Berlin, 12 '--kl. Gras Arnun wird morgen, znsoige der von den Gerichtsärzien koustalirlen Krankheit nach vem Charilo- krankeuhans überführt. Der Sladtgench:spräsioen! hat heule zwei zur Ausnahme Arnim's hergerichiece Znnmec tnspizcrt und zwei Polizeibecume zur Bewachung kommandin

Fürst Bismarck läßt seinen in den diplomatischen Dienst getretenen Sohn Grafen Herbert die wichtiger» deutschen Höse siudireu. Seine ersten Studien machte er am Hose in Dresden, seine jetzigen als GesaiidNchasisjekretäc m München.

DerTemps" entnimmt einem anS Berlin an tueDaily NewS" gerichteten Bries folgende nuecessame Milthettnng c Gras Arnim sei im Namen seiner Reglerndeanslragt gewesen, gegen einen Akt der französischen Regiein'.ig zu proiesti.en, ivelchen Daily News" nicht näher bezeichnei, in dem aber in Berlin eine Begünstigung des Utlramonlanismns gesunden worden sei. Graf Arnim, welcher den Protest als nnziveckmäßlg betrachtet hätte, habe ihn unterlassen und nach Berlin einen grogen Bericht gesandt, in welchem er die Beweggründe entwickelte, die ihn ge­leitet haben. Dieses Borgehen hätie dem Fürsten Bismarck sehr mißfallen, und ihn zu einer Anrücksendung des Berichts, welchen er mit zahlrreichen Lemerlangen versehen hatte, veranlaßt. Dieses Dokument fei mit den anderen verschwunden, und es liege dem Fürsten Bismarck vor allem an der Zurückgabe dieses Aktenstücks, so zwar, daß er dem Grafen Arnim den Antrag gemacht habe, ihm alles Uebrige zu belassen, wenn er nar den erwähnlen Bericht zurückgebet die entschiedene Weigerung des früheren Botschafters habe den Reichskanzler veranlaßt, den Prozeß anzustrengen.

Einem Bankier in Pose n wurden durch Einbruch 150,000 Th. baar und in Papieren gestohlen.

'Nancy, 6. Ok>, Bon hier meidet dieEorr. Havas": Seiidem die Weinlese begonnen, sichren unsere Bauern ihren ganzen Erlrag hinüber ins denlsche Gebiet. Letzten Freitag haben die Jolldeamttm des Ausgaugsbureaus von Moncelles a. d. Salle nicht weniger als 210 Wagen, die mit Kufen voll Trauben be­laden, vorüber fahren sehen.

Kopenhagen, 12. Dkl. Ein Telegramm der nordischen Telegraphengesellschafi ans Sbanghai von gestern Abend mel­det, daß der Krieg zwischen China und Japan nicht erklärt sei. Im Gegeutheil dauern die Verhandlungen zwischen den Unter­händlern fort. Der Tsuugti-Jaman (chinesisches auswärtiges Aml) sei anscheinend friedlich gesinnt. Eine Lösung stehe bevor.

Ans Konsranlinopcl wird derTimes" teiegraphirt, daß die Pforte beschlossen hat, unverzüglich 260,000 Scheffel Getreide zur Linderung der Hnngersnoch in Kieinasien adzusenden, und l1,000 Paar Ochsen zu beschaffen, um die Dorfbewohner in den Stand zu setzeu, ihre Felder zu bestellen. Auch die Schaf- und Ziegeusicuer i» Angora ist für einen Zeitraum von 6 Jahren herabgesetzt worden.

