Zuschüsse, namentlich die Gehaltserhöhungen der Lehrer rc. an sich nicht für unbillig, schüttelt aber den Kopf darüber, daß das Königreich Preußen sein schönes Geld ohne jede Gegenleistung für ein fremdes Ländchen verwenden soll. Zur Abschüttelung dieser unbequemen Zahlungspflicht soll die Regierung damit umgehen, den Vertrag mit Waldeck zu kündigen.
Der BundeSrath hat in seiner Sitzung vom 10. d. M. dem Vorschläge des bayerischen Finanzministers auf weitere Ausprägung von Fünf-Markstücken in Silber seine Zustimmung gegeben. Der Gcsammbetrag der auSzuprägenocn Fünf-Markstücke ist auf vier Millionen angenommen.
Die Stadt Halle hat mit den Vögeln Erbarmen, die jetzt bei dem liefen Schnee und der starken Kälte keine Nahrung finden. Sie hat 22 Stationen um die Stadl frei machen lassen und versorgt sie täglich dreimal mit Futter. Es ist eine wahre Lust, wie die hungrigen gefiederten Völker znlangen.
Zur Säkularfeier der Unadhängigkcitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika soll im nächsten Jahre in Philadelphia eine internationale Ausstellung von Erzeugnissen der Künste und der Industrie, sowie des Land- und Bergbaues veranstaltet werden. Der Bundesrath hat die an das Deutsche Reich gerichtete Einladung zur Theilnahme an der Ausstellung angenommen, und ist eine Kommission mit der Vorbereitung und Leitung der Theilnahme Deutschlands beauftragt worden.
Straßbnrg, 17. Febr. Gestern wurde bekannt, daß der Gouverneur des hiesigen Platzes, General der Kavallerie v. Hartmann um seine Pensionirung cingekommen ist mit der Absicht, seinen künftigen Wohnsitz in Freiburg i. Br. zu nehmen. Gleichzeitig erfährt man, daß auch der kommandirende General des XV. Armeekorps, Generallieutenant v. Fransecky in wenigen Wochen in den Ruhestand treten wird.
Prag, 14. Febr. In Horzitz starb gestern Jsak Mauth- n c r, 105 Jahre alt, das letzte Mitglied der Sabdathianer-Sekt« in Böhmen. Vor 50 Jahren wurde er Ehrenbürger der Stadt Horzitz. Die Kaiser Franz und Ferdinand ließen ihn sich vor- ftcllen. Auch Kaiser Franz Joseph ließ sich ihn zu zwei verschiedenen Malen vorstellen. Vor fünf Jahren leitete Mauthner noch selbst seine Baumwollweberei. Er hinterläßt 70 Enkel und 78 Urenkel. Unter seinen Enkeln befinden sich Reichsrath Abgeordneter Sobotka, der Wiener Gcmeinderath Mauthner, der Innsbrucker Professor Mauthner, vier Doktoren der Medizin und zwei Bankdirektoren.
Paris', 17. Febr. Wie die „National" meldet, ist dem General Wimpffen der AuSgang seines Prozesses gegen Eassagnac so nahe gegangen, daß er ernstlich erkrankt ist.
General Wimpffenhat gegen das Urthcil beim Kassationshofe Berufung eingelegt. Die bonapartistischen Blätter finden «ine neue Veranlassung zu triumphiren in der Nachricht, daß der kaiserliche Prinz seine Prüfung beim Austritt aus der Militärschulc zu Woolwich bestanden hat.
Eassagnac versichert heute im „Pays", daß er aus Anlaß seiner Freisprechung siebentausend Visitenkarten und zweitausend Briefe empfangen habe; er habe das Ganze zu einem Packet zu- sammengethan und dasselbe dem kaiserlichen Prinzen nach England geschickt. (8.1 )
Sedan wird eine offene Stadt und soll schon nächstens amtlich von der Liste der Landesfestungen gestrichen werden. In diesem Augenblick werden die alten Festungswerke abgetragen und die kleinen Forts, weiche die Stadt beengten, demolirt. Das Schloß soll als historisches Denkmal erhalten bleiben: Turenne wurde darin geboren.
