Paris, 5. Okt. Bon 1400 Generalrathswahlen sind ca. 1000 bekannt. Es steht jetzt fest, daß die Konservativen die Majorität haben, aber es ist ungewiß, eine wie große. Der Sieg der Konservative» in den Generalrathswahlen ist ein harter Schlag für die Republikaner, in deren Lager man schon seit einiger Zeit nicht mehr so einig war, wie es im Interesse der Partei zu wünschen wäre. Gambetta's zahmes Auftreten hcck bereits eigenthümliche Früchte getragen. Ec hat es unleug­bar mit einem Theil der Radikalen verdorben. Die Fraktion Naquet ist schon lange mit ihm unzufrieden; namentlich können es diese Rothesten nicht vertragen, daß der Radikalismus stets ehr­fürchtig sich vor Thiers verneigen soll. Die GenferPatrie", das radikale Organ, behandelt Gambetta schon als Abtrünnigen, er wird mit Thiers und beinahe mit Target auf eine Stufe ge­stellt.

London, 2. Okt. Eine furchtbare Pulver-Explosion auf dem Canale im Regents-Park jagte heute früh um 5 Uhr die Bewohner von halb London aus den Betten. Ein mit Pul­ver beladenes Boot explodirte aus bisher unbekannter Ursache gerade in dem Moment, als es eine Brücke passirle, sprengte diese mit den eisernen Säulen, sowie das Haus eines Parkwäch­ters und das nördliche Parkthor in die Luft. Drei Leichen wur­den vorläufig aufgefunden, und viele Verletzte in die Hospitale gebracht. Mehr als 100 Häuser in der Nachbarschaft wurden mehr oder minder beschädigt, und so furchtbar war die Explosion, daß sie ringhernm in einem Umkreis von drei Meilen gehört wurde. Die aus ihrem Schlafe Gestörten, eilten zur Unglücks­stätte, die bis jetzt trotz unaufh örlichen Regens von Taufenden besucht wird.

Daß der Herzog von N o rth u m b er l a n d zur römisch- katholischen Kirche übergetretcn ist, wird nicht bestätigt.

Die englische' JachtSamson", die von einer Kreuzungs­tour in den arktischen Regionen nach Lnrwick, Sherlang, zurück­gekehrt ist, hat in Spitzbergen große Kohlenbecken, sowie an Stockfischen reiche Bänke entdeckt.

Madrid, 3. Okt. Marfchall Serrano empfing heule die Gesandten von Frankreich und England. Der französische Ge­sandte Graf Chaudordy sprach aus, die französische Regierung wünsche die Befestigung der guten Beziehungen zwischen Spanien und Frankreich und die Beseitigung der nur vorübergehenden Schwierigkeiten. Serrano erwiderte, er anerkenne die Bedeutung der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der freundschaftli­chen Verhältnisse beider Länder und hoffe ebenfalls auf Beseiti­gung der Schwierigkeiten. Der englische Gesandte Mr. Layard erklärte, durch die Anerkennung der spanischen Regierung habe England die Sympathien der Königin und des englischen Volkes für Spanien ausdrncken wollen, England hoffe, Spanien werde die gegenwärtige Krisis überwinden. Beide Gesandte redeten den Marschall SerranoHerr Präsident der Executiogewalt" an.

Santander, b. Okt. Abends. Briefe und hiesige Jour­nale versichern, daß bei einer in dem Carlistischen Lager zu Durango ausgcbrochenen Meuterei Don Carlos durch einen Meuterer schwer verwundet worden sei.

Bei den Ausgrabungen in Herkulanum hat man einen interessanten Fund gemacht: die Büste einer Frau in natürlicher Größe, ganz aus Silber. Die Statue ist vortrefflich erhallen.

Die Kunstreiterin.

(Fortsetzung.)

Sophie versuchte noch einmal, den Bruder zu einer Aenderung feines Entschlusses zu bewegen, ihre Bitten und Warnungen scheiterten an der Ruhe und Festigkeit des Jünglings. Sie hielt größere Stücke auf die Vorurtheile ihres Standes, als ihre Mutter, sie schied im Zorne von Moritz, der schon in der nächsten Stunde das Elternhaus verließ.

Wohl entwand sich ein Seufzer seiner Brust, als er einen Blick zurückwarf auf das Haus, in welchem er so manches Jahr verbracht Halle. War die Erinnerung an diese Jahre auch nicht so angenehm und süß, das Haus seiner Jugend blieb doch der Tummelplatz seiner Kindheit, und ein Herz ließ er in demselben zurück, welches er heiß und innig liebte, welches auch an ihm mit treuer Liebe hing. Wie manchen süßen Traum hatte er ge­träumt in den Gemächern dieses Palastes! Wie manche Hoff­nung hatte er gehegt, wie manchen Plan für die Zukunft ge­schmiedet ! Sie alle waren verronnen gleich den Phantasmagorien des verschmachtenden Wüstenwanderers, nichts blieb ihm, als eine düstere Vergangenheit, eine dunkle, stürmische Zukunft.

Er besuchte heute die Vorstellung nicht, es trieb ihn hinaus in die Fluren, in die Wälder, deren Schmuck der Herbst schon geraubt hatte. Er wollte sich noch eiumal prüfen, bevor er den entscheidenden Schritt that. Immer klarer ward es in seiner Seele, daß seine Liebe zn Adele rein und lauter war, daß sie nicht den Namen einer verzehrenden Leidenschaft, noch die einer unlautern Gluth verdiente. Vor den Folgen, welche sein Schritt nothwendig im Geleite haben mußte, schreckte er nicht zurück, die Gewißheit, daß er an der Seite der Geliebten sein Glück finde» werde, verlieh ihm die Kraft, sich über diese Folgen hinwegzusetzen.

