Nr. 15.
Eriwcint wöchem'uL 2inat und tsttet
baibjährti-d tzter 5>L kr., im Bezirk AtlMÄilg ökN 6. AtzörUük. mit Postaufschtaa ! ft. 8 kr.
Jnkerationsgrbübr skr dis 3,'xalrlge Zeile aus arwöduliLrr Schri't bei einmütiger Einrückung ik .üreuzer, bei mebrmaliger je 2 Kreruci.
Zi M t l i ch c s.
N a g o l d.
Die kgl. Pfarrämter wollen die Uebcrsichten über blinde und taubstumme Kinder, beziehungsweise Fehl-Anzeigen, soweit es nicht bereits geschehen, in Bälde hieher einsenden.
Den 4. Februar 1875.
K. Oberamt.
Güulnc r.
LageS-die uigkeilen.
Stuttgart, 3. Febr. Der Beginn des fünften deutschen Bundesschießens in Stuttgart ist nunmehr auf sonnlag den 1. August d. I. festgesetzt.
Stuttgart, 4. Febr. Sicherem Vernehmen ist die W i e d e r- einberufung des Landtags nun auf Montag den 8. März bestimmt.
Stuttgart. Als Kuriosum vom Wochenmarkt melden wir, daß heute, am 2. Februar, sehr schönes Filderkraut auf den Markt gebracht und pro 100 Stück um 10 fl. verkauft wurde.
Rottweil, 3. Febr. Diesen Morgen ging das das Mühl- werk enthaltende Gebäude der P n l v c rf a br ik in Niederefchach, Filiale der Rottweilcr Fabrik, durch Explosion zu Grunde; ein Unglück der Arbeiter kam nicht vor.
Grötzi-ngen, 27. Jan. Am Abend des 20. d. M. hat Wirth K . - - von hier seinen sechsjährigen Knaben, der bei einer andern Familie in Pflege war, todtgeschlagen, weil er den Vater durchaus nach Hause begleiten und einmal bei ihm schlafen wollte. Die Untersuchung ist eingeleitet. — Bei einem jüngst abgehaltencn Treibjagen har ein Sonntagsjäger auf freiem Felde 2 Treiber geschossen, glücklicherweise nicht gefährlich.
N ü rnbc r g, l. Febr. In vielen hiesigen Fabriketablissements sind Lohnhcrabsctzungen vorgenommen worden; die Arbeiter müssen sich hierein fügen, da sie sich selbst von dem Mangel an Aufträgen und dem stillen Geschäftsgänge überzeugen. Leider haben die Preise der Lebensmittel noch immer eine unver- hältnißmäßige Höhe.
Wie der „Aschaffenburger Zeitung" aus München gemeldet wird, hätte der König die Vorstellung der Bischöfe gegen das Reichs-Civilchegesetz ohne jede Anmerkung an die Ministerien der Justiz und des Innern überwiesen.
Berlin, 2. Febr. Die Enschädigungs-Forderung der Reichs-Regierung wegen der Brigg „Gustav" bezieht sich, wie die „Magdeb. Ztg." hört, nur auf den Werth des Schiffes (10,000 Thlr.), da die Ladung Eigenthum eines spanischen Hauses war.
Berlin, 2. Febr. Die Geschäfts-Stille und Ent- muthigung der Industrie hat, wie man dem „Nbg. Corr." schreibt, einen Grad erreicht, wie er seit Jahren nicht erlebt wurde. Selbst die gelesensten Zeitungen sind nur noch dürftig mit Inseraten bedacht, weil der geringe Umsatz die Kosten des Jnserirens nicht lohnt. Die besseren Wirthschafts- und Vergnügungs-Locale Berlins veröden selbst in dieser Carnevals-Zeit auf eine Weise, daß vielen Wirthen bange wird, wie sie nur die Steuern, geschweige die hohe Local-Miethe aufbringen sollen. In der Arbeiter-Welt hört man nur von Kündigungen und Lohn-Herabsetzungen. Eine beträchtliche Ermäßigung von Wohnungs- und Lebensmittel-Preisen ist noch ersichtlich.
Fürst Bismarck befindet sich neuerdings wieder ziemlich unwohl. Nicht nur hat sich das alle neuralgische Leiden mit Heftigkeit wieder eingestellt, auch der nervöse Zustand hat in hohem Grade zugenommen. Dazu gesellt sich eine große Ermattung des Körpers und Abgespanntheit, welche dem Fürsten größere Arbeiten verbietet. Nach dem Gutachten seines Arztes, des Di. Struck, wird Fürst Bismarck längere Zeit sich von der Leitung der Slaats- geschäfle zur Wiederherstellung seiner zerrütteten Gesundheit zurückhalten müssen.
