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Raeder und Dörütz

Der erste Großadmiral des Dritten Reiches

Großadmiral Raeder wurde am 24. April 1878 in Wands deck (Holstein) geboren. Noch nicht ganz 18jührig trat Erich Raeder am 18. April 1894 als Seeradett in die Kaiserliche Ma­rine ein. Als der Weltkrise, ausbrach, befand sich Raeder als Korvetteukapitän im Stabe des Konteradmirals Hipper Als

1. Admiralstabsoffizier des Befehlshabers der Aufklärungs- st'.eitkräfre und später als -Kippers Stabschef war er maßgeblich an der Lösung der schwierigen Aufgaben beteiligt, die den Auf- flärungsstreitträfteü zufielen. Auch die Seeschlacht vor dem L agerrak machte Raeder an der Seite Kippers mit.

Kurz vor den, Umsturz wurde er in das Reichsmarineamt lemmandiert. Seine Kriegserfahrungen, sein großes Wissen und eine glänzende maritime Begabung kiesten ihn fortan maßgeb­lich an der Schaffung der Grundlagen für die Entwicklung der heutigen Kriegsmarine arbeiten. Am 1. Oktober 1928 erfolgte seine Beförderung zum Admiral, und das Vertrauen der maß­geblichen Stellen berief ihn an die Spitze der deutschen Marine als Nachfolger des Admirals Zenker.

Hand in Hand mit der weiteren Vermehrung der Flotte ging der Ausbau der Wersten, Arsenale und Küstenbefestigungen. Es war Raeders Verdienst, trotz Versailles schon damals aus der zahlenmäßig kleinen Flotte ein schlagkräftiges Instrument ge­macht zu haben.

Mit der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus be­gann auch für die deutsche Flotte die fruchtbarste Zeit des Wie­deraufbaus . Der Führer und Reichskanzler ernannte Raeder .m Anerkennung der treuen Dienste und aufopferungsvollen Mit­arbeit am 28. April 1938 zum Generaladmiral. Als sichim April 1939 zum 45. Male der Tag führte, da Raeder in die Marine cingetreten war, beförderte ihn der Führer in Anerkennung seiner Verdienste um den Aufbau der Kriegsmarine des neuen Deutschland zum Großadmiral.

Großadmiral Karl Döuitz

Großadmiral Karl Dönitz wurde am 16. September 1891 in Verliu-Grünau als Sohn eines Ingenieurs geboren. Im An­schluß an den Schulbesuch trat er ain 1. 4. 1918 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein. An Bord des KreuzersBres­lau" erlebte er im August 1914 den Ausbruch des Weltkrieges im Mittelmeer.

Sein Wunsch, als U-Bootoffizier verwendet zu werden, er­füllte sich für den damaligen Oberleutnant zur See Dönitz am

2. Dezember 1918 mit der Kommandierung zur Unterseeboot- schule. Er wurde zunächst Wachoffizier auf .,U 39". dessen Kom­mandant. Kapitänleutnant Forstmann, einer der erfolgreichsten il-Bootosfiziere des Weltkrieges wo-'.

Nach einem ArUllerieknrsus übernahm Dönitz am 1. 3. 1918 UL 25" und späterUB 88". Für seinen unerschrockenen Ein­satz. kühnen Angriffsmut und rücksichtsloses Draufgängertum erhielt Dönitz den Hohenzollernorden.

In der kleinen durch das Versailler Diktat schmählich verstüm­melten Kriegsflotte des Reiches fand «Zunächst als Torpedo- Lootskommandant und Referent bet d« Torpedoinspektion Vr> < Wendung. Nach verschiedenen Kursen und Waffenlehrgängen wurde ihm Anfang Oktober 1838 das Tätigkeits-Gebiet des 1. Admiralstabsoffiziers der Marinestat.on der Nv"/fee in Wil­helmshaven übertragen. In diese' - ----n», b.-'eits die or­ganisatorischen Planu s - : - '^Aicn. die

?en späteren schnellen Aufbau der neuen deutschen U-Bootwaffe ermöglichten. Das Jahr 1934 sah ihn als Kommandant des Kreuzers "Emden".

2m Sommer 1938 wurde Dönitz Führer der neu in Dienst gestellten Unterseeboote. Damit wurde er zugleich Chef der U-BootflottilleWeddigen". » ^

Bei Kriegsausbruch ist die neue Waffe scharf uiko trägt den Stempel einer Persönlichkeit, die eine Idealverbindung zwi­schen Befehlshaber und Frontoffizier darstellt. Dönitz war am 28. 1. 39 zum Kommodore der Unterseeboote ernannt worden. Mit der Umwandluna der Stelle des Führers der Unterseeboote in die eines Befehlshabers ersolgt am 1. Oktober seine Beför­derung zum Konteradmiral.

Am 21. April 1949 wird Dönitz durch Verleihung des Ritter­kreuzes zum Eisernen Kreuz eine Auszeichnung des Führers zu­teil. die die einmaligen Leistungep dieses frontverdienten Offi­ziers ins rechte Licht rückt. Am 1. September 1948 erfolgte seine Beförderung zum Vizeadmiral. Am 14. Mürz 1942 wurde er angefichts der schweren Schläge, die unsere U-Boote dem neu hiuzugetretenen amerikanischen Gegner znfügten, zum Admiral befördert.

Der Nachfolger Heydrkcks

^-Gruppenführer Kaltenbrunner zum Chef der Sicher­heitspolizei und des SD. ernannt

DNB Berlin, 31. Januar. Der Führer hat aus Vorschlag des Reichsführers -- und Chefs der deutschen Polizei als Nach­folger des am 4. Juni 1942 verstorbenen ---Obergruppenführers und Generals der Polizei Reinhard Heydrich den ---Gruppen- sichrer und Generalleutnant der Polizei, Dr. Ernst Kalten- brunner zum Chef der Sicherheitspolizei und des SD. er­nannt. Kaltenbrunner tat bisher Dienst als Führer des ---Ober- «chfchnitts Donau und als höherer --- und Polizeifllhrer bei den Reichsstatthaltern in Wien, Niederdonau und Oberdonau.

Neuer Eeneralstabschef in Italien

DNB Rom, 31. Januar. Amtlich wird bekannt gegeben: Der Eeneralstabschef der italienischen Wehrmacht, Marschall Graf Ugo Cavallero, wurde auf eigenen Wunsch von seinem Posten enthoben. Auf seinen Posten wurde Armeegeneral Vittorio Ambrosia, zur Zeit Eeneralstabschef des italienischen Heeres, berufen. An Stelle von General Anbrosio wurde der General brr 8. Armee, Ezio Rossi, zum Eeneralstabschef des italieni­schen Heeres ernannt.

Faschistische Abordnung beim Führer

DