Amtsblatt ^für/l!eu OberaUtsbezirk Nagold.

Nr. 20.

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d-ldjäbrua bi-r^..i'»B°M Donnerstag den 18 . Ieöruar. k^uz^.'- 1875.

bei mebrmaliaer je 2 Kreuzer.

«it Postausscdtag 1 st. 8 kr.

Amtliches

Nagold.

Anlegung der Militärstammrollen tetr.

Die Ortsvorsteher werden unter Hinweisung auf §. 57, Ziffer 4 der Militär-Ersatz-Instruktion angewiesen, bis 1. März d I. die Militärstammrollen mit den Geburtslisten und sonstigen Be­lägen zuverläßig einzuscnden, auch denselben über die Militär­pflichtigen der Altersclasse 1875 Borstrafen-Zeugniffe bcizulegen.

Den 16. Februar 1875.

K. Obcramt.

Güntner.

Nagold.

An die OrtSvorfteher.

Dieselben werden unter Bestehung aus die Miuistcrial- Verfügung vom 22. April 1865 (Reg-Bl. S. 95) angewiesen, für rechtzeitige Beibringung der Meß-Urkunden über Verände­rungen in der Verthcilung der Bodenfläche Sorge zu tragen und die nach Punkt 4 der gedachten Verfügung zu Beibringung der Meß-Urkunden erthcilten Termine im Gülerbuchs-Protokoll cin- zuiragen. Auf den 15. März d. I. ist sodann dem Oberamie Anzeige darüber zu erstatten, wie viele Veränderungen in Ver­thcilung der Bodenfläche und Bodenkultur seit 1. Juli 1874 angefallen, über wie viele derselben die vorgeschriebcnen Handrisfe und Meß Urkunden beigcbracht sind und bei wie vielen der etwa noch nicht vermessenen Aenderungen der zu Beibringung dieser Urkunden anberaumte Termin bereits abgelaufcn ist.

Den 16. Februar 1875.

K. Oberamt.

Güntner.

N a g o l d.

An die OrtSvorfteher

Der auf 1. März d. I verfallene Bericht über die Ver­änderungen im Bestand der Steuer-Objecte ist aus den Verfall- Termin pünktlich zu erstatten.

Den 16. Februar 1875.

K. Oberamt.

_ ntner. _

Lages-Sreuigkette».

Calw, 15. Febr. Unsere Brodpreise sind durch die von einem hiesigen Müller unternommenen Brodfabrik so gedrückt worden» daß von mehreren Bäckern 4 Pfund Weißbrod zu 14 kr., 4 Pfund Schwarzbrot, zu 12 kr. verkauft werden.

Stuttgart, 15. Februar. (LandeSprodukkenbÜrse.l Die meisten Umsätze fanden wie gewöhnlich in Weizen und Kernen statt, »ährend die übrigen Fruchtgättungen, und selbst Haber unbeachtet blieben. Wir nvtiren: Weizen, amerik. L sl. 2733 kr. dto. baprr. S sl. 1218 kr. Kernen 6 sl. 12^-24 kr. Dinkel 3 sl. 1854 kr. Gerste , dayer. b fl. 30 kr, Hader L sl.-L sl. 15 kr. Mehlpreise per 10Ü Klg. itrkl. Sack. Mehl Nr. 1: 13 fl. 30.-19 sl. 30 kr. Rr. 2: 16 st. SO.-17 st. Nr. 3: t4 st.-1L fl. Nr. L- 11 sl. 30.-12 sl.

Stuttgart. Nach der im »St.-.Anz,* veröffentlichten Uebersicht sind durch das kgl. LandjägerkorpS, im Jahre 1874 8286 Personen eingelirfert worden, darunter 12 Mörder, 19 Räuber, 18 Braudstister, 1086 Diebe, 8 Wilderer, 12 Deserteure, 14 entwichene Kriegsdienstpflichtige, 611 Landstreicher, 3188 Bettler und 3318 sonstige Ucbelthäter.

Stuttgart, 13. Jan. Der »Beobachter" schreibt: Der Nedacteur der hiesigen social-demokratischen Zeitung, Hr. Hill­mann, ist vorgestern seiner Haft entlassen und daS Verfahren gegen ihn eingestellt worden, nachdem er 5 Wochen gesessen hatte unter der Anklage , den öffentlichen Frieden gefährdet und ver­schiedene BevölkerungS-Classen wider einander aufgercizt zu haben. Eine von seinen Partei-Genossen für ihn angebotene Caution war vom Gericht abgelehnt worden.

