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1874 .

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'N a g o t d.

An die Ortsvorstteher.

Die Verzcichnifsc über Pferde und Fahrzeuge für eine eventuelle Mobilmachung brtr.

Aus den auf de» l. Oktober vorgelegten und wieder zn- rückgegebenen Verzeichnissen war zu eutuehmeu, daß in Len meisten Fällen

1) die Beurkundung unterblieb, daß die Realster »ach dem »niesten Stand richtig gestellt und daß in das Special-Wagen- Register nicht nur diejenigen Fuhrwerke und Geschirre ausgenommen feie» , welche den gepellten Anforderungen durchaus entsprechen, sondern auch solche, welche au derartigen Mängeln leiden, die im Bedarfsfälle sofort durch oorjchristmäßige Herstellung, be ziehnngswnse Ergänzung beseitigt werden können, endlich daß die Wagenbesitzer nach der in Rümmer 22 des Miniskerial-Amtsblatts abgedrucklen Bekanntmachung der K. Ministerien des Innern und des Kriegswesens vom 3l. Juli 1874 belehrt und zur ge eigneten Ergänzung der Fahrzeuge aufgemuntert worden seien. Sodann liegt

2) die Vermnthniig nahe, daß bei der Ausnahme der Pferde, sowie der Fahrzeuge und Geschirre nicht mit der nölhigen Umsicht und Beachtung der Vorschriften der genannten hohen Ministerien vom 4. Februar d. I., Amtsblatt Rro 6, zu Werk gegangen wurde, wobei iiaineiüiich rücksichtlich der Pferde darauf aufmerk­sam gemacht wird, daß in das Register nur kriegstaugliche Pferde anfzunchme» sind, also Pferde, welche dem Reglement vom 14. Oktober 1873, Anlage .4., Reg Bl. S. 389, entsprechen.

Um daher für die in Aussicht gestellte Super-Revision der Verzeichnisse (Amtsblatt Nro 22) und zu Bennheilnng der Frage, in welchem Umfang kriegstaugliche Pferde, sowie Fahr­zeuge und Geschirre im Obeiamtsbezirk vorhanden seien, brauch­bares Material zu besitzen, haben

3) die Ortsvorsteher allein oder mit Fachmännern die Register mit den darin ausgezeichneten Pferden, Wagen und Geschirren nochmals gründlich zu prüfen und die dadurch sich ergebenden Durchstiche einzelner Nummern in der letzten Rubrik kurz zu begründen.

Schließlich wird bemerkt, daß Abgänge an Pferden, Wagen rc. in der Liste unter Angabe des Grundes zu streichen und Zuwachs unter der fortlaufenden Nummer nachzutragen sind.

Den 12. Oktober 1874.

_ _K. Oberamt. Güntner.

L a g e s - 9t c u i g k e i 1 e n.

Stuttgart, Id. Ott. (Landesproduktenbörse.) Der Verkehr an unserer Börse beginnt etwas lebhafter zu werden und namentlich vermehren sich wöchentiich die Umsätze in bairischem Walzen. Auch das Hopienge- schäft hat sich seit letztem Donnerstag gebessert und die heute zu Markte gebrachte Waare wurde zu unten verzeichneten Preisen rasch verkauft. Wir notiren: Waizen, ungarischer 7 fl. 1015 kr., bairischer 6 sl. 36 54 kr., amerikanischer 6 fl. 4248 kr.; Kernen 6 sl. 3648 kr.; Dinkel 4 fl. 6-12 kr.; Gerste, baierische 5 sl. 42 kr., Württemberg. 5 fl. 30 kr.; Hafer 5 sl. 12-24 kr.; Hopfen, neuer 120127 sl., alter 51-60 fl.; Mehlpreise per 100 Kilogramm sammt sack: Nr. 1 2l fl. 30 kr. bis 22 sl., Nr. 2 10 fl. 30 kr- bis 20 fl, Nr. 3 17 fl. 30 bis 18 sl., Nr. 4 15 sl. 30 kr. bis 16 sl.

Der billige Elsäßer Wein, der im vorletzten Blatte zu lesen, entpuppt sich als Rechnuugsfehler des Correspondenten, indem das geringste Gewächs daselbst mit 44 fl. 48 kr. per Eimer bezahlt wurde.

Canustadt, 10. Okt. Am letzten Volksfest, als die Nacht schon angebrochen war, kam ein verheiratheter Galanterie- waarenhäudler mit einem ländlich gekleideten Weibsbild in das Gasthaus zur Sonne in Cannstatt In seiner Galanterie ließ er auftragen, was gut und thcner war und als man genug hatte, machte das Weibsbild den Vorschlag, ein kleines Spaziergäugle zu machen, Waiblingen zu. Gesagt, gethan. Aber dort draußen war es diesmal nicht geheuer, denn es kamen zwei starke Bursche, die packten den Galanteriewaarenhändler. Das Weibsbild über­nahm die Rolle als Friedensstiftern!, umfing schützend ihren Ga­lan mit den Armen, machte sich aber nach hergestelltem Frieden mit den beiden Burschen schnell aus dem Staube. Als der Ga­lanteriehändler nachher seine Taschen untersuchte, fehlte ihm seine

Brieftasche, in welcher er lOOO fl. in Papiergeld aufbe.vahrt hatte. Hieraus ergibt sich, daß man bei Nacht nicht spazieren gehen soll.

