zerstört worden ist; dieselbe ist nun im Rohbau wieder fertig gestellt. Der König von Bayern hat nun zur Herstellung der inner» Einrichtuug und Ausschmückung derselben die Vornahme einer Sammlung im ganzen Königreiche erlaubt.
Aus Wien berichtet daS Tageblatt gelegentlich des Ofcn- heim'schen Prozesses- Der Staatsanwalt Graf Lamezan sagte über das Gründergebahren Ofenhcims: ,,Wen da kein Gcsühl des Ekels beschleicht, der hat kein Gefühl für das, was anständig ist." Ofenheims Bectheidiger vr. Neuda aulmorlels: „Wir haben gehört, daß ein Minister (Bauhaus), um sein Ge- dächtniß aufzufrischen, erst einer Quittung bedurfte." Bauhaus ist noch in Amt und Würden. Das Wort des staatsanwaltlichcn Ekels stiegt von Mund zu Mund. Die Geschichte Ofcnhcun erinnert unwillkürlich an die Halsbandgeschichke Marie Amoi- nelte's von Frankreich Wie schwer das monarchische Gefühl bei uns daniederliegt, dafür bürgen unsere Witzblätter. Freilich muß man wissen, was in den letzten Jahren bis in die Hofkreise hinauf geschehen ist. Ein Minister (Bruck) hat sich mit dem Nasir- messer den Hals durchgeschnitten, Feldmarschall-tsteutenam Eynattcn (der den Franzosen im 59er Kriege die Österreich. Ochsen verkaufte) hat sich im Gefängniß erhängt-, der Graf Vrattslav, der Liebling des Hofes, hat sich wegen Börsen spielS erdolch! und General Gable«; erschossen u. s. w."
Der Riesenproceß Ofenheim in Wien geht dramatisch zu Ende wie er angefangen. Wir wüßten heute schon, ob die Geschworenen ein Schuldig oder Richtschnldig gesprochen, wenn nicht der Vorsitzende Freiherr v. Wittmann mitten in seinem Resnme ohnmächtig geworden wäre und ans dem saale hätte getragen werden müssen. Der Proceß Halle bereits 7 Wochen gedauert, so lange wie der 1866er Krieg Preußens mit Oesterreich, und di: ungeheure Anstrengung und Aufregung halte den Präsidenten ein paar Tage übermamtt, die Sitzungen mußsen unterbrochen werden. Heute, Montag, ist die Schlußsitzung. Der Staatsanwalt Graf Lamezan hat in seiner Schlußrede über Erwarten gut, mitunter glänzend gesprochen, der Verlheidiger vr. Neuda ist, wie die Wiener sagen, hinter seinem Ruhme zurückgeblieben. «Sehr interessant in jeder Beziehung war die letzte Selbstvertheidigung des Angeklagten Ofenheim, der offenbar ein hochbegabter Mann ist. Der Kern seiner Verteidigung war: Man hat den Unrechten Mann erfaßt. Man nenne doch einmal das Kind beim rechten Namen, den großen Krach! Diesen Krach haben aber nicht Jene verschuldet, welche die Gründer-Concejsio- nen erhielten, sondern Jene, welche die Concessionen ertheitten. In dieser einstnndigen Rede wurde Ofenhcim 27mal vom Präsidenten unterbrochen.
Graubünden. Laut einer Korrespondenz des „Bund" suchen die Kapuziner einem Buch Eingang zu verschaffen, namentlich bei der Schuljugend, welches den grimmigsten Haß gegen den Protestantismus predigt. ES wird deßwegen die Enljernung der ehrwürdigen Väter von den Pfründen verlangt.
Wir haben den Lesern schon länger nichts mehr von der französischen Nationalversammlung berichtet. Unser Gewissen ist ruhig; denn die Leser haben nichts verloren. Die Versammlung klaubt an den Verfassungsgesetzen herum und der Widerstreit der Parteien Hais dahin gebracht, daß sic wie weiland Frau Penelope immer wieder das Gespinnst austrennen, das sie Tags vorher fertig gebracht. Die Herren streiten jetzt über den Senat (I. Kammer), wer ihn zu wählen habe, wie er zusammenzusetzen fei u. s. w. Wenn sie keine Eile haben, — wir Deutschen könnens ruhig abwarten und wenns 10 Jahre dauert.
