4. Seite Nr 71
Naaolder Tapblatt .Der Geselkichastrr-
Donnerstag. den 28. März 1943
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Dann schien Eva ein Geräusch zu hören, das sie zu- sammenschrecken ließ. Sie warf den Kopf zurück, holte tief Atem und warf den Zettel rasch in eine Lade des zierlichen antiken Schreibtisches, die sie ebenso rasch verschloß; aber der Doktor sah, daß sie den kleinen Schlüssel in eine silberne indische Vase fallen ließ.
Gleich darauf schritt Eva. sich offenbar mit größter Anstrengung aufrecht erhaltend, zur Tür und verschwand.
Der Doktor wußte, daß jetzt keine Zeit zu verlieren war. Auf den Augenblick, wo sich ihm die Baronesse anvertraute, konnte er nicht mehr warten.
Er lab sich um, maß die Entfernung zwischen seinem luftigen Sitz und dem offenen Fenster. Dann — ein kräftiger Schwung — es war geglückt. Rücklings saß er auf dem Fsnsteisims. Ebenso schnell war er in das Zimmer geklettert, horchte einen Moment an der Tür, ob die Baronesse etwa zurückkehrte, und als draußen alles still blieb, holte er blitzschnell den Schlüssel aus der silbernen Vase und sperrte die Lade des Schreibtisches aus.
Da stand es, unsicher in der Führung, ein Bild der zitternden Hand, die den Stift führte:
„. . . nicht leben und nicht sterben kann ich ohne dich, Eva! Ich suchte den Tod. Er will nicht barmherzig sein. In der Waldhütte des tauben Hannes liege ich mit einem Schuß in der Schläfe, allein, nur nach Dir mich sehnend: noch einmal möchte ich Dich sehen. Dein liebes Antlitz küssen, noch einmal; und ehe ich sterbe, verzeiht mir vielleicht Dein geliebter Mund die schwere' Schuld . .
Der Doktor sah für Sekunden fassungslos auf den Zettel. Dann legte er ihn zurück in die Lade, verschloß alles wieder sorglich und schwang sich zum Fenster hinaus.
XIII.
Eine Stunde vor Mitternacht kam die Baronesse im dichten Wald oberhalb des Dorfes an. Sie hatte einen Jungen als Führer bei sich, den sie von einer armen, ihr bekannten Frau sich erbat.
Sie konnte sich kaum auf den Füßen halten. Sie war dieses hastige Dahinftürmen über die harten Wege nicht gewöhnt. Wie im Fieber zitterte alles an ihr. Ihre Hände faßten nach den Schläfen, es war, als ob ein wilder, schwerer Traum sie heimsuchte. Egon auf den Tod verwundet! Warum denn — warum? Und er selber hatte den Tod gesucht, der nicht kommen wollte!
Wie ein grausiges Ungeheuer stieg es vor ihr auf, fassungslos, unerklärlich! Ebenso unerkliirtlich wie die nächtliche Vision, das kurze Zusammentreffen mit Egon, seine Flucht, sein wahnsinniges Gebaren.
Hatte er vielleicht doch den Verstand verloren?
Eva dachte an den Doktor Borngräber. Sie schauerte in sich zusammen. Wenn der Detektiv etwas ahnte, wenn er dann eines Tages erfuhr, daß sie ihn hinterging? Er vertraute ihr, sie wußte das. Und doch konnte sie nicht anders. Ihr Seelenheil hätte sie für den Geliebten dahingegeben, einerlei, was ihn zu der Flucht und zu diesem rätselvollen Schritt trieb.
Er sollte ihr alles heute Nacht sagen. Dann wollte sie mit ihm über die Zukunft beraten. Er mußte genesen, er konnte doch nicht sterben, gerade, wo sie beide sich fanden in heißer, plötzlich mit elementarer Gewalt erwachter Liebe.
Die Baronesse hob den Kopf und sagte zu dem Jungen, der seitwärts auf einem alten Baumstumpf hockte:
„Ist es noch weit bis zur Hütte?"
„Nein, Fräulein, gleich sind wir da."
Der Mond trat hinter einer Wolke hervor. Da sah Eva vor sich die verfallene Hütte.
„Da sind wir." sagte der Junge. „Soll ich den Hannes 'rausklopfen?"
„Laß es nur, ich finde ihn schon," wehrte Eva mit stockendem Atem ab. „Warte hier draußen auf mich. Oder fürchtest du dich?"
Der Junge lachte.
„Nee, Fräulein, Furcht is nich!"
Eva preßte die Hand auf das Herz, das zum Zerspringen klopfte. Sie lauschte. Alles still ringsum, nur die Blätter in den zum Teil entlaubten Bäumen raschelten.
Dort drinnen lag er! ... Eine unbeschreibliche Angst, er möchte inzwischen gestorben sein, packte Eva.
Sie eilte nach der Tür.