Stockholm, 19. Febr. Die Zündhölzchenfabrik Vulkan bei Goeteborg ist gestern theilwcise niedergebrannt. Der materielle Schaden ist gering, aber es verbrannten 44 Personen und wurden 9 lebensgefährlich beschädigt.
Madrid, 18. Febr. Die Gesandten von Frankreich, Oesterreich, Portugal und Rußland haben gestern dem König Alphons ihre Accreditive überreicht, wobei ein gegenseitiger Austausch der freundschaftlichen Versicherungen stattsand. Der russische Gesandte sprach Namens des Kaisers Alexander den Wunsch des Gedeihens der Regierung des Königs Alphons aus, welche unter so glücklichen Auspicien begonnen habe. Der König drückte in seiner Erwiderung die herzlichsten Wünsche für die Regierung des Kaisers von Rußland aus. (F. I )
Das päpstliche Jubeljahr hat am 13. Febr. seinen Anfang genommen. Um 5 Uhr gegen Abend wurde in Rom mit allen Glocken geläutet. Die Kirchen werden sehr zahlreich besucht.
Der Guckkasten. (Fortsetzung.)
„Weil ich nach der Revision des Daches über den Scheunenboden nach dem Hofe ging und dort den Himmel betrachtete, über den die schweren Wolken, nun schon in einzelne Ballen zertheilt, dahineilten. Zn meiner Freude brach jetzt endlich nach dem dreitägigen Landregen die Sonne wieder hervor und warf ihr rothgeldes, feuriges Licht auf die regenfeuchten Wiesen und Felder. Ich bin nun einmal ein Naturfreund und muß die herrlichen leuchtenden Farben eines Regenbogens stets mit tiefer An
dacht betrachten. So stand ich denn und schaute »och hinaus, als ich plötzlich eben dort draußen den Schatten eines schmalen, aber dichten Gewölkes fast senkrecht aufsteigen und sich dann wie ein düsterer Baum über den eben noch beleuchteten Gutsgarten breiten sah. Verwundert wendete ich mich um und erblickte nun auch sofort zu meinem Entsetzen den mitten aus jenem Zwischcn- baue hcroorbrechenden dichten, schwarzen Qualm, der schon unten röthlich erleuchtet wurde. — .Feuer!" rief ich bis in's innerste Herz erschrocken, und „Feuer, Feuer!" schrieen in demselben Augenblicke die Knechte. Mil starrem Entsetzen blickte ich einen Moment lang auf die Ilnglücksstätte und auf die angrenzenden bis unter, das Dach gefüllten Scheuern. Dann stürzte ich mit wilden 'Sätzen nach den Scheuern, die Treppen hinauf, um zu löschen, wenn sich überhaupt etwas löschen ließ. Vergebens, Alles vergebens. Als ich die Thür aufriß, stob mir schon ein dichter Fnnkenregen in das Gesicht, und als ich trotzdem die schmale Treppe hinaufeilte, prasselten mir auf dem Absätze bereits die lichten Flammen mit wüthender Gewalt entgegen und zwangen mich zum raschen Rückzuge. Und zur Vollendung des Unheils blies ein frischer Wind aus vollen Backen in die Gluth. Das Uebrige wissen Sie."
Der Alle schwieg erschöpft und hätte wohl der Ruhe bedurft, wir aber waren zu erregt, um sie ihm zu gönnen.
„Warum haben Sie dem Lindenbauer' geschrieben, daß er bei Regenwetter besonders achtsam sein soll?" forschte ich weiter.
„Hört denn das Jnquiriren noch nicht auf?" seufzte dagegen der Alte. „Nun wohl, ich glaubte, es müsse jetzt wieder eben so gehen als in Schwalbenborn."
