Zuschriften mehr aunehmen werde, gleichviel ob sie sich für oder gegen Sydow aussprcchen.

Am 19. Febr. waren es 400 Jahre seit dem Geburtstag des Nik. Kopernikus.

Bern, 16. Febr. Pfarrer Mermillod beharrt auf Beibehaltung des ihm vom heiligen Stuhle, der in dieser rein kirchlichen Sache seine emsige Oberbehörde sei, anvertrauten apostolischen Vikariates. Der endgiktige Entscheid des Bundes- rathes wird morgen erfolgen. (Nach einer Miltheilung der Basl. Nachr. soll Pfarrer Mermillod gestern das schweizerische Gebiet verlassen haben ) (S. M.)

Genf 17. Febr. DasGenfer Journal" meldet, Pfarrer Mermillod erklärte dem Bundesrathe, er beabsichtige die Funktio­nen eines apostolische» Vikars ungeachtet des Verbotes der Staats­behörde ausmübeu. In Folge dessen gab der Bundesrath der Genfer Regierung den Auftrag, den Pfarrer Mermillod über die Schweizer Grenze zu bringen. Mermillod wurde heute nach Fer­nes in Frankreich abgeführt.

Genf, 18. Febr. Pfarrer Mermillod erlies vor seiner Abreise einen Protest. Gestern Abends herrschte vollständige Ruhe. In der Kirche Notre Dame fanden öffentliche Gebete stall. Mcr- millod wird einige Tage bei einem Priester in Fernex (Ferner)) verweilen.

Paris, 15. Febr. Es hat sich hcransgestellt, daß von den 305,000 Militärpflichtigen, die im vorigen Jahre vor den Revisionsräthen erschienen sind, 70,000 weder lesen noch schreiben, 7700 zwar lesen, .aber nicht schreiben können, d. h also 23 Pro;, vollständige Analphabeten. Und da zögert die Nationalversammlung noch, den obligatorischen Schulunterricht einznführen. (S. M.)

Zu Douai wird jetzt ein scheußlicher Proceß bei ge­schlossenen Thüren vor den Geschivorneu verhandelt. Eine Bande hatte Monate lang die Spaziergänge bei Lille unsicher gemacht und sich besonders damit befaßt, Männer mit Frauen oder Mädchen zu behelligen, die im Wäldchen bei Lille von ihnen angetrosfen wurden. Die Paare wurden gewaltsam getrennt, die Männer beraubt, die Frauenzimmer mißhandelt und geschändet. Die Banditen gaben sich als Aufseher der Polizei ans und ängstigten damit ihre Opfer. Ein von ihnen verübter Mord und die Klage eines Mädchens, das sich vor ihnen zu retten wußte, gab zur Entdeckung der Verbrecher Anlaß. Die Verhandlungen werden noch einige Tage dauern. Man kennt nur 26 Klagen gegen die Bande; einer der Gefangenen soll indcß in seinem Cynismus geäußert haben, es seien ihrer Lust und Bosheit wohl 500 Weiber und Mädchen zum Opfer gefallen. (Fr. I.)

London, 14. Febr. Der deutsche Botschafter, Graf Bern- storff, ist an der Wassersucht erkrankt. Sir William Jenner, Sir William Gull und Hermann Weber sind die behandelnden Aerzie. Die Königin und die königliche Familie erkundigten sich telegraphisch nach seinem Befinden.

Madrid. Holland hat die Republik anerkannt. Der Gesandte Spaniens in Berlin hatte eine Konferenz mit Bis- m a r ck. Man glaubt, auch Deutschland werde die Republik sofort anerkennen.

Madrid, 16. Febr. Ein Negierungsdekrct ernannte Ge­neral Pa via zum Höchstkommandirenden der Nordarmee anstatt Moriones, welcher den Oberbefehl über die Kavallerie erhielt. Der Kolonialminister verlas in der Nationalversammlung ein Telegramm, wonach die havanesischen Behörden der neuen Staats­ordnung zugestimmt haben.

Madrid, 16. Febr. Don Carlos ist in Saint Jean de Lu; angekommen und hat feine Präsidentschaft proclamirt.

Madrid, 17. Febr. Am Mittwoch wird ein Decret er­scheinen, welche den Carlisten eine Amnestie anbictet, wenn sie sich binnen 14 Tagen unterwerfen, andernfalls sie mit aller Energie verfolgt werden sollen. Das Wohl der Republik erheische den Frieden im Lande.

Floren z, 15. Febr. Nach Privatnachrichten aus Caprera ist General Garibaldi in Folge heftiger Zunahme seiner rheu­matischen Schmerzen nicht unbedenklich erkrankt.

Lissabon, 16. Febr. Die Regierung legte einen dring­lichen Gesetzentwurf wegen der Einberufung von 9000 Reservisten vor. DemDiario populär" zufolge erklärte die Oppositions­partei bei einer gestern Abend auf Veranlassung der Regierung stattgehabten Deputirtenzusammenkunft, daß die Regierung schon unter den gewöhnlichen Verhältnissen des Vertrauens entbehre, bei der gegenwärtigen schwierigen, wenn gleich nicht gefahrvollen Sachlage »och weniger Vertrauen verdiene.

New - Aork, 15. Febr. Das N b g.-H aus in Washington lehnte eine Resolution ab, welche dahin ging, Spanien zur Errichtung der Republik zu beglückwünschen. (S. M.)

Der Flüchtling.

(Fortsetzung.)

Wie ist es mit ihm?" flüsterte sie.

Besser, wie ich hoffe," entgegnete er, sichtlich leidet er weniger, jetzt schlummert er sogar."

