bestätig« thatsächlich das Wort Meglia's, die katholische Kirche müsse sich auf die Revolution stützen. Durch die Klarheit, welche der Papst in die Beziehungen zur preußischen Regierung gebracht, würden der Regierung die gegen die revolutionäre Anmaßung weiter zu beHKenden Wege vorgezeichnet, für die katholische Kirche Preußens müsse »KMm klaren Bewußtsein kommen, wer in Preußen Souverän sei. Die von dem Fürsten Bismarck früher angeregte Frage betreffs der Stellung der Regierungen zur Papstwahl ge­winne jetzt noch eine größere Bedeutung.

Ein allerhöchster Erlaß vom 17. Februar 1875 bestimmt, daß die Reichsbehörden für das Zehn-Markstück die Benennung Krone*, für das Zwanzig-Markstück dis BenennungD öp­pe lkro ne* anwenden.

Berlin, 23. Febr. Der,, Magd. Zlg " wird von hier berichtet:Aus der Umgebung des ReichskanzlcramtS gelangt an Abgeordnete die Mitthcilung, daß Fürst Bismarck in etwa 14 Tagen oder drei Wochen nach seinem Gute im Laucndurgischen abreikt. Daran knüpft man die Vermulhuug, daß er von dort einen Urlaub auf unbestimmte Zeit nachsnchcn und denselben in Anbetracht seiner Gcsundhcitsverhältnisse zweifellos erhallen wird. Seine Rückkehr würde erst im Herbst erfolgen und bis dahin schwerlich sein Rücktritt, wohl aber die projektirtc Entlastung von den erdrückenden Nmlsgcschäften vollzogen werden.

Zn Berlin rüsten sich die Katholiken zu einer großen Wallfahrt zum Jubelfeste nach Rom. Sie wollen bis zum Oster­feste dort sein, und ihre Reise nach Neapel und auf den Vesuv ausdehnen, der eine Extra Vorstellung geben wird.

Das wichtigste Tagesercigniß ist für die Presse gegenwär­tig die neueste päpstliche Encyctiu an die preußischen Erz­bischöfe und Bischöfe. So ungeheuerlich der ganze Inhalt der­selben auch ist, so enthält sie thatsächlich bloß zweierlei, aber dasselbe genügt, die ganze Verbissenheit der Curie gegen Preu­ßen auf das Deutlichste erkennen zu lassen, und deren feindselige Tendenzen, welche in das Extremste hinausreichcn, zu enthüllen. Einmal erklärt jenes päpstliche Rundschreiben die s. g. Maige- setzc für ungültig, lobt die seitherige Renitenz gegen dieselben, und fordert offen zu weiterer Renitenz gegen dieselben als gott­gefällig auf. Und weiter verhängt es diegrößere Exkommuni- cation" über die katholischen Priester, welche, allein auf die bür­gerliche Gewalt gestützt, von Pfarrkirchen Besitz genommen, in­dem zugleich die Gläubigen ermahnt werden, sich vom Gottes­dienst derselben fern zu Hallen, und die Sakramente von densel­ben nicht anzunehmen. Selbstverständlich findet dieses Aktenstück die verschiedenartigste Beurtheilung in der Presse.

(Trichine n.s Der Nordd. Curicr erzählt: Am 13. Febr. wurde im Sachsaer Forste ein 34 Jahre aller Keuler (Schwarz­wild) geschossen, dessen Fleisch vom Fleischbeschauer, Hrn. Karl Degenhard! zu Sachsa, mikroskopisch untersucht und dabei feslgc- stelit würde, daß dasselbe stark mit Trichinen durchsetzt war, welche Thatsachc dann auch durch anderweite, hier in Nordhausen von zuständiger Seite nachträglich augestellte Untersuchung ihre Bestätigung erhielt. Es gewinnt diese Beobachtung ein um so größeres Interesse, als es unseres Wissens der erste Fall ist, daß das Vorkommen von Trichinen auch beim Wildschweine festge­stellt ist.

