Nocks in Trier in diesen: zweiten Sendschreiben. Veranlagt ist dieser Brief durch das nah bevorstehende 25jährige Bischojsjubiläum Ketlelers', zu welchen! sich die Römlinge am Rhein und Main auffällig rüsten.

Posen, 19. Mai. DieGazeta Torunska" erfahr! aus einer Privatguelle, daß der Breslauer Fürstbischof, nachdem er sich in Johannisberg niedergelassen, die preußische Regierung be­nachrichtigt habe, daß er der apostolische Delegat für die Diözese Gneseu sei und daß er von seiner jetzigen Residenz aus seine Mission auch weiterhin ersüllen werde.

sSchnlstatistik.s Das deutsche Reich besitzt in runder Summe 60,000 Volksschulen mit 6 Millionen Schmeru. Auf je 1000 Einwohner kommt etwa eine Schülerzahl von 150. Gymnasien zählt das deutsche Reich 330, Progymnasien 14, Neal- und höhere Bürgerschulen 483. Die Gesammizahl der Schüler an diesen Unierrichtsanstalteu beträgt 177,370. Universitäten sind im deutschen Reiche 20, mit 1624 Lehrern und 15,557 Studi- renden; von den letzten! kommen je über 1000 aus Berlin, Leipzig, München. Polytechnische Schulen gib: es 10 mit 360 Lehrern und 4428 Studirenden.

Aus E ls-L s r h r in g e n, 19. Mai. Es kehren fort­während Ausgewanderte zurück und stellen NauiraiisaiionS- Gesuche. I» der letzten Sitzung des Gemeinderalhs zu Mül­hausen wurden nicht weniger als 58 solcher Gesuche behandelt und denselben entsprochen. Wenn die Rückwanderung noch eine kurze Zeit in dieser Proportion fortdauert, so sind, mit Aus­nahme der Franzosen, welche ohne Option ausgewandert sind, die Lücken, welche der Krieg in der ehemaligen Einwohnerschaft von Mülhausen gemacht, wieder vollständig ausgesüllt. Auch treffen von Zeit zu Zeit Leichen von Ausgewanderten aus Frank­reich ein, um sie nach dem letzten Willen der Verstorbenen in heimathlicher Erde zu begraben. In den letzten Lagen brachten die aus Frankreich kommenden Züge Tausende von Optanten in das Reichsland, um die Pfingsi-Feiertage bei ihren Verwandten zuzubringen. Namentlich in Metz war die Zahl dieser Gäste eine so große, daß die vorhandenen Commnmcations-Mittel sich als gänzlich unzureichend erwiesen.

Seitdem die Bierbrauer Chemie srudiren, wird die Her­stellung des Gerstensaftes bekanntlich nach ganz anderen Grundsätzen und nur zu häufig aus anderen Stoffen, als in der guten alten Zeit, wo man nur Hopfen und Malz kannte, bewirkt. Man hat Surrogate für beides gefunden, und diese werden in ausgedehntestem Maße benutzt. Wenn nur das so hergestellte Gebräu den Gaumen kitzelt, mag dasselbe nun seine Entstehung, wer weiß welchen Stoffen verdanken. Aber immer hat man wenigstens das Bier noch in Brauereien hergestellt. Jedoch auch dieses wird nun nicht mehr nölhig sein. Wie man sich ein Glas Sodawasser mit Brausepulver bereitet, so kann man sich bald auch sein Bier selbst sabriciren. Bekanntlich gilt in neuester Zeit das sog. Pilsener Bier für das feinste aller Biere. Es geht mit demselben wie mit dem Schloß-Johannis­berger Wein, von dem durch die Weinhändler in einem Jahre mehr verkauft wird, als in zehn Jahren auf dem Johannisbergs wächst. Wie das zugehen kann, zeigt folgendes Borkommniß in Frankfurt a. M. Ein Reiseuder in Bier-Surrogaten oder Bier- Pulvern erklärte sich bereit, sofort feinstes Pilsener herzustellen und erbat sich dazu nur einige Gläser frisches Wasser. Er schüttete in jedes Glas ein Pulver, rührte um, und siehe da, bei der Trinkprobe erklärten sämmtliche Anwesenden, keinen Unter­schied zwischen diesem und dem angeblich ächten Pilsener zu finden. Bei Land-Parthien ist es nicht mehr nöthig, ein Faß Bier Herbeiiransporliren zu lassen; man sucht eine Wasser-Quelle, und das mitgebrachte Pulver stellt sofort nach Auswahl jedes ge­wünschte Bier her. Und wie leicht wird es de» Restaurationen I Stets alle Sorten Bier bereit, und statt daß dieselben Mündigen: besonders für mich gebraut" heißt es ganz einfach:selbst ge­braut" !

W i e u, 24. Mai. Ein gewisser Wiesinger wurde als Ur­heber eines Briefes an mehrere Geistliche, u. A. an Pater Beckx, verhaftet, weil er und noch ein Mitschuldiger sich darin erboten, Bismarck zu ermorden.

Wien, 24. Mai. DieNeue freie Presse" sagt, daß eine demnächstigs Begegnung des Kaisers von Oesterreich mit dem Kaiser von Rußland und dem Deutschen Kaiser eine ent­schiedene Sache sei und wahrscheinlich in Ems stattfinden werde.

Graz, 24. Mai. Im Aufträge des Kaisers hat der Statthalter Frhr. v. Kübeck dem Jnfantcn Don Also»so ein kaiserliches Handschreiben überreicht, worin die letzten tumultua- rischen Ereignisse bedauert werden, sowie volle Genugthuung zu- gesichert wird. Es ist nunmehr ausgemacht, daß Frhr. v. Kübeck aus seinem Posten verbleibt.