„Also nichts weiter?" seufzte Lemke sehr unbefriedigt.
Mir aber schien nach meinen Erfahrungen die Meinung des Alten nicht ganz ohne Grund. Selbst schlaue Verbrecher rennen sich leicht in bestimmten Weisen der Ausführung fest, an denen man sie erkennt.
„Auch ich glaube an Ihre Unschuld", fuhr ich zu dem Schäfer gewendet fort. „Werden Sie mein Vertrauen zu Schanden werden lassen, wenn ich mich dem Herrn Polizeirathe für Sie verbürge, damit Sie jetzt der Verhaftung entgehen?"
Muth erwiderte hierauf kein Wort, aber er drückte meine Hand mit einer Inbrunst, die mir mehr wog, als zehn wortreiche Versprechen.
„Vorsicht, meine Herren, unser Iltis kommt," warnte jetzt der Sergeant.
In Wahrheit huschte hinter dem nächsten, aber immer noch einige hundert Schritt entfernten Rasenraine die bekannte Wieselgestalt des Pächters hervor. Es war gewiß ein Glück, daß uns die Birkenbüsche vor seine» scharfen Blicken bargen.
„Jetzt fang' ich mein Solo an," sagte ich rasch entschlossen. „Mich kennt der Bursche nicht, und ich kann daher recht gut als Seifensieder Dehmke vor ihm debütiren."
„Kennen Se mich, Heeren Se?"
Den großen rothen Regenschirm unter dem Arme, rückte ich wie zur Attaque gegen den Pächter vor, während meine Begleiter rasch ihren Rückzug antraten.
„He dal Sie da!" rief ich Sauer noch aus der Entfernung mehrerer Schritte zu. „Heeren Se «mal. Das Nest da unter ist wohl Dachhausen?"
„Zu dienen", entgegnete Sauer, und wollte dann vorüberhuschen.
„Keduld, mein lieber Fremd," bat ich dagegen. „Ich mechte an Ihnen noch einige Fragen richten, wenn Sie's kütigst erlooben."
„Bitte, bitte. Stehe zu Diensten."
„Wissen Sie vielleicht, ob man in dem Neste, das so ro- maneske da unten liegen dicht, nicht en kleenes Logis, so was man bei uns in der Residenz enc Sommerfrische nennt, bekommen könnte?"
„Eine Sommerfrische?" wiederholte Sauer mit einem schwachen Lächeln. Ader der Sommer ist vorbei, mein Herr."
„Weeß wohl, weeß ganz wohl", erklärte ich mit dem Ausdrucke selbstzufriedener Klugheit. „Eben weil der Sommer, Sähsong nennt man das in der Residenz, vorüber ist, eben deshalb komme ich jetzt, mein Kudester. In der Sähsong ist es zu voll und —"
„Und vielleicht auch zn thcuer?" ergänzte der Pächter mit einem wiederholten Lächeln, das aber schon einen lauernden Charakter annahm und mir hierdurch verrieth, daß mein Vogel am Ende auf die Leimruthe gehen werde.
„Was denken Sie?" rief ich fast entrüstet. „Auf das Geld kommt es mir gar nicht an, Heeren Sie, wenn das Logis nur bequem und notabene, wenn es hier in Dachhausen viel Obst giebt, verstehen Sie. Ich liebe nämlich das Obst gar zu sehr."
„Dann läßt sich vielleicht Rath schaffen", entgegnete Sauer. „Denn Obst haben wir genug, und ein Logis könnte ich Ihnen vielleicht selbst geben. Freilich geht die Aussicht nicht auf das Gebirge, sondern auf meinen Wirthschaftshof."
„O, das ist ja ganz vortrefflich", erklärte ich freudeverklärt. „Ich liebe das Ländliche, die Pferde, die Kühe, die Schweine, die Schafe — —