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Nr. 13

Nagoll»«r TagblattDer Gejelljchajter

Samstag,. Februar 19t!

Unermüdlich greift die deutsche Flak ein

Bolschewistische Flugzeuge, Trup­penansammlungen oder vorsto­ßende Sowjetpanzer bieten den Kanonieren lohnende Ziele.

(PK.-Aufnahme: Kriegsberichter Brändlein. PVZ., Z.)

IagdZammarrdo im Mssarwrn er

Siegreicher Kampf mit sowjetischen Elitetruppe«

Von Kriegsberichter Ulrich Majewski

DRV (PK.) Kaum anderswo an der langen Ostfront tritt mit dem Wechsel der Jahreszeiten eine so grundlegende Ver­änderung des Kriegsschauplatzes und damit der Kriegfiihruu« ein, wie in Lappland. Das Frühjahr bricht spät herein »nd droht alles wegzuschwemmen. Der heiße und trockene Sommer birgt die Gefahr des Waldbrandes. Regen und Schlamm im Herbst leiten dann früh zum langen schneereichen «nd kalte« Winter über. Jetzt im Winter ist es neben der Kälte vor allem die starke Schneedecke. Hüfthoch liegt der wattige, nachgiebige Schnee im Urwald Lapplands, Freund und Feind gleicher­weise zur Last und zum Vorteil. Wer diese meterhohe Schnee­decke meistert, wer sie als Schiläufer und Kämpfer geschickt und klug zu nutzen versteht, der und nur der wird sich im winterlichen Urwald siegreich behaupten.

So sind die Schi jetzt zum wichtigsten Kriegsgerät geworden. In systematischer Ausbildung, in täglicher Gewöhnung sind die Lapplandkämpfer mit den langen Schneebrettern vertraut ge­macht worden. Gleich zu Beginn dieses Winters wurde nun diese Ausbildung noch weiter gefördert und vertieft. Heute sind aus den Grenadieren an der^Kandalakschafront, aus den Hessen, Ost­preußen und Sachsen tüchtige Winterkrieger geworden, die sich immer wieder von neuem im Kampf bewähren.

Vor kurzem erst griffen starke sowjetische Schiverbände die Flairke unseres Frontabschnittes an. Für diese Kampfgruppen haben die Sowjets aus den einzelnen Divisionen so sagten die Gefangenen aus die Besten herausgesucht und besonders ausgebildet. Mit diesen Elitetruppen, mit diesen bolschewistischen Spezialitäten des Winterkrieges, haben unsere Grenadiere, un­sere Jagdkommandos nun gekämpft. Blutig und hart war das Ringen in dem tiefen Schnee. Geschickt hatten die Grenadiere einen Ring um den starken feindlichen Schiverband gelegt, einen Ring, der nicht locker ließ, bis der Widerstand gebrochen war. Unsere Verluste waren sehr gering, bei den Sowjets zählten sie »ach Hunderben. Auf dem zerwühlten Schlachtfeld aber fanden unsere Grenadiere neben vielen Waffen und Geräten als stolzeste Beute Berge von Schi, Schi einer bolschewistischen Elitetruppe. Das war der erste große Erfolg unserer Iagdkommandos im tiefen Schnee des Urwaldes.

Ei« Kapilel über Kriegsgefangene

Di« große Warnung de» Erste» Weltkriege«

RSK I« Kriege und besonders in einem Kriege, wie wir chn heute um Tod oder Leben zu führen haben, herrscht allein «s Gesetz der Härte. Den ehrliche« Gegner werden wir, wenn «r als Gefangener in unsere Hände gefallen ist, anständig be­handeln. Aber wir werden ihm keine anderen Regungen ent- ^genbringen. Denn er bleibt unser Feind. Er hat, bevor er yefangeugenommen wurde, die Kugel gegen unsere Söhne,- >er, Männer, Brüder, Verlobte und Freunde abgeschossen in dem Willen, unser Volk de mUntergang und der Vernichtung zu weihen. Hinter jedem Feindsoldaten ist die Spur unseres Blutes, wir sehen unsere Toten, unsere Verwundeten, die Witwen, die Waisen in langer Folge, alle, die als Deutsche leiden und da--> be« um dieses Krieges willen, den wir ja nicht gewollt yaoen. sonder« die anderen. Ihre Machthaber haben den Friede» auf Erden zerstört, um uns auszurotten, und diese Soldaten sind das Instrument dazu.