Friedrichshofen, 12. Okt. Die Oampfsähre hak gestern nicht weniger als lO Fahrten gemachi und allein 83 mir Obst geladene Wagen hieher geführt.

Im Wochenblatt süe Land- u>u> Forstwirthschafk, heraas- gegebcu von der K. Württemb. Centralstelle süe die Landwirch- schast, Nr. 40, findet sich ein eingehender Artikel überdie künst­liche Düngung" von Freiherru v. Ow (Wacheudorf) Der Verfasser ist der Ueberzeugnug, daß, wenn Versuche mit künstli­cher Düngung in größerer Zahl gewissenhaft durchgesühn würden, hieiin: unserer württembergischen Laudimrlhschaft ein wesentlicher Dienst geleistet werden würde.

Aus Baden, ll. Okt. Es kann als ein sehr glücklicher Gedanke bezeichnet werden, daß mau altkatholischerseits das Gedächluiß Wessen dergs (4. Nov.) zu feiern gedenkt. Angesichts der Verhetzung und des feindseligen Fauansmus bei einem Thcil des jüngeren Klerus ist mit erhöhter Weihe die Ge­stalt dieses ehrwürdigen Priesters umkleide!, dessen fromme Milde weithin Frieden und Beglückung spendete und der in Herz und Geist Vaterland und Bekeuutniß als treuer Sohn za einigen wußte.

München, 10. Okt. Eine Anzahl katholischer Tyroler Vereine beabsichtigt nach Hohenschwangau zu wallfahren, um der Königin-Mutter für ihren Uebertrnt zur katholischen Confessio» ihre Huldigung auszusprecheu. Der hiesige katholische Volks-Verein beschloß, sich am 1l. Oct. unter Mitführuug seiner Fahne au die Spitze dieser Vereine zu stellen.

, München, lO. Okt. DemN C." rheilt man von hier mit:Der Uebertritt der Königin-Mutter zur katholischen Reli­gion ist wegen der Ankunft ihrer Schwester, der Prinzessin Karl von Hessen, die VerhinderungSversnche macht, vorläufig verscho­ben." DieNeuesten Nachrichten" enthalten eine ähnliche Notiz, wornach die Conoersion erst in der letzten Woche dieses Monats stattfiudcn soll.

München, 12. Oktbr. Der heutigeBayerische Kurier" meldet positiv, daß die Königin-Mutter ihren Entschluß zur be­schleunigten Ausführung gebracht und heute Mittag in der Pfarr­kirche zu Waltenhofen, wohin Hohenschwangau gehört, das katho­lische Glaubensbekenutuiß abgelegt habe.

Nach Dredeu ist ein reicher Engländer gekommen, um seine Frau im Siemens'schen Ofen verbrennen zu lassen. Es war der letzte Seufzer und Wunsch seiner Frau, verbrannt zu werden, und dies ist, weil in Englano nicht möglich, in Dresden geschehen, in 70 Minuten war sie Staub und Asche.

Eisenach, 1l. Okt. Die Versammlung des Vereins für Socialpolitik wurde heute eröffnet, Professor Hasse znm Präsi­denten, Roggenbach, Sybel und Hildebrandt zu Vice-Präsidenten gewählt. Die Versammlung berieth über die criminelle Bestrafung des Contractbruchs durch Arbeiter. Held sprach gegen, Dannenberg ans Hamburg für die Bestrafung, wodurch namentlich daS Klein­gewerbe »nd die Landwirthschafl geschädigt und die Moralität der Bevölkerung untergraben werde. Friedmann und Sybel sprachen für die Bestrafung, Letzterer im Interesse der deutschen Gcwerbsthätigkeit und der Sittlichkeit des deutschen Volkes. Die Versammlung nahm die Anträge Dannenbergs, mit 33 gegen 30 Stimmen mit einem Zusatzantrage Bcentano's an, wonach den Vereine», die für die Contracibrüche »ihrer Mitglieder haften, Corporationsrechte zu verleihen sind. Die auch von Social- Polilikern zahlreich besuchte Versammlung berieth ferner über die Einführung der Reichs-Einkommensteuer. Schaust ans München präsidirte, Hirsch gab eine übersichtliche Darstellung der Steuer­systeme in den Einzclstaatcn des deutschen Reichs und beantragte eine Resolution, welche ansspricht, daß als nächstes Ziel der Steuer-Reform im Reiche die Ersetzung der Matriknlarbeiträge durch eine allgemeine Einkommensteuer anznerkennen sei, die mit den Zöllen und Verbrauchssteuern derartig zu einem System verbunden werde, daß jeder Deutsche möglichst nach Maßgabe seiner wirthschaftlichen Fähigkeit zu den Reichslastcn beitrage. Die Resolution wurde angenommen und ein Ausschuß zur Vorbe­reitung einer wetteren Versammlung gewählt.