Der Gesellschafter-

AmMatt für des Otzeramsbezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich Zincl und kestet

Nr 57. dalbjäbrlich hier 54 kr., im Bezirk ^

' ' , mit Pestausschlag 1 si. 8 lr, !

Donnerstag den 20. Mai.

Jnscraticnsgebühl für die 3spaltlge Zeile auc- gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 3 Kreuzer, bei mehrmaliger je 2 Kreuzer.

1875.

Amtliches.

Nagold.

Die Orts-Borsteher werden aufgefordert, für den Staats- Anzeiger pro 1. Juli 1875/76 binnen 10 Tagen 4 fl. 54 kr. (8 Mark 40 Pfg) an die Oberamtspflege hier einzusenden.

Den 18. Mai 1875.

K. Oberarm.

G ü n t n c r.

Nagold.

An die gemeinfch. Ämter.

Es kommt häufig vor, daß Gesuche, welche die Kaiser- Wilhelms-Stiftung für deutsche Invaliden betreffen, direkt unter der persönlichen Adresse des hohen Präsidiums, Seiner Hoheit des Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar, eingesandt werden.

Diese Behandlungsweise gibt leicht Anlaß zu Verwechslun­gen und Verschleppungen und erhalten deshalb die gemeinsch. Aemter die Weisung, die Invaliden, beziehungsweise deren Hin­terbliebenen in geeigneter Weise zu verständigen, daß sie ihre Gesuche und Zuschriften stets unter der Adresse:

An den Verwaltungsrath des Württembergischen Landes-

Vereins der Kaiser Wilhelms-Stiftung in Stuttgart abgehen zu lassen haben.

In der Regel sind zwar diese Gesuche vorschriftmäßig durch Vermittlung der Unterzeichneten Stelle beziehungsweise des Be­zirks-Vereins cinzureichen, allein es will deshalb in besonderen Fällen ein direkter Verkehr mit dem hohen Präsidium, sei er mündlich oder schriftlich, nicht ausgeschlossen werden, nur ist in letzterem Falle die oben bezeichnet Adresstrung zu beachten.

Den 15. Mai 1875.

König!, gemeinsch. Oberamt.

Güntncr. Freihofcr.

TageS-SL-uigkeilen.

Zur Versetzung von unständigen Lehrstellen an Volksschulen sind durch erstandene Prüfung u. a. für befähigt erklärt worden: Held, Friedrich, von Ebhausen, Hermann, Julius, von Calw, Kautter, Wilhelm, von Gültlingen, Sindlinger, Heinrich, von Mötzingen.

Altenstaig Stadt. Der hiesige Gewerbeverein '' machte Samstag den 8. Mai d. I. einen schon länger projektir- ten Besuch im Musterlager der Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart, wo man demselben von Seiten der Beam­ten, namentl. von Regierungsrath Lutz, (gebürtiger Altensiaiger) und von Oberinspektor Senfft freundlichst entgegenkam. Unter dem Vielen heben wir nur heraus: eine Imitation von Porzellan, welche die ichinesischen und japanesischen Porzellanwaren noch übertreffen. Die Sammlung ist größtenteils englisches und französisches Fabrikat und wurde aus der Wiener Weltausstellung gekauft. Acußerst interessant ist auch eine Collektion imitirter Diamanten, die berühmtesten größten Diamanten darstellend, so­wie die sogenannten eingelegten Arbeiten. Von großem Interesse waren auch die Extracte aus Spirituosen, um ihren Nährungs­werth, sowie ihren Alkoholgehalt zu veranschaulichen. Im Ma­schinensaal wurden die Maschinen in Gang gesetzt und erwähnen ^ wir hier nur der Gaskraftmaschine, der Nähmaschinen, Bohr­maschinen u. s. w. Hiezu kommt noch die Bibliothek, Zeichnun­gen, kurz, man muß sich zuletzt sagen: Ein Besuch kann nur als Anregung sür weiteres Studium betrachtet werden.

Stuttgart, 13. Mai. Heute hatten beide Kammern Sitzung. Die Kammer der Standes-Herren beschäftigte sich mit denjenigen Thei- len des Etats für 1875/76, welche von der Kammer der Abgeordneten bereits erledigt sind. Sie kam heute damit nicht zu Ende, obschon sie sämmtlichen Beschlüssen des anderen Hauses beitrat. Die Kammer der Abgeordneten hat die Berathung des Gesetzentwurfs über die Bewirth- schastung und Beaufsichtigung der Waldungen der Gemeinden, Stiftun­gen und sonstigen öffentlichen Körperschaften begonnen, wobei die Com­mission Einzelberathung des Gesetzentwurfs beantragt, während eine Anzahl Mitglieder die Ablehnung «» dloc verlangt, weil der Gesetzent­wurf die Autonomie der Gemeinden sehr beschränke und in die Eigen- thums-Rechte eingreife. Darum dreht sich die ganze Debatte, die eben­falls heute nicht zu Ende gebracht wurde.

