AMtsblütt für de« ObereNtsbezirk Nagold.

> Hrsckeint wSchenlticd 8mai unb lester ... ^

Nr 22 ' baidjährtiS dier 54 lr., im Be-irt AlkfiSlütz ökN 23. IövlMl.

j mit Pvstaufschtag t si. 8 Ir.

LageS-N-uigkeit-n.

Stuttgart, 18. Febr. Die Einsührung der Reichs- Markwährung auf den 1. Zuli 187b ist jetzt >ls sicher anzusehen und die Verschiebung des Landtags soll wesentlich darin ihren Grund haben, daß die Umrechnung des Etat pro 1875,76 in die Markwährung sehr zeitraubend ist und daher die Vorlegung des Etat, die doch in dieser Session erfolgen wird, nicht früher statt­finden konnte. Jetzt ist die Durchführung der Maßregel gesich- chcrt, da bis 1. Jnli hinlänglich große und kleine Münzstücke, sowie die Reichsbanknoten der Reichsmarkwährung fertig und zu Verfügung sein werden, was am 1. Januar dieses Jahres nicht der Fall war. Das ungeheuere Geschäft der Umrechnung des Etats und sonstiger Beträge in Rctchsmarkwährung läßt sich übrigens Hof-, Staats-, Gemeinde- und Corporationsrechnern, sowie Casscnbeamten von Comptoiren, Bankhäusern und Fabri­kanten und Industriellen mit Hilfe der hier erschienenen Tabelle des Rcchnungsbeamten Keller *) so vereinfachen und leichter gestalten, daß eine große Zeit gewonnen wird, da die Einrichtung derselben eine ungemein praktische ist.

Stuttgart, 19. Fcbr. Der Prcßproceß gegen denBobachter" wegen verläumdcrischcr Beleidigung des Fürsten Bis­marck nahm heute vor der Strafkammer des k. Kreisgerichtshofs den ganzen Tag in Anspruch. DerBeobachter" hatte in Nr. 196 vom 23. August v. I. einen Artikel der WienerTages- pressc" unter der UeberschriftFür Attentats-Zweifler' mit der zustimmenden Anmerkung zum Abdruck gebracht, welcher nach der Ansicht des Gerichts unwahre Thatsachcn behauptet, geeignet, den Fürsten verächtlich zn machen und ihm eine verächtliche Gesinnung unterzuschiehen. Das Gericht oerurtheilte Hrn. Redakteur Laver v. Hasenkamp zu 3 Monaten Gefängniß unter Ausschluß mildern­der Umstände (der Staatsanwalt hotte 4 Monate beantragt), sowie zu den Kosten, sprach dem Beleidigten das Recht zu, binnen vier Wochen das Erkenntniß kostenfrei imBeobachter" zum Abdruck bringen zu lassen, sowie eine Ausfertigung des Erkennt­nisses auf Kosten des Vcrurtheiltcn zu beanspruchen, und erkannte, daß alle noch auffindbaren Exemplare der betreffenden Nummer desBeobachter" zu vernichten seien. (F. I )

Die württ. Notenbank ruft laut St.-Anz. aus Grund des Reichsgcsetzes ihre Zehnguldcnscheine ein. Die Inhaber solcher vom 15. Nov. 1871 datirten Scheine werden aufgefordert, die­selben bis spätestens 15. Sept. d. I. zum Austausch gegen hart Geld oder Marknoten zu präsrntiren. Nach diesem Termin hört die ordentliche Einlösungspflicht auf und die Scheine ver­lieren Eigenschaft als Banknoten.

Aus Württemberg sind auf Vorschlag des k. Ministe­riums des Innern die Herren Professor Gnauth in Stuttgart und Herr Julius Erhard, Fabrikant in Gmünd, vom Reichs- kanzleramte als Sachverständige zu der im Monat April d. I. stattfindenden Enquete wegen Einsührung eines allgemeinen Mu­sterschutzes ringeladen und mittlerweile mit den entsprechenden Fragebogen versehen worden.

Müllheim, 14. Febr. Der Futtermangel beginnt, sich allenthalben bemerkbar zu machen, und er fordert nicht unbe­deutende Opfer zur Erhaltung des Viehstandcs. Bei einer Ver­steigerung wurde aus dem Centner Heu 3 fl. 30 kr. und aus dem Centner Gerstenstroh 2 fl. 30 kr. erlöst.

Conditor Trepp in Dresden kann seit Jahren nicht ge­nug Fastnachts-Pfannkuchen backen. Er verleibt nämlich alljähr­lich einem seiner Pfannkuchen einen Dukaten ein und macht cs bekannt und bittet den glücklichen Gewinner um Quit­tung. die dann auch alljährlich erfolgt.

Berlin, 19. Febr. Sämmtliche Morgenblätter besprechen BiSmarks Rücktritts ab sichten, die übrigens bis jetzt be­zweifelt werden; auch auswärtige Regierungskreise sind durch den Gegenstand beschäftigt. Man sicht eine theilweise Geschästscnt- lastung Bismarcks voraus, mit welcher Gerüchte den Namen eines deutschen Botschafters in Verbindung bringen. (Unter anderen wird Hohenlohe genannt; doch scheint eS unwahrscheinlich, daß dieser den Pariser Posten schon wieder verlassen sollte.)

