Raaoldcr Taablatt »Der Eejelljchaster'

Donnerstag. den 25. März 1S43

3. Seite Nr 71

«Nagold undAmgebuny

Oh keine Stunde, keine Minute sei es vergessen, das; rer uns irur die Wahl: Entweder mit Ehren bestehen, oder zur Infamie verurteilt sein unter den Völkern der Welt. friedlich Theodor Bischer).

25. März: 1793 Der größere Teil der Provinz Posen wird Lurch königl. Patent dem preußischen Staate einverleibt. 1801 Der Dichcer Novalis gestorben. 1907 Ernst v. Bergmann, Ehirur,,. gestorben. 1933 Gründung des Deutschen Luft- sporroerbandes. 193« Gründung der Lilienthal-Gesellschaft für Luftfahrtforschunq.

KSvS Vaievland gefallen!

Wieder traf die Nachricht ein. daß ein geschaßter Bürger unserer Stadt sein junges Leben dem Vaterlande zum Opfer brachte: Obergefrciter Frieder Schneider Berufsberater beim Arbeitsamt Nagold. Er entstammte einer Eßlinqcr Gärtner- jamilie. wurde geboren am 1. 7. 1910, besuchte die Seminar­übungsschule seiner Vaterstadt, wandte sich aber, da Neuauf­nahmen in die Lehrerbildungsanstalten nicht erfolgten, depr väterlichen Berufe zu und volontierte zwei Jahre bei Locarno. Doch fühlte er sich immer noch zum Lehrerberuf hingezoqen, durchlief die Lehrerausbildung und bestand 1932 mit Erfolg die Dienstprüfunq für Volksschullehrer. Anschließend studierte er Pädagogik an der Universität Tübingen, wurde während dieser Zeir Führer im damals aufkommendenFreiw. Arbeits­dienst". dann Lehrer an einer Landschule und Praktikant in der Berufsberatung des Arbeitsamts Reutlingen. Letztere Tätig­keit sprach ihn besonders an. Mit 24 Jahren erhielt er die Berufsberaterstelle beim Arbeitsamt Lahr und baute dieselbe so gut auf und aus. daß er ins Referat Berufsberatung im Landesarbeitsamt berufen wurde. Der unmittelbare Umgang mit der Jugend sagte ihm aber mehr zu. und so wurde er mit der Leitung der Berufsberatung beim Arbeitsamt Nagold betraut. Nebenher arbeitete er sich in das Eesamtgebiet der Ar- bcitsverwaltuna ein und leate mit gutem Erfolg die Fach- prllfunq für den gehobenen Verwaltungsdienst ab. In Nagold schätzte man ihn als kenntnisreichen gewissenhaften und tüchti­gen Beamten. Mehr noch als der Öffentlichkeit kam er der Jugend als Führer der Gefolgschaft 24/401 nahe. Im Kriegs­dienst erfreute er sich in gleicher Weise der Wertschätzung seiner Vorgesetzten wie seiner Kameraden. In einem wirklich herz­lichen Schreiben an die Gattin des Toten schildert sein Haupt­mann, wie er ihm wegen seiner vielseitigen Bildung und seines feinen Taktes, besonders aber durch die seltene Reinheit seines Wesens und durch die idealistische Einst.llunq seines riefgesestigten Charakters höchste Wertschätzung zollte. Unseren Lesern ist F. Schneider als Verfasser qedankentiefer Gedichte, die er auch in großen Leitungen veröffentlichte, nicht unbe­kannt. Mit feiner Seele hat er das gewaltige Kriegserleben in Poesie und Prosa eingefangen. Ein Frühvollendeter ist heimge­gangen, dessen Andenken stets ein ehrendes sein wird!

BkdK jiA Res.-Lazaneti Nasskd Mozart und Lortzing

Diese beiden großen Deutschen standen im Mittelpunkt einer heiteren Melodienfolge, die den Inhalt des gestrigen Abends bildete, den die NSE.Kraft durch Freude" im Rahmen der Truppenberreuung des OKW. im hiesigen Res.-Lazarett veran­staltete. Bestbekannte Künstlerinnen und Künstler von Rund­funk und Theater: Mgrqrit Wild lSopran) Elfi Erhard iFlügel). Rosemarie Lang lSprecherin) und Konzertsänger Conzelmtinn (Baßbariton) führten die Sold-'en durch die bekanntesten Werke der genannten Meister und fanden reich­sten Beifall. Rosemarie Lang führte in das Leben und Schaf­fen der Künstler ein. und mit vielen lustigen Einfällen hatte die charmante junge Dame den richtigen Kontakt mit den Zuhörern, während Sängerin und Sänger unter fein einfüh­lender Begleitung der Pianistin mit den Soldaten besonders gefallenden Soli und Duetten restlos begeisterten. Ein wirk­lich schöner Abend, der den Lazarettangehöriqen in guter Er­innerung bleiben wird! Stabszahlmeister Kraft dankte der Künstlerschar für den gebotenen Genuß. Fritz Schlang.

