nahe den ganzen Monat keinen Bissen Brod. Die Leute sehen abzemagert, krank und schwächlich aus, und man fürchtet, selbst wenn die Noch nur noch kurze Zeit anhält, epivemische Krank­heiten. Die Gemeinde Vertretungen bemühen sich nach allen Kräf­ten, um die Bejammernswerlhen nicht vor Hunger umkommen zu lassen. Aas Kosten der Armen Anstalten vertheilen sie Kraft- suppe» an die ärmsten Weber.

Pari s, 1. Noo.Wenn sich die Schurken zanken, kommt der ehrliche Mann zu seinem Gclde", sagt ein Sprüchwort. Das Budget bekommt seine bezahlten Apanagen aber nicht wieder, die Blutegel des Staates mögen streiten, wie sie wollen. Leu im Hause B o n a p a r l e wieder Unfriede herrscht es ist dies eine angeborene Eigenschaft der Nachkommen der Frau Lätitia wird in den feindlich gesinnten Organen der Presse ausgezähll, was die Volks-Beglücker alles verschlungen haben während der zwanzig Jahre des Empire. Der Herzog v. Mouchy erinnert die Wähler des Oise Departements an dieWohlthaten des Kaiscrthums", und man hat znsammengerechnel, was die Familie Murat, mit der der Herzog durch seine Heirath verbunden ist, seit 1852 ein­gestrichen hat. Die Summe beläuft sich auf 0,800,707 Fr., wo­von 2 Millionen allein auf Mouchy's HauSstencr kommen. So sind die Wohlthaten des Kaiserthums zu verstehen! Der Prinz Napoleon ab>.r gedenkt der Wohlthaten nicht, die er empfangen, und ihm wird von den Getreuen aus Chislehurst vorgercchnet, daß er Alles in Allem unter der Negierung Napoleons llk an Apanage, Gehalten, Ehrensold u. s. f. 35,265,000 Fr. empfangen hat, ungerechnet der Hand-Geschenke von einer halben Million bei besonderen Anlässen und ungerechnet 5 Millionen für die Benutzung des Palais-Royal, das auf 300,000 Fr. anzuschlagen ist. Der Prinz hat völlig mit Ehislchurst gebrochen und dem jungen Prätendenten" die Fehde erklärt, wie er auch mitDer, die Kaiserin war", nichts mehr zu schaffen hat. DerGaulois fordert als Antwort den Prinzen nun auf, die empfangenen Mill. wieder heranszngcben, da er es nicht mit dem Kaijerthum halte. DerGaulois" vergißt aber die echte bonapartistische Tradition, die von der Zurückerstauung nichts weiß. (F. I )

Bayonne, 4. Noo. Die Karlisteu haben heule früh das Bombardement auf Iran eröffnet. In Fnenterrabia sind gestern !000 Regiernngstrnppen gelandet.

Nach Briefen von der spanischen Grenze wollen die Karlrsten heute mit der Belagerung von Jrun beginnen. Ein Lheil der i Einwohner hat sich auf französisches Gebiet geflüchtet. Anderer­seits heißt es, der Marschall Serrano werde binnen wenigen Tagen de» Oberbefehl der spanischen Armeen übernehmen. Die Ankunft des Marschalls beim Heere werde das. Zeichen zu ent­scheidenden Operationen geben.

Rom, 27. Oki. Nicht geringes Aussehen macht die Ver­haftung eines Geistlichen, eines Arztes und eines Grafen dahier als Banknoten-Fälscher. So haben sich denn Religion, Wissenschaft und hohe Geburt mit einander verbunden, das Pub­likum zki hintcrgehen.

