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Abzeichen ihrer Flagge führen. Am Mittwoch voriger Woche ist bereits eine zweite Expedition, ausgerüstet zu Verwaltungszwecken nach Zanzibar abgegangen.
Schweiz.
Bern, 4. März. Die Redaktionen und Berichterstatter der Zeitungen sind amtlich ausgefordert worden, über die Anarchistenuntersuchung vollständig zu schweigen. Der Bundesanwalt werde zeitweise bezügliche Mitteilungen machen. In Genf ist die Versiegelung der „Revolte"-Druckerei wieder aufgehoben worden.
Bern, 5. März. Seit gestern ist der Eintritt in das Bundespalais nach 6 Uhr abends nur mit Ausweiskarte gestartet.
Belgien.
Brüssel, 7. März. Die Chronique, ein Hierzuland' sehr verbreitetes und sehr freisinniges Blatt, schreibt in seinem Leitartikel der letzten Nummer: „Herr v. Bismarck scheint endgiltig seine Kriegsblitze in die Tasche gesteckt zu haben. Nach seinen Erklärungen und seinen Thaten zu schließen, will er nur noch die Rolle eines wohlwollenden Pflegevaters von Europa spielen. Sein Zweck ist die Erhaltung des Friedens, er will durchaus, daß Ruhe und Ordnung in Europa herrsche. Aber dabei läßt er nicht mit sich spassen. Er jagt auseinander die, welche sich balgen wollen, und wer Spektakel macht, kriegt auf die Finger. Niemand in Europa mag sich den Zorn des Schrecklichen zuziehen und sich der Unannehmlichkeit aussetzen, daß dieser ihm den Leviten verliest. Nicht blos hüten sich die Regierungen wohl, etwas anzuiangen, was ihm mißfallen könnte, sie erlauben sich nicht einmal, sich in etwas einzulassen, ohne zuvor seinen Rat einzuholen. Das Haus des Herrn v. Bismarck ist die Achse, um die sich die Welt dreht. Die Diplomaten aus der Schule eines Metternich oder Talleyrand setzen sich als Schulbuben auf Konferenzbänke und lauschen den Vorlesungen, die Kaiser Wilhelms großer Minister über internationales Recht hält". „Er ist zwar, sagte vor einigen Tagen die Iiulöxenä. Usl^s, zu Zeiten etwas grob, aber wenn er will, kann's auch in der Höflichkeit Niemand mit ihm aufnehmen."
Hages-WeuigkerLen.
Pforzheim, 7. März. Das als Eigentum an die Stadt übergegangene hiesige Gaswerk hat im abgelaufenen Jahre einen schönen Reinertrag geliefert. Nach Abschreibung von 40,000 von Bruttoertrag für Verzinsung und Amortisation, 25,000 für den zu bildenden Erneuerungsfonds und 10,000 für einen Reservefonds konnten nämlich noch 73,600 ^ an die Stadtkasse abgeliefert werden. — Die hier veranstalteten Sammlungen für die B i s m a r ck s p e n d e lassen erwarten, daß dieselben ein Ergebnis von 5—6000 ^ haben werden. Bereits sind schon ziemlich über 4000 eingekommen, während die Sammlung noch lange nicht abgeschlossen ist.
Stuttgart. sLandesproduktenbörse. Bericht vom 9. März.) Der in dieser Woche mehrere Tage lang niedergegangene Regen hat uns ohne Zweifel die nötige Feuchtigkeit in den Untergrund des Bodens gebracht, und wenn Helles Wetter eintrittt, so kann die Frühjahrssaat unter günstigen Au- spizien in wenigen Tagen beginnen. Bezüglich des Weltgetreidehandels ist es schwer, eine Veränderung gegenüber der Vorwoche zu melden. Amerika ist um emige Cents in die Höhe gegangen und auch von Frankreich wirdeine feste Stimmung gemeldet, dagegen verharren die übrigen europäischen Plätze in gewohnter Stille und von dem erwarteten Aufschwung ist nirgends etwas zu entdecken. Entsprechend dieser allgemeinen Lage verlief auch unsere heutige Börse ziemlich geschäftslos; die großen Vorräte an Mehl und Weizen werden den Handel noch einige Wochen lahm legen. Schw. M.
nun lebt wohl, ich breche sogleich auf. Denn nach dem, was Ihr mir soeben mitgeteilt habt, betrachte ich es als meine Pflicht, unverzüglich dem Heidner- hofe den Rücken zu kehren!"
„Herr!" rief Johann schluchzend, „ich will nicht selig werden, wenn ich Euch das je vergesse. Ihr seid ein Ehrenmann. Gott lohne es Euch!"