Sondevrougniffe -üv Lebvttnse

Ein Handwerkslehrlinq, der einberufen wird und nicht wenigstens zweieinhalb Jahre seiner Lehrzeit zurückgelegt hat, darf nicht zur Gesellenprüfung zuqelassen werden. Der Reichs­stand des Deutschen Handwerks hat jetzt für solche Lehrlinge Sonderzeugnisse einqeführt. die der Lehrherr ausstellt und die Innung bestätigt. Das Sonderzeuqnis gibt nach dem Kriege einen Anhalt dafür, welche besonderen Ausbildungsmaßnahmen bei dem Lehrling nötig sind. Auf dem Sonderzeugnis soll der

Lchrherr vor allem auf die Dauer der vorgesehenen Lehrzeit, Tag und Grund der vorzeitigen Entlassung und Angaben über Kenntnisse und besondere Fähigkeiten sowie über Betragen be­scheinigen, ^

Unterstützung dev Arbeitskräfte fttUgelegtev Betriebe

Arbeiter und Angestellte, die infolge von Betriebsstillegun­gen auf Grund der Verordnung über die Stillegung von Be­trieben zur Freimachung von Arbeitskräften vom 21. März !940 aus ihrem bisherigen Beschäftigungsverhältnis ausgeschie- d«n sind und binnen drei Monaten in ein neues Beschäftigungs- Verhältnis eintreten. sind bekanntlich den für unbestimmte Zeit Dienstverpflichteten gleichgestellt. Sie können also vom Arbeits­amt auf Antrag eine Dienstpflichtunterstützung erhalten. Als solche kommt zunächst der TrenNungszuschlag in Betracht, wenn der Arbeiter oder Angestellte infolge des Betriebswechsels von seinen unterhaltsberechtiqten Angehörigen getrennt leben muß. Dieser beträgt kalendertäglich 3,20 RM.. wöchentlich 22.40 RM. Der Präsident des Landesarbeitsamts aus dessen Bezirk der Dienstverpflichtete verpflichtet worden ist, kann jedoch einen geringeren Satz festsetzen.

Ferner gewährt das Arbeitsamt eine Sonderunterstützung, um Härten auszugleichen, die ein etwaiger Minderverdienst in dem neuen Betrieb mit sich bringt. Sie darf jedoch zusammen mit dem neuen Arbeitseinkommen nicht höher sein als das Ar­beitseinkommen in dem alten Betrieb. Dabei bleiben Ueber- stundenvergütunqen in dem neuen Betrieb außer Ansatz. Voraus­setzung für die Gewährung der Sonderunterstützunq ist, daß das neue Arbeitseinkommen erheblich geringer ist als das bisherig». Dies ist bei den Verheirateten in der Regel dann anzunehmen, wenn das neue Arbeitseinkommen < brutto) weni­ger als 70 v. H. des früheren Arbeitseinkommens (brutto) beträgt. Hat der Gefolgschaftsangehöriqe für den Unterhalt von mehr als einem Angehörigen auf Grund rechtlicher oder sitt­licher Pflicht zu sorgen, so soll die Grenze von 70 v. H. für den zweiten und für jeden weiteren unterhaltenen Angehörigen je nach Lage des Einzelfalles vom Arbeitsamt angemessen erhöht werden; einen höheren Betrag als S v. H. für den zweiten und jeden weiteren Angehörigen soll jedoch die Erhöhung in der Regel nicht ausmachen. Bei Gefolgschaftsangehörigen ohne unterhaltene Angehörige kann das Arbeitsamt einen geringe­ren Betrag als 70 v. H. als Unterhaltsbedarf ansetzen: unter 65 soll dabei nicht gegangen werden. Bei männl. Gefolgschafts- angehörigen, deren früheres Arbeitseinkommen wöchentlich 48- RM. brutto (monatlich 208. RM. brutto) oder weniger betragen hat und bei weiblichen Gefolqschaftsangehörigen, deren früheres Arbeitseinkommen wöchentlich 39- RM. (monatlich 169. RM. brutto) oder weniger betragen hat. erhöht sich der Satz von 70 v. H. auf 90 v, H., derjenige von 65. v. H. aus 85 v. H. Ein höherer Unkerhaltsbedarf als 600- RM. im Monat ist für die Bemessung der Sonderunterstützung grund­sätzlich nicht anzuerkennen. Diese Summe erhöht sich für den zweiten und jeden folgenden Angehörigen um je 30. RM.