*) Dieselbe ist durch die G- W. Zaiscr'sche Buchhandlung zu be­ziehen und kostet 5 Itl.

JnserationsgebLdr sbr die sspallize Zeitc aus gewöbnlichcr Schritt bei -i einmaliger tl'.nrüctung 2 Kreuzer, rrOlv. bei mehrmaliger je 2 Kreuzer.

Berlin, 20. Febr. Die in den Blättern ventilirte Frage von einem bevorstehenden Rücktritt des Fürsten Bismarck ist, wie glaubhaft versichert wird, keine Frage des Tages, wohl aber eine solche, welche die ernsteste Erwägung finden muß, da der Zustand des Fürsten eine fortdauernde Ueberlastnng mit Geschäf­ten nicht zulässig erscheinen läßt. Ob eine genügende Entlastung sich wird feststellen lassen, wird eine Frage der nächsten Mo­nate sein. (Fr. I.)

Bezüglich der wieder aufgetauchten Nachricht von der Ab­sicht des Reichskanzlers, sich vom öffentlichen Leben zurück­zuziehen, hört die Magdeb. Ztg., daß das Verbleiben des Fürsten außer Frage stehe. Das gen. Bl. theilt diesevon wahrhaften Freunden des Kanzlers" herrührende Nachricht mit, ohne eine Bürgschaft für ihre Richtigkeit zu übernehmen. Der bezcichneten Quelle zufolge, fährt es fort, hätte Fürst Bismarck mit dem Kaiser eine den Gegenstand betreffende Unterredung gehabt, in welcher der Monarch von den Pflichten sprach, welche ihm so­wohl wie dem Kanzler troy Alter und Krankheit ausznharren und von der Durchführung ihrer schwierigen Aufgaben nicht ab- zulasscn gebieten. Fürst Bismarck habe diesem Appell nicht wider­stehen können und das Verbleiben im Amte zugesagt. Eine weitere Mittheilung will (dems. Bl. zufolge) jedoch wissen, daß Bismarcks Verbleiben nur in Verbindung mit einer wesentlichen Entlastung von seinen Geschäften stattfinden würde. Diese be­stände in der Heranziehung eines Botschafters des D. Reichs (Kendell?), welcher eine noch nicht genau desinirtc Stellung an der Spitze deS auswärtigen Amtes erhalten soll.

Köln, 16. Febr. DieKöln. Ztg." veröffentlicht folgende Mahnung, die auch anderwärts Beherzigung verdient: Im ver­gangenen Jahre erlaubten wir unS ein Wort für die kleinen Handwerksmeister und Gewerbetreibenden einzulcgcn und besonders unsere wohlhabenden Bürger zu gemahnen, das Zahlen der Halb­jahrs-Rechnungen von Schneider, Schuster, Bäcker rc. nicht so lange zu verschleppen, da vielfach dem kleinen Meister und Ge- schästsmannc, der ja auch seine halbjähr. Zahlungen zu machen hat, durch das Ausbleiben der erhofften Gelder große Nachthcile und erhebliche Unannehmlichkeiten erwachsen müssen. Nicht wenige gerathen dadurch in die Hände von gefühllosen Wucherern und gottlosen Blutsaugern und werden dann von diesen in einer Weise ausgebcutet, daß sie nicht selten sür immer zu Grunde gerichtet sind. Unser damaliger Ausruf au die Herzen unserer Mitbürger hat, wie wir bestimmt wissen, vielfach sofort geholfen, deßhalb glauben wir auch jetzt, wo der zweite Monat des neuen Jahres bereits zu Ende geht, wieder für dieselbe Sache eintreien zu dürfen, und halten uns überzeugt, die gutgestellten Bewohner unserer Stadt werden sich wiederum durch baldige Zahlung der Rechnungen den Dank manchen kleinen Mannes und mancher braven Famlie ver­dienen.

Münster, 18. Febr. DerWestfälische Merkur" ver­öffentlicht eine päpstliche Enctzklika an die Bischöfe in Preußen, worin die Verurtheilung der Kirchengcsetze und die Excoinmuni- cation aller vom Staate angestelltcn Geistlichen ausgesprochen wird. (F. I.)

Kiel, 18. Febr. Die hier ftationirten deutschen K r i e g 8 - schiffe halten die Mannschaft an Bord. Den Offizieren wurde der Urlaub, aus Land zu gehen, verweigert. Die Kommandan­ten sind secfertig, wenn die Zögerung Spaniens, Genugthuung für die Beraubung des Gustav zu geben, Maßregeln gegen die Karlisten erfordern sollte. (S. M.)

Im preußischen Abgeordnetenhaus? war mau diese Woche mit dem Gesetze über die Vermögensverwaltung der katholischen Kirchengemeinden beschäftigt. Es ist die einzige kirchcnpolitische Vorlage, mit welcher der Landtag in seiner heurigen Session sich zu beschäftigen hat; allein sie ist bestimmt, nächst dem Gesetze über die Civilehe, der Schlachtordnung der Uitramontanen die schmerzlichsten Breschen bcizubringen.

Die preußische Regierung hat mit Uebcrnahme der Ver­waltung des Fürstenthums Waldeck kein glänzendes Ge­schäft gemacht, sondern muß sür das laufende Jahr gegen 80,000 Thaler zuschicßen, über 20,000 Thaler mehr als vorher. Die Commission des Abgeordnetenhauses hält zwar die Gründe dieser