zünden werde. Die Stelle lautet: „Wenn der heilige Vater kriegerische statt friedliche Worte ausfprechen würde, so würde ganz Europa das Schlachtfeld des schrecklichsten Bürgerkrieges werden."
In England finden die Aeußeruugen des Fürsten Bismarck in Beireff der Reichslande vielfach beifällige Aufnahme selbst bei solchen Kritikern, die im Allgemeinen nicht sehr zu Gunsten der deutschen Negierung eingenommen sind. Es ist die Offenheit und Unmittelbarkeit dieser Aeußeruugen, die zuerst und vor allem Len Zweck der Dinge im Auge har, welche sich besonders dem auch in Sachen der Poiuik p,aklischen Engländer angenehm empfiehlt. „Man wird", sagt der „Spectalor" nnler Andern,, „an vergangene Tage erinnert, wenn man die offenherzigen und von seinem Standpunkte durchaus staatSmännijchen Reden des Fürsten Bismarck über Elsaß Lothringen licSl. Die unoerhüllte und selbst aus freiem Antriebe gegebene Erklärung, daß Elsaß Lothringen im Interesse des Reiches erobert worden sei und auch im Interesse des Reiches regiert werden müsse, möge es nun den Einwohnern gefallen oder nicht, ist ebenso klug als sreimüthig. In dieser ganzen Angelegenheit haben mir den festen, offenen, stolzen Staatsmann, der das deutsche Reich geschaffen hat, vor uns und sehen ihn wieder Lurch dieselben Eigenschaften glänzen, mit welchen er die Schöpfung des Reiches zu Stande brachte. Kein Minister hat jemals die nackten physischen Bedingungen nationaler Größe und diplomatischer Erfolge so ruhig und fest in's Auge gefaßt, als Fürst Bismarck. Je häßlicher die Thatsachen waren, desto fester und unverwandter ruht sein Auge aus ihnen."
London, 10. Dez. Am Ende eines Artikels über den Fall Arnim sagt die Times, das Vorgehen der Reichsregicrnng erscheine jetzt schon, welches immer auch der Ausgang des Prozesses sein werde, völlig gerechtfertigt.
Petersburg, 10. Dez. Die auf Rußland bezüglichen Aeußeruugen des Fürsten Bismarck in der Reichslagssitzung vom 4. Dez. finden große Beachtung und machen in allen Kreisen den besten Eindruck.
Santa Cruz, der berüchtigte Pfarrer, der nach einigen Blättern wieder ein Kommando unter Do» Carlos bekommen haben sollte, befindet sich in Lille. Eine vornehme Dame hat ihm eine hübsche Wohnung zur Verfügung gestellt und von den Adelsfamilien der Stadt wird er fleißig zu Tische geladen. Kurz, der geistliche Schinderhannes befindet sich, wie zur Beruhigung seiner frommen Verehrer mitgelheilr wird, vollkommen wohl.
Der Dorübergang der Venus vor der Sonnenscheibe scheint an den meisten Stationen mit Erfolg beobachtet worden zu sein. Bekanntlich haben alle größeren Staaten, mit einziger Ausnahme Oesterreichs, sich in großartiger Weise an der für die Wissenschaft, so wichtigen Beobachtung der seltenen (im gegenwärtigen Jahrtausend nur 10 Mal eintrelenden) Erscheinung betheiligt. Heute liegen bereits zahlreiche Telegramme von den Beobachtungs-Stationen vor. Die durch Oberst Tennant zu Roorku in Ostindien angestellle Beobachtung ist gelungen, hundert Photographien wurden genommen. Die teleskopischen und mikromelrischen Beobachtungen, welche bei Kairo und Suez vorgenommen worden sind, und die photographischen Aufnahmen bei Theben find vom besten Erfolge begleitet gewesen. Professor Hall telegraphirt dem „New- york Herald" aus Wladiwostok vom 9. Dezember: Der Himmel ist bewölkt, die Luft neblig; ich beobachtete den ersten und zweiten Venns-Contact und nahm 13 Photographien gegen Mitte des Durchgangs auf. Die Beobachtung ging in Kalkutta außerordentlich gut von statten. Befriedigende Beobachtungen waren zu Madras in Folge des bedeckten Himmels fast unmöglich. Die „Herald" Expedition in Nangasaki beobachtete den zweiten Contact mit Erfolg. Der erste und dritte Contact war durch Wolken verhüllt. Sechszig gute Photographien wurden gemacht. Das Ende des Venus-Durchganges ist in Jassy mit Erfolg beobachtet worden. Beim Anfang war starker Nebel. Alle Phasen des Vocüberganges wurden in Melbourne erfolgreich beobachtet. In Adelaide und Hobarttown gelang dies nur theilweise.