Rom, 22. Febr. Kronprinz Humbert machte heute dem General Garibaldi einen drei Viertel-Stunde dauernden Besuch, wobei Letzterer den Wunsch ausdrückte, der Prinzessin Margaretha vorgesiellt zu werden.
Antonelli, der kluge Minister Pius IX., klagt: man kann sich auf Niemand mehr verlassen, nicht einmal mehr auf Garibaldi. Er hoffte, der alte Freischärler und Feind der Clerisci, werde in Rom im Parlament und in Volksversammlungen wider den Papst und die Pfaffen donnern und ihm Gelegenheit geben, an die frommen Höfe Enropa's zu schreiben: Seht, der Papst ist doch ein Gefangener und seines Lebens kaum mehr sicher. — Garibaldi hat's aber aufgegeben, moralische Augiasställe zu reinigen und sinnt nur darauf, wie er das Land um Rom entsumpfen und dem Tiber ein besseres Bett graben kann. Nur für solche praktische Dinge setzt er sich und seine Freunde in Bewegung. Antonelli ist darüber so ärgerlich, daß er dem allen Freischärler Schlafrock und Pantoffeln zuschicken will. (Pius IX. soll übrigens die bemcrkenswerthe Aeußerung gethan haben: Ich und Garibaldi sind die ehrlichsten Männer in Italien).
lieber die Ergebnisse des Examens, dem sich der Prinz LouisNapoleon kürzlich mit den Zöglingen der Militärakademie zu Woolwich unterwarf, wird sehr Günstiges berichtet. — Ronher soll seinen Agenten in der Provinz einen Bericht zugesandt haben, um denselben anzudculcn, auf welche Weise dieses freudige Eccigniß ausgebeulet werden müsse. In diesem Berichte wird behauptet, daß der kaiserliche Prinz eigentlich die Nummer 1 verdient habe, da er in der Taktik, der Strategie und
«iücn sonstigen Militärwissenschasteir der Erste gewesen sei. aber nur die Nummer 7 erhalten habe, weil er in der englischen Sprache nicht stark genug gewesen sei. Diese Schwäche des kaiserlichen Prinzen wird von Rouhcr dadurch erklärt, daß er mehr Franzose sei, und daher alle seine freie Zeit auf das Studium der französischen Sprache, in welcher er sich auch immer mit seiner Umgebung unterhalte, verwandt habe.
Madrid, 2l. Febr. Die letzten Schwierigkeiten, welche in der ,Virginius"-Afsaire zwischen Spanien und Amerika noch bestanden, sind geebnet worden, so daß die Angelegenheit nunmehr endgültig geordnet ist.
^20 russische Garde-Offiziere haben sich verabredet, in 2l Tagen von Petersburg nach Wien zu reiten, ohne die Pferde zu wechseln. Es gilt eine Welte von 75,000 Rubeln. (Etwas für die Thierschutzocreine.)
London. (Unzerbrechliches Glas.) Die „Times" berichtet, daß ein französischer Bauer kürzlich entdeckt haben soll, daß das Glas seine Zerbrechlichkeit verliert, wenn man es erhitzt und dann in Oel abkühlt. — Auch in Paris und in Berlin wurde unlängst unzerbrechliches Glas gesunden.
