Dingen den Passagieren znnefen, ihre Plätze zu verlassen. Als dies geschehen war, drangen sie selbst auf den Wüthenden ein, und nach einem Kampfe von einer Viertelstunde gelang es den drei Männern, ihn zu bändigen und zu binden. Er wurde nach einem Spiial gebracht, wo der Arzt ihn sofort nach kurzer Unter­suchung für tollwüthig erklärte; nach wenigen Stunden war er unter den wahnsinnigsten Schmerzen gestorben. Die Wunde des Kutschers wurde sofort ausgebrannt. Ehe er den Kutscher angefallen, hatte der Unglückliche sich schon selbst ein Stück Fleisch aus dem Arme gebissen; wie er zu dem Bisse eines tollen Hundes gekommen, hat nicht festgestellt werden können.

Nom, 29. Jan. Gestern machte eine Deputation des römischen Provinzialraihs dem General Garibaldi ihre Aufwar­tung, und dieser antwortete dem Sprecher derselben aus seine Anrede u. A. Folgendes:Ich bin physisch schwach geworden; aber noch fühle ich mein Herz schlagen. Sagt dem römischen Balte, dass ich an seinen Angelegenheiten den lebhaftesten Anthcil nehme. Ich trage mich mit einem Prostete, wovon ich jetzt nicht reden will, das aber der Stadt Rom, welche berufen ist, zu ihrer alten Größe zurückznkehrcn, hoffentlich von großem Nutzen sein wird; denn ich bin sicher, daß es seine jetzige Bevölkerung ver­doppeln wird. Ich werde Ihnen dieses Prostet später mittheilen und es der Regierung, der Provinz, der Stadt und allen ein­flußreichen Bürgern empfehlen, denn etwas Großes läßt sich nur durch das Zusammenwirken Aller ins Werk setzen."

Santander, 2. Febr. Ein durch die Blätter veröffent­lichter Brief aus Estella besagt, daß Don Carlos ein Schreiben aus dem Vatican empfangen habe, welches ihn der Sympathie des Papstes versichere, aber ihm die Erwägung anheimgebe, ob die Fortsetzung des Kriegs zweckmäßig sei, nachdem der verletzten Würde der katholischen Kirche Genüge geschehen.

London, 2. Febr. Nach Meldungen aus China ist der Tod des Kaisers nunmehr amtlich bekannt gemacht. Eine Privat- depesche aus Shanghai den 1. Febr. meldet: Die Kaiserin legte in Folge des Todes des Kaisers Hand an sich. Der neue Kaiser ist erst 3 Jahre alt. Die Kaiserin-Mutter ist zur Regentin er­nannt.

Allerlei.

(Von den Anekdoten), welche jetzt aus dem Leben des jüngstverstorbenen letzten Kurfürsten von Hessen in Umlauf gesetzt werden, ist eine der hübschesten die folgende:Der Knr-

Amtliche nnd Grivt

furst fuhr einmal nächtlicher Weile in Begleitung eines Kammer­herrn nach einer benachbarten Stadt. Da umringten plötzlich fünf Jünger der 41m» mator zu Gießen den Wagen, dessen kostbaren Inhalt sie erkannt, und zwangen in übermüthiger Bacchus- laune den Kutscher, zu halten; der Rädelsführer sprang auf den Wagenschlag.Ei, schönen guten Abend, Herr Kurfürst, wo fahren Sie denn hin?" Ein wüthendcs Knurren war die Ant­wort des Kurfürsten, der gleich dem tödtlich erschrockenen Kammer­herrn an ernsten Widerstand nicht denken konnte und einen thät- lichen Angriff von den angeheiterten Studenten wohl auch nicht fürchtete.Nun, da wir einmal beisammen sind", fuhr der Sprecher gemüthlich fort,können Sie uns auch ein paar Räthsel auflösen. Sagen Sie mal, Herr Kurfürst, wer lachte über Griechen­land?" Ein zweites, aber schon gelinderes Knurren, war das einzige Lebenszeichen des fürstlichen Wagen-Insassen.Ei ei, das wissen Sie nicht?" fuhr der Wortführer mit unerschütterlicher Gemüthlichkeit fort:Ein ewig blauer Himmel, merken Sic sich's, Herr Kurfürst. Und nun, was sind die Sterne nicht? aufge­paßt!" Diesmal herrschte schon vollständige Ruhe im Wagen, und mit musterhaftem Ernste belehrte der Frager:Die Sterne sind nicht ans Goldpapier. Aller guten Dinge sind aber drei Drum sagen Sie noch: Was ist das beste Mittel gegen Vater­landsliebe?" Tiefes Schweigen; der Musensohn schüttelte ernst das Haupt.Das sollten Sie doch am besten wissen, Herr Kur­fürst; das beste Mittel gegen Vaterlandsliebe ist in Kurhessen geboren zu sein!" Sprach's und sprang lachend vom Wagen- schlag, und unter dem dröhnendenPereat" der Studenten rollte die Kutsche von dannen. Eine Untersuchung, die später auf Betrieb des Kurfürsten eingeleitet wurde, ergab, da die lustige Geschichte allbekannt geworden war, zwei der Schuldigen, deren Einer, heute ein geschätzter deutscher Gelehrter, mit dem eonsilium abeancil davon kam. In Kurhessen selbst wäre es ihm freilich schlimmer ergangen.