Am Donnerstag hat das Civilgericht von Lüttich in Sachen des Kesselschmieds Duchesne entschieden, der bekanntlich in drei Briefen an den Erzbischof von Paris sich erboten Halle, den Fürsten Bismarck zu ermorden. Duchesne hat eingestanden, diese Briefe geschrieben zu haben, freilich im Zustande der Trunken­heit und nach dem Diktat eines Freundes, den er nicht nennen

will, Umstände, die an sich recht unwahrscheinlich sind. Indessen habe der Gerichtshof einstimmig erkannt, daß nach den belgischen Gesetzen diese Thatsachen nicht strafbar sind, da diese den Ver­such eines Verbrechens nur bestrafen, wenn sich derselbe durch äußere Handlungen kund gibt, die einen Anfang der Ausführung kennzeichnen. In Folge davon ist also die Verfolgung gegen Duchesne aufgehoben.

25 Kinder folgten am 9. Mai in dem englischen Städt­chen Roß dem Sarge ihrer leiblichen Mutter, einer kreuzbraven Frau, zum Grabe.

London, 21. Mai. Das Unterhaus nahm gestern seine durch die Pfingsifeiertage unterbrochenen Arbeiten wieder aus. Bald nach Eröffnung der Verhandlungen kündigte O. LewiS an, er werde sich in einer der nächsten Sitzungen beim Unter­staatssekretär für auswärtige Angelegenheilen erkundigen, ob seine Aufmerksamkeit auf eine Zeitungsnachricht des Inhalts, daß ein königl. Kurier mit wichtigen Depeschen auf seinem Wege nach Berlin in einem Eisenbahn-Conp6 einschlief, und als er erwachte, fand, daß er von einem preußischen Offizier gewisser Papiere beraubt worden, gelenkt worden sei, und ob sich die Nachricht bestätige.

London, 23. Mai. Die Absicht der irischen Bischöfe, den Papst zu ersuchen, sich mit Italien auszusöhnen , um Deutschland zu isoliren, bestätigt sich. Pope Hennesiey ist aber noch nicht nach Rom abgereist.

Jerusalem, Mitte April. Wir haben einen sehr herben Winter gehabt. Was ich noch nie erlebt habe, ist diesen Winter geschehen: Die Fenster unserer Schlafsäle waren von oben bis unten zugesroren, wie es in der deutschen Heimath zu geschehen pflegt. In den Gärten ist Alles erfroren, selbst armdicke Zier­bäume bis in die Wurzel hinein. Am Charfreitag hatten wir solch' heftigen Regen und Sturm, daß man nicht vorwärts kommen konnte, und am Abend dieses TageS fiel nochmals Schnee. Am Ostersonntag und Montag Hallen wir die Hände voll zu thun, um den Schnee von den Terrassen wegzuschaufeln. Viele Reisende, welche in Zelten wohnten, mußten in Privathäusern Zuflucht suchen. Offenbar hat sich das Klima Palästinas in den zwei letzten Wintern ganz verändert.

Der Ring der Muttter.

(Fortsetzung.)

Frau von Weinheim wandelte in sichtbarer Erregung auf und nieder.

Wenn ich nur wüßte, wer ihr die Miltheilung so rasch gemacht hat!" sagte sie.

Meister Steffens!"

Glauben Sie?"

Herr von Weinheim hatte stets Heimlichkeiten mit ihm."

Ah, ich werde es erfahren, er mag sich hüten."

Entlassen Sie ihn, wir haben keinen Gärtner mehr nöthig, da wir ja das Gut verkaufen wollen."

Es soll geschehen, der alte Schleicher war mir längst ein Dorn im Auge."

Der Diener meldete den Arzt an, Fahrenschmidt ging rasch dem alten Herrn entgegen.

Ein sehr, sehr betrübender Verlust," sagte der Arzt theil- nehmend,Sie sehen mich erschüttert, die Nachricht traf so sehr unvorbereitet aber weßhalb ließen Sie nicht schon gestern mich rufen?"

Es war bereits zu spät," eutgegnete Frau von Weinheim, während sie mit ihrem feinen Baitisttuch über die Augen fuhr, wir dachten kaum an ernstliche Erkrankung, als der Tod schon eiulrat."

Es wollte ihm nicht recht gelingen, eine traurige Miene zu zeigen, er hatte bereits die Heuchelei durchschaut und diese Ent­deckung verstimmte ihn.

Ich hoffe, Sie haben inzwischen das Nöthige angeordnet, um einem Weitergreifen der Seuche vorzubeugen," wandte er sich zu dem Hauslehrer,man kann in dieser Beziehung nicht vorsichtig genug sein."

Gewiß, gewiß, aber da kommt so eben die Tochter des Verstorbenen an, und diese junge Dame ist fest entschlossen, bis zur Beerdigung an dem Sarge zu wachen."

Lieber Gott, das ist ja eine unverantwortliche Thorheit I" rief der Arzt bestürzt.Das dürfen Sie nicht dulden!"

Wir haben sie gewarnt, mehr können wir nicht thun."

Dann muß man sie gewaltsam entfernen."

Herr Doktor, Sie wissen, welches Verhältnis; zwischen Vater und Tochter bestand," entgegnete Fahrenschmidt achselzuckend. Wollten wir Ihren Rath befolgen, so würde das nicht allein Aufsehen erregen, sondern auch den Vorwurf des Hasses und der Grausamkeit ans uns laden."

Ja", versetzte der Arzt rathlos, ich sehe das ein, aber hier müssen Rücksichten auf die sämmtlichen Bewohner des Hauses genommen werden. Haben Sie nicht im Parke eine Familien­gruft, gnädige Frau?"

Allerdings."