Außerdem kann Sonderunterstützunq auch für sonstige Ver­pflichtungen gewährt werden. Insbesondere kommt ein Miet- Kuschuß in Frage. Dieser soll über 50 v. H. der Wohnungsmiete hinausgehen. ^)enn die Wohnungsmiete im Verhältnis zum neuen Arbeitseinkommen außergewöhnlich hoch ist und dem Gefolgschafrsangehöriqen die Aufgabe der Wohnung nicht zu­gemutet werden kann, was bei Verheirateten unter den ge­gebenen Wohnungsverhältnissen in der Regel zutrifft. Eine außergewöhnliche Höhe der Wohnunqsmiete ist in der Regel jedensalls dann .als gegeben anzusehen, wenn die Miete mehr /als 25 v. H. des neuen Arbeitseinkommens beträgt. Der Mietzuschuß darf jedoch monatlich nicht mehr als 150. RM. betragen. Die Lasten, die auf einem Eigenheim ruhen, sind bei der Bemessung der Sonderunterstützunq der Miete qleichzustellen. In Betracht kommen ferner Unterstützungen bei Krankheits­fällen in der Familie, soweit Leistungen der Sozialversicherung oder einer sonstigen Versicherung nicht eingreifen oder nicht ausreichen, um den Notstand zu beheben: Unterstützung zur beruflichen Ausbildung von Angehörigen, zur Aufrechterhaltung von Lebensversicherungen in dem unbedingt erforderlichen Um­fang oder zur Abtragung von sonstigen Verbindlichkeiten. Die Arbeitsämter sollen dabei wohlwollend und ohne Engherzig­keit verfahren.

Letzte Reichsstraßensammlung

Im Rahmen der letzte« Reichsstraßensammcung dieses Win­ters am kommenden Sonntag werden Blumen verkauft, die anrer Naturschutz stehen. Die zehn Lunten Blumen, die für das Kriegswinterhilfswerk zum Verkauf kommen, sind eine kleine Auswahl aus der großen Zahl der Pflanzen, die in Deutsch­land unter Naturschutz stehen. Sie alle tragen kleine Schilder mit unterschiedlichen Aufschriften.Unter Naturschutz" steht zu-, nächst darauf, darunter entweder der VermerkHandel ver­boten" oderPflücken verboten". Damit ist gleich für jeden, der mit dem Gedanken des Naturschutzes nicht vertraut ist, ein wichtiger Hinweis gegeben: Es gibt Pflanzen, die unter voll­kommenem Naturschutz stehen, und andere, die nur zum Teil geschützt sind. Der Grund dafür ist sehr einleuchtend. Nehmen wir als Beispiel das Leberblümchen. Es ist in vielen Gegenden Deutschlands noch reichlich vorhanden, und es schadet darum nichts, wenn sich der Blumenliebhaber ein kleines Sträußchen davon pflückt. Anders aber wäre es, wenn sich der Handel dieser Blumen bemächtigt denn dann werden sie sofort in- großem Stil gepflückt, und das bedeutet eine Gefahr für die vorhandenen Bestände. Unter vollkommenem Naturschutz sticht um Beispiel dcs Edelweiß, das zwar in manchen Gegenden .'er Alpen noch reichlich vorhanden, 'n anderen aber schon sehr Zelten geworden ist. Bei der weißen Seerose ist es nicht so. daß die Bestände durch das Pflücken gefährdet wären. Aber dk« eoeerose gehört untrennbar zum Bilde dee deutschen Gewässer, und darum muß sie auch in ihrem Reichtum geschützt werden.