Schlechte Aussichten für h e ir ath s ln st i ge Mädchen. Nach der kürzlich erschienenen 7ten Auflage von Kolb's Statistik ist in Folge der letzten Kriege die Ueberzahl der weiblichen Be­völkerung über die männliche in stetem Wachsen begriffen. Wäh­rend 1855 im Zollvereinsgebiete diese Ueberzahl 348,637 Per­sonen betrug, steigerte sie sich nach dem Krieg von 1866 auf 471,855 Personen, nach dem französischen Krieg aber auf 755,875 Personen. Also fast Millionen weibliche Personen mehr als männliche! Auf die einzelnen deutschen Staaten vertheilt sich dieß folgendermaßen: Preußen zählt an weiblicher Bevölkerung mehr 357,542 Personen, Bayern 126,334, Sachsen 68,646, Baden 37,460, Hessen 9196. In Württemberg leben 66,211 weib­liche Personen mehr als männliche! Wie nun, wenn alle einen Mann wollen?

Wien, 23. Febr. Die Krankheit des Präsidenten Baron Wittmann soll nach derN. fr Pr." eine Gehirnüberreizung mit Angstgefühlen und Schlaflosigkeit sein.

Wien, 24. Febr. Der Prozeß Ofen he im hat nun wider Erwarten in seinen Wirkungen bis ins Abgeordnetenhaus sich erstreckt. Seit mehreren Tagen ging das Gerücht, daß der Präsident des Oberlandesgcrichts, Baron Hein, am Tage der letzten Verhandlung im Prozesse Ofenheim ein Schreiben an den Präsidenten Wittmann gerichtet habe, in dem er ihn zu größerer Strenge gegenüber dem Angeklagten mahnte, dem er zu viel Frei­heit zugestche. Dadurch wurde Baron Wittmann derart gereizt, daß er bei seinem ohncdieß aufgeregten Zustande nicht mehr Herr seiner Kräfte blieb. Heute weiß man bereits'posttiv, daß dieses Schrei­ben wirklich an de» Präsidenten Wittmann, wenn auch als Privatschreiben, gerichtet wurde, und der Abgeordnete Fux brachte eine Interpellation an den Justizminister im Abgeordnetenhause ein, um eine aulhenische Aufklärung über diesen Fall, der die Unabhängigkeit des Richterstandes in Frage stellt, zu verlangen.

Die starken summen, meist aus den Taschen der ärmeren Klassen, welche alljährlich unter der Firma des Peteripfen- uigs auch von Oestreich aus nach Nom fließen, um dort ganz anderen Zwecken als dem Unterhalt desnothleidenden" heil. Vater- zu dienen, sind die Veranlassung zu einem im Wiener Gcmcinderath gestellten Antrag geworden, daß die Regierung den permanenten Aufforderungen zu neuen Geldspenden ein Ziel setzen mögen. Der Antrag hätte höflichere Forme» haben können, denn er qaalificirt die betreffenden Sammlungen alsunbefugten Bettel".

In Madrid hat die Aufhebung der obligatorischen Zivil­ehe, wie zu erwarten, bei den Liberalen große Entrüstung hcr- vorgerufen. Dieser erste Schritt gegen die liberale Kirchengesetz­gebung iäßt natürlich für die Kultusfrciheit im Allgemeinen fürch­ten, und es haben sich deßhalb, wie die Madrider Korrespondent der Nat.-Ztg. berichtet, die protestantischen Geistlichen der Hauptstadt in einer Zusammenkunft dahin geeinigt, den Vertretern der Protestant. Regierungen ein Expose über die dem Protestan­tismus iu Spanien drohenden Gefahren zu überreichen. Liberaler» seitS nimmt man an, daß die Tage des gegenwärtigen Kabinets gezählt sind und daß an seine Stelle ein Ministerium der kirch­lichen und politischen Reaktion treten wird. Der König scheint bei diesen Vorgängen kaum eine entscheidende Rolle zu spielen. Er ist augenfällig bemüht, sich die Gunst der Geistlichkeit zu er­werben; Tag für Tag ist er in den verschiedensten Kirchen anzu- lreffcn, um bald an diesem, bald an jenem Altar zur Mutter Gottes zu beten. Ob er mit diesen Gebeten Don Karlos aus dem Felde zu schlagen hofft?