Gestern hatte ich die Gelegenheit, die Frau des geschossenen Wirths Egner zum Elysium zu sehen, als sie gerade in das Elysium durch den Gefangrnwärter Fix und noch eine Bedeckung in Begleitung deS Untersuchungsrichters geführt wurde, der im Lokal selbst einen Augenschein vornahm. Es ist eine HSchstenS 2425 Jahre alte pikante Schönheit, die sich ihr Schicksal nicht sehr zu Herzen zu nehmen schien. Der junge Attentäter, Paul von Schellendorf, soll ein Neffe des GeneralstaöSchesS Bronsart

von Schcllendorf und sehr reich sein. Bei seiner Volljährigkeit erhalle er über 100,000 Thlr. jährlicher Einkünfte. Alle Um­stände deuten darauf hin, daß es aus eine Entführung abgesehen war.

In vergangener Woche fand ein 72 Jahre alter Mann von Aldingen Oberamts Spaichingen nicht weit von seiner He»? math den Tod durch Erfrieren. Der erst am vierte» Tage aus- gcfundene Leichnam wurde von seinem Hunde bewacht.

Geislingen, 13 Febr. Die Untersuchung gegen die Magd in Untcrböhringcn, welche heimlich Zwillinge geboren, deren verscharrte Leichname im Stalle ihres Dienstherr!, aufge­sunden wurden, wie ich neulich berichtete, scheint in ei» neues Stadium getreten zu sein, da gestern der Bauer, als Mitschuldiger, wie er von der Magd bezeichnet worden sei, hieher in Haft ge­bracht wurde. Derselbe, ein vermöglichcr junger Mann, ist seit 1'/» Jahren verheirathel. Die Bevölkerung ist über den ganzen Vorfall lief aufgebracht.

Eine Erbschaft aus Amerika. An einen unserer be­deutendsten deutschen Schriftsteller, in Sluttgart wohnend, ist von einem jungen Manne, der einst von seiner Heimalh auswanderte und jetzt in Diensten der Vereinigten Staaten-Marine steht, fol­gendes Schreiben gerichtet worden:

»Ver. St. KriegsschiffPowhatan" Norfolk, Ba., 20. Dezember 1874.

Geehrter Herr!

Am 12 dieses Monats starb im hiesigen Marinehospital mein Kamerad Georg Dörr a» de» Folgen eines Sturzes, Derselbe hinterließ keinerlei Briefschaften und konnte auch keine mündliche Auskunft mehr gebe». Die Hinterlassenschaft, bestehend aus ungefähr 70 Dollars, steht den Hinterbliebenen Verwandten zur Verfügung. Die Schwierigkeit für mich besteht darin, diese Verwandten ausfindig zu machen und möchte ich Sie bitte», mir dazu behülflich zu sein.

Georg Dörr ist geboren in Stuttgart oder i» einer benachbarten Ortschaft, war bei seinem Tode ungefähr 32 Jahr« alt und kam in den Sechszigcr Jahren nach Amerika. Er hielt sich längere Zeit in Philadelphia auf und trat im Jahre 1869 in die Vereinigte-Itaaten-Flotte, beziehungsweise auf das Kriegs­schiff »California" und dann auf diePowhatan".

Obgleich dies sehr geringe Anhaltspunkte sind, zweifle ich nicht, daß Sie die Verwandten des Verstorbenen, wenn solche leben, ausfindig machen können.

Ich verbleibe rc.

Albrecht Wortmanu."

(Folgt genaue Angabe der Adresse.)

Wir stellen nun mit Bezug auf vorstehende Zeilen cm et­waige Anverwandte deS Georg Dörr (die auf privatem Weg bisher nicht ermittelt werden konnten) die Aufforderung, sich wegen eventueller Ansprüche an die kleine Erbschaft auf unserem Bureau zu melden, worauf ihnen die Adresse deS Albrecht Wortmann aufgcgeben werden wird. (N. Tgbl.)

München, 13. Febr. Ein Frühlingsbote ist eingetrof-- fen; nämlich die jedes Frühjahr mit staunenswerther Präciston wiedcrkehrende Ente von dem Besuche des Königs von Bayern in Berlin. Nächstes Jahr feiert diese Ente ihr sünsjähriges Jubiläum.

Die große Kaiserglocke, die zum drittenmal von dem Glockengießer Hamm in Frankenthal umgegossen wurde, ist nach Form und Ton dicßmal vollkommen gelungen. Sie soll in diesen Tagen nach Köln gebracht werden und dort die Probe auf dem Dome bestehe».

Mit dem CultuSminister Falk hebt für die preußischen Geistlichen eine neue Aera an. Er hat dem Landtag ein« Vorlage gemacht, nach welcher die geringste Pfarrstille in der evangelischen Kirche 800 Thaler, in der katholischen 600 Thalrr tragen soll. Für Alterszulagen und Aufhebung der Stolgebühren wird ein bedeutendes Capital zur Verfügung gestellt. (Wenn ein katholischer Psarrer nach dem Civilehegesetz heiralhet, so bekommt er natürlich auch 800 Thaier.)

Die liberale» Blätter machen jetzt darauf aufmerksam, daß bas neue CivilstanbSgesetz mit dem Taufzwang auch dru Konftr- mationszwang aufgehoben habe. Dir «Voss. Ztg." bemerkt,