Stuttgart, 17. Mai. Gestern fand hier bei P. Weiß die Versammlung der Delegirten des deutschen Krieger­bundes statt. Am Pfingstfest Nachmittags hatte die Haupt- verhandlnng des Delegirtentages in dem großen Saal der Lieder-

, Halle statt. Als Ehrengäste hatten sich cingefunden die Generale Prinz Hermann von Sachsen-Weimar Hoheit, v. Wund!, Chef des württ. Kriegsdcpartcmcnts, Graf Scholer, v. Stockmar, v. Kottwitz, Kommandeur der 1. württ. Infanteriedivision Der Hauptzweck der Verhandlungen war die Besprechung über Ver­stellung einer Vereinigung der deutschen Kricgervereine.

Stuttgart, 18. Mai. Herr Gustav Müller, Indigo- Händler, Reichstags-Abgeordneter sür Stuttgart, Landtags-Abge­ordneter sür das Obcramt Stuttgart, einer der ersten Gründer derDeutschen Partei" und sür diese stets opferbereit, ist gestern Abend halb 6 Uhr gestorben. Er ward geboren am 11. Februar 1823.

Der in seinem Fache als Glockengießer, ganz besonders aber als Feuerspritzensabrikant rühmlich bekannte Gründer dieses bedeutenden Geschäfts Heinrich Kurz ist gestern mit Tod abge­gangen.

Vor einigen Tagen fand eine Versammlung in Schön- ^ münzach statt, um über die Fortsetzung der Bahn von Gerns­bach nach Freudenstadt sich zu berathen.

Tübingen, 15. Mai. Gestern stand vor der Straf­kammer des hiesigen Kreisgerichtshofs Oberlehrer Stier von Rottenburg, angeklagt der Körperverletzung im Amt. Derselbe hatte in der Winterabendschule den 15jährigen Sohn einer ledi­gen Person, von welchem ein Bruder bereits im Zuchthaus ist, wegen wiederholter Unart körperlich gezüchtigt. Diese Züchtigung hatte bei dem Jungen etliche unbedeutende Striemen und blaue Mäler, sonst aber keine weitere Beschädigung zur Folge. Dieser Ansicht war wenigstens Oberamtswundarzt Kieferle von Rotten­burg, dem in der Hauptsache auch der als weiterer Sachverstän­diger beigezogcne Privatdozent vr. Oesterlen von hier beitrat. Dagegen nahm das Gutachten des Obcramtsarzt vr. Reifsteck von Rottenburg nicht nur eine 14tägige Arbeitsunfähigkeit bei dem Knaben an, sondern brachte auch ein etwa 810 Tage nach der Züchtigung bei demselben ausgebrochenes Fieber damit in ursächlichen Zusammenhang. Uebrigens ist bei einem über 14 Jahre alten Schüler die körperliche Züchtigung überhaupt gesetz­lich verboten, wenn dieselbe auch, wie im vorliegenden Falle ge­schah, mit dem Normalstab vorgenommen wird. Der Angeklagte Lehrer wurde von dem Gericht unter Annahme mildernder Um­stände zu einer Strafe von 4 Thalern und zur Bezahlung sämmt- licher Kosten verurtheilt. Die Anklage war durch Oberstaatsan­walt Malblanc. die Verteidigung durch R.A. Hofmeister ver­treten. Eine Nutzanwendung aus dieser Geschichte möge sich der geneigte Leser selbst ziehen.

Unter den auf demSchiller" Verunglückten ist auch der 33 Jahre alte Bruder des Oberjustizprokurators Lamm­fromm in Tübingen. Er war seit 16 Jahren in Amerika, hat dort eine Frau und 4 Kinder zurückgelaffen und wollte nach so langer Abwesenheit von Europa das geliebte Vaterland und die Anverwandten einmal wieder sehen.

Von Gmünd aus geht bis nächsten Sonntag ein Extrazug nach Nagold und Calw ab; bis jetzt sind bei der Bahnhofin- spektion in Gmünd etwa 200 Personen angemeldet. Der Ex­trazug geht früh Morgens in Gmünd ab und trifft Abends wie­der daselbst ein.

Kirchheim, 13. Mai. Heule Vormittag 11'/, Uhr wurde auf dem hiesigen Nachhalls die Maschinenfabrik versteigert. Die­selbe ist um die Summe von 400,000 fl. sammt allen Aktiven von den Herren G. Nopper in Stuttgart und E. Nöther in Mannheim, welche bekanntlich als Eisenlieferanten die Haupt­gläubiger waren, angekauft worden. Wenn innerhalb 4 Wochen kein besserer Käufer beigebracht wird, so wird nach Ablauf dieses Termins rechtskräftig erkannt.

Karlsruhe, 13. Mai. DerKarlsruher Ztg." wird ein Telegramm des Fürsten Gortschakoff übermittelt, wonach der Kaiser von Rußland Berlin mit der innigen Ueberzeugung verlassen hat, daß daselbst die versöhnlichsten, die Erhaltung desFriedens verbürgenden Stimmungen und Absichten herrschen.

Berlin, 14. Mai. Kaiser Alexander sagte hier mehre­ren Personen: Rußlands Friedensaufgabe sei eine leichte, da kein Staat den Krieg wolle; Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck