Wie dieSüsd. Presse" mittheilt, hat die Adresse an den Papst in München Fiasko gemacht. Nicht ganz 4000 Unter­schriften haben sich gefunden (München hat eine katholische Be­völkerung von 149,0(>0 Seelen), obgleich allein das .katholische Kasino nach offizieller Angabe 3042 selbstständige Männer als Mitglieder zählt. In den betreffenden Parteikreisen, fügt das Blatt bei, soll man einigermaßen verstimmt sein und die Schuld auf das erzbischöfliche Palais werfen.

Es kursiven wieder einmal Gerüchte über den Rücktritt des Fürsten Bismarck. Der Angelpunkt, um den cs sich diesmal drehen soll, ist die mehrfach besprochene Absicht, ein Gesetz «in­zubringen, welches sämmtliche Klöster und Kongregationen ans­hebt. Daß sich der königlichen Sanktion zur Einbringung des Gesetzentwurfes Schwierigkeiten enlgegcngestellt hätten, wurde schon früher mehrseitig berichtet. Starke Einflüsse sollen sich geltend gemacht haben. Darnach stände die Sache so, daß man an höchster Stelle aus den von klerikaler Seite gemachten Vorschlag, die Vor­lage zu theilen und nur die Aushebung der Mönchsklöster vor­zuschlagen, die Nonnenklöster aber beizubehalten, einzugehen ge­neigt ist. Fürst Bismarck aber halte das Gesetz in seiner Tota­lität für ein nothwcndiges Glied in der Reihe der Kirchengesetze. Was hieran Wahres, vermögen wir nicht zu unterscheiden. Auf­fallend ist die Verzögerung der Vorlage immerhin.

Die vom 19.22. Mai in Bonn tagende alt katholi­sche Synode wird ein deutsches Rituale und in Bezug auf den Unterricht die Entwürfe zu einem Religions-Handbuch, zu einer Biblischen Geschichte und einem Katechismus ihrer Berathung unterziehen.

Zürich. In Biel, Kant. Bern, hat sich eine tragische Katastrophe ereignet. Der Amtsrichter und Sparkassenverwalter Florian König, ein allgemein beliebter Mann, hat sich bedeutende Veruntreuungen, man spricht von einem Betrug von 150,000 Fr., zu Schulden kommen lassen und diese Veruntreuungen seit Jahren in rafsinirter Weise zu verdecken gewußt. Endlich kam die Sache an den Tag, und König, und mit ihm seine junge Frau, beschloß den Selbstmord. Zu diesem Zweck öffnete sie die in ihrem Schlafzimmer befindlichen Gasröhren und legte sich zu Bette. Der Versuch mißlang. Da schickte Morgens 4 Uhr die Frau ihr Dienstmädchen zn einem befreundeten Apotheker, um Lauda- num gegen Zahnschmerzen zu holen. Das Mittel wurde ver­abreicht, aber in verdünnter Form. So mißlang auch der zweite Versuch des Selbstmords. Jetzt faßten die Eheleute den Entschluß, zum Revolver zu greisen. Im vollen Drau'.anzug, den Kranz um daS Haupt, erhielt die junge Frau von ihrem Manne die tödtliche Kugel. Jetzt feuerte König gegen seine rechte Schläfe, aber nicht tödtlich, so daß der herbeigernfene Arzt die Kugel her- aiiZzichcn konnte. Unerklärlich ist, daß König jetzt rächt bewacht wurde. Zwölf Stunden nach diesem ersten Schuß zerschmetterte er sich mit einer zweiten. Kugel das Gehirn. Damit war aber das Unglück noch nicht voll. Von seinen Anusbnrgcn haben drei Hand an ihr Leben gelegt: Einer mittelst eines Schusses, der Zweite hat sich erhängt und der Dritte legte sich unter die Schienen der Eisenbahn!

