Amtsblatt für den Oberi-mWeM Nagold.

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Nr. 24. d-lMhrlick di"er'sr k^i« Be.irl SllMStllg dkN 27. Aeölllür. 1875.

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Amtliches.

lK a g o l d.

An die Stutenbesitzer.

Die aus die Hcrrenberger Beschälstation bestimmten Hengste werden am 26. d. M. dort eint»essen, das Beschälen am 1. März beginnen und am 19. Juni >875 endigen, was hiemit zur öfscntl. Kcnntinh gebracht wird.

Den 25. Februar 1875.

K. Oberami.

Güntner.

Lages-Neuigkeiten.

Stuttgart, 24 Febr. Auch Heuer unterlassen wir nicht, den von Sr. K. Majestät für die evangelische kirchliche Feier des Allerhöchsten Gebnrissestes (6. März) ausgewählien Predigt- Text hier mitzulheilen Derselbe steht im Ps. 91, P. 1. 2. und lautet:Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe!"

Stuttgart, 20. Fcbr. Das Central - Comite für das deutsche Schützenfest hat einen Aufruf erlassen, in welchem es mit warmen Worte» die im Auslande lebenden Deutschen aufsordert, ihre Theilnahme an dem nationalen Feste durch zahl­reiche persönliche Betheiligung zu bethätigen oder, wo das nicht möglich ist, Spenden für den Gabentempel eiuzuseuden.

Stuttgart, 2l. Febr. Gestern wurde von der Stras- kammer des hiesigen Krcisgerichtshofs ein Sensations-Proceß über einen Vorfall verhandelt, der hier s. Z. die allgemeinste Theilnahme sowohl mit dem unglücklichen Opfer als mit den ebenso beklagenswcrthcn Urhebern der fahrlässigen Tödtung erregt halte. Graf Alexander Jeczerski, Sludlrcndcr der Landwirthschaft in Hohenheim, kam mit einem anderen Hohenheimcr Studircnden, einem Norddeutsche», Namens Kirchmann, in den Waffcnladen des Hofgürtler Stähle in der Canzlcistraße mit einem in Nord­deutschland vielfach angewendetcn, in Süddcutschland aber wenig bekannten doppelläufigen Zündnadel-Jagdgewehr eigener Construc- tion, das er in einem Lederfutteral mitbrachte. Er verlangte, da er anderen Morgens zur Jagd wollte, Munition, weil seine alte, womit er heute einen Versuch gemacht, versagt habe. Er habe alle Patronen wieder aus dem Gewehre entfernt, nachdem sie durch die Zündnadel durchstochen worden und nicht losgegangen feien. Stähle hatte für dieses ihm nach seiner Construktio» un­bekannte Geschoß keine Munition und wußte auch keine zu ver­schaffen. Er lieh daher dem Grafen eines seiner Gewehre, einen Lefauchcux, zur Jagd für den folgenden Tag, und der Graf stellte sein Gewehr nebst Futteral in eine Ecke des Ladens, um es später abholen zu lassen, und nahm den Lefauchcux mit. Nach seinem Abgang kam Kaufmann Hermann Ostertag in den Laden, um etwas zu kaufen, sah das Gewehr, nahm es zur Hand, und Stähle erläuterte dessen Behandlung, wie er es kurz zuvor vom Grafen erfahren. Ostcrtag hielt das Gewehr, die Läufe horizontal vor­wärts gestreckt, in der Hand, Stähle manipulirte an dem Drücker und den Zündnadeln, als Ostertag wahrnahm, daß in dem einen Laus noch eine Patrone sich befinde. Er machte Stähle darauf aufmerksam, dieser bemerkte aber, das sei nur eine leere Hülse, die nicht mehr geladen sei, drückte ein Schuß ging los und streckte den eben im Laden beschäftigten Knecht Johann Schaufler todt zu Boden. Daher die Anschuldigung auf fahr­lässige Tödtung: gegen Ostertag, weil er das Gewehr in der Richtung gegen Schaufler gehalten, gegen Stähle, weil er los- gedrückl, ohne, wie er nach der Mahnung Ostertag's doppelten Anlaß hatte, sich überzeugt zu haben, daß die Patronen alle aus dem Gewehre entfernt und nicht geladen seien, und gegen Jeczerski, weil er nicht, bevor er das Gewehr in andere Hände gegeben, sich überzeugt habe, daß sämmtliche Patronen wirklich herausge­fallen, was nach der Ansicht eines sachverständigen Büchsenmachers durch einfaches Stoßen in den Lauf mit dem Ladstock hätte ge­schehen können, und daß sie unbrauchbar zum Schießen seien. Gegen Ostertag ließ jedoch der Staatsanwalt die Klage auf dessen Versicherung hin fallen, daß er sich durch die Erklärung Stähle's

beruhig! habe, den er als Wasfenladen-Juhabcr für einen Sach­verständigen halten, und von dem er anuehmen mußie, er wisse gewiß, daß es sich nur um eine leere Hülse handle. Der Staats- amoalt beantragt gegen Siähle 2 Monate, gegen Jec.zeiski 4 Wochen Gesängniß. Der Gerichtshof verurihcili Erstcren unter Annahme mildernder Umstände zu 6 Wochen, Letzteren zu 8 Tagen Gesängniß und in die Kosten. Stähle ha! gleich nach dem Vorfall den Angehörigen Schauflcr's 1000 fl. freiwillig bezahlt.