(Curiosa). Bnrmann (gest. 1805) gab Gedichte heraus, ohne den Buchstabenr" darin anzuwenden; ebenso schrieb Jemand im Jahre I8l2 in derZeitung für die elegante Welt" eine Erzählung, worin kein r vorkam. Im Jahre 1813 erschien ein Roman von Vr. Franz Ritrlec unter dem TitelDie Zwillinge", woraus das r ebenfalls verbannt war. Auffallend ist es jeden­falls, daß nach der Versicherung eines Reisenden die Weiber der Tschukschen das r nicht aussprechen können, und daß in der Kaffern- sprache der Buchstabe r gänzlich fehlt.

-Bekanntmachungen.

I s e l s h a u s e n.

Am Montag den 8. d. M , Vormittags 9 Uhr,

werden ans dem Gemeindewald Winter­halden

89 St. Hagstangen v. 1015 »i. lg., 3800 Hopfenstangen v. 711 »> lg., 3700 Hopfenstangen v. 35 m. lg.; ferner:

am Dienstag den 10- d. M., um die gleiche Stunde, im genannten Schlage 50 Raummeter Prügel, 200 ungebundene Rcishanfen verkauft.

Der Verkauf findet jedesmal im Wald statt.

Gemeinderath.

A l t e n st a i g.

Fahrnik-Vrrksuf.

In der Gantsache des jg. Gottlieb Ettwein, Rothgerbers dahier,

wird am

Montag den 8. d. M. eine Fahrniß Auktion in der Wohnung des rc. Ettwein abgehalten, wobei zum Verkauf kommt:

Morgens 8 Uhr: das vorhandene Vieh, worunter 1 Kuh, 1 Kalbin, 1 Mastschwein, etwa 28 Ctr. Heu und Oehmd, 25 Bd. Waizcn- und Dinkelstroh, 18 Sri. Kartoffeln,

etwas Brennholz, Dünger, Compost, ca. 3 Klafter eichene Gerber-Rinde, ca. 5 sichtene

Gerberei-Gerätschaften:

Nachmittags 2 Uhr verschiedene Haushaltungs Fahrniß. Liebhaber hiezu sind eingeladen.

Ten 4. Februar 1875.

Vcrkanfs-Commissär: Amtsrotar Dengl er.

Sch 5 nbron n.

MnglM-Verkans.

Die hiesige Gemeinde verkauft am Montag den 8. Februar, Vormittags 10 Uhr,

ans hiesigem Rathhaus aus ihren Geigle'- schen Waldungen ca. 100 Stück forchenes und tannenes Langholz von 818 Meter lang, welches sich zu Floß- und Bauholz eignet.

-Zn gleicher Zeit werden 500 Stück Hopfenstangen von 68 und 8 10 Meter Länge verkauft.

Den 2. Februar 1875.

Gemcinderath.

Akkord.

Nächsten Dienstag den 9. d. M., Nachmittags '/»3 Uhr, wird auf dem hiesigen Rathhause das Beisührcn einer Straßenwalze von Urach auf die Baustelle bei Jselshausen, sowie das Einwalzen der Straße ans dem 1, Baudistrikt vom Nagold - Haiterbacher Straßenbau in Akkord vergeben werden, wozu hiemit tüchtige Unternehmer eingela­den werden.

Die näheren Bedingungen können zu selbiger Zeit auf dem dortigen Rathhaus eingesehcn werden.

A. A.:

Nagold, den 4. Februar 1875.

Bauführer Depperich.

E m m inge n.

Fahrmk-AMiM«.

In dem Wohn- hause des weil. Johann Georg Brenner,

Schreiners, kommt am

Dienstag den 9. Februar, von Morgens 8 Uhr an, gegen haare Bezahlung zum Verkauf:

Mannsklcider, verschiedener Hausrath, Belt und Beltgcwand, ein einspänniger Wagen, 1 Flanderpflug, 1 Egge, 6 Schffl. Dinkel, 3 Lrchsfl. Linsengerste, Haber, 10 Ctr. Heu und Oehmd, 100 Bund Stroh, 10 Säcke Erdbirnen, 1 vollständiger Schreinerhandwerkszeug, 2 Kühe, zum Ar­beiten gewöhnt, 6 Hühner, 1 Läuser- schwein rc., wozu Liebhaber eingeladen werden.

_Waisengericht.

iolisrs Lülks

welche an Magenkrampf, Hämoro-, hoidal, Bleichsucht, Drüsen, Flechten, Gicht, Nervenschwäche, weißen Fluß u. s. w. leiden.

Unentgeltliche Auskunft ertheilt V'r. Idt.

Braunschweig, Andreaskirchhof Nro. 3. Nagold.

Wchmmgs-Gestrch.

Aus Georgii d. I. wird für eins ge­ordnete kleine Familie eine Wohnung mit 3 bis 4 Zimmern nebst Zubehör zu miethen gesucht.

Anträge vermittelt

die Redaktion d. Bl.

M ö tz i n g e n.

Hlch-Verkauf.

Am Müniag den 8. Februar verkaufe ich

Vormittags 9 Uhr 65 Stück Säg- und Bauholz.

Zusammenkunft auf der Straße im Walde von Mötzingen nach Unterjettingen.

Alt Hirschwirth Morlok.