Nach diesen Worten trat er an eine hölzerne Lade, öffnete sie und nahm einen leinenen Beutel heraus.
„Und noch Eins, Herr! Ich weiß, wie es mit Euch steht. Viel habt , Ihr nicht, und ohne einen Zehrpsennig möcht' es Euch hier zu Lande, wo Ihr fremd und unbekannt seid, schlimm genug ergehen. Da mein' ich nun, Ihr werdet's nicht übel nehmen, wenn ich mein Scherflein zur Erleichterung Eurer traurigen Lage beitrag'. So nehmt denn, was ich Euch aus dankbarem Herzen geb', und nun geht mit Gott!"
„Johann! wofür haltet Ihr mich?" rief der junge Mann, indem er sich stolz aufrichtete und mit der Rechten eine energische abwehrende Bewegung machte. „Ich bin ein Unglücklicher, aber kein Bettler!" Was ich brauche, denke ich mir durch meiner Hände Arbeit zu erwerben."
„Nehmt, nehmt", drängte der brave Bursche, „es ist ehrlich erworben, der Lohn für jahrelange treue Dienste. Ihr glaubt gar nicht, mit welchen Schwierigkeiten hier zu Lande ein Fremder kämpfen muß, ehe er sich durcharbeitet und zu etwas kommt. Nehmt das Geld und betrachtet es meinetwegen als ein Darlehen, das Ihr mir später wieder zurückgeben könnt."
„Wenn's so gemeint ist, dann will ich nicht nein sagen", antwortete Humbert, indem er das Geld zu sich steckte.
Dann erhob er sich. Es war, als wolle er gehen, und doch blickte er sinnend vor sich hin, als habe er etwas auf dem Herzen, was er nicht ohne Weiteres sagen könne.
Johann erriet ihn. „Ich glaub' zu wissen, was Euch quält", sagte er, „Ihr wollt bei der Margareth' nicht als ein Undankbarer erscheinen und es schickt sich nicht, ohne ein paar Wort' des Abschieds wegzugehen. Macht's schriftlich ab. Da steht das Tintenfaß und hier ist eine Feder und Papier.
Eßlingen, 9. März. Das anhaltende Regenwetter der letzten Woche hat den Neckar stark angeschwellt, so daß er an verschiedenen Stellen seine Ufer überschritten hat. Am Samstag Nachmittag glich die Gegend zwischen Altbach und Deizisau einem großen See, in dem die schlammigen Wassermassen hin- und her fluteten. Die Güterbesitzer kommen durch diese Ueberschwemmung in Schaden, da der Dünger von den Wiesen weggespült wird. An dem gestrigen regenfreien Tage trat der Fluß wieder fast aam in seine Ufer zurück.
Heidenheim, 8. März. In der gestrigen Versammlung des hies' Gewerbevereins wurde die Bitte des Gemeinderats und Eisenbahnkomites Tuttlingen, betr. den Bau einer Eisenbahn von Sigmaringen nach Tuttlingen, zur Sprache gebracht. Es sind von Tuttlingen aus 3 Eingaben an den hies. Gemeinderat, den hies. Gewerbeverein und die hies. Handels- und Gewerbekammer gesandt worden, worin aufgefordert wurde, durch eine besondere Eingabe von hier aus, welche die Erbauung der betr. Bahnstrecke «
befürworte, die Tuttlinger Eingabe zu unterstützen. Der hies. Gemeinderat hat sich zunächst dahin ausgesprochen, die Ansichten des Gewerbevereins darüber zu hören. In der Versammlung wurde nun betont, daß der Bau im Interesse der Stadt Heidenheim liege. Der hies. Gewerbeverein wird nun in Gemeinschaft mit dem hies. Gemeinderat eine besondere Eingabe um Ausführung dieser Bahnlinie abgehen lassen.
Tuttlingen, 7. März. Anläßlich des Brandfalles in Thuningen ist ein Mann in Folge des Verdachts der Brandstiftung verhaftet worden. — Unsere Donau, welche im letzten Sommer streckenweise ganz versiegt war, ist in den letzten Tagen zu einem mächtigen Strom angeschwollen.
Das Thal vom hiesigen Bahnhof bis zum Hüttenwerke Ludwigs '' glich einem rasch aufgetauchten See, aus welchem da und dort der Ww, ...grund inselartig hervorstach. Bei einem Spaziergang auf den Bahnhof drang das Echo des stark brausenden Stromes, der sonst träge daher schleicht, ai. das Ohr, und an den Notsteg bei Ludwigsthal, der etwa 300 Schritte lang ist, schlugen die schmutziggelben Wellen in seinem ganzen Umfang mit gewaltiger Stärke. Der Verkehr auf der Landstraße ist bei Ludwigsthal, Nendingen,
Stetten und Friedingen gehemmt. Die Post, welche von Friedingen aus hieher führt, mußte ihren Weg in einem großen Bogen über das hochgelegene Neuhausen nehmen.
