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„Ich habe auch noch Hühner, Enten und Gänse, ergänzte Sauer mit wohlverborgenein Spotte.
„Dann sind Sie mein Mann", sagte ich entschlossen. „Wie heißen Sie, mein Kndester?"
„Ich bi» der Gutspächter Sauer, Ihnen zu dienen."
„Ach ganz kehorsamster Diener, mein Herr Kutspächter", sagte ich mit einem gewaltigen Kratzfuße, „Ich bin der Scefen- sieder Dehmke, das heißt, Seefensieder a de, verstehn Se. Ich habe mich zur Ruhe gesetzt. Können Se mir vielleicht das Logis jetzt zeigen?"
I» den schrägen Augen Sauer's blitzte es auf. Welch herrlicher Gimpel ging da in seine Schneußc.
„Ich hatte zwar einen andern Weg vor mir," sagte er dann. „Aber ich bin gern gefällig. Kommen Sie, Herr Dehmke."
Damit wandte er kurz um und gieng nun neben mir mit seinen kleinen hurtigen Schritten nach dem Dorfe hinab.
Unter mancherlei Gesprächen, die der Pächter mit schlauer Ueberlegung immer so zu lenken wußte, daß er mehr und mehr über meine Verhältnisse erfuhr, langten wir im Dorfe und endlich vor dem Pachtgute an. Bevor wir aber dort eintraten, hielt mich Sauer noch einmal am Arme fest.
„Sie sprachen, wie mich dünkt, dort oben am Waldrande mit meinem Schäfer," sagle er. „Gestehen Sie nur, daß Sie sich auch nach mir erkundigt haben."
,,So? War das Ihr Schäfer?" fragte ich verwundert. „Ei, das hätte ich wissen sollen. Dann hätte ich mir die lieben Thierchcn noch näher angesehen, obwohl der alte Urangutang La oben ein kanz kurioser, ja kewissermaßen ein etwas unheem- licher Geselle ist."
„Da haben Sie leider sehr recht", stimmte der Pächter zu. „Ich bereue selbst manchmal, ihn in meinen Dienst genommen zu haben. Ist cs gefällig, in das Haus zu treten?"
Diese Einladung aber stimmte durchaus nicht zu meiven Plänen, denn ich wollte natürlich vor Allein die Scheune, die Ställe und die gesummte Wirtschaft sehen. Verließ ich aber das Wohnhaus, ohne mir das gebotene Logis sofort zu miethen, so zeigte mir Sauer sein Anwesen gewiß nicht. Deßhalb verschanzte ich mich mit zäher Beharrlichkeit hinter meine landwirth- schaftlichen Passionen und zwang hierdurch meinen schlauen Gegner endlich, daß er mir zu willen war und mich auf dem Hofe herumführte.
(Fortsetzung folgt )
Allerlei.
— Ein Mann, der mit der Natur auf ziemlich vertrautem Fuße steht und mit Wind und Wetter Freundschaft geschloffen hat, versichert, daß die gestrengen Gartenheiligen, MamertuS, Pankratius und «Servatius, zu dem Unheil, welches sie unseren Blüthen, Bohnen und Gurken bringen, nur ganz unschuldigerweise den Namen hergeben muffen, weil die erkältenden Einflüsse gar nicht von ihnen ausgehen, nicht einmal Landeskinder sind, sondern erst aus weiter Ferne herbeikommen. „Die Maifröste", sagt er, „treten bei uns gewöhnlich bei heiterem, mittelstarkem Nordostwinde auf, zu einer Zeit, wo in Rußland kurz vorher das Eis geschmolzen ist. Dieses Schmelzen findet erst statt, wenn längere Zeit der weiche warme Südwest geweht, in Deutsch
land die Blüthen hervorgelockt uud sich endlich den Weg nach Rußltztzd gebahnt hat- Dort brechen dann die Flüsse auf, ungeheure Mafien von EiS setzen sich in Bewegung, schmelzen und verzehren hiedurch die Wärme. Durch diese Abkühlung wird die Luft schwerer, übt einen stärkeren Druck aus und setzt sich in Bewegung; so gelangt nach Deutschland russische Luft, stark wehender Nordostwind, der mit großer Klarheit verbunden ist uud daher nächtlich eine bedeutende Ausstrahlung nach dem kalten Welträume, eine starke Abkühlung bis unter den Nullpunkt, Frost, Reif und Eis veranlaßt". Die erst in späteren Monaten vor» kommenden Fröste werden nicht ans russischen, sondern auf grönländischen Ursprung zurückgeführt, als eine Folge von Grönland losgerisscner Eisberge, welche sich mit einer nordwestlichen Windströmung (nach Südasien) dem europäischen Festlande nähern und ihren verderblichen Eishanch weit voraussendcn. Die Erklärung ist ganz schön, vielleicht auch die richtige, der Schmerz bleibt aber immer noch da, wo uns der Schuh drückt.
