entschiede» das Auftreten seiner Kollegen und ist dafür von oen Letzteren oft genug auf das Härteste mitgenommen worden. Dies hindert ihn indessen nicht, seine Mäßigung bei jeder Gelegenheit zu manifestiren! - So hat er die Wahl des Stadtpfarrerü t)r. Schwarz zum Dekan des Ellwanger Kapitels verworfen, weil der Gewählte ein ulttamontaner Heißsporn ist und Württemberg zum Schauplatz klerikaler Wühlerei machen möchte. Der beste Beweis für Hefeles Wirksamkeit ist der Umstand, daß nirgends so, wie in Württemberg, der Friede unter den verschiedenen Glaubensbekenntnissen bisher gewahrt worden ist." Pittsburger Katholiken richteten hierauf direkt an den Bischof von Roltcn- bnrg die Anfrage, ob derFreiheilsfreund" Wahres berichte. Darauf hat Hesele folgende, in der Baltimorer Kath. Volksz. vom 10. d. M. veröffentlichte Antwort gegeben:Eine bei Ihnen erscheinende deutsche Zeitung, der Freiheitssrcund, brachte kürzlich eine meine Wenigkeit betreffende Behauptung, welcher entgegen­zutreten ich als Pflicht erachte. Er ist wahr, daß in Württem­berg bis jetzt, Gott sei Dank, kirchlicher Friede herrscht, aber wir verdanken dieß in erster Linie, und nach der göttlichen Gnade, dem wohlwollenden Sinne unseres Königs und der Weisheit seiner Negierung. Würden 'nicht da und dort die kirchlichen (altkatholischen") Wühlereien von obenher unterstützt, gefördert und gern gesehen, so würden auch andere Gegenden Deutschlands desselben Friedens genießen, wie mein eigenes Vaterland! Unwahr aber ist es, daß ichdas Auftreten meiner Kollegen Preußens mißbillige und dafür schon oft genug auf das Härteste mitge­nommen worden sei." Von einem Zwiespalt dieser Art ist mir nicht das Geringste bekannt, vielmehr stehe ich mii meine» hoch- würdigsten Amtsbrüdern im besten Einvernehmen und kann zur Orinuirung des Freiheiisfeenndes nur bemerken, daß ich echt vor wenigen Lagen einem hohen Staatsbeamten (nicht einem würtlem- bergischen) gegenüber mich ganz offen dahin ausgesprochen habe, daß ich Kien Eid, wie er in Preußen und Baden von den Bischöfen verlangt wird, nicht leisten und den neu auferlegteii Staals- kirchengesetzen nicht Gehorsam versprechen könnte. Ich bin aller­dings tin Mann des Friedens, aber es gibt Grenzen, über welche kein Bischof, auch bei der friedlichsten Gesinnung, hinaus» gehen kann. Ich ermächtige Sie, von dieser Erklärung jeden Ihnen geeignet scheinenden Gebrauch zu machen, st Kar! Joseph v. Hefeie, Bischof v. Nottcnlnirg."

Müllhcim, 18. Okt. In B. ist der Hebamme von Ge- meindcwegen ein Rebstück zugewiesen, das gerade nicht zn den besten zählen soll und im Durchschnitt jährlich 35 Ohm Wein liefert. Dieses Jahr erntete sie aber 27 Ohm Most und erlöste daraus 810 fl.

München, 20. Okt. Zur Konversion der Königin- Mutter Marie von Bayern geben eine Anzahl Münchener Protestanten im Bayr. Landboten folgende Erklärung ab: So sehr wir Alle den Austritt Ihrer Mas. der Königin Mutter von Bayern ans unserer Kirche bedauern, namentlich Angesichts des gewaltigen Kampfes, der gegenwärtig in der katholischen Kirche entbrannt ist, so theilen wir dennoch vollständig die Ansicht, daß der ganze Vorgang als eine Herzens- und Äewissensaiigelegcn- heit zu betrachten sei, die sich der öffentlichen Kritik entzieht. Ganz abgesehen von diesem speziellen Fall aber stimmen wir von ganzem Herzen den Ausführungen bei, die ganz treffend das System kcnnzeicbucten, das leider schon-seit lange zn unserem nicht geringen Schaden in unserer Kirche herrscht. Und weit dem unbestreitbar so ist, so ist gewiß die Bitte gerechtfertigt, daß die Träger dieses Systems und Diejenigen seiner Näthe, die dem-, selben huldigen, recht bald möchten durch junge, fusche, jener Richtung abholde, wahrhaft freisinnige Kräfte ersetzt werden, damit wieder reges kirchliches Leben erwachse und der leider schon so lange vermißte Friede wieder einkehre in unserer Gemeinde. Das wünschen gewiß von ganzem Herzen alle Protestanten Münchens, sa ganz Bayerns mit Ausnahme vielleicht der Partei, die sich so gern die orthodoxe nennt.

