Tages-Neuigkeiten.

* Nagold, 7. Juni. Diesen Vormittag um 10 Uhr brachte ein Feuerbote die Nachricht, daß in dem neuen, freistehenden ^ause der Wittwe Keck in Ebershardt ein Brand ausgebrochen. Wie weit dasselbe beschädigt wurde, konnten wir zur Stunde noch nicht erfahren.

Stuttgart. Am -l. Juni starb dahier im Alter von 5L Jahren Betriebs-Oberinspektor Finauzrath Heikler (Bruder deZ Kaufmanns Bettler in Nagold) bei der Eiseubahndirektion. Seine Majestät der König haben gnädigst geruht, der Wittwe und Familie des von Höchst- Denselben persönlich sehr geschätzten Mannes HöchstJhre Theilnahme an dem schweren Verlust, den sie betroffen, vurch den Vorstand der Eisen- bahndirektion aussprechen zu lassen.

In Freudcnstadt, auch in mehreren höher gelegenen Orten des Oberamtsbezirks Nagold schneite es am 4. ds. wie mitten im Winter.

Vom Bodensee, 2. Juni. Heute wurde im Jllmensee bei Pfnllcndorf ein Wels gefangen, welcher 54 Psd. wiegt, 5 Fuß lang und 1 Fuß breit ist. Es ist dies der größte Süß­wasserfisch Europa's.

Karlsruhe, 4. Juni. Einiges Aussehen erregt das Stei­gen der Fleischpreise: cs kostet das Pfund Ocksenfleisch 23 kr. und man erwartet binnen kurzer Frist eine Steigerung bis zu 25 oder 26 kr. . - .(S. M.)

(Nur deutsch!") Unter dieser Firma hat sich in Mannheim ein Verein gegründet, der jeden als Mitglied ausnimint, welcher ein Eintrittsgeld von nur .) Kreuzern entrichtet und sich verpflichtet, für je­des von ihm in der Gesellschaft gebrauchte Fremdwort, das mit Fug und Recht deutsch ausgedrückt werden kann, eine Buße von 1 Kreuzer zu erlegen. Die so gesammelten Gelber werden zur Unterstützung für Ver­wundete und kranke, überhaupt »othdürftige Krieger oder für die Hin­terbliebenen der Gefallenen verwendet. Jedem Mitglieds ist das Recht eingeräumt, Vorschläge zur Vertheilung der gesammelten Beträge zu machen.

München. Der König hat an alle Gemeinden seinen Wunsch aiisdrücken lassen, daß das Gedächtniß der im letzten glorreichen Krieg Gefallenen in der Kirche jeder Pfarrei durch eine Denktafel, welche den Namen des Gebliebenen und den Ort, wo er gefallen, enthält, der Dankbarkeit der Nachwelt überliefert werden solle. Die Gemeinden werden dieser edlen Aufforderung gewiß bereitwilligst entsprechen.

München, 3. Juni. Demnächst wird die Verlobung des Königs mit der russischen Großfürstin Marie stattfinden.

München, 3. Juni. Leider haben unsere Truppen bei den letzten Kämpfen zwischen den Versaillern Truppen und den Insurgenten noch einige Verluste erlitten, indem von den auf Vorposten stehenden Mannschaften durch Kugeln der Versailler ein Mann grtödtet und vier verwundet wurden.

München, 3. Juni. DiePost" meldet:Die Führer der Altkatholikcn bei Döllinger haben beschlossen, eine Trennung von Rom nicht zu bewirken, dagegen dem Conzil die Anerken­nung zu versagen und den katholischen Gottesdienst in eigenem abzu­halten." (Werden am Ende auch zu der Unfehlbarkeit sich bekennen.)

München, 5. Juni. Gutem Vernehmen nach wird der König dieses Jahr an der Frohnleichnahmsprocession nicht Theil nehmen.

Die Wittcrnngsknndige geben uns keine tröstlichen Aussich­ten. Sie behaupten, daß wir weder einen heißen Sommer, noch einen warmen Herbst zu erwarten hätten, und daran sollen die starken Sonnenflecken und die Polarlichter schuld sein, die, wie in den Jahren 1838, 1849 und 1860, auch in diesem auffallend groß sich gezeigt hätten.