— (Was sollen wir mit unseren T ichtern thun?) Ein Menschenfreund antwortet darauf in den „Ehemn. Nachr." wie folgt: Gebt ihnen eine ordentliche Schulbildung. Lehrt sie ein nahrhaftes Essen kochen. Lehrt sie waschen, bügeln, Strümpfe stopfen, Knöpfe annähen, ihre eigenen Kleider machen und ein ordentliches Hemd. Lehrt sie Brod backen, und daß eine gute Küche viel an der Apotheke spart. Lehrt ihnen, daß eine Mark hundert Pfennige werth ist, und daß nur Derjenige spart, der weniger ausgibt, als er einnimmt, und daß Alle, die mehr ausgeben, verarmen müssen. Lehrt ihnen, daß ein bezahltes Kattunkleid besser kleidet, als seidenes, wenn man Schulden hat, Lehrt ihnen, daß eiu rundes, volles Gesicht mehr werth ist, als fünfzig schwindsüchtige Schönheiten. Lehrt sie gute starke Schuhe tragen. Lehrt sie Einkäufe machen und nachrechncn, ob die Rechnung auch stimmt. Lehrt ihnen, daß sie Gottes Ebenbild mit starkem Schnüren blos verderben können. Lehrt ihnen einfachen, gesunden Menschenverstand, Selbstvertrauen, Selbsthülfe und Arbeitsamkeit. Lehrt ihnen, daß ein rechtschaffener Handwerker in Hemdsärmeln und der Schürze, selbst ohne einen Pfennig Vermögen, mehr werth tst, als rin Dutzend reich gekleideter und vornehmer Tagediebe. Lehrt ihnen Gartenarbeit und die Freuden der freien Natur. Lehrt ihnen, wenn ihr Geld dazu habt, auch Musik, Malerei und alle Künste, bedenkt aber immer, daß es Nebensachen sind. Lehrt ihnen, daß Spaziergänge bester sind als Spazierfahrten, und daß die wilden Blumen gar schön sind für Den, der sie aufmersam betrachtet. Lehrt sie allen bloßen Schein verachten, und daß, wenn man Nein oder Ja sagt, man es auch wirklich so meinen soll. Lehrt ihnen, daß das Glück in der Ehe weder von dem äußeren Anstand, noch von dem Gelde des Mannes abhängt, sondern allein von seinem Charakter. Habt ihr ihnen Das bcigebracht und sie haben's verstanden, dann laßt sie, wenn die Zeit gekommen ist, getrost heirathen: sie werden ihren Weg dann .schon allein finden.
— (DerFleischverbrauch) ist nach Ausweis der Statistik am stärksten in Frankfurt am Main, Baden-Baden, Wiesbaden und Hamburg. Der Auftrieb von Schlachtvieh ist fast doppelt so stark, als der Bedarf der Bevölkerung. Deßhalb dürfen die hohen Fleischpreise nicht auf Mangel an Schlachtvieh zurückgeführt werden.
a g o l d.
Die Stadtgemeinde Nagold hat die Er- laubniß zu Abhaltung von zwei Viehmärkten, und zwar je am ersten Donnerstag der Monate März und Juni, erhalten.
Diese Viehmärkte sind nicht im Kalender verzeichnet. Der nächste Viehmarkt findet nun am
Donnerstag den 4. März d. I. statt, worauf aufmerksam gemacht wird. Den 21. Februar 1875.
Stadtschultheißenamt.
Nagold.
Stammholz-Verkauf.
Aus den Stadtwalddistrikten Galgenberg, Mittlerbergle und Killberg werden am Freitag den 26. Februar, Vormittags 9 Uhr, auf dem Nathhause hier verkauft:
6 Eichen, 4—7 m. lang mit 2,42 Fm., 787 Stämme tannen Lang- und Säghol;
mit 365,35 Fm. Den 19. Februar 1875.
Gemeinderath.
Amtliche ir»d H)rivar-Bekauutirrachu»gen.
Nagold.
In der Exckutionssache gegen '
Johann Daniel Buob, Schreiner von Nagold,
wird dessen vorhandene Liegenschaft, nemlich: Gebäude:
Nr. 361. Die Hälfte an einem zwei- stockigtem Wohnhaus mit gewölbtem Keller im Stadtgraben,
gemcinder. Anschlag 1200 fl. angekauft um 800 fl.
am Donnerstag den 4. März 1875, Vormittags 10 Uhr,
auf hiesigem Rathhaus im zweiten öffentlichen Aufstreich verkauft.
Den 3. Februar 1875.
Stadtschultheißenamt.
Engel.
Haslach,
Oberamts Herrenberg.
Lang- L Brennholz- Verkauf.
Montag und Dienstag den 1. und 2. März verkauftdie Gemeinde316 Stämme tannenes Bau- und Sägholz von 20 bis 35 Centi- meter mittlerem Durchmesser, 85 Stück tannene Stangen von 10 bis 20 cm. stark,
64 Rm. Scheiter, 3500 ungebundene Nadelholzwellen. Zusammenkunft je Morgens 9 Uhr am Sindlinger Sträßle.
Bemerkt wird, daß Stangen sowie Scheiterholz und Reis erst am Dienstag den 2. März, von Mittags 1 Uhr an, zum Verkauf kommen, wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.
Waldmeisteramt.
A l t e n st a r g.
Gläubiger-Ausruf.
Auf den Antrag der Erben des alt Philipp Maier, gewes. Trauben- wirths dahier,
ergeht an alle Diejenigen, welchen der Erblasser ans eingegangenen Bürgschafts- Verbindlichkeiten haftbar sein sollle, hiemit die Aufforderung, ihre Ansprüche binnen 15 Tagen » «tato diesseits anzumeldcn und zu begründen, widrigenfalls sie die aus der Unterlassung entstehenden Nachtheile sich selbst zuzuschreiben haben würden.
Den 15. Februar 1875.
K. Amtsnoatriat.
D e n g l e r.