Wer daher Mitleid mit den feindlichen Kriegsgefangenen em­pfindet und dies gar durch Gutmüdigkeit ausdrückt, ist ein Ver­räter, weil er es fertigbringt, mit dem Feinde zu fühlen und dabei nicht an die Millionen deutscher Männer denkt, die gegen diesen Feind Tag und Nacht im erbitterten Kampf stehen, fern der Heimat Unendliches dulden, aufgeben und vielleicht ihr Leben opfern müssen.

Daran muß jeder denken, aber er soll sich auch vor Augen hal­ten, daß der Feindsoldat zu Krieasbeginn unterrichtet wurde, daß es seine Pflicht sei, für seinen Staat auch in der Gefangen­schaft weiterzukämpfen. Das macht er nicht mit Mafien, denn die hat er nicht mehr, sondern mit anderen Mitteln. Diese Mit­tel werden für ihn aber dann erst anwendbar und wirksam, wenn er sich das Vertrauen eines Deutschen erschlichen hat. Und dazu muß er versuchen, die deutsche Gutmütigkeit einzuspannen. Denn mit Verrätern kann der Feind in unserer Volksgemein­schaft nicht mehr rechnen. Darum versucht er es auf diese Art. Wir wißen das.

Wir haben dazu unsere Erfahrungen und Erinnerungen noch ans dem Ersten Weltkriege. Oder ist es vielleicht nichts, wenn wir zum Beispiel daran erinnern, daß 1914 bis 1918 von den LfH Millionen Kriegsgefangenen, di« in Deutschland unterge­

bracht waren, 107 000 über das neutrale Ausland in ihre Hei­mat zurückfliehen konnten und uns auf dem Schlachtfeld«: wiederum gegenübertraten? 107 OW kampffähige, kriegserfah­rene Soldaten, das waren fast Divisionen.

Die meisten dieser Kriegsgefangenen verdankten es nur blin­der Gutmütigkeit und falschem Mitleid, daß sie wieder in der gegnerischen Front auftauchen konnten. Und was brachten sie alles mit! Natürlich, äußerlich waren sie zerlumpt, und große Pakete hatten sie nicht bei sich. Aber sie zählten meist zu den Intelligentesten der Kriegsgefangenen, hatten viel beobachtet und noch mehr ausgehorcht bei dengutmütigen Deutschen", das sie nachher an der Front gegen uns verwenden konnten. Man wird ja nie errechnen können, wieviel-bestes deutsches Blut an der Front 191118 fließen mußte, nur weil es möglich ge­wesen war, daß diese 8)1 Divisionen Kriegsgefangene wieder aus ihren Lagern entfliehen konnten!

Viele Hunderttausende von Kriegsgefangenen haben aber da­mals hinter unserr Front auch auf anderen Wegen und mit anderen Mitteln weitergekämpft. Nicht planlos, sondern nach genauen Richtlinien, die in den Kriegsministerien der Feinde aufgesetzt und fortlaufend ergänzt wurden. Dazu brauchten die Kriegsgefangenen nicht einmal zu fliehen, sie konnten bleiben, wo sie waren, in ihren vielfältigen Arbeitskommandos in der Industrie, auf dem Lande oder auch alstreue" Mithelfer ein­zeln irgendwo in der Wirtschaft oder auf Vauerngehöfteu. In, Haus- und Hofgemeinschaften. Je fleisiger und freundlicher si^i sich gaben, um so unbeachteter waren sie. Und dann merkte mast im Ersten Weltkrieg zu spät an der ungeheuren Schädiaung dev Kriegsindustrie, des Verkehrswesens, lebenswichtiger Anlagen,' durch Sabotage, am Abbrennen von Gütern; Gehöften, Maga­zinen, Vorratsspeichern, Scheunen, Mühlen oder durch tausender­lei andere Lähmungen der deutschen Wehrkraft, an Vorgängen, die nicht nur dem Volksvermögen Millionen kosteten, sondern (was noch schlimmer war!) den Dolchstoß für den Rücken der kämpfende Front vorbereiteten da merkte man dann viel zu spät, was uns nach 1918 durch Feindveröffentlichungen bestätigt wurde: daß diese Kriegsgefangenen, obwohl waffenlos, dennoch viel mitgeholfen hatten, daß die Feinde den Krieg gewannen.

