Klasse sich verfüg!?, wo Kätscher allein war. In Nezamislitz befanden sich beide noch daselbst, als der Kondukteur nachschaute. Als der Kondnklcur aber in Ehropin, einer Station vor Prerau, bis wohin der mnthmaßliche Mörder ein Fahrbillet gelöst hatte, den Wagen öffnete, fand er Kätscher mit dnrjchnitleneui Hals in seinem Blnt, und an den Händen starke Druckflecken, die von der Gegenwehr herrühren mochten, während der andere Passagier verschwunden war. Der Ermordete halte auch im Gesicht Schnittwunden; das Messer fand man im Coupe, die Brieftasche des Ermordeten in Kojelein, wo der Mörder ausgcsiiegen und im großen Gasthause sich gewaschen hatie Don ließ dcrselve auch seinen blntbeflten Nock und seine Plätze liegen. Diese Anhaltspunkte haben auch.bereits zur Entdeckung des Mörders geführt. Derselbe wurde gestern Nachmittags in Proßnitz ansgemittelt, verhaftet und sofort nach Prerau übergejührl, wo er um 2 Uhr Nachts anlangte und alsbald einem tangeren Perhör unterzogen wurde. An Geld hatte der Mörder seinem Opfer etwa 300 fl. geraubt. Der Mörder Leopold freund, 23 Jahre alt, Jade, aus dem Trcnlschincr Komitat, war zuletzt Kellner in Brünn. Vor seiner That hatte er noch 4 fl in der Tasche. Er ist so schwach und klein, daß man ihm die That nie zngemnihel haben würde. Er wurde nach dem Verhör in die Frohufcste nach Pre- rau abgeführt, um heute nach Olmütz gebracht zu werden.
Wie ein juristisches Cnriosum nimmt sich folgende thatsächliche Meldung ans Köln in der „Franks. Ztg." aus: „Heute Abend fällte der Assisenhof seit einer Reihe von Jahren das erste Todesurtheil. Verurtheilt wurde nämlich wegen Mordes seiner Tochter und Tödlungsversuches seiner Frau der 44jäh- rige Sattler Peter Joseph Stöckler von hier zum Tode und zum Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte, sowie zu zehn Jahren Zuchthaus (die derselbe noch zu sitzen Härte!) Ruhig und gelassen, ohne eine Miene zu zucken, nahm der Veruciheilie das Todesurtheil hin.
Sämmiliche preußische Arnims haben im Staats- und Reichsdienst Strike gemacht. Die Anschwärzung, daß er als Botschafter in Paris an der Börse gespielt und furchtbares Geld gewonnen habe, stellt Graf Arnim nicht entrüstet, sondern witzig in Abrede. Der bctr. offene Brief in den Zeitungen ist viel besser, als alle anderen Briefe, die er veröffentlicht hat. Als Arnim die Charitv verließ, übergab er dem Direktor 50 Thlr. für arme Genesende der Anstalt mit dem Versprechen, jährlich dieses Geschenk zu wiederholen.
Der höhnische Jnbelrnf der „Germania" über die Fortsetzung geistlicher Amtshandlungen durch „gesperrte" Geistliche in der Laurentiuskirche zu Trier, welche sich durch allerlei List und Hinterihürchen den am Hauptportal ausgestellten Polizeibe- amtcn bisher immer zu entziehen gewußt, hat endlich ein klagendes Echo gefunden. Sie erzählt, daß der ansgewiesene Crplan j Schneiders in Trier, während er das Hochamt hielt, zum übergroßen Schmerze deS katholischen Volks von Gensdarmen und Polizisten vor dem Altar verhaftet wurde. — Wer trägt die Schuld, daß cs so weit kommen mußte? Kann der Staatsgewalt ein Vorwurf gemacht werden, wenn sie die ihr Trotzenden da sucht, wo sie sie findet? Bei aller Achtung vor der dem Gottesdienste geweihten Stätte wird sie doch den Wahn zerstreuen müssen, als sei der Altar die Stelle, von der aus der Staat und seine Gesetze ungestraft verhöhnt werden dürfen.