Der herzensgute Garibaldi! In einem Manifest empfiehlt er seinen lieben Jialienern in die nächste Kammer Ist nur solche Männer zu wählen,deren Leben rein wie die Sonne" und 2) allewegen eines politischen Vergehens Einge- sperrlen "

Die spanische Reqiernnz spricht mit Frankreich wegen der Begünstigung der Carlisten eine sehr ernste Sprache; sie verlangt nicht nur einen Wechsel der franz. Grenzbeamlen und die Aus­weisung aller Carlisten aus französischem Gebiet, sondern auch ein Ansammemvirken beträchtlicher sranz. Slreilkräfie mit den spanischen an der französisch spanischen Grenze, um jede Zufuhr für die Carliste» zu verhindern. Es läßt sich denken, welchen Ein­druck dieser diplomatische Schritt in Paris Hervorrufen mußte. Von Spanien in dieser Weise vor das europäische Tribunal ge­zogen zu werden, ist empfindlich. Es liegt in dem spanischen Memorandum etwas wie ein Ausbruch freudigen Stolzes, daß mißmulhig getragene Ketten nunmehr gefallen sind, daß Spanien, durch hilfreiche Hand vom Boden erhoben, wieder sich erlauben darf, vor andere Nationen als gleichberechtigt hiuzntreten und die Forderungen seiner Ehre geltend zu machen. Allein aus der andern Seite hätte es sich zu einem so ernsthaften Schritte sicher nicht entschlossen, wenn es nicht alle Beschwerdepunkte mit Be­weisen belegen könnte, wenn es nicht durch die Noch gezwungen worden wäre, mit Frankreich so zu sagen endlich deutsch zu reden.

Ein Bufsaloer englisches Blatt brachte vor einigen Tagen die überraschende Nachricht, daß bei dem Brande eines Eishauscs 20,000 Tonnen Eis in Äsche verwandelt seien. In Boston ist eine neue Art von Knabcnhosen erfunden worden, nämlich mit kuvicrncm Sitz, Knie von Eisenblech und wasserdichten Taschen.

Die Chicago er Anhänger und Anhüiigerinneu der Leh­ren Viktoria Woodhulls gründen eine Kolonie der freien Liebe ans der Insel Palcour im Ehamplain-See. Sie werden daselbst außer der freien Liebe Ackerbau treiben. Der Grundbe­sitz wird kommunistisch sein, doch sollen die Erwachsenen für ihre Arbeit einen gewissen Lohn erhaiicn, mit dem sie machen dürfen, was sic 'wollen. Wer gesund und kräftig ist und nicht arbeiten will, muß für Kost und Wohnung zahlen. (Wenn er aber kein Geld hat, was dann?) Alle männlichen und weiblichen Mitglie­der vom fünfzehnten Jahre an haben das Stimmrecht in der

Gemeinde; dieselbe zerfällt in Gruppen, die sich nach Belieben ans Männlein und Fräulein (bis zu 16 Personen) znsammen- setzen In der Gemeindeleitung sind die Weiber so gut vertreten wie die Mästner.

Die Kunstreiterin.

(Fortsetzung.;

Fünf Jahre waren seil jenem Tage verstrichen. Den reichen Fabrikanten Feldner halte manches Unglück während dieser Zeit betroffen.

ES schien, als ob mit dem Sohne auch das Glück aus dem Hause dieses reichen Mannes geflohen sei.

Sophie heiralhete kurz darauf den Sohn eines Banqniers, ohne ihn z» lieben, der Vater hatte diese Ehe befohlen, die Tochter gehorchie, daß dieser Mann ein Spieler und Verschwender war, blieb vor der Hochzeit geheim, erst »ach dem Tode des Banqniers, der einige Monate später erfolgte, ward das Geheimniß enthüllt. Er verschwendete das Vermögen seines Vatersnd forderte, um seine Leidenschaft befriedigen zu könne», die Mitgift seiner Gattin, welche Feldner, um den Eclact eines Protestes zu vermeiden, zahlte. 'Nach einer zweijährigen, unglücklichen Ehe reichte Sophie die Scheidungsklage ein, sie kehrte in das elterliche Hans zurück. Sie hatte für ihren Gatten weder Liebe gehegt, noch Liebe bei ihm gesucht, ihr Her; war kalt geblieben und der Fabrikant mußte die bitteren Vorwürfe seiner Tochter schweigend hinnehmen.