Unzählige von raffiniertesten Mitteln für diesen Geheimkrieg waren den Gefangenen durch törichte Achtlosigkeit zugeleitet worden, ebenso tausendfach bat sich damals auch ganz abge­sehen von den notorischen Verrätern dumme Gutmütigkeit und falsches Mitleid unzähliger Deutscher in der Heimat. Män­ner wie Frauen, unbewußt an diesem Hochverrat beteiligt und durch unbedachte Redereien die Spionage unterstützt. Das libe- ralistische System war die Brutstätte einer jüdisch-samariterischen .Menschlichkeit", die immer nur für die anderen da war, die sich dann über diese Schwäche iDs Fäustchen lachten.

Stacheldrahtzäune und Wachtposten allein helfen nicht gegen Flucht und feindselige Aktionen von Kriegsgefangenen. Das ganze Volk muß wachsam sein, hart und mit gepanzertem Her­zen, aber auch mit Würde. Das geschieht nicht nur, weil jeder weiß, daß er sich unaufgefordert mit Kriegsgefangenen in Ver­bindung setzt, ihnen entgegenkommt oder sich würdelos benimmt. Nein, es gibt ein tieferes Gesetz in unserem Volke, und das ist in die Herzen geschrieben: Treue zur Front.

Di« Erfahrung von damal^zwingt uns zur Härte und auch jene Erinerung, die im Buch der Geschichte eingetragen ist, die aber vielfach vergessen wurde. Nämlich, daß wir 1918 die Kriegs­gefangenen sofort zurückgeben mußten, die deutschen Kriegs- oefanaenen aber bis Anfang 1920 völkerrechtswidrig in l?eiudes-

> and blieben und unter entwürdigenden Umständen zu den ge­fahrvollsten Aufräumungsarbeiten auf den Schlachtfeldern herar - gezogen wurden, wodurch wir noch viele Tote zu beklagen Har­un. Und auch daran sei erinnert, daß Clemenceau rund ein Jahr nach dem Kriege die Freilasfnug der deutschen Kriegsgefangene« erpresserisch davon abhängig machte, daß 100 OW T. deutsche Schwimmdocks ausgeliefert wurden, um den Wiederaufbau der r rutschen Handelsflotte zu verhindern.

Wir kennen den Feind und seinen Vernichtungswillen heurs genau. Darum gibt es bei uns im Schicksalskampf kein Mitleid mit dem Gegner, darum sind wir wachsam, hart und damit dem eigenen Volk treu. Otto Riebicke.

Kleintierhos im Februar

V. A. Die Kaninchen können zur Paarung zugelassen werden, wenn sie sich nicht in der Härung befinden, denn dann gibt es nur minderwertige Nachzucht. Drum warte man lieber bis März. Ueberdies gedeihen die Jungen auch nur in warme« Stallungen. Natürlich sind nur die kräftigsten und rassereinsten Tiere zur Weiterzucht zu verwenden. Alle zur Nachzucht un­tauglichen Kaninchen sind möglichst bald zu schlachten, d. h. vor der Frühjahrshärung, später sind die Felle minderwertig.

Die Ziegen nähern sich dem Ende der Tragzeit, weshalb alles für das kommende Lammen vorbereitet werden muß. Sie sind allmählich trocken zu stellen, indem man in immer länge­ren Pausen melkt, schließlich eine Melkzeit wegläßt, dann nur noch einmal am Tage melkt usw., aber auch stark wasserhaltige Futtermittel nach Möglichkeit vermeidet. Keinesfalls versuche man, es durch ungenügendes Ausmelken zu erreichen, dies hätte nur Eutererkrankungen zur Flge. Gutes Heu, etwas Hafer nebst Zugaben von Leinkuchen und phosphorsaurem Kalk sind für die Mutterziegen am angemessensten. Würzkräuter wie Thy­mian, Fenchel, Sellerie, sind Leckerbissen und sollten dem Fut­ter zugesetzt werden. Putzen und Striegeln, täglicher Aufent­halt im Freien, bei schlechtem Wetter natürlich kurze Zeit, unterstützen außerdem die Gesundheit von Alt und Jung.