Jungfer Eleonore Weich in Wien ist ein v e r z w e i f e lte s Frauenzimmer, das nicht einmal vor der Justiz Respekt hat. Weil sie viermal gestohlen, verurtheilt sie der Gerichtshof in voller Sitzung zu 2'fr Jahr Kerker. Im Nu hat sie das große Tintenfaß vom grünen Tisch gelangt und wirft es dem Vorsitzenden an den Kopf, wie weiland vr. Luther dem Teufel auf der Wartburg. Das ganze hohe Collegium war begossen mit Tinte. Da die Herren übrigens auf das „Vorleben" so viel gaben, so hätten sie wohl etwas vorsichtiger sein können; denn als Jungfer Weich aus der Straße arrctirt wurde und der Commis Donat neugierg stehen blieb, verabreichte sie ihm eine schallende Ohrfeige und rief: „Was schaust, dummer Jud!"
London, 5. Nov. Bazaine ist heute mit Frau und Kindern auf einem englischen Dampfer nach Lissabon abgereist, von wo er nach Madrid, woselbst er bereits leine Wohnung ge- mielhet, gehen wird. Die Nachricht, daß Bazaine der spanischen Regierung seine Dienste angeboten, entbehrt der Begründung.
Es ist augenblicklich in London eine altkatholische Gemeinde in der Bildung begriffen, und es läßt sich nicht bezweifeln, daß sie viel Anhänger finden werde. Es bleibt abzuwarten, ob das Beispiel in andern Städten Nachahmung finden wird. Namentlich wird cs interessant sein, zu beobachten, ob sich die Bewegung nach Jrrland ansbreitet.
London, 7. Nov. Die von Gladstone veröffentlichte neue Schrift an seine katholischen Landsleute vertheidigt seine in der „Revue Contemporaine" veröffentlichte Publikation über Ritualismus. Gladstone erklärt: Jedermann sei berechtigt, sich gegen den PapstZu verwahren, dessen Bundesgenossen die Indifferenten seien. Das Rom des Mittelalters habe die Weltherrschaft beansprucht, das moderne Rom habe diesen Anspruch nicht aufgegeben, im Gegentheil sei die Opposition dagegen seit den vati-
canischen Beschlüssen schwächer als im orthodoxen Mittelalter. Rom habe das Credo verändert. Wer zum römischen Glauben zurückkehre, opfere seinen Patriotismus einem fremden Souverän. Nom greife in stattliches Gebiet zu politischen Zwecken über; der deutsche Kirchenkamps beweise dies. Dieser Kampf verbreite sich auch in andern Ländern, namentlich auch in Oesterreich. Die vaticauischen Decrete seien offenbar Ursache der gegenwärtigen Gefahren. Man könne von Deutschland sagen, wie früher von Frankreich: „Wenn Deutschland beunruhigt ist, kann Europa nicht ruhig sein."
Weiter nnd Weiter.
(Fortsetzung.)
Die Tante Agathe mußte nun auf die neue Gestaltung der Dinge vorbereitet werden nnd nach gehaltenem Familienrathe überließ man Olga diese kitzliche Botschaft. Sie theilte ihr vorerst, wie eine abgemachte Dache, den Entschluß des Bräutigams aus- wandern zu wollen, mit und ließ sie in diesem Glauben mehrere Tage. „Was wird nun ans mir?" fragte sie, und fragte so lange, bis die alle Dame antwortete, daß er unter keiner Bedingung gehen dürfe nnd daß sie ihn lieber heirathen solle, obschon sie die Trennung nicht überlebe» werde.
Olga schlug ihr vor, daß sie sich bei den alten Kriegskameraden ihres verstorbenen Vaters um die Znrückoersetzung des Lieutenants Friedrich bemühen sollte und daß sie dann in einem Hause wohnen könnten. Sie machte der Großtante dieses Zusammenleben so verlockend nnd nahm die Möglichkeit ihres Aufenthaltes in der Residenz so gewiß an, daß Jene, ganz entzückt von diesem Plane ihres Lieblings nnd froh, die eben noch gehegte Sorge um ihre Zukunst los zu sein, den Zeitraum nicht erwarten konnte, wo sich das Alles verwirklichen sollte.