Heilbroun, 17. Febr. (Ledermarkl ) Der gestern statt­gehabte Ledennarkl mit vorhergegangencm Rinden - Verkauf war von Käufern und Verkäufern stark besucht uno die Zufuhren nicht unbedeutend. Der Verkauf ging sehr lebhaft. Gute Lcdersorten aller Gattungen hielten sich fest und preishaliend, leichtere gute Wildobcrleder waren wenig zngcsührt. Leder schlechterer Trock­nung und Bearbeitung war etwas vernachlässigt und mußten je nach Beschaffenheit der Waarc hierin Preisermäßigungen cintreten. Der nächste Lcdermarkt findet statt am Mittwoch den 3l. März dS. I

Ulm. Der Lcdermarkt hier wird am 1. Mär; d. I., der Tuchmarkt aber am 8, 9. und 10. März abgchalten, was zur Berichtigung der unrichtigen Angabe im ,,Volkskalender" bekannt gemacht wird.

Die K ai s erglocke, welche, nunmehr im Gnfsc völlig ge­lungen, demnächst die Reise aus Hamm's Werkstatt zu Franken- thal in der bayr. Pfalz nach dem Kölner Dom, für den sic be­kanntlich bestimmt ist, antretcn wird, ist von gewaltigen Dimen­sionen. Ihre Höhe beträgt 3 Meter 70 C., der Durchmesser 3 Meter 50 E., der Umfang 10 Meter 80 C- und der Klöppel wiegt allein 16 Zentner, indcß daS Gewicht der Glücke 500 Ztr. beträgt. Die vier anderen Glocken des Kölner Domes sind zu­sammen nicht so schwer, als die Kaiserglocke allein; diese kleineren heißen Preziosa (224 Zir.), Speziosa (128 Ztr.), Dreikönigs­glocke (60 Ztr.), und Ursula (50 Ztr.). Zum Läuten der Kaiscrgtockc werden mindestens 30 Personen nöthig sein. In einer schön geformten Arabeske steht auf der Kaiscrglocke die In­schrift, unter derselben hüben das Reichswappen, drüben der heilige Petrus. Die lateinisch: Inschrift lautet zu Deutsch:Wilhelm, der Allerdurchlauchtestc deutsche Kaiser und König von Preußen, in frommer Erinnerung an die himmlische Hülse, die ihm bei der so glücklichen Beendigung de§ jüngsten französischen Krieges zu Theil wurde, hat nach Wiederaufrichtnng des deutschen Kaiscr- thums aus eroberten Geschützen im Gewicht von 5000 Pfund eine Glocke zu gießen befohlen, die auf diesem herrlichen, seinem Ausbau endlich nahe gerückten Gotteshaus aufgehängt werden soll. Solchem frommen Willen des sieggckrönten Fürsten ent­sprechend, hat der zur Vollendung dieses Domes gegründete Verein dieselbe Herstellen lasten, unter dem römischen Papst Pius IX. und dem Erzbischof Paul Melchers im Jahre des Herrn 1873." Ferner stehen auf der Glocke zwei laieinische Distichen und folgende deutsche Inschrift:

Die Kaiserglocke heiß' ich,

Des Kaisers Ehren preis' ich,

Auf heil'ger Warte steh' ich,

Dem Deutschen Reich ersteh' ich,

Daß Fried und Wehr Ihm Gott bescheer'!

So lauge der Ausbau der Domthürmc nicht vollendet ist, wird die Kaiserglocke im Thurme rechts (dem älteren) unter dem alten, jetzt oben genannte vier Glocken enthaltenden Kirchenstuhle aus­gehängt werden. Künftig erhalten dann alle fünf Glocken ihren Platz noch einige Meter höher, beiläufig 200 Fuß über dem Boden.

Der neue päpstliche Nuntius in München, Monsig­nore Bianchi, hat jüngst eine nicht unempfindliche Demülhigung erfahren. Bei dem von ihm veranstalteten feierlichen Empfange fand sich von den für den zweiten Empfangstag geladenen Stabs­offizieren der Münchener Garnison nicht ein einziger ein. Das ist eine Harle Replik auf die unmanierliche Bemerkung, mit welcher in seinem Fastenbriefe Erzbischof Gregorius den König bedachte.

Berlin, 24. Febr. DieProvinzial-Correspondcnz" nennt die päpstliche Encyclica eine Aufrufung und Aufmunterung der revolutionären Leidenschaften. Das Auftreten des Papstes selbst