Freilich kann man nicht jede einzelne Pflanze, deren Art vielleicht durch Ausrottung bedroht ist, bewachen lassen. Darum ist hier die Mitarbeit des gesamten Volkes von größter Wichtig» -eit, und es ist außerordentlich wertvoll, daß durch die Reichs­straßensammlung der Gedanke des Naturschutzes einmal an unser ganzes deutsches Volk herangetragen wird. Denn der Sin« allen Naturschutzes liegt ja darin, die Pflanzen, die in ihrem Artbestande bedroht sind, zu schützen, und dazu muß jeder ein­zelne beitragen. Die vollkommen geschützten Pflanzen dürfen weder beschädigt noch von ihrem Standort entfernt werden, sie dürfen nicht gepflückt oder ausgegraben werden. Es ist unter­lagt, sie zu versenden, mitzusühren, feilzuhalten, zu erwerben oder in Gewahrsam zu nehmen. Denn die Pflanzen, die heute >n unseren Wäldern und auf unseren Wiesen und Feldern wach­en, sind nicht für uns da. Sie sollen in ihrer Art erhallen bleiben, damit sich auch unsere Kinder und Kindeskinder an hnen erfreuen können.

Gute Gewürze sür die Küche

NSK Die Hausfrau weiß, daß sie sich aus den Schalen der Zitronen und Apfelsinen, die es mitunter auf Zuteilung gibt, ein gutes Gewürz für süße Speisen und Gebäck Herstellen kann. Am einfachsten ist es, die Zitronen oder Apfelsinen vor dem Esten oder Auspresten abzureiben und das Abgeriebene 'initj Zucker vermischt in einem fest schließenden Gefäß aufzuheben oder sie dünn (ohne das Weiße) abzuschälen und die Schaden getrocknet aufzubewahren, um sie für Speisen oder Suppen aus­zukochen.

Man kann auch die Schalen mit dem weißen Pelz durch die Maschine drehen und dann mit Zucker vermischt in ein Glas drücken.

Aus den Schalen kann ein zitronat- bzw. orangeatähnliches, Gewürz zubereitet werden. Allerdings muß man dann etwas! mehr Zucker opfern. Besonders bei einer größeren Familie kom- men schnell mehrere Schalen zusammen, die man von vornherein dünn abschält oder auch von den Schalen nachher soweit wie> möglich den weißen Pelz entfernt. Dann schneidet man die Scha­len in feine Streifen und gibt sie drei Tage lang in täglich z« erneuerndes Master. In reichlich Wasser werden sie gar gekocht, dann das Master abgegosten (die Schalen schmecken sonst zu bit­ter). Man wiegt die gleiche Menge Zucker wie Schalen ab, gibt soviel Wasser darauf, daß der Zucker gerade bedeckt ist und sich löst, dann gibt man die Schalen hinzu und kocht so lange, bis keine Flüssigkeit mehr vorhanden ist. Die Maste wird auf eine gefettete Porzellanplatte gestrichen, auf der man sie erkalten laßk

» Auch neue Erzeugnisse unter Preisstop. Der Reichskommissar für die Preisbildung weist auf folgendes hin: Das Preis» erhöhungsverbot der Preisstopverordnung gilt nicht nur für den Preisstand am Stichtage selbst, sondern laufend für jede» auch später berechneten Preis. Für die sogenannten neuen Er­zeugnisse bedeutet das z. V.. daß der für das neue Erzeugnis erstmals berechnete Preis jedenfalls nicht überschritten werden darf. Auch bei Kostensteigerungen für die weiteren Lieferungen dieses Erzeugnisses darf eine Uebprschrcitung des erstmals da­für ermittelten Preises nicht erfolgen. Die Erhöhung eines jeden seit 1936 berechneten Preises ist demnach verboten und bewilligungspflichtig, es sei denn, daß dieser Preis später in zulässiger Weise erhöht worden ist oder erhöht wird, z. B. Preise, die auf Grund einer Ausnahmebewilligung erhöht wurden.

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Sie haben den unheimlichen Menschen verfolgt, Herr Doktor?" rief bleich und bebend Eva.

Allerdings, aber er ist mir vorläufig noch entwischt. Fragen Sie jetzt nicht weiter, was der Zwischenfall zu be» deuten harte. Schenken Sie mir Ihr unbedingtes Ver- trauen." .

Er reichte ihr lächelnd die Hand und sie sah ihn mit den klaren, Hellen Augen tiefernst an.

Sie haben mein vollstes, unbegrenztes Vertrauen, was immer auch geschehen möge." flüsterte sie.

Sie sollen sich nicht in mir täuschen. Und nun, denke ich, gehen Sie nach dem Hotel zurück. Und fahren heim. Bald werden Sie weiteres von mir hören."

Er begleitete die Baronesse selbst bis zu der nächsten Haltestelle der Elektrischen.

Was er da soeben erlebt hatte, verwickelte die dunkle Geschichte noch mehr. Aber er hatte einen bestimmten An­halt jetzt, auf dem sich weiterbauen ließ.

Nur das Verschwinden des jungen Grafen machte ihm mehr Kopfzerbrechen, als er der jungen Dame hatte merken lassen.