„Wir müssen gleich an die Ausstattung gehen," sagte sie aufgeregt. „Es wird doch ein ganz anderes Leben für mich sein, wenn der Friedrich wieder hier ist. Daß Du auch nicht früher auf diesen guten Gedanken kamst! Gleich schreibe ich an den General von Jtzenblitz! Und der Wirth muß den Leuten, welche die obere Etage bewohnen, kündigen."
Die wird zu groß für uns sein," warf Olga ein. „Die Ellern können uns nur geringen Zuschuß geben, wir müssen daher sehr klein wohnen "
„Bah! Wozu ist denn die Großtante da? Ich werde schon sorgen, daß Ihr nicht hungert." — Sie hatte nun vollauf zu thuu uns fand viel Vergnügen in dieser Beschäftigung, welche das Einförmige ihrer Tage unterbrach.
So war denn auch diese Klippe glücklich umschifft, und immer mehr entwölkte sich der Himmel für die Verwirklichung der Wünsche des jMgen Paares.
Olga nähte an der Ausstattung, dis Mutter kaufte ein, die Großtante redete in Alles hinein, Ahlers sah ihnen sinnend zu, froh, daß sie so heiter den kommenden Tagen entgegen sahen.
Im Herbste sollte die Hochzeit stattfinden. Die wenigen Monate bis dahin verstrichen wie im Umsehen, eine Wohnung für die jungen Leute war eingerichtet und der Tag anberaumt, an welchem die Trauung vollzogen werden sollte. Die Großtante hatte das Versprechen erhalten, daß man znm Frühling ihr den jungen Ehemann in die Residenz zurücksenden würde und in ihrer jetzigen Aufregung war sie damit zufrieden, im Winter Olga zu entbehren.
Der Lieutenant Friedrich erhielt einige Wochen Urlaub und lozirte dießmal bei der alten Dame, eine Begebenheit, welche sie unbeschreiblich glücklich machte. Er fand' seine Braut blühend wie sonst, ja sie war schöner noch geworden und wanderte, in Erwartung ihrer Vereinigung mit ihm in stolzem Glück an seiner Seite.
Der Einzige, welcher seit der Ankunft des Bräutigams eine stille Miene angenommen hatte, war Herr Ahlers. Es war sichtlich, es drückte ihn etwas. Er schien sich nicht gerne in die Gesellschaft des jungen Mannes zu befinden, ja er vermied dessen Blick. Dieses Benehmen mußte dem Schwiegersohn auffallen. Er fragte sich, was ihm nur sein könne, was er gegen ihn habe. Auf der andern Seite jedoch gab er ihm Beweise seines höchsten Vertrauens, seiner unbedingten Hochachtung und versicherte/ daß es ein Glück sei, sein Kind einem solchen Ehrenmanne anvertrauen zu können.
Die Stunde nahte, wo Ahlers die Papiere aus ihrem Gewahrsam nehmen und bei der Behörde niederlegen sollte. Er hatte Monate lang diesen Schritt in's Auge gefaßt und sich innerlich darauf vorbereitet; dennoch empfand er im Momente der Ausführung erst die ganze Schwere desselben. Als er den Schlüssel nahm, den feuerfesten Behälter aufschloß, unter den Obligationen den entsprechenden Betrag hervorsuchte, da zitterte seine Hand. Etwas knisterte auf dem Boden, vielleicht war es eine Maus, welche am Holze nagte, und er fuhr erschrocken zusammen. Mehrere Male blickte er um sich, als ob die Befürchtung in ihm rege geworden, Jemand schaue ihm über die Schulter zu.
Leise, ängstlich, wo er sonst so fest auftrat, ging er den Weg in sein Zimmer zurück, legte den Schlüssel an den bestimmten Ort, schlug die Papiere ein, steckte sie in die Brieftasche knüpfte