Weiter und Weiter. (Schluß)
„Was ist, soll man wie ein uns bestimmtes Schicksal hin- uehmen," sprach die Mutter leise ihr" nach, als sie hinausgegangen. „So wäre Ließ mein Schicksal: erst zum Diebe geworden und dann Mörder! Und Niemand dankt mir dafür, ja Niemand ahnt, was ich leide! O, mein Gdtt!"
Sie hüllte sich in einen warmen Shawl, denn sie fror jetzt immer, ließ die Vorhänge herunter und begrub sich iu die Ecke des Copha's. Als Olga leise hereinkam, stellte sie sich schlafend. Diese.kehrte daher in das anstoßende Zimmer zurück und schrieb weiter an dem ihrem Gatten bestimmten Brief, bis es dämmerte; dann kam sie zu ihr herein. So saßen sie lange Zeit bei einander, ohne daß ein Wort gewechselt wurde. Von den alltäglichen Dingen des Lebens wollte keine zu reden anfangen, und von dem Verluste, welcher sie betroffen, sprach jede aus Rücksicht für die andere nicht.
Das Dienstmädchen brachte, als es später wurde, ungerufen
Licht »Ich will Dir etwas oorlesen," sagte Olga. „Ein Kapitel ans der Bibel oder den Stunden der Andacht, was auf unsere Stimmung paßt und uns tröstet."
„Nein, nein," fiel die Mutter ein. „Deine Augen sind ganz roth geweint; .Du darfst sie'jetzt nicht anstrengen. Willst Du mir einen Gefallen erzeigen, so gehe hinaus und bestelle eine Suppe für den Vater. Ec bleibt so lange ans. Ich kann Dir nichi sagen, wie mich das ängstigt!
„Warum aber, da Du weißt, wo er ist und wie er beschäftigt ist? sagte die Tochter verwundert.
„Gleichviel! Bei seinem Zustande kann ich ihn nie auf sich längere Zeit entfernen sehen, ohne den grausamsten Befürchtungen Raum zu geben."
„Möge Gott ihn in seinen Schutz nehmen! sagte Olga und küßte die Mutter, ehe sie hinausging.
Gleich darauf wurde heftig an der Hausthüre geschellt, ein hastiger Tritt schritt über die Flur und sie vernahm die Stimme ihres Galten, welche ihren Namen aussprach. Sie bebte zusammen, ohne zu wissen warum.
Die Erschrockene wollte sich erheben und hinausrnfeu: „Hier bin ich!" Aber bevor sie noch den Entschluß zur Ausführung gebracht, stand er schon vor ihr und raunte ihr zu: „Ich muß Dich allein sprechen; aber daß Olga nichts davon erfahre!" Er wartete ihre Antwort nicht ab, ließ ihr zu keiner Frage Zeit; er war fort, ehe sie nur zu dein Gedanken gekommen, was er ihr zu sagen haben könne.
Die Tochter kam gleich darauf mit der Nachricht in das Zimmer, daß der Vater nicht zu Tische kommen werde.