(Oer reichste Mensch der Welt.j Aus Brasilien wird berichtet, daß daselbst der reichste Mensch der Erde, der sog. Diamanten-König Souza Eabral, dessen Vermögen sich auf sünszigtausend Mill. Dollars beläuft (womit man die östreichischen Staatsschulden mehr als 20 Mal bezahlen könnte), seine einzige Tochter Amalia, ausheirathcte. Den großen Reichthum gewann er durch seine Diamantenfelder, die ihm jährlich 20 Millionen Dollars eintragen. Der Bräutigam ist ein großer Eisenbahnbau- Unlernehmec in Amerika, sein Vermögen beträgt 6 Millionen Dollars. Der Vater gab der Tochter mehr als hundert Stadt- und Landhäuser;, ein eigenes Dampfschiff stellte er ihr zur Verfügung. Das Kostbarste war ein Halsband aus lauter Diamanten, das schönste in der Welt, es kostet 117 Millionen Dollars.
New-Dork, 17. Febr. Nach Telegrammen der hiesigen Blätter aus Port au Prince auf Haiti hat dort am 13. d. eine große Feuersbrunst stattgefunden, durch welche 500 Häuser zerstört worden sind.
Der Guckkasten. (Fortsetzung.)
Das erste Resultat meiner Beobachtungen, die ich in wenige, möglichst unbefangene Blicke zusammendrängen mußte, bestand darin, daß mir die Lage der beiden Nachbarn des Pacht- gutes für den Fall eines ausbrechendcn Feuers in Wahrheit als sehr bedroht erschien, da Sauer's Scheunen und Ställe im Hintergründe und aus der einen Seite des weiten Hofes gelegen waren und unmittelbar an die sruchtgefüllten Räume Klciu- schmidt'ä und Kinneman's anstießen. Bei der Bauart derartiger Nebengebäude mußte sich eindrechenses Feuer sofort der ganzen Fluch: dieser Räumlichkeiten mtttheilen, auch ohne daß es eines Sturmes bedurst hätte. Ganz besonders gefährdet erschien mir der Lindeubauer, denn die Giebelseite seines Wohnhauses stieß unmittelbar an Sauer's Scheune, während ein großer Theil der Vorderseite den mit Heu und Stroh gefüllten Stallungen und sonstigen Nebengebäuden des Lindenhofs unmittelbar gegenüber lag. '
Diese Gefahr schien mir noch erhöht durch die Anwesenheit des landstreicherischen Volkes, welches an der Stelle ordentlicher Dienstleute den Hof belebte und namentlich in der Nähe der Scheune sich Herumtrieb. Offenbar war dies liederliche, in zerlumpten Kleidern barfuß umher lungernde Völkchen aus aller Herren Ländern zusammengelaufen, ein Gesindel, statt eines Gesindes.
„Sie wundern sich über meine Arbeiter, die allerdings nicht ganz nett kostümirt sind", sagte der Pächter, der einen unbedachten Blick aufgefangen haben mochte. „Ich mag es aber nicht leiden, wenn Dienstleute sich gewissermassen wie Familieuglieder betrachten lernen. Vor unserem Herrgott sind wir ja freilich Alle gleich, aber in dieser irdischen Welt lobe ich nun einmal Diener, mit denen man thun kann, was man will, die ich heute annchmen und morgen schon zum Teu — in ihre Heimath zurücksenden kann. Dazu kommt, daß meine Arbeit durch sie weit wohlfeiler besorgt wird."
„Ja, ja, ich sehe schon, Sie sind ein kanzer, ein vortrefflicher Oekonom, ein wahrer Musterwirth", rief ich begeistert. „Bei Ihnen muß man in die Schule lehn, wenn man etwas profiti- rcn will."
Wir schritten, während ich dies Loblied sang, gerade an den Ställen vorüber. Ich ergriff also die günstige Gelegenheit beim Schopfe, um mit raschem Griffe die Thür zu öffnen. O weh, wie sah es in dem Punkte bei meinem Musterwirthe trostlos und öde aus. Statt eines Dutzends Pferde, für welche der geräumige Stall Platz in Fülle bot, standen da drei oder vier Gäule, arme, alte, abgetriebene Thiere, die viel eher in eine Abdeckerei, als auf den Hof eines tüchtigen Oekonomen gehörten.
Natürlich hütete ich mich in meiner jetzigen Eigenschaft als Seifensieder außer Dienst eine solche Bemerkung laut werden zu