M ünche n, 22. Okt. Die Königin-Mutter hat heute in der Pfarrkirche zu Waltenhofeu aus den Händen des Bischofs v. Dinkel die erste Commuuion und das Sakrament der Firmung empfangen. Firmpathiu soll demBayer. Kur." zufolge die Her­zogin Max sein.

Aus Bayern, 20. Okt. Bei den diesmaligen Cont­rol-Versammlungen wurde ein Befehl des Generalcomman- do's bekannt gegeben, wonach die Landwehrmänner bei jeder dienst­lichen Berührung mit den Landwehr-BezirkS-Behörden die Feld­zugs-Zeichen tragen müssen, wenn sie sich nicht strenger Strafen wegen Nachlässigkeit im Dienste" aussetzen wollen.

A ugsbnr g, 23. Okt. Einer Privat-Depesche der Augs­burgerAllgemeinen Zeitung" aus Wien (s. u.) zufolge setzten die Türken am 20. in der Umgebung von Podgoricza das Morden fort. Hierbei wurden acht Montenegriner aus Zetch und einige dort ansässige Sachsen getödtet. Das Dorf Kulicice wurde von den Türken angezündet. Die Christen entflohen ins Gebirge.

Während dieser Tage in Frankenthal (Pfalz) bei sieben Metzgern Würste wegen Stärkmehl-Zusatzes polizeilich confiscirt wurden, ha! das Landgericht in Kaiserslautern sechs wegenVer­

fälschung von Nahrungsmitteln" (hier Wurst) aiigeschnldigte ' Metzger freigesprochen. Die Untersuchung ergab zwar, daß Kar- tosfet-Mchl im Betrage von 0,59 bis zu 2,95 pCt. der Wurst beigemischl war, die betreffenden Metzger erklärten aber, daß diese Beimischung nicht in betrügerischer Absicht geschehe, vielmehr nur ans dem Grunde das Mehl zugesetzt werde, um die flüssigen Theile anzuziehe», die Wurst fester zn binden und dadurch halt­bar zn machen, also zu verbessern. (?) Und das Gericht schloß sich dieser Ansicht an. Wir respektiren natürlich diesen Urtheils-Sprnch; aber eine Frage an die Herren Metzger möchten wir eins doch ertauben, die nämlich, warum denn der Privatmann, wenn er Wurste macht, keinen Mehl-Zusatz als Bindemittel braucht, im Gegeniheil vielmehr bei Leber- and Blut Wursten sogar noch Wurstbrühe zur Verdünnung zusetzt? Auch hatte man früher, als dies Bindemittel noch nicht bekannt war, auch gute, feste Würste erhalten. Das einzige richtigeBindemittel" beim Wnrstmachen scheint uns die Schnur, womit man die Würste znbindet.

Berlin, 23. Okt. Die Untersuchung gegen Arnim wird wahrscheinlich zu Anfang nächster Woche abgeschlossen. Der Militär Etat für 1875 weist eine Mehr-Forderung von 5l'/r Mill. Mark ans, worunter O^/io Millionen für Bayern bestimmt sind.