Paris, 27. April. Heute hielt Mac Mahon Minister­rath. DerCoustittttionell" sagt, die Truppenschau, die der Marschall Anfangs habe halten wollen, sei auf dessen Wunsch vertagt worden,damit den Angriffen der deutschen Blätter kein Vorwand gegeben werde." Dies ist aber unbegründet. Die Truppenschau findet dcßhalb nicht statt, weil den Gerüchten, die über einen Gcwaltstrcich in Umlauf gesetzt worden sind, keine weitere Nahrung gegeben werden soll.

Wie dieNepnblique Francoise" meldet, hat Gambetta am Freitag vor einer Wählerversammlung zu Belleville eine Rede gehalten, in welcher er die Errichtung des Senats als eine den demokratischen Interessen förderliche Einrichtung verthei- digte und auch auf das Verhältniß des Staates zur Kirche zu sprechen kam. Derselbe erklärte: ,,Wir wollen die Freiheit über­all, und als erste von allen die Gewissensfreiheit; diese kann sich aber nur dann behaupten, wenn der Staat, wenn die öffent­lichen Gewalten außer und über dem Dogma und Hebungen der verschiedenen religiösen Bekenntnisse gestellt sind, wenn Frankreich ebenso gegen die Eingriffe des Priesterthums, wie gegen die des Kaiserreichs geschützt ist." Bezüglich der äußern Politik betonte Gambetta die friedlichen Gesinnungen der französischen Demo­kratie.

Die Exkönigin Jsabella hat Alles vergeudet; sie ist eine erklärte Verschwenderin und hat zur Zeit nicht mehr als 60,000 Francs jährlicher Rente. Ihr .Herr Sohn kann ihr kein Geld schicken, weil er selbst keines hat, und werden die Juwelen der Tugciidrose, welche in London versetzt sind, zuletzt wohl dort »sch verkauft werden müssen. Der berüchtigte Marfori, der noch immer ihr Faclolum ist, hat sich im Dienste seiner Gebieterin die kleine Summe von 1,000,000 Francs erspart. Wie die Toch­ter, so ist auch die Mutter, die weiland Königin Christine, völlig ruinirr; sie, die ohne alle Aussteuer nach Spanien kam und dort alle Schlösser nach dem Tode ihres Gemahls ausraubtc, bewohnt jetzt ein ganz bescheidenes Hans in Passy, hat kaum nothdürftig

zu leben und kommt jetzt zum Tische ihrer Tochter mit den Worten- Ich habe nichts mehr zu essen." Dahin haben sie also die eben- l so colossalen als unverständigen Speculationen ihres verstorbenen Mannes Munoz gebracht, der ihr nichts als Schulden und Roth znrückiieß. Die Bourbonen haben nichts als Unheil und Ver­derben über die Welt gebracht, längst aber ist für sie die Stunde der Vergeltung gekommen; sie werden enden, verschollen und ver­gessen wie die stuarts.

Eine schreckliche Verwechslung. (Forts )

Bertha war, kaum noch unbemerkt, jetzt ein Wesen, dem alle Welt huldigte.

. llnd Bertha? Wo wäre das Mädchenherz, dem solche Huldigungen nicht wohl thäten, das der Weihrauch der Schmeichelei nicht in etwas benebelte? Und doch war Bertha mit einem zu sichern und scharfen Blicke begabt, um nicht die Spreu vom Weizen, den schein vom Wesen zu sondern. Schnell durchschaute sie dies Treiben der Menschen, die sie umdrängle». Ihre Blicke suchten Hugo, der in bescheider Ferne stand, der sie geliebt, als sie noch das arme zukunstlosestille Fräulein" war; der es allein acht und treu meinte unter diesem Haufen heuchelnder Schmeichler, die nur ihr Vermögen, nicht sie und ihren inneru Werth suchten. I Wie verschieden auch die Standesverhältnisse sind, es geht jungen tt'ürstinuen und reichen Bauernmädchen vollkommen gleich und alle Stände, die dazwischen liegen, fallen in gleiche Lage. Was dort fürstliche Rücksichten und weitanssehende Pläne der Staats­kunst vollendet, das thut hier der Ackerbesttz oder der Geldsack, und wie dort, so hier, das Herz hat keine Stimme, kein Recht; es muß gehorcht werden, wenn das Herz schier bricht, und i» einem armen, innerlich verarmten Leben, das Opfer sich langsam verblutet.