VomFuß derAchalm, 5. März. Die nasse Witterung wirkt sehr hemmend auf die Bestellung unserer Saatfelder, da ein großer Teil derselben, im schwarzen Jura liegend, ohnehin lange naß bleibt. Die Wintersaaten sind im Ganzen gut über den Winter gekommen. An unfern Obstbäumen, besonders den Birnen, welche wie bekannt im vorigen Jahr nur wenig Ertrag lieferten, sieht man schon reichlichen Ansatz von Fruchtknospen.
Die an manchen Orten vom vorigen Jahr noch aufgespeicherten Heuvorräte werden schnell zusammengekauft. Wenn wir nicht ein baldiges Frühjahr bekommen, werden manche Viehbesitz«: noch in Verlegenheit kommen. Trotzdem sind die Preise des Rindviehes auf einer außerordentlichen Höhe. Der Handel mit Milchschweinen geht sehr stark, da immer auswärtige Händler kommen. Das Paar wird oft mit mehr als 30bezahlt. Dagegen wird von unfern Fleischern nur 40 für den Ztr. Schweinefleisch geboten, was offenbar in keinem Verhältnis zum Ankauf steht. Die Bienen brachten in den letzten warmen Tagen schon „Höschen" ein, haben auch schon seit 14 Tagen Bruteinschlag. Beinahe zu früh.
München, 9. März. Im hiesigen Hoftheater ist in einem Zimmer des 2. Stockwerks Feuer ausgebrochen, welches ohne großen Umfang anzunehmen sofort gelöscht werden konnte, der Schaden ist belanglos. Die Entstehung ist unbekannt.
Kassel, 7. März. Gestern hat in Hanau eine Windhose verheerende Zerstörungen angerichtet. Die Foßhalle wurde umgeweht, mehrere Dächer abgehoben, einzelne Häuser stark beschädigt.
Denn wenn Ihr mit ihr sprecht, so fällt sie Euch um den Hals und weint, und bittet Euch so lange, zu bleiben, bis Ihr doch nachaebt und hierbleibt."
Ein Lächeln trat in die Züge des jungen Mannes, allein die Beweisgründe, welche der schlichte und in seiner Liebe doch so scharfblickende Knecht anführte, überwogen schließlich jedes Bedenken.
So setzte er sich denn zum Schreiben nieder, nahm in herzlichen Worten Abschied von seiner Beschützerin, versicherte sie, daß unabweisbare Umstände ihn zum sofortigen Aufbruch nötigten, stattete in einigen herzlichen Worten seinen Dank ab und verließ, nachdem er Johann die Besorgung des Briefes übertragen, von den Segenswünschen desselben begleitet, den Hof, auf's Neue einer ungewissen Zukunft entgegenschreitend.
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Recht trübe Tage waren es, welche das Königspaar in Memel, wohin es sich vor den maßlosen Wirren der Zeit geflüchtet hatte, verlebte. Die Königin Louise hatte ihren Schmerz um das Unglück des Vaterlandes tief in ihrer Brust verschlossen. Keine Klage kam über ihre Lippen. Ihre persönliche Liebenswürdigkeit, ihre Herzensgüte gegen Alle, die mit ihr im Verkehr standen, hatten keine Einbuße erlitten. Nur die Wenigen, welche ihrem Herzen am Nächsten standen, sahen, was die hohe Frau litt, ihr Gemahl und ihre Kinder.
Sie besaß jedoch eine bewundernswerte Gabe, ihren unermeßlichen Schmerz Niemand fühlen zu lassen. Stets hatte sie ein freundliches Lächeln, einen tröstenden Zuspruch bereit. Kein Unglücklicher verließ ungetröstet ihre Schwelle. Jeder, der in ihre Nähe kam, fühlte sich gehoben, fühlte sich befähigt, das Schwerste zu tragen. Das Beispiel des hohen Mutes, der edlen Standhaftigkeit, welches sie gab, wirkte segensreich nach allen Richtungen hin. Es war die Veranlassung, daß die Hoffnung und der Glaube an eine bessere Zukunft sich im Herzen aller derjenigen erhielten, die in dieser schweren Zeit dem Throne nahestanden und dem Vaterlande angehörten.
(Fortsetzung folgt.)