Wevnrrfchtes.

Fürst Bismarck und die Danziger Kornträge 125 Kornträger Danzigs hatten in Folge der dem Parlamentsbericht der Post" entstammenden Angabe, daß Fürst Bismarck im Reichstage am 16. Febr. gesagt habe, er glaube, die kräftigen Arbeiter in Danzig, die Korn­träger, würden auchBofke's" genannt, ein ironisches Schreiben an den Herrn Reichskanzler gerichtet, in welchem sie demselben die EhrenMit­gliedschaft der Danziger Kornträger-Vereinigung anboten. Das Schrei­ben kam zunächst als unbestellbar zurück mit dem Bemerken:Annahme un­statthaft, weil Absender unbekannt." Nachdem der Absender aber den fehlen­den Vermerk ans der Adresse nachgetragen, wurde es befördert. Fürst Bismarck hat diesesmal die Sache von der harmlosesten Seite aufgefaßt und den kräftigen Arbeitern in Danzig" eine Genugthuung gegeben, gegen welche nichts eirnuwenden ist. In einem von ihm selbst Unterzeichneten Antwortschreiben vom 28. Februar, das der Absender der Adresse, Herr F. Alex, in derDanz. Ztg." mitteilt, sagt Fürst Bismarck:Zwar habe ich die Ehre, welche die Herren mir erzeugen wollen, nicht in der Weise verdient, wie Sie es voraus­setzen" als Beweis dafür ist der stenographische Bericht über die Reichs­tagssitzung vom 16. Februar dem Antwortschreiben beigefügt,dieser Irr­tum ist aber für mich kein Anlaß, auf die mir zugedachte Ehre zu verzichten, und ich bin erfreut, mich als Ehrenmitglied der Danziger Kornträger betrachten zu dürfen."

Eine unerwartete Störung, die wegen der Person des verur­sachenden Helden besonderes Interesse verdient, erlebten die Passagiere des Eilzuges, der am Sonntag Vormittag um '/^ 11 Uhr von Breslau nach Berlin abging. Die einzelnen Koupes dieses Zuges sind mit Notbremsevor­richtungen. versehen, vor deren Mißbrauch man unter Hinweis auf die zu erwartende Strafe von 30 durch eine angebrachte Tafel gewarnt wird. Kaum 10 Minuten, nachdem der Zug Sorau verlassen hatte, hielt er plötz­lich, und zwar auf offenem Felde. Man kann den Schrecken der Passagiere ermessen, als man vernahm, daß der Stillstand durch den in Thätigkeit ge­setzten Bremseapparat veranlaßt worden sei. Während man sich unter dem ersten Eindrücke noch in angstvollen Mutmaßungen ergeht, sind die Schaffner nicht unthätig und unterwerfen die Koupös einer Revision, finden aber nichts, was die Befürchtungen irgendwie rechtfertigen könnte, es liegt also eine miß­verständliche oder mißbräuchliche Anwendung des Notsignals vor. Bald wurde denn auch der Uebelthäter entdeckt, und zwar in Person eines ein Koupö 1. Kl. allein innehabenden Fremden. Es war ein Italiener, der deutschen Sprache nicht mächtig. Durch Neugierde und vielleicht auch durch Langeweile, die er in Entbehrung von Reisegenossen empfinden mochte, ver­anlaßt, hatte er sich von der Wirkung des räthselhaften Hebels überzeugen wollen. Der Vorfall wurde natürlich zur nächsten Station berichtet, und dem dortigen Inspektor gelang es nur mit Mühe, sich mit dem im schönsten Italienisch polternden Fremden zu verständigen und ihm den Zweck des Hebels

klar zu machen. Um seine Personalien befragt, erwiderte der Fremde: .Is Luis Lrnssti Uossi (der berühmte Schauspieler).