Sigmaringen, 22. Okt. > In Altheim bei Meßkirch hat in voriger Woche ei» Mord stattgesnnden, welcher nicht nur be­sagten Ort, sondern die ganze Umgegend in große Aufregung versetzt. Die Ehefrau des Maurers Pankraz Linder daselbst wurde in ihrer Schlaskammer tadt gefunden. Die gerichtsärzi- iiche Uniersnchilng ergab, daß die Ehefrau Luider's sehr wahr­scheinlich durch Erwürgen den Tod gefunden hat, worauf deutliche Spuren und Eindrücke am Halse hinwiesen. Der Thal verdächtig ist ein Bruder deS Linder, Johann Linder, welcher als Dienst - knechl arbeitslos hernmzieht, bei Pankraz Linder übernachtete, uns noch bei der Frau ün Hanse blieb, während Letzterer mit seinem andern Bruder, Marcell Linder, Morgens halb 5 Uhr auswärts auf Arbeit ging. Etwa um halb 6 Uhr wurde von einem 'Nachbar gehört, wie die Frau schrie, und um Hilfe rief, ohne daß von ihm nähere Nachforschung angestellt wurde, und erst als die Nachbarn während des Tages die Frau nicht aus- und cingehen sahen, nahmen sie eine Untersuchung vor und fanden deren Leichnam an besagtem Orte. Johann Linder soll sich erst nach 6 Uhr ans dem Hanse entfernt haben, ohne daß bekannt .ist, wohin. Pankraz Linder vermißte bei seiner Nachhanseknnft etwa 2030 fl. Geld, eine Uhr, eine Tabakspfeife, und ver­schiedene Kleidungsstücke. -- Wie wir soeben vernehmen, soll sich der Raubmörder am 18. Oktober den Behörden in Meßkirch gestellt haben und in das dortige Amtsgesäa.zniß verbracht sein. Linder soll sich nach seiner schauderhaften That bis zn seinem freiwilligen Stelldichein in den Wäldern in der Richtung nach Sigmaringen aufgehalten haben. Für das Gräßliche seiner Hand­lungsweise schein! er wenig Gefählssi.in zn besitzen, denn gleich nach Begehung derselben- kleidete er sich um, nahm seines Bruders Tabakspfeife von der Wand, und nachdem er dieselbe gestoptt und angezündet hatte, verließ er behaglich schmauchend das Haus. Die nölhigc Ruhe, um über sein Verbrechen doch noch ernstlich nachzudenken, mag ihm nun sicher werden.

Nach einer Entscheidung des prenß. Obertribunals ist Jeder, welcher sich an einer Schlägerei betheiligt hat, durch welche der Tod eines Menschen oder eine schwere Körperverletzung verursacht worden, auch wenu er dem bei der Schlägerei Verletzten oder Getödteten als Gegner nicht gegennbergestandcn, nach §. 227 des Reichsstrasgesetzbuchs zu bestrafen.

(Eheliche Zärtlichkeit.)Meinen liebenswürdigen, friedlichen und gebildeten Mann, in der schönsten Blnthe seines Alters, bin ich gesonnen, für 6 Pfennige zu verkaufen. Hierauf Reflektirende, welche die Courage haben, am Hungertnche nagen zn wollen, bitte ich, sich direkt an mich zn wenden. Frau Lina Freyderg in Stolberg." Dies wörtlich imSlolberger Anzeiger" ans ein Inserat ihres Mannes, welcher das Publikum gewarnt hatte, seiner fortgelaufenen Frau etwas zu borgen.

Wien, 2l. Okt. Einem uns soeben ans Cetinje zuge­gangenen Telegramm zufolge ist gestern dort ein Türke aus Pod­goricza ermordet worden. Der Mörder desselben ist ein türkischer Unterthan. Nichtsdestoweniger aber fielen die Türken in ihrer Wuth über sämmtliche auf dem Markt befindliche Montenegriner her und richteten Lin Blutbad an Ermordet wurden der Archi- mandrit des Klosters Piperi, 17 Montenegriner und einige mon­tenegrinische Weiber. Die Montenegriner waren unbewaffnet. Die fürstliche Regierung hat alle Maßregeln getroffen, um einem Aufstande vorzubeugen. Die Erbitterung unter den Christen ist eine außerordentliche. Alle türkischen Unterthanen, die sich zu dieser Zeit ans montenegrinischem Gebiete befanden, wurden auf Anordnung der Regierung von Cetinje bis zur türkischen Grenze geleitet. Die fürstliche Regierung wird von der Regierung der hohen Pforte die strengste Untersuchung fordern.

Der Gaulois berichtet haarsträubende Einzelheiten über die Ergebnisse der Untersuchung, mit welcher ans Veranlassung der F l u ch t R o ch e s or t 's und seiner Gefährten Vice-Admiral Nibonrt in der französischen Strafkolonie Neu Caledonien beauftragt ist.