Die Antwort, welche der Kaiser dem Vorstande der branden- burgischcn Provinzialsynode auf die Anrede des Präses, Präsidenten Elwanger, erlheilt haben, louiete nach dem Reichsanz. wörtlich wie folgt: Ich habe die Provinzialsynodcn berufen in der Hoffnung, daß dadurch das wahre Wohl der Kirche wird gefördert werden. Es sind dabei viele Schwierigkeiten zu über
winden gewesen, lhcilS innere Schwierigkeiten, die in der Natur der Sache liegen, theils pekuniäre Schwierigkeiten. 'Nun hat die Lerujuug der Synoden statifinden können und Ich hoffe, daß das Werk, bei dem auch die Laien für das Wohl der Kirche Mitarbeiten sollen, wohl gelingen werde, trotz der mancherlei Gefahren, welche die Zeit in sich birgt. Das wird aber wesentlich davon abhängen, daß Sie in Frieden Ihre Arbeit thnn. Das also ist auch die Parole, die ich ausgeben muß: der Friede. Es wird in den Verhandlungen wohl manches Wort fallen, welches nicht gerade den Frieden verkündet und darstellt, wenn dann nur schließlich die Lhaten friedlich ausfallen. Im Frieden für die Kirche zu arbeiten, wird Ihnen ja nicht schwer werden, wenn Sie sich auf dem Grunde des christlichen Glaubens, des Glaubens an Gott und die Gottheit Christi halten. Dann freilich, wenn wir daran nicht scsthalten, dann sind wir ja gar keine Christen mehr. Es sind besonders in der Hauptstadt Bestrebungen und mehr als Bestrebungen hervorgetrclen, die auf Leugnung der Gottheit Christi hinauslaufen. Wohin das führt, das haben wir erlebt, wenn man Gott den Herrn, und damit auch den Sohn Gottes durch Dekret abschafft und nachher wieder einsetzl! Darum Ihut es noch, daß das kirchliche Leben im bestehenden Glauben gepflegt werde im Lande, wie dies auch Meine Vorfahren jederzeit, wie Sie auch hervorgehoben, gcthan haben. Durch die neuen Gesetze sind bei uns allerlei Irrungen entstanden, zum Theil durch Mißverstand, sie sind aber auch absichtlich geschürt worden Seitens einer Partei. Da ist sogar die Meinung aufgckomme», es solle gar keine Taufe und Trauung mehr stattsinden. Das sind Irrungen, denen entgegengelreten werden mußte. Darum habe Ich bestimmt, daß der 82 in das Reichszivilehegesetz ausgenommen werden solle. 'Mögen nun die Verhandlungen und Arbeiten der Provin- zialsynoben, denen Ich meine lebhafte Theilnahme widme, mit Gottes Hilfe segensreich verlaufen!
Es ist einem Berliner Chemiker gelungen, Fasern von Pflanzen so zu verarbeiten, daß sie die Bau m wolle vollständig zu ersetzen vermögen. Hr. Bouche, Inspektor im Berliner botanischen Garten, hat die dazu nöthigen Faserpflanzen seit 20 Jahren gezogen und so veredelt, daß sie allen Erwartungen entsprechen. Eine Sammlung dieser Pflanzen, welche die höchste Aufmerksamkeit erregt, hat jetzt eine Stätte im preußischen landwirthschaftlichen Museum gefunden.
Die Republik Frankreich, nachdem sie bei früheren Abstimungen dreimal, und erst Tags vorher bei Abstimmung über das Amendement Laboulaie, welches lautet: „Die Regierung der Republik besteht aus zwei Kammern u. s. w." mit 24 Stimmen Majorität verläugnet worden war und unterlegen hatte, ist in der Sitzung der Deputirtenkammer in Versailles vom 30. Jan. durch die Abstimmung über einen Antrag des Deputieren Wckllon endlich doch noch gerettet worden und siegreich aus dem Kampfe der Parteien mit der glänzenden Majorität von Einer Stimme hervorgegangen. Der angenommene Antrag lautet: „Der Präsident der Republik wird von den zwei Kammern gewählt, welche zu einer Nationalversammlung zusammentreten. Er wird auf 7 Jahre ernannt. Er kann wieder gewählt werden". Ob übrigens durch dieses Ereigniß der feste Punkt gegeben sein wird, von dem aus Archimedes-Mac Mahon die sich heftiger als je bekämpfenden Parteien in Frankreich aus den Angeln zu heben und unter einen Hut zu dringen vermögen wird, kann noch keineswegs als mathematisch gewiß angenommen werden. Möglich ist vielmehr, daß der gegebene anscheinend feste Punkt durch eine weitere Abstimmung über einen andern Antrag, oder aber durch ein sonstiges Ereigniß, genannt Staatsstreich, wieder zertrümmert wird und in Nichts zerfällt. Die Ministerkrisis dauert noch fort, und scheint eine dauernde zu werden.
Das Verdeck eines Omnibus in Paris bestieg ein seltsam aussehender Mann, der seinen Platz einnahm und von furchtbaren Schmerzen gepeinigt schien. Auf die Fragen der Mitfahrenden gab er keine Antwort, plötzlich jedoch stürzte er wie rasend auf den Kutscher zu und brachte diesem eine tiefe Bißwunde bei. Der entsetzlichste Schrecken bemächtigte sich der Passagiere, sie versuchten den Kutscher von seinem Opfer zu befreien, indeß vergebens. Endlich erschienen einige Sicherheitswachleute, welche vor allen