ist eine Eisenbahn? Die Eisenbahn ist ein Unter- .-nehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichts- maffen, bezw. die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften Dampf, Elektrizität, tierische oder menschliche Kraft, (bei geneigter Ebene der Bahn auch der eigenen Schwere der Wagen und deren Ladung u. s. w.) bei dem Betriebe des Unternehmers auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige je nach den Umständen nur in bezweckter Weise nützliche oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Ge­sundheit verletzende Wirkung zu erzeugen fähig ist. -

Ein Kometenjahr. Noch in der ersten Hälfte dieses Monats wird der nach der Enke benannte Komet sichtbar werden, im April einer der periodischen Kometen Tempel's, endlich im Juli oder August der 1858 zu Chambridge von Tuttle entdeckte Komet. Also ein Kometenjahr comms il kaut und damit der Tradition zufolge ein gutes Weinjahr, das Jahr 1885.

Ein Fluß, der gegen den Strom schwimmt", ist die Zieht in der Schweiz, die früher aus dem Neuenburger See nach dem Vieler See floß, jetzt aber umgekehrt ihren Weg aus dem letzteren in den ersteren nimmt. Die Ursache liegt darin, daß dem Neuenburger See durch Flußregulierungen ein Teil seiner Zuflüsse entzogen wurden. Der Hafen der Stadt Neuenburg, wo ehemals die größten Dampfer landeten, liegt zur Hälfte trocken. Es herrscht deshalb große Aufregung in der Stadt.

Ein tragischerZwischenfall fand vor dem Bezirksgerichte in Lausanne statt. Ein durch mehrere Schimpfbrochüren, Jnjurienprozeffe und derartiges mehr, schon sehr ungünstig bekannter Steinhauer Chavan schoß mit einem Revolver auf den Gerichtspräsidenten Dumur, der ihn ernsthaft ermahnte, traf aber statt dessen den Gerichtsschreiber-Substituten Glardon, glücklicherweise ungefährlich. Trotzdem der kräftige Gerichtsabwart Blanchond ihn hierauf mit starker Hand abgefaßt, konnte Chavan, der sich in äußerster Aufregung befand, dennoch mit 2 weiteren Revolvern noch mehrere andere Schüsse abfeuern, von denen einer ihn selbst verwundet haben soll. Im Gefäng­nisse sagte er aus, er habe zu dem Zwecke der Ermordung der Richter sich mit drei Revolvern versehen, weil das Gericht über ihn mehrmals unbillig geurteilt habe.

Ein gebildeter Maire wird gesucht. DiePatrie" gibt folgendem Inserat eines französischen Provinzialblattes weitere Verbreitung: Man verlangt einen Maire für die Stadt F . . ., welcher fließend lesen und schreiben kann und der keines Schreibers bedarf. Gute Empfehlung erwünscht." Patrie" bemerkt hierzu, daß der frühere Maire von F. nicht in die Geheim­nisse des ABC-Buchs eingedrungen sei.

Frauen unä Määcken

welche eröffnende Mittel anwenden, sollen nicht versäumen, mit den von ersten Autoritäten rühmlichst empfohlenen Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen (erhältlich ä Schachtel 1 m den Apotheken) einen Versuch zu machen, um sich zu überzeugen wie angenehm, schmerzlos und sicher die Wirkung dieses Mittels ist.

Amtliche Ktlmmtmlichuilgen.

Revier Stammheim.

Krennkokz-Verkaus.

Mittwoch, den 18. März, vormittags 9 Uhr, aus Hirschloch, Reutehau, Wald­acker, Kentheimer- berg und Scheidholz:

10 Rm. buchene Scheiter,

7 dto. Prügel und Anbruch,

47 Rm. Nadelholz-Scheiter,

262 dto. Prügel und Anbruch,

660 Stück gebundene buchene und 1990 Stück dto. Nadelholzwellen.

Zusammenkunft auf dem Sträßchen im Hirschloch.

Das Material von Waldacker, Kent- heimerberg und das Scheidholz wird nachm. 1 Uhr im Rößle in Stamm­heim verkauft.