Ein ziemlich großer Raum, düster, die Balkendecke schwarz, verräuchert, allerlei Gerümpel in den Ecken. Ein roher Tisch und eine gleiche Bank. Auf dem Tisch Flaschen, ein alter Topf, zerrissene Leinwandfetzen zum Ver» band bereit.
An der einen Wand, halb unter den Balken, die sich hier tief herabsenkten — ein Lager am Boden. Und darauf er — Egon!
Eva lehnte in der Nähe der Eingangstür an der kalten Lehmwand. Ihre Knie wankten, ihr Herz stockte. Weit geöffnet waren ihre Augen, in denen sich Sehnsucht und wilde Angst spiegelten.
Sie sah den Geliebten auf dem elenden Lager. Sein Gesicht war totenblaß, der Mund zusammengezogen, die Augen geschlossen. Um die Stirn trug er eine dicke Binde.
An einer Stelle zeigte sich ein dunkler Fleck — Blut.
War er wirklich schon tot? Er regte sich nicht, hatte das Geräusch ihres Eintritts, gar nicht vernommen. Eine alte Pferdedecke lag auf ihm, deckte ihn bis zum Hals.
Hilflos wanderte das Auge Evas in dem matt erhellten Raum umher.
(Forts, folgt)
Die neue Karienperiode 7^^
I-.r den nächst-'.: Tagen werden die Lebensmittelkarten für vom 5. April bis zum 2. Mai reichende 48. Zuteilungsperiode ausgegeben. Dis bisherigen Rationen bleiben unverändert, lediglich bei der Fettverteilung treten einige Aenderungen ein. Die über 14 Jahre alten Verbraucher erhalten an Stelle von 125 Gramm Margarine 125 Gramm Schlachtfette und an Stelle von 10V Gramm Butterschmalz 100 Gramm Speiseöl. Auch die über 14 Jahre alten Selbstversorger mit Butter bekommen an Stelle von 100 Gramm Butterschmalz 100 Gramm Speiseöl. Die gesamte Fettration für alle Verbraucher bleibt aber die gleichwie bisher. Der Normalverbraucher über 18 Jahre erhält von seiner gesamten Fettration künftig 8765 Gramm in Form von Butter, 200 Gramm in Form von Margarine (auf die Kleinabschnitte der Fettkarte), 125 Gramm als Schweineschlachtfette und 100 Gramm als Speiseöl. Die Schweineschlachtfette werden auf einen vom Fleischer äbzutrennenden Abschnitt der Fellkarte, der den Aufdruck „125 Gramm Speck oder Schwcinerohfctt oder 100 Gramm Schweineschmalz" trägt, abgegeben, und zwar ohne Bestellschein. Der Verbraucher kann die Schweineschlachtsette nur beim Fleischer kaufen; die Fleischer versehen bei den Kunden, die das Schweineschlachtfett bei ihnen kaufen wollen, die Rückseite des Stammabschnitts der Fettkarten in der Zeit, die für die Abgabe von Bestellscheinen vorgesehen ist, nnt ibrem Firmenstempel. Das Speiseöl muß mit einem besonderen Bestellschein, den die neue Fettkarte enthält, bestellt werden, und .zwar bei den für die Speiseölverteilung besonders zugelassenen Einzelhändlern. Das Speiseöl wird dann in der dritten und vierten Kartenwoche abgegeben. Aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung haben die Brotkarten, abgesehen von den 10-Gramm-Abschnitten der Brotkarte V nur noch Abschnitte über 50 Gramm und 500 Gramm. Bei einigen Brotkarten wurde das Format entsprechend geändert.
Verpflichtung der Jugend
Jugend wurde auf den Tag der Verpflichtung vorbereitet
nsg Der 28. März 1948 ist im Leben des jungen Deutschen ein besonderer Feiertag. An ihm findet die feierliche Verpflichtung der 14jährigen Jungen und Mädel auf.den Führer statt. Die zur Verpflichtung gelangenden Jugendlichen wurdeir^ seit Monaten auf diesen Höhepunkt ihres Lebens vorbereitet. Schon die Heimabende im letzten Jahrgang des deutschen Jungvolk-- Lzw. des Jungmädelbundes waren im weiten Sinne^ auf die am Ende des Dienstjahres liegende Verpflichtung abgestellt. In den Monaten Januar bis März erfolgte eine zusätzliche Vorbereitung, die sich ausschließlich mit Inhalt und Bedeutung der Verpflichtungsfeier beschäftigte. Die Vorbereitung der Jungen stand im Zeichen des deutschen Soldatentums der gewissenhaften Arbeit und Pflichterfüllung für das Volk und im Zeichen der Persönlichkeit des Führers. Die Gesundheit des Leibes und der Seele, der Dienst der Mädel für die Volksgemeinschaft, das Bekenntnis zum Führer waren Inhalt der Vorbereitung bei den Mädeln. Entsprechend der Vorbereitung in der Hitler-Jugend wurden in der Schule Fragen der nationalsozialistischen Lebensführung behandelt.