Im allgemeinen wird in der Haltung und Versorgung des Geflügels nichts geändert, es bleibt bei sachgemäßer Fütterung und gesunder Unterkunft. Ist es nicht sehr kalt, so werden die Hühner bald besser legen, weshalb man für eine ausreichende Zahl von Nestern (etwa auf vier Hühner eins) sorge. Bei wär­merem Wetter werden einzelne Hennen der schweren Rassen brütlustig werden, doch warte man mit dem Setzen der Glucken bis zum März, wenn keine wärmeren Ställe oder sonstige ge­schützte Räume vorhanden sind, weil die Kücken sonst kaum ge­deihen werden.

Dem Wassergeslügel sind bei Frost die Eier täglich aus den Nestern zu nehmen, damit sie nicht platzen. Zugleich wird da­durch zu frühes Brüten verhindert. Am besten ist es, die Gänse selbst brüten, die Enteneier aber durch Hühnerglucken ausbrüten zu lassen.

Schonet die Kätzchenblütler! In den lauen Tagen des Monats Februar haben bereits die Kätzchen oder Schäfchen des Hasel­strauches zu blühen angefangen, und die Kätzchen der Saalweide kommen unter den Deckschuppen hervor. Bekanntlich bildet der eiweißreiche Blütenstaub dieser und anderer Kätzchenblütler die illr die Bienen so wichtige erste Nahrung im Frühjahr. Ohne Bienen keinen Honig, ohne Bienen aber auch kein Obst! Uever- leben die Bienen das Frühjahr nicht, so können sie später incht die Obstblüten befruchten. Wer sich darum an den Kätzchen- blütlcrn vergreist, schädigt die Kriegscrntthrnng auf das schwerste!

lUrbebenxAute ckur«b 6. Keksen»«»»», llam-carentr-cle Lkuttirxrt) 8j

Doktor Borngräber sagte sich das alles wiederholt. Aber es nützte nichts. Eine Art Instinkt, ein Gefühl, das ihn fast immer richtig geführt hatte, flüsterte ihm zu: die- ser junge Graf ist in diesen Diebstahl verwickelt. Auf die eine oder andere Art. . .

Und gerade weil sicherlich jeder Kriminalist seine ab- weichende Auffassung verrückt nennen würde, reizte den Doktor der absurde Gedanke.

Natürlich wollte er sich auch die Baronesse und deren Verkehr ansehen. ebenso die Person des alten Leibdieners Mühlhauser.

Zwei Tage hindurch grübelte er über das Problem, einen faßbaren Grund zu finden, daß der Graf Egon irgendwelche Ursache hatte, die Perlenkette verschwinden zu lassen die Lösung fand sich fürs erste noch nicht. Alle aufgebauten Hypothesen fielen bei genauer Prüfung wie Kartenblätter über den Haufen.

Der zweite Tag seit der Rückkehr Borngräbers neigte sich dem Ende zu. Eine Verkleidung benützte er heute nicht, es war nicht nötig, denn die Person, der er heut« abend entgegentrat, kannte ihn nicht als Doktor Born­gräber. Damals, als er die kleine Angelegenheit mit ihr erledigte, sah er ganz anders aus.

Als es langsam dämmerte, ertönte das Telephon.

Doktor Borngräber nickte befriedigt und meldete sich. Eine Weile horchte er:

Gegen sieben also? Ja? ... Gut! Ich danke IhnenI"

Er sah auf die Uhr und hangte ab.

Ich habe noch drei Viertelstunden/ sagte er ruhig

Ich könnte die Elektrische benützen, aber es ist mir zu » unsicher. Also ein Auto."

Er nahm seine ziemlich abgerissene Ledermappe un­ter den Arm. zog den schwarzen Ueberrock höher, schob einen wenig modernen Regenschirm unter den Arm und verließ das Zimmer.