„Ich weiß es," sagte Frau Ahlers. „Er ist aufgeregt, fühlt sich angegriffen; ich muß zusehen, ob ich ihn nicht bewegen kann, sich niederzulegen. Auch Du solltest früh die Ruhe suchen. Komm, laß uns essen, und dann gehe auf Dein Zimmer."
Sie sagte der Tochter so herzlich und wehmülhig gute Nacht, als ob es einen Abschied auf lange gelte. Darauf ging sie zu ihrem Gatten.
Sie fand die Thüre zu seinem Studirzimmer nur angelehut, die Lampe brannte ans dem Tisch; er selbst war nicht da. Verwundert blickte sie umher, horchte, wartete ein wenig und schlich hinaus, ihn zu suchen.
Sie fand ihn in ihrer Vorralhskammer. — „Was führt Dich hieher?" fragte sie verwundert.
Statt aller Antwort nahm er das Licht, hielt es ihr unter die Augen, sah sie fest an und sagte mit tonloser Stimme: „Ich suche das Gift, womit dem Leben der Großtante ein Ziel gesetzt worden ist."
Sw bemühte sich, seinen Blick auszuhalten. Auge iu Auge standen mehrere Minuten; dann zuckte es um ihren Mund, sie wurde, als ob die Frage im Angesichte ihres Gatten sie vernichte, kleiner und kleiner und sank schließlich vor ihm in die Knie. Immer noch sah er sie an. Sie wollte seine Füsse umfangen. Er stieß sie zurück. „Weib!" rief er und verhüllte sein Antlitz
— „welches Elend hast Du über das Haus eines rechtschaffenen Mannes gebracht!
Und er ging, ohne sie weiter eines Blickes zu würdigen, hinaus.
Vernichtet, zermalmt, besinnungslos lag sie am Boden. Wie lange sie in dieser Stellung geblieben, wußte sie nicht. Um sie war es finster, in ihrem Herzen tobte es wie Verzweiflung. Mühsam richtete sie sich auf und tappte der Thüre zu; leise schlich sie von da nach dem Zimmer ihres Gatten. Sie horchte. Er war auf und ging auf und ab. Das that er stets, wenn sein Gemüth bewegt war.
Sie klopfte. Er hörte nicht. Sie klopfte stärker. Jetzt fragte er, wer da sei. Ich! sagte sie. Kein Herein erfolgte. Sie versuchte zu öffnen, aber vergebens.
Sie nahm einen Stuhl und lehnte ihr Haupt gegen die Thür. Es ist Alles entdeckt! sagte sie sich. Es ist Alles vorbei. Ich muß sterbeu!"
Sie zog aus ihrer Tasche eine kleine Flasche und leerte den Inhalt auf einen Zug. — So, sagte sie, jetzt ist mein Opfer vollendet! Was ist, das hat das Schicksal auch gewollt, sagte ja Olga. Jetzt helfe mir Gott! Aber seine Vergebung muß ich mit mir nehmen."
Sie legte den Mund an das Schlüsselloch und flüsterte: „Lieber Mann — ich habe mit Dir zu reden! Lieber Mann, ich bitte Dich, mache mir auf! Es eilt! Nur ein einziges Wort! Es ist meine letzte Bitte an Dich, meine allerletzte! Sei nicht hart! Bedenke, es ist die Mutter Deines Kindes, welche Dich anfleht! Du bist es mir schuldig, mich zu hören! Adolf, Du hast mir am Altäre gelobt, mich nicht verlassen zu wollen in Noth und in Tod nicht, und Du willst Dein Versprechen nicht halten
— willst mich ungehört verdammen? Lieber Mann, thue das nicht, denn es wird Dich nicht gereuen! — Ich wollte ja stets Dein Glück — ich wollte das Glück Deines, unseres Kindes. Wählte ich falsche Mittel, so geschah es, weil meine Einsicht nicht weiter ging. Ich bin ja nur ein schwaches Weib. Gott ist mein Zeuge, daß es mir schwer genug geworden ist. — Deinetwegen nahm ich