Aenderungen im Eiiterabfertigungsdienst
Der totale Krieg zwingt auch auf dem Gebiet des Güter- «üfertigungsdienstes zu Einschränkungen der Verwaltungsarbeit, die über die bereits getroffenen innerdienstlichen Vereinfachungsmaßnahmen hinausgehen. Hierzu müssen nun auch die Verrehrstreibcnden ihren Beitrag leisten, und zwar durch Verzicht auf gewisse bisher gegebene Abfertigungsformen. Mit Wirkung vom 1. April 1948 treten folgende Aenderungen in Kraft:
1. Barvorschüsse werden nicht mehr gewährt;
?. Nachnahmen werden nur. noch für Wagenladungen zugelassen, und zwar erst von 20 RM. an;
3. für Stückgut muß die Fracht bei der Auflieferung gezahlt werden (Frankaturzwang):
4. das beschleunigte Eilstückgut wird aufgehoben, beschleunigtes Eilgut in Wagenladungen bleibt nach wie vor zugclassen.
Weitere Auskunft erteilen die Güterabfertigungen oder die Reichsbahndirektionen.
werdet Mitglied der N5V!
Erpresser zu Zuchthaus verurteilt
Stuttgart. Der 43 Jahre alte, in Niedsröstcrreich beheimatete Wilhelm Pletterbauer wurde von der Strafkammer Stuttgart wegen fortgesetzter Erpressung und wegen Sittlichkcitsverbrechens zu der Gesamtstrafe von drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Der schon häufig vorbestrafte Angeklagte hatte in München einen -Stuttgarter, den er dort kennengelernt hatte, dazu gebracht, sich sittlich mit ihm zu vergehen und ihm dann durch die Drohung mit einer Anzeige bei der Polizei insgesamt 320 RM. erpreßt. Außerdem hatte er sich an einem 17 Jahre alten Lehrling sittlich vergangen. Der Lehrling erhielt wegen dieser Verfehlung einen Monat Jugendarrest.
Ulm. (Tödlich verunglück:.) Als ein Transportzug mit fremdländischen Arbeitern vor dem Einfahrtssignal des Neu- Almer Bahnhofs hielt, stieg ein junger Arbeiter unbefugterweise aus. Als er die Gleise überschreiten wollte, wurde er von der Lokomotive eines Gegonzuges erfaßt, zur Seite geschleudert und so schwer verletzt, daß er unmittelbar darauf starb.
Ludwigsburg. (Unfall.) In der Schorndorfer Straße scheuten beim Anfahren eines Omnibusses zwei vor ein Fuhrwerk gespannte Pferde, die der Wagenlenker, der 15 Jahre alte Landwirtssohn Helmut Strohhäcker aus Oßweil, auf der abschüssigen Strecke nicht mehr zum Halten bringen konnte. Der- Junge fiel so unglücklich vom Wagen, daß er eine klaffende Kopfwunde davontrug, die kurz darauf zu einem Tode führte.
Laichiugen. (Kind überfahren.) Als das fahrplanmäßige Posrauto aus Münsingen die abschüssige Bussenstraße herunterfuhr, sprang das fünf Jahre alte Söhnchen Ernst-Ludwig der Familie Länge über die Straße und wurde vom Postauto tödlich überfahren.
Altheim, Kr. Ueberlingen. (Schwerer Sturz.) Zimmer- n.ann Wendelin Walk stürzte beim Ausrichten eines Hauses so unglücklich ab, daß er sich einen doppelten Oberschenkelbruch und eine erhebliche Kopfverletzung zuzog. ^
Singen. (Zusammenstoß.) Fabrikarbeiter Karl Güde- mann aus Aach erlitt auf seinem Motorrad bei einem Zusammenstoß mit einem Kraftwagen einen schweren Beckenbruch. Eüdemann befand sich auf dem Wege zum Arbeitsplatz.
Rundfunk am Freitag, 28. März Reichsprogramm: 15.00 bis 15.30: Heimatlieder. 15.30 bis 16.00: Brahms, Händel (Solistenmusik). 16.00 bis 17.00: Beschwingte Konzertmusik. 18.30 bis 19.00: Der Zeitspiegel. 19.00 bis 19.15: Wchrmachtvortrag. 19.20 bis 19.36: Frontberichte. 19.45 bis 20.00: Dr. Goebbels-Artikel: „Das Unrecht im Kriege". 20.15 bis 21.00: Aus der Operette „Heute tanzt Gloria" von Richartz. 21.00 bis 22.00: Komponisten im Wassenrock.
Druck und Verlag des „Gesellschafters" : G. W. Zaiser, Znh. Karl Zalser, zugl. Anzeigenleiter. Verantwort!. Schriftleiter: Fritz Schlang, Nagold. Z.Zt. ist Preisliste Nr. S gültig.
Die heutige Nummer umfaßt 4 Seiten
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Heute 20.15 Uhr V Singstunde (Traube)