Werden Sie heute nacht auswärts speisen, Herr Doktor?" fragte Frau Walter.

Das weiß ich noch nicht. Ich habe zu arbeiten. Wenn ich um elf nicht zurück bin, können Sie ruhig schlafen ge­hen," lautete die Antwort.

Doktor Borngräber schritt in dem dunstigen Abend gebückt und etwas schlürfend weiter, bis er an einer Ecke ein freies Auto erwischte. Etwas umständlich gab er dem Chauffeur als Ziel der Fahrt einen Vorort an.

Als das Auto hielt, stieg der Doktor aus und zahlte wiederum sehr umständlich den Preis der Fahrt. Es war in der Nähe einer Kirche ein ganz unauffälliger Platz.

Doktor Borngräber wartete, bis sich das Auto ent­fernt hatte, dann rückte er seine goldene Brille zurecht und sah sich um. Die Straßenlaternen gaben nur wenig Licht.

Nach kurzem Warten setzte der Doktor seine Wande­rung fort. Von dem Turm der Kirche schlug es Halbsieben.

Er hatte noch eine halbe Stunde Zeit, wenn alles Uebrige klappte.

Bald verließ er die Straßenzüge und bog ins Freie. Die Häuser wurden seltener, hörten auf und schoben sich dann wieder einzeln aus dem Nebeldunst.

Plötzlich tauchten die undeutlichen Umrisse eines gro­ßen Gebäudekomplexes vor ihm in geringer Entfernung auf. Zwei Laternen ließen ihn unschwer ein hohes, fin­ster aussehendes Tor erkennen, in dem sich eine kleinere Tür befand. Das Tor wurde von beiden Seiten durch eine hohe, dunkle Mauer flankiert. Dahinter lagen die Gebäude.

Die Nässe legte sich unangenehm auf Doktor Born­gräbers Rock, aber es genierte ihn nicht. Seine Augen suchten die nächste Umgebung ab und hatten schnell gefun­

den, was sie zu finden wünschten:

Etwa zwanzig Schritte vom Tor entfernt, in schrä­ger Richtung befand sich ein alter, dicker Baum, den man aus Gott weiß welchen Gründen hier stehen ließ. Der riesige Stamm bot eine vorzügliche Deckung, besonders jetzt in der Dunkelheit.

Doktor Borngräber lehnte sich gegen den Baum und wartete geduldig.

* *

Es schlug vom Kirchturm dreiviertel sieben.

Um diese Zeit stand in dem hell erleuchteten Amts­zimmer des Gefängnisdirektors ein junges Mädchen vor dem Mann, der bis dahin über Nelly Rothes Befinden zu wachen und zu entscheiden hatte.

Nummer zweiundvierzig," wie die Strafgefangene sechs Monate hindurch gerufen wurde, trug dasselbe ein­fache, hübsche Kleid wie bei der Einlieferung. Den eben- so einfachen, kleidsamen Hut hatte sie auf das dunkelblau- de Haar gedrückt, in der Hand hielt sie eine kleine Leder­tasche, in de'- sich ihre wenigen Häbseligkeiten befanden.

Ruhig, das nicht unschöne Gesicht blaß, die Lippen aufeinandergepreßt, den Blick etwas umflort, stand das Mädchen vor dem Direktor des Strafgefängnisses. Sie war wieder frei, aber es machte ihr eigentlich keine rechte Freude. Daß sie den Knacks fürs Leben weg hatte die­ses Bewußtsein ließ sie nicht mehr frei aufatmen.

Und weshalb eigentlich? Es war zu dumm. Warum mußte sie auch diesem Schuft, demblauen Emil," damals in die Hände fallen, der sich ihr gegenüber so bescheiden als Ingenieur vorstellte in Wahrheit aber ein schwerer Junge war, ein Dieb, def sie durch raffinierte Kunstgriffe bewog, geraubtes Gut bei sich zu verbergen.

Bis dann die Polizei dahinterkam. Eigentlich nur einer, der Privatdetektiv, der es verstand, alles aus ihr herauszulocken. Zum zweitenmal hatte sie sich von einem Mann täuschen lassen. Das wurmte sie, das konnte sie so leicht nicht vergessen. (Forts, folgt)