Wie blaß Du bist, Ernst!" sprach das Mädchen.Du solltest Dich nun zur Ruhe legen, ich will indessen für Herrmann Sorge tragen "

Ich fühle keine Ermüdung, kann keine Ruhe finden, bis ich ihn gerettet weiß," rief der junge Mann.Ottilie, wer kann beschreiben, was ich gestern seincrwegcn, was ich mir ihm gelitten! Der Gedanke, daß unserer Freunde Anstrengungen doch vergeb­lich gewesen fein könnten, er machte mich fast wahnsinnig! Aber jetzt, sieh' wie sanft er schlummert, wie gleichmäßig seine Alhem- züge sind! Das Ringen nach Luft, die Beängstigungen haben ausgehört, seit Perron die Kugel entfernt."

L-ie trat mit ihm zum Bette des Verwundeten. Dieser lag da und, trugen auch seine Züge die Spuren überstandencr Leiden, war doch der todtenähnliche, starre Ausdruck derselben verschwunden. Ein Helles Roth übergoß Ottiliens Wangen, und mit strahlendem Blicke schaute sie zu Ernst empor.

Nun seufzte der Schlummernde, seine Augen blieben ge­schlossen, aber seine Lippen bewegten sich.

Theures, thcures Mädchen!" flüsterte er im Tone der tiefsten Zärtlichkeit,Ottilie willst Du mein sein?"

Höher erglühte der 'Purpur auf ihren Wangen, ihr scheuer Blick traf Ernst.

,,'Nicht jetzt darf er Dich sehen," sprach der junge Mann leise, indem er sie sanft mit sich zog,aber wenn er gerettet wird Ottilie, willst Du ihm das Leben verschönern, das ihm nur durch Dich zum Paradiese werde» kann?"

Ottilieu's Hand erzitterte in der seinen, sie war zu heftig ergriffen, um die liefe Erschütterung zu bemerken, die aus seinen blassen Zügen sprach.

Nein," sagte sie endlich mit Anstregung,was ihm das Fieber vorgespiegelt, kann nicht der Ausdruck seiner Gefühle sein."

Aber wenn er cs wäre," rief Ernst,wolltest du ihn glücklich machen?"

Ottilie drückte das glühende Haupt in die Kissen des Sopha's, ihre Brust hob sich in krampshaftem Schluchzen, aber kein Laut kam von ihren Lippen.

Ernst sah sie schweigend an, ein leichtes Roth deckte seine feinen Züge, er faßte ihre Hand, drückte sie an seine. Lippen und verließ das Zimmer.

Ottilie erhob nun das Haupt, starrte nach der in der Thür verschwindenden Gestalt, und brach in ein leises, doch heftiges Weinen aus.

Er zerreißt mein Herz," flüsterte sie unter strömenden Thränen,kaum kann ich es mehr ertragen!"

Aber das Herz des Menschen kann die schwersten Bürden auf sich nehmen und sich doch immer wieder unter dem Drucke erheben, um neuem und tieferem Leide cntgegenzugehen. Wie viele Augen sollten sich Tags darauf schließen, wie viele Eltern ihren Söhnen in das Grab nachblicken, wie viele Mädchen den Heißgeliebten beweinen! Ströme von Blut sollten fließen, aber aus ihnen stieg die Morgenröthe einer bessern Zeit empor. Die Schlacht von Aspern ward geschlagen.

Mit welchen Gefühlen halten die Wiener die sranzösischen Kürassiere in die Schlacht ziehen gesehen! Zwölf jener auser­lesenen Regimenter warfen sich am Tage der Schlacht mit aller Macht auf die österreichischen Truppen. Die kleine Reiterschar wich dem Anprall, das Fußvolk ward umzingelt und von General d'Espagne aufgefordert, sich zu ergeben. Statt dessen warfen die Tapfer» sich wüthend auf die Feinde und dreitausend Kürasse, die man am andern Tage auf dem Schlachtfelde fand, bewiesen die gänzliche Niederlage der gefürchteten Panzerreiter. Erzherzog Karl's Worte:Es sei ihm unmöglich, unter so vielen Helden die Tapferste» zu nennen alle Soldaten von Aspern seien der öffentlichen Dankbarkeit würdig," stimmten mit Napoleon's eigenem Ansspruche zusammen, welcher bei seiner Rückkehr auf Mnrat'S Frage, warum er Oesterreich einen besseren Frieden ge- gegönnt als den Preußen zn Tilsit, erwiderte:Ihr habt die Oesterreicher von Eßlingen und Aspcru nicht gesehen) also habt Ihr gar nichts gesehen."

Mag auch jene Schlacht ein hellgrünendes Loorbecrblatt in Oesterreichs Geschichte bleiben, mögen auch die Söhne des Landes mit Stolz darauf zurückschauen, von augenblicklich günstigen Fol­gen war sie jedoch nicht. Die Wiener anfangs in der peinlichsten Ungewißheit, da die Franzosen ihre Niederlage zu verbergen such­ten, waren außer sich vor Freude, als die frohe Kunde endlich zu ihnen drang, aber was sie nun von Tag zu Tag mit Sehn­sucht erwarteten den Abzug der Feinde erfolgte nicht. Sie blieben, und mit Zähneknirschen mußten sich die Bürger noch länger dem unerträglichen Drucke fügen.

Kaum aber konnte dies irgendwo tiefer empfunden werden, als in dem alten Landhause mit dem schattigen Baumgarten, in dessen lieben lauschigen Gängen der verhaßte blaue Rock des ein- quartirten Franzosen täglich sichtbar ward. Wie oft schritt dieser ahnungslos an dem Flügel des Gebäudes vorbei, in welchem der geflüchtete Kundschafter verborgen lag. Welche Hoffnungen und Erwartungen hatte man in diesem Hause nicht an den Sieg bei Aspern geknüpft, welche frohe Gewißheit nicht aus den nieder-