Rom, 30. Oct. Garibaldi befindet sich, wie er selbst in einem Brief an einen amerikanischen Freund, Dr. Al. Roß, zugesteht, in dürftiger Lage und wird sich genöthigt sehen, öffent­liche und private Unterstützung anzunehmen. Die Regierung hat zu wiederholten Malen bald dirert, bald indirect ihm alle möglichen Anerbietungen machen lassen, die er aber immer regel­mäßig ablehnte. Daß Garibaldi, wenn er sich an seine italieni­schen Freunde gewandt hätte, von diesen auch nicht im Stiche gelassen worden wäre, unterliegt keinem Zweifel, und nicht wenige seiner Landsleute erblicken darin eine gewisse Beleidigung, daß er sich in seiner Bedrängniß nicht an sie wandte. Daß der Alte auf Caprera überhaupt in solche Noth kam, daran trägt, laut einer Angabe derMagd. Ztg.", in erster Linie sein Sohn Ricciotli die Schuld. Dieser hatte ein intimes Verhältniß mit einer jungen Engländerin. Die beiden Leutchen waren einander gut, aber der Vater d'er angehenden Braut wollte einen seiner reichen Tochter an Glücksgütern gleichstehenden Schwiegersohn, und das war eben der junge Garibaldi nicht. Unter solchen Umständen wußten sich die beiden Liebenden nicht anders zu helfen, als daß der Geliebte das Mädchen mit deren Einwilligung ent­führte, welches Argument dann schließlich auch den widerstreben­den Vater bestimmte, seine Zustimmung und eine Aussteuer von 500,000 Lire zu geben. Allein der Aufenthalt in London war für den jungen Ricciotti ziemlich kostspielig gewesen, er hatte größere Ausgaben gemacht, als ihm die väterliche Armuth ge­stattete, daher Schulden und auf den alten General gezogene Wechsel, dessen Güte denn auch damit Rath zu schaffen suchte, daß er die ihm einst von seinem Freunde Lord Sutherland ge­schenkte Macht verkaufte. Der Preis betrug 80,000 Lire, und alle Noth hätte ein Ende gehabt, da aber zum Unglück gerieth die Summe in die Hände eines untreuen Sensals, und dieser, anstatt sie dem General abzuführen, machte sich mit ihr aus dem Staube. Daher sodann die Katastrophe.

Newyork, 5. Noo. Der Ausfall der Kongreß-Wahlen berührte in Washington empfindlich. Derselbe wird dort als Symptom der Unzufriedenheit des Landes mit der Regierungs-

poliiik und als Mißtrauensvotum gegen die Regierung betrachtet. Die Republikaner sind entmuthigt, da sie überzeugt sind, ein dauern­der Umschlag der Stimmung des Landes werde nicht Platz greifen. Die Presse betrachtet das Wahlrcsultat als Protest gegen die dritte Präsioentschaftskandidtur und die schlechte Verwaltung Grants.

Aus Cincinati 10. Okt. wird gemeldet: In dem Luft­ballon des Prof. Donaldson wurde heute eine Heirath vollzogen. In der Höhe von 3 Meilen wurde das Brautpaar eingcsegnet.

A u s w a nd e r u n g s lu st i g e n nach Amerika sei die War­nung an's Herz gelegt, welche die New - Mark - Times in einer ihrer letzten Nummern enthält. Ackerarbeuer sollten nicht im Herbste übersiedeln, wenn sie nicht im Winter verhungern wollen. Schreiber und Kaufleute ohne Kapital sind absolut nicht zu ge- brauchen. Geschickte Handwerker würden ohne Zweifel lohnende Beschäftigung finden, wenn nicht die Arbeitervereine ihnen im Wege ständen und sie zwängen, sich dem Strike anznschließen. Am willkommensten sind Farmer mit einem gewissen Kapitale, aber nur im Frühlinge; und im Allgemeinen gilt von Nord- AmeMa der Satz, daß dasselbe wegen der augenblicklichen Ge- schäflsklemme keine großen Aussichten sür Fremdlinge bietet.

Weiter und Weiter.

(Fortsedmig.i

Welches entsetzliche Wagestück schlägst Du mir da vor!" rief Ahlers überrascht.Ich bitte Dich, versuche mich nicht mit dergleichen! Es könnte uns schlimme Früchte tragen, es könnte mir meine Ehre kosten."