XI.

Doktor Borngraber schickte Frau Walter schlafen und sagte, er wolle noch etwas im Laboratorium arbeiten.

Cr hatte das elektrische Licht in dem kleinen Raum eingeschaltet und die plumpe Pistole mit sich genommen, mit der er vorhin nach dem Fenster geblitzt hatte.

Eine Waffe war das Ding eigentlich gar nicht, son­

dern eine schlau erdachte, aber im übrigen einfache Vor­richtung, um mittels Blitzlicht irgendeinen Gegenstand auf dunklem Grund oder in der Nacht zu photographieren.

Die Revolverkammer enthielt eine sehr lichtempfind­liche Platte, und die Aufnahme ging in dem Moment vor sich, wo der Doktor, nachdem er genau gezielt hatte, ab­drückte.

Jetzt ging er daran, die belichtete Platte zu entwik- kein. Er konnte dadurch das erhellte Gesicht des Unbekann­ten bekommen.

Doktor Borngräber hielt schon bald darauf das noch nasse Bild unter das Licht. Er nahm ein Vergrößerungs­glas und betrachtete sich den ziemlich scharfen Kopf auf dunklem Grund, die hagere, weiße Hand, die offenbar einen Ueberrock zusammenhielt, die dunklen, stechenden Augen. ^

Mühlhauser!" sagte er ganz ruhig.Ich dachte es mir. Der Fuchs ging abermals in die Falle."

Mit dem noch feuchten Abdruck des Gesichtes ging er in sein Arbeitszimmer und legte das Bild zwischen Lösch­papier.

Für heute konnte er schlafen gehen. Er hatte genug geleistet.-

Die Baronesse hatte in leicht begreiflicher Erregung das kleine Hotel erreicht, in dem ihr Ehauffeur mit dem gräflichen Auto auf sie wartete. Obwohl ihr jetzt Ruhe dringend nötig gewesen wäre, gab sie dennoch Auftrag, ohne weiteren Zeitverlust die Rückfahrt nach Arensberg anzutreten. Sie hätte hier in der Hauptstadt keine Ruhe gefunden.

Daheim war nichts besonderes geschehen, wie der junge'Diener des Schloßherrn mit bleichem Gesicht berich­tete. Mühlhauser schlief wohl bereits, wie sich Eva sagte. Kein Wunder, gerade er hatte sich rastlos an der Suche beteiligt.

Die Baronesse lag noch lange mit offenen Augen.

Warum hatte Egon sie verlassen? Und würde ihn der Doktor Borngräber zurückbringen? Dieser seltsame Mann,, von dem sie nicht wußte, ob er jung oder alt war, erschien ihr wie die letzte Hoffnung.

Am nächsten Morgen wurden die Nachforschungen von neuem ausgenommen alles war vergeblich.

Schluchzend brach die Baronesse zusammen.

Er ist doch wohl tot!" rief sie.Er brächte es sonst nicht übers Herz, mich in dieser Verzweiflung zu lassen!"

Der alte Mühlhauser, der zufällig im Zimmer war, schlich sich lautlos davon. Er schien ebenfalls in sich zu­sammenzusinken. schwer und schleppend war sein Gang. Nur das Feuer in seinen halbverschleierten, dunklen Au­gen brannte noch fieberhafter, unheimlicher.

Die ersten Schatten der einbrechenden Nacht sanken über den weiten Schloßhof von Arensberg. Da schritt ein breitgebauter, einfach gekleideter Mann durch das große Eingangstor, sah sich erst suchend um und näherte sich hierauf den Stallungen. Aus einer der Türen schob sich gerade ein Angestellter, der den Besucher mißtrauisch be­trachtete.

Heda. . . , was wollen Sie hier?" fragte er grob.

Der Mann mit dem zugeknoteten Bündel in der ' Rechten und dem starken Knotenstock erwiderte keck:

Warum denn so patzig, Gevatter? Ich möchte den alten Mühlhauser sprechen. Habe ihm einen Auftrag aus­zurichten."

Unseren Leibdiener?" versetzte etwas höflicher der Stallbursche.Dort, wo das Licht durch die Ladenritze schimmelt ... in dem kleinen Häuschen ^ . da finden

Sie den Herrn Leibdiener."

Danke schön, Gevatter." nickte der Besucher und schritt ohne weiteres in der angegebenen Richtung weiter.

Kopfschüttelnd zog sich der Stollbursche wieder in das Wirtschaftsgebäude zurück.

(Forts, folgt)