War's denn hier auch so?

Der Vater war nicht ohne Ehrgeiz. Er sichtete die Be- ,

Werber uud der Glanz mancher Familien strahlte zu hell und '

weit, um ihn zu übersehen und zn wünschen, daß er seine Strahlen auf das Haupt und Leben seines Kindes werfe.

An der Mutter Herz warf sich die Tochter und in die treueste, liebreichste Brust ergoß sich ihr Gefühl. Ihr bekannte sie ihre Liebe zu Hugo; ihr sagte sie: Keiner von denen, die so sichtbar um sie bewürben, könne auf ihre Liebe zählen, Keiner auf ihre Hand, wenn sie frei wählen dürfe. Hugo habe sie geliebt, als sie noch in eine sorgenlose Zukunft geblickt. Seine Liebe allein sei uneigennützig und ächt. '

Die Mutter war dem bescheidene», anspruchlosen, tüchtigen jungen Manne hold. Ihr galt ihres Kindes Glück über Alles.

Auf ihre Frage, ob sich den» Hugo ausgesprochen, ob er um ihre Liebe und Hand jemals, auch mir bei ihr alleine geworben, konnte Bertha nichts erwidern, als daß sie wie liebende Geschwister bis jetzt zn einander gestanden und niemals von einer Lebens­verbindung zwischen ihnen auch nur ein Sterbenswörtchen sei geredet worden. Ueber ihre gegenseitigen Neigungen aber glaube sie sich nicht zu täuschen.

Einer so gewandten, als liebevollen Mutter, die das Leben ihres Kindes auf dem Spiele stehen sah, wurde es leicht, sich eine Gewißheit nicht nur zn verschaffen, wie es um des jungen Vetters Herz stehe. sondern auch Andeutungen fallen zu lassen, die Hngo's Angen öffnen mußten. Sie wußte es so zu lenken, daß Hugo's Blödigkeit und Scheu endlich von ihm besiegt wurde und er sein Inneres ihr offen darlegte, mit all' dem vollen, kindlichen Zutrauen, das er in die treffliche Frau gewohnt war, die sich des Elternlosen treu nud liebevoll von jeher wie eine Mutter augcnommen.

Sie erkannte ein lauteres Herz, das ihr Kind innig lieble.

Sie erwog, wie Bertha nur mit einem so sanften Gatten glück­lich werden könne, und das Wohlwollen für Hugo, im Bunde mit den Erwägungen des mütterlichen Herzens, leitete sie, als ihm von Verlha's stiller Herzensergießung Mittheilung machte und ihn ermmhigte, mit seiner ehrlichen und offenen Bewerbung rückhaltlos hervorzutreten.

Das geschah, nachdem in einer stillen Stunde Bertha ihm ihr Herz erschlossen hatte und sie Beide den Bund der Seelen, der so lange still und heimlich bestanden, vor Gott besiegelt hatten

Der Vater war überrascht, aber Hugo war seinem Hanse ebenbürtig, ihm wccth seit langer Zeit, er kannte Bertha's Leiden ? und Hugo gab mehr denn irgend ein Anderer Hoffnung, daß er­ste hegen würde an seinem treuen Herzen, tragen in treuer Liebe und so des Kindes Glück gesichert sein würde. Die Mutter hatte das Vaterherz bewogen, ehrgeizigen Rücksichten zu ent­sagen. Er war froh, der Wahl nberhoben zn sein, und als Bertha auch ihm ihr Herz »uter Thränen und Errölhen erschlossen, gab er seine Einwilligung uud seinen Segen zur Verlobung.

Als dies unerwartete Ereigniß in dein Kreise bekannt wurde, der um die bisher so stille und zurückgezogene Familie in letzter Zeit sich gesammelt, da gab es lange Gesichter, unangenehme Enttäuschungen, zertrümmerte Hoffnungen; aber man war klug genug, sich das nicht merken zu lassen«, ja man sprach es, sich » wichtig machend, daß man das geahnt und längst vermuthet habe.