London, 23. Febr. Gladstone's Buch über ,,Vati- kanism" erscheint heute. Der Verfasser schließt aus den Ent­gegnungen auf die Zeitgcmäßheit seiner neulich erschienenen Aus­einandersetzung, deren Zweck er als erreicht bezeichnet. Es habe sich herausgestellt, daß das vatikanische System der bürgerliche» Ordnung verderblich sei. Er könne keine einzige Anklage zurück- ziehcn. Die Katholiken Englands hätten die Versprechen nicht erfüllt, auf deren Grund sie früher die Emanzipation erlangten. Seiner Behauptung, der Papst erstrebe die Wiedererlangung der weltlichen Herrschaft, habe keiner der ausgetretene» Gegner wider­sprochen; er dürfe sie also als zugegeben betrachten. Auf die Mahnung seiner Kritiker, den Frieden zu erhalten, erwidert er, er wolle den Frieden, Rom aber habe den Krieg begonnen. Rom führe heule zugestandenermaßen Krieg mit mehr als der halbe« Christenheit. Er fühle es als seine Pflicht, gegen den hcranrü- ckendcn Feind zu allarmiren; denn die Gefahr sei groß.

Uebcr eine christliche Sekte unter den Sirjänen, einem Bolksstamm im nördlichen Rußland an der Petschora, schreibt der Reisende Graf Wilczek: Diese Leute enthalten sich durchaus des Tabaks, nehmen jedoch unglaubliche Quantitäten von Brannt­wein zu sich. Um den Grund dieses Verhaltens befragt, sagte man mir, daß sie nach dem Spruche leben:was vom Munde eingeht, das verunreiniget den Menschen nicht, wohl aber was zum Munde ausgchet." Ob die Gegner des Tabakrauchens auch anderwärts schon diese Anwendung des Bibelspruchs gemacht haben?

Der Guckkasten. (Fortsetzung.)

Der Christ, der sich der eigenen sündhaften Natur bewußt ist, soll den Stab nicht über den Nächsten brechen," erwiderte Sauer salbungsvoll.Auch des sündigen Nebenmenschen soll man sich erbarmen und ihn durch Lehre und Beispiel zu Reu' und Buße auf den rechten Weg führen."

O, Sie lieber, Sie braver Mann!" ries ich mit begeistertem Ausblicke.Welches Klick für mich, in ein solches Haus ein- treten zu können."

Sauer drückte mir zum Danke für diese schon unter der Hosthür gesprochenen Worte noch einmal mit herzgewinnender Freundlichkeit die Hand und versuchte zugleich bescheiden zu er- röthen. Dann trennten wir uns, mit der ausgesprochenen Hoff­nung eines baldigen Wiedersehens.

Mit der ganzen Würde eines zur Ruhe gesetzten Seifen­sieders aus der Residenz stolzirte ich nun die schmutzige Straße entlang, vor dem stattlichen Lindenhofe vorüber und dann auf die breite Landstraße hinaus. Ich durfte ebensowenig wagen, von der letzteren abzuweichen, als etwa dem geängstigten Linden­bauer ein Zeichen meiner Anwesenheit zu geben; denn ich wußte, ohne es zu sehen, daß der argwöhnische Pächter mir nachblicken werde, so weit er konnte. Als ich ans der nächsten Höhe vor dem Dorfe angelangt mich umwandte, und nach den höheren Ge­bäuden des Pachthofes hinübersah, wurde rasch ein Fenster im Giebel zugeschlagen. Sauer wachte also auch jetzt noch darüber, ob ich wirklich den mir von ihm empfohlenen Weg wandeln werde.

Sobald mir aber das Gehölz gegen seine Blicke Deckung gewährte, verließ ich die Landstraße sofort, um quer durch den Wald zu dem Schäfer hinüberzueilen. Mir war es jetzt ziem­lich klar, daß Sauer den Alten hauptsächlich deshalb wieder an sich gezogen hatte, um für den Nothfall einen Sündenbock zu