Darmstadt, 4. Juni. Die Militärkonvention mit Preu­ßen ist abgeschlossen. Die Hauptpunkte derselben sind: Hessen stellt drei Regimenter Infanterie zu 3 Bataillonen, 2 Regimenter Kavallerie und 6 Batterien. Die Uniform soll sich der preußi­schen möglichst annähern. Der Fahneneid wird dem Kaiser ge­leistet. Der Großherzog bekommt von den Offizieren einen Revers ausgestellt. Das Offizierspatent stellt der Kaiser ans. Dieje­nigen hessischen Offiziere, welche nicht weiter dienen wollen, dürfen sich pensioniren lassen, lieber die Zukunft des Kriegsministeriums ist nichts bestimmt. Die Genehmigung der Stände ist Vorbehalten.

DasMainzer Journal" sagt in einem Artikel über die Anti-Jn> fallibilitätsbewegung u. a.: Der Zweck der Definition war nicht ein po­litischer, sondern ein inncrkirchlicher. Die Frage:Wer ist eigentlich in der Kirche der höchste Träger und Bürge der Glaubenseinheit und lehr­amtlichen Unfehlbarkeit, wo ist für den Gesamnttepiskopat,'dessen einzelne Glieder an sich über Glaubensfragen auch dissentiren können, das Cent­rum steter Vereinigung?" diese Frage harrte seit langem endgiitiger Antwort. Päbstliche Decifionen über wichtige Glaubenssragen lagen zahlreich vor. Waren sie nur sallibel, mithin widerruflich, konnten und durften sie unbeschadet der kirchlichen Orthodoxie ignorirt und mißachtet werden? Sollte cs auch in der katholischen Kirche wider die allenthalben um sich greifende Zerfahrenheit der Meinungen kein anderes Mittel ge­ben, als das unter allen Umständen selten anwendbare und sehr beschwer­liche eines ökumenischen Konzils? . . . Bei der beschleunigten und ver­allgemeinerten, an glaubenswidrigen Lehren und Systemen so äußerst fruchtbaren geistigen Bewegung der Gegenwart den Glauben der Katho­liken durch eine präsente Gegenwehr vor successiver Untergrabung und Alteration sicher zu stellen: darin besteht die praktische Bedeutung des Viel geschmähten Dogma."

Berlin, 3. Juni. In der deutschen Armee soll als ein­heitliche Waffe das englische Martinigewehr cingeführt und hiez»

540,000 den Franzosen abgenommene Chassepot umgewandelt werden.

Berlin, 3. Juni. Der Kaiser, sowie der Kronprinz er- theilten heute dem Fürsten Gortschakoff längere Audienz. Auch fand eine militärische Konferenz statt, zu welcher der Kriegsmi­nister und General v. Podbielski gezogen wurden. Fürst Gort­schakoff empfing am Freitag Abend sofort nach seinem Eintreffen den Besuch des Fürsten Bismarck.

Berlin, 3. Juni. Das Gesetz über die Wiedervereinigung von Elsaß und Lothringen mit dem deutschen Reiche ist heute glücklich zu Stande gekommen. Man war sehr begierig auf die Verhandlung des Reichstags in Folge der bekannten Vorgänge. Bekanntlich waren die Differenzen über das Elsaß-Lothringenge­setz, über welche Bismarck seine unzufriedene Stimmung geäußert hatte, folgende zwei: der Reichstag hatte in der Diktaturperiode, in welcher Kaiser und Bundesrath die Gesetzgebung in Elsaß rc. üben, wenigstens für Aufnahme von Anleihen-Zustimmung des Reichstags verlangt, und er wollte die Diktaturperiode schon am 1. Jau. 1873 statt 1874 beschließen. Im letzteren Fall gab Bismarck nach, die Kommission aber beschränkte die Zustimmung des Reichstags auf solche Anleihen und Uebernahme von Garan­tien für Elsaß-Lothringen, durch welche irgend eine Belastung des Reichs herbeigesührt wird. So war ein Kompromiß vorbereitet, die heutige Sitzung stellte nun den Frieden her. (S. M.)