Er trat nach der Vorstellung in den Salon der Schwestern. Adele hatte geweint, ihre gerötheten Augen verriethen ihm dieß; Therese saß neben ihr, anscheinend bemüht, sie zu beruhigen.

Wem ihre Thränen galten, Moritz wußte es, als sein Blick auf ihr Antlitz fiel und er das freudige Lächeln bemerkte, welches bei seinem Eintritt sich über ihre Züge verbreitete Adele fühlte, daß sie dem jungen Mann eine Erklärung schuldig war. Mit naiver Offenherzigkeit gestand sie, daß die Nachricht von der so plötzlich bevorstehenden Abreise sie so sehr betrübt habe.

Nach dieser Erklärung konnte es dem jungen Manne nicht schwer fallen, das Mädchen zu einem Geständniß ihrer Liebe zu bewegen.

Therese hörte Antrag und Erwiderung schweigend an, erst als Moritz die Geliebte an das Herz drücken wollte, erhob sie sich.Halt," sagte sie kalt und gemessen,vergessen Sic nicht, Herr Feldner, daß «sie meine Einwilligung besitzen müssen, be­vor Sie sich der Braut freuen dürfen. Unterbrich mich nicht," fuhr Sie zu der Schwester gewendet, fort, welche erstaunt auf­blickte.Meine Pflicht ist es, über Dein Glück zu wachen. Vor allem eine Frage, Herr Feldner. Hegen Sie die ernste, lautere Absicht, meine Schwester zum Altar zu führen, oder sind Sie nur gesonnen, eine Liaison mit ihr anzuknüpfen, welche Ihnen für die Dauer unseres Hierseins die Zeit kürzen soll -"

Eine gerechte Entrüstung spiegelte sich in den Zügen des jungen Mannes. Ich begreife sehr wohl, weshalb Sie diese Frage stellen," entgegnete er,aber ich hätte nicht geglaubt, daß Sie einen Zweifel in meine Rechtlichkeit setzen würden. Bei allem, was mir theuer ist, schwöre ich Ihnen zu, daß ich Adele als mein liebes Weib heimführen will, daß meine Liebe zu ihr so rein und lauter ist, wie das Licht der Sonne."

Haben Sie bedacht, welche Folgen dieser Schritt für Sie haben wird?" fuhr Therese fort, ohne die Kälte ihres Tones zn mildern.

Ich habe es; wenn ich Ihnen erkläre, daß ich vor einigen Stunden das Elternhaus verließ, um nie dahin zurückzukehren, so werden Sie wohl an der Wahrheit meiner Behauptung nicht zweifeln."

Ein inumphircndes Lächeln glitt über die Züge Theresens. Moritz mußte den Schwestern seine Unterredung mit dem Vater berichten. Adele war bestürzt, in den Augen Theresens loderte die dämonische Gluth unversöhnlichen Hasses.

So sind Sie fest entschlossen, Ihr Geschick an das unsere zu knüpfen?" fragte die junge Dame.

Ich bins!" erwiderte Moritz ruhig.

Fürchtest Du die Reue nicht?" nahm Adele das Wort. Bedenke, Entbehrungen und Sorgen warten Dein, während Du bis jetzt"

Die Liebe wird mir Kraft geben, sie zu tragen," fiel Moritz ihr ins Wort.

Therese wanderte schweigend in dem Zimmer auf und ab. Oft blieb sie stehen, um die Hand auf das Herz zu drücken oder eine Weile hinauszustieren in die dunkle Nacht.

Gut," sagte sie endlich, ich will meine Einwilligung zu dieser Verlobung geben unter folgenden Bedingungen, Herr Feldner. Sie werden vor der Hochzeit nur in meiner Gegenwart sich ihrer Braut nähern, in den Städten, in welchen wir uns aufhalten, nie in einem und demselben Gasthof mit uns wohnen, sich überhaupt so viel wie möglich von uns fern halten. Sobald Sie Ihre Zukunft gesichert haben, soll die Hochzeit stattfinden."

Zugegeben!" entgegnete Moritz.

Was aber willst Du jetzt beginnen?" fragte Adele."

Die Welt ist groß," sagte der junge Mann ruhig,bei meinen Kenntnissen wird es mir nicht schwer fallen, ein Unter­kommen zu finden. Ich werde Euch eine kurze Strecke begleiten und dann nach Bremen und Hamburg reisen, wo Geschäftsfreunde meines Vaters wohnen."

Therese sah auf die Uhr, der Zeiger stand auf Elf.Ich bitte Sie, uns jetzt zu verlassen," wandte Sie sich zu Moritz, wir sind ermüdet und bedürfen der Ruhe. Morgen früh reisen wir ab, in F. sehen wir uns wieder."

Moritz fügte sich willig dieser Bitte, trotzdem sie ihn befremdete.

Adele warf sich in die Arme der Schwester, um an dem Herzen dieser treuen Gefährtin Thränen der Freude zu weinen.

Du wirst an seiner Seite vielleicht Dein Glück finden," sagte Therese bewegt,aber bedenke auch, daß Du all' Deinen Träumen von Ehre und Ruhm entsagen mußt, daß Du Stürmen entgegen gehst, die Du bisher nicht kanntest, daß Du vielleicht Entbehruugen"

An seiner Seite will ich Allem ruhig entgegensehen," unterbrach Adele sie,seine Liebe wird mir Kraft und Muth geben, Alles zu ertragen."

Der Himmel gebe, daß nicht zu viel auf Dein uner­fahrenes Herz einstürme!" fuhr Therese ernst fort, während sie die Schwester zum Sopha geleitete.

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Aui den MeieMLatter kann kür das IV. Quartal noik täaliÄ adannirt werde«..