Niemand wird ein Wort davon erfahren. Ob die Obli­gationen dort liegen oder nicht! Du hast die Mittel, sie zu er­setzen, kannst nur im Augenblick die Hand nicht ^darauf legen. Indessen wird Dein Kind glücklich und wir behalten sie. Die Welt aber wird annehmen, daß die reiche Großtante ein Einse­hen gehabt."

Das klingt alles recht gut", wandte Herr Ahlers ein, aber eine Veruntreuung bleibt es doch."

Wenn Du eine böse Absicht dabei hegtest, aber in dieser Weise verstößt Du nur gegen die Form, nicht gegen die Sache. Du willst der Anstalt ja ihr Geld nicht nehmen, Du willst es nur auf einige Zeit an einen andern Oet legen, als der ist, wo

> es gewöhnlich aufbewahrr liegt. Du behälft es nicht einmal bei

> Dir. Die Zinsen vom Kapital fließen nach wie vor in die Verwaltungskasse. Sage mir nur, wo hier eigentlich das Un­recht liegt ? Und wenn Du es nicht thätest, so könnte Dein Kind Dir mir Unrecht Vorwürfe machen, daß Du um solcher Skrupel willen, die ein Bischen Selbstüberwindung zu beseitigen vermocht, sie unglücklich gemacht."

Du weißt nicht, was Du sprichst, Du redest wie die Eva im Paradiese!" rief der Gatte unwillig ans.Und wovon sollte das junge Paar leben, wenn die Zinsen der Anstalt verblieben? Von seiner Gage als Lieutenant doch unmöglich!"

Sie müßten sich allerdings einschränken; allein das fiel unserer Tochter nicht schwer.Sie ist, Gottlob, ja sparsam und wirthlich erzogen. Sie müßte sich mit einer Aufwärterin und den Soldaten zur Bedienung einrichten. Was uns das Kind kostet, könnten wir als Zuschuß zum Hausstande geben und viel­mehr noch etwas mehr; denn man entbehrt wohl gerne das Eine und das Andere, wenn es dem Liebsten, was man auf der Welt hat, zu Gute kommt. Ist es denn einmal so weit, wird auch die Großtante ein Scherflein beisteuern; darben läßt sie die jungen Leute sicherlich nicht, sobald sie einmal beisammen sind."

Herr Ahlers setzte seine Brille auf, nahm die Zeitung in die Hand und sagte:Rede mir jetzt nicht weiter von der Sache. Ich will es überlegen."

Ohne noch ein Wort zu versuchen, stand die Gattin auf und verließ das Zimmer. Sic war zufrieden mit dem Schlüsse der Unterhaltung, sie wußte, daß man einen Baum nicht auf den ersten Schlag fällt, wohl aber, wenn er beim ersten Schlage wanke, aus das Gelingen rechnen dürfe.

Beim Mittagessen glitt sein Auge oftmals zu der Tochter hinüber, welche wenig und sehr bleich aussah. Statt wie sonst sein Mittagsschläfchen zu halten, wanderte er in seiner Stube auf und ab. Seine Gattin war zu gut mit seinen Gewohnheiten bekannt, um nicht zu wissen, daß eine solche Unterbrechung der­selben in Jklge großer innerer Aufregung sei.

Mehrere Tage vergingen, ohne daß unter dem Ehepaar die Rede auf den fraglichen Punkt kam, der Brief des Lieutenant Friedrich lag noch immer unbeantwortet da, und Olga wanderte mit schwermüthigem Gesichte in den Alleen des Gartens auf und ab, die einzige Traurige unter den vielen Beklagenswerthen. Wenn er in seinem Zimmer allein saß, murmelte er oftmals vor sich hin:Es ist freilich unser einziges Kind."

Als am Sonntage die Großtante zu Tische erschien, musterte er zum ersten Male nachdenklich ihr Aussehen und fragte sich dabei ernst im Stillen, wie lange sie wohl noch leben werde. Noch nie zuvor hatte er sich auf einem solchen Gedanken ertappt, und als er sich jetzt dessen bewußt wurde, erröthete er in sich hinein vor Selbstbeschämnng.Pfui, Ahlers! Pfui! Hat es