Frau Feldner kränkelte. Der Gram um den verschollenen Sohn nagte an ihrem Herzen. Hätte sie bei dem Galten Trost und Theilnahme suchen dürfen, würde sie dies befähigt haben, jenem Grame Widerstand zu leisten. Aber nicht einmal der Name des Sohnes durfte im Beisein des alten Herrn, der mit jedem Tage strenger und dusterer wurde, genannt werden, und Moritz, der nicht bitten wollte, wo er fordern zu dürfen glaubte, ließ seinen Eltern keine Kunde von seinem Schicksal zukommen.

Der drohenden Wolken hingen noch mehr über dem Hause des Fabrikanten, sie entluden sich einige Zeit später ebenfalls. Die Handelskrisis trat ein, Feldner verlor bedeutende Summen.

Fast täglich liefen in der ersten Zeit die Hiobsposten ein und der Fabrikant sah sich endlich genöthigt, seine Zahlungen einzustellen. Ec hatte mii ruhigem Gteichmulh den Bruch mit seinem einzigen sohne verschmerzt, aber der Sturz seines Ge­schäfts brachte ihn zur Verzweiflung. Ein hitziges Nervenfieber warf ihn aus das Krankenlager.

Frau Feldner stand rath- und thallos am Krankenbett des Galten. Bei ihrer Tochter fand sie keinen Trost, das Unglück hatte das Herz Sophiens gegen fremde Leiden verhärtet. Be­drängt von den Gläubigern, welche in den unteren Räumen des Hauses schatteten und walteten, geängstigt von der schwarzen Nacht der Zukunft, in welche sie rathloS blickte, dachte Frau Feldner wo.-l oft des verschollenen Sohnes, der in der Ferne vielleicht ein glückliches und sorgenfreies Leben führte. Sie zitterte bei dem Gedanken, daß der Vater sterben könne, ohne sich vorher mit dem Sohne ausgesöhnt zu haben. Aber wer konnte ihn zurückruseu? Wer durfte es wagen, selbst wenn man den Auf­enthaltsort des Verschollenen auch gewußt hätte?

Da wurde eines Abends die Lhüre des Wohnzimmers, in welchem Frau Feldner ihren trüben Gedanken nachhing, leise geöffnet, und Der, nach dem das Herz der Mutter sich so heiß gesehni hatte, trat ein. Er warf den Neisemantel ab und schloß die Mutter in seine Arme.

Sophie trat ihm kalt entgegen. Sie las in den Zügen des Bruders, daß er glücklich war, und diese Gewißheit erfüllte sie eher mit Bitterkeit denn mit Freude. Moritz erklärte, daß er durch die Zeitungen das Unglück seiner Familie erfahren habe, er wisse, daß Sophie von ihrem Gatten geschieden und der Vater fallirt sei, die Nachricht von dem letzten Schicksalsschlage habe den Groll in seinem Herzen getilgt. Er komme um zu helfen, wenn der Vater ihn auch jetzt zurückweise, sein Vorhaben werde er doch anssühren, das habe er seiner Gattin versprochen. Er war bestürzt, als er vernahm, daß der Vater schon erkrankt sei, aber gerade dies bewog ihn, sich mit doppeltem Eifer des Geschäfts anzunehmen. Es gelang ihm, die Gläubiger zu einem Accord zu bewegen, die Summe, welche Moritz mitgeüracht halte, reichte hin, ihre ersten Ansprüche zu befriedigen.

Die alten Arbeiter wurden wieder in Lohn genommen und schon nach Ablauf von acht Tagen herrschte in der Fabrik wieder das alte Leben und Treiben.

Moritz verkehrte wenig mit seiner Familie. Den Tag über arbeitete er in dem Geschäft und den Abend brachte er im Gasthofe zum weißen Adler zu. Er gestand offenherzig, daß der düstere Mißmnth der Schwester ihm das Haus verleide, ihr Unglück sei nun einmal nicht zu ändern, durch ihre Bitterkeit bereite sie nur sich und ihrer Umgebung unangenehme Stunden.

Als der Fabrikant zum Bewußtsein erwachte, fand er die Gattin an seinem Bette. Die Vergangenheit zog gleich einem wüsten, wirren Traume an seinem geistigen Auge vorüber, er war gerecht und gestand sich, daß cr nicht alle Schuld an seinem Unglück von sich abschicben konnte.