Berlin, 5. Juni. Rußland wird bei der Einzugsfeier durch einen Großfürsten vertreten. Bei Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen Deutschlands und Frankreichs ist die Ernennung von Gesandten vertagt. Marquis Gabriac, jetzt er­ster Sekretär in Petersburg, wird französischer Geschäftsträger in Berlin. Graf Hatzfeld hat Aussicht auf den Geschäftsträger­posten in Versailles. (S. M.)

Köln, 4. Juni. Seit heute Morgen nach 3 Uhr ertönt mit kurzen Unterbrechungen Kanonendonner, um der Bürgerschaft es zu verkünden, daß der Rücktransport der Truppen in großarti­gem Maßstabe seinen Anfang genommen hat.

Koblenz, 5. Juni. Am 12. d. Mts. wird Kaiser Ale­xander von Rußland hier über das Alexander-Garde-Grenadier- regimeut Parade abhalten.

Bremen, 2. Juni. DasNorddeutsche Protestantenblatt" veröffentlicht morgen eine Protestanten-Adresse an Döllinger, wohl die erste ihrer Art. Sie geht von Brauuschweig und Wolfen­büttel aus.

Die Spitzen des 5. Armeecorps hielten am 2. Juni unter feierlichem Geläute der Glocken ihren Einzug in Posen. Nach einer Anrede des Oberbürgermeisters an den kommand. General v. Kirchbach überreichten zwei der Ehrenjungfrauen dem­selben einen goldenen Kranz auf weißem Atlaskissen, worauf der General der Stadt Posen seinen Dank aussprach. Er äußerte u. a., der lange Aufenthalt in Frankreich habe ihn zur Ueber- zeugung gebracht, daß diese Nation noch nicht zur Vernunft ge­bracht sei und es vielleicht noch einmal zu einem Kriege treiben werde; das 5. Armeekorps werde dann wieder seine Schuldig­keit thun.

Die Mittheilung, daß eine Dotation für den Fürsten Bismarck aus den Domänen des Herzogthums Laucnburg ent­nommen werden soll, findet Bestätigung.

Das Königreich Hannover hat die Welfendynastie verwirkt, aber Herzog von Braunschweig kann der Kronprinz Ernst August noch werden. Es wird viel darüber verhandelt, daß ihn der jetzige Herzog zu seinem Mitregenten oder doch Nachfolger er­nenne, und Preußen wird einwilligen, wenn der Prinz die Herr­schaft der Preußen in Hannover ohne Vorbehalt anerkennt.

Straßburg, 2. Juni. Der Chef des großen General­stabs der Armee, Graf Moltke, der seit einigen Tagen in un­serer Stadt verweilte, ist heute nach dem Oberelsaß abgereist.

Sicherem Vernehmen nach sollen die von der französischen Regierung bezahlten 40 Millionen Franks alsbald zur Deckung von Kriegsschäden und Kriegsleistungen in Elsaß-Lothringen ver­wendet werden.

Im nordwestlichen Böhmen beabsichtigt man einen deut­schen Gau-Turnverband zu gründen. Bei der Statuten- Einsendung wurde in dem AbsätzeZweck: Hebung des deutschen Turnwesens" von der Statthalterei'das Wortdeutschen" ge­strichen.

Paris, 1. Juni. Dis Vorbereitungen zum Wiederaufbau der Vendümesäule haben bereits begonnen. Auch werden energische Maßregeln getroffen, um de» Ausbruch einer Epidemie zu ver­hindern. - Die preußische Garde, 80M Mann stark, ist heute Morgen von St. Denis ausgerückt, 6000 Mann Infanterie werden au ihrer Stelle einrücken. (Frkf. I.)

Heute kann es kaum mehr bezweifelt werden, daß die Stadt Paris es mit einer gewissermaßen organisirien Armee von Brandstiftern zu thii» hatte, die in dieser ungewöhnlichen Art den Untergang der Kommune rächen wollte. Von Felix Pyat, einem der unseligsten Charaktere dieser Bewegung, liegen eine Anzahl gedruckter Erklärungen, Aeußerungen und Drohungen vor, daß die Kommune eher gewillt sei, Paris den Flammen und dem