Revier Stammheim.

Bei dem Holz-Verkauf am 18. März, vorm. 9 Uhr, kommen noch weiter vor: aus Hirschloch und Reute­hau : 3 Stück Wagnerbuchen mit zus. 3,72 Fm., aus Kentheimerberg: «7 Rm. Radelh.-Scheiter, Prügel «ud Anbruch.

Zwangs-Verkauf.

Im Vollstreckungswege werden auf der Ziegelhütte in der Eiselstätt am Freitag, den 13. d. M., mittags 2 Uhr, ca. 10,000 St. Metersteine, 500 St.Backsteine, lOOOSt.Kluker und

400 St. Dachplatten, 1 Wirtschafts­tafel, 1 Hundestall, 13 Stück Enten und 5 Hühner gegen sogleich bare Bezahlung öffentlich versteigert.

Der Verkauf findet unwiderruflich statt.

Gerichtsvollzieher W o ch e l e.

Revier Liebenzell.

Naäeleeifig-Veekauf.

Am Sams­tag, den 14. März, vorm. 9 Uhr, aus dem Distrikt Hum­melberg bei

Ernstmühl:

790 Stück gebundene Wellen und 7 Flächenloose ungebund. Reisig und Schlagraum, geschätzt zu 680 Wellen.

Zusammenkunft am Rathaus in Ernstmühl.

Unterhaugstett.

Hoy-Verkauf.

Die Gemeinde verkauft am Samstag, den 14. März, nachm. 1 Uhr, auf dem Rat­hause dahier, aus Eichen und Große Wald:

150 Stück Langholz mit 66 Fm., 50 Rm. Brennholz,

30 Stück Hopfenstangen,

800 Stück Floßwieden und Bohnen­stecken und

1500 Stück gebundene Wellen, wozu Liebhaber eingeladen sind.

Den 10. März 1885.

Schultheißenamt.

Bäuerle.

Merklingen, Oberamts Leonberg.

Eichenrinden- Berkauf.

Die Gemeinde ^verkauft am Dienstag, Ken 17. ds. M., nachm. 1 Uhr, auf hies. Rat­haus aus dem Gemeindewald, Abt. Sackpfeife, den heurigen Eichenrinden- Ertrag von ca. 300 Ztr., welcher aus 2/z Raitel- und >/z feiner Gerbrinde besteht.

Etwaige Liebhaber, welche.die Rinde vor dem Verkauf zu sehen wünschen, wollen sich an Waldmeister Geiger hier, wenden.

Den 9. März 1885.

Gerneinderat.

Stammheim.

Eang-unä Akohkokz- Verkauf.

Am Samstag, den 14. d. M., kommt aus dem Gemeindewald Burch vorm. 11 Uhr auf hiesigem Rathaus zum Verkauf:

11 Sck. Langholz 1. El., 31,81 Fm.

31 11. 49,17

29 lll. 36.36

28 Stck. Sägholz I. 46,94 46 II. 35.46

> und aus dem fl Gemeindewald ^ Doma i 38,00 Fm. for- z. chenes Sägholz darunter 5 St. Buchen.

Anbruch und Krippenklötze 31,42 Fm.

Gerneinderat.

Jgelsloch.

Stamm- L Brennholz-

sowie

Stangen-Verkanf.

Am Donners­tag, den 19. d. M., nachmittags von 1 Uhr an, verkauft die hies. Gemeinde auf ^dem Rathaus dahier aus ihrem Gemeindewald Kreuth und Steckwinkel:

142 Stück Langholz mit 118 Fm., worunter

115 Stück schöne Rotforchen,

22 St. Baustangen mit 4,02 Fm., 93 Rm. Scheiter- und Prügelholz, Werk st an gen:

115 Stück I.IV. Elaste, Hopfen st angen:

910 Stück I.-III. Classe,

Reis st angen:

3375 Stück I.-V. Elaste.

Den 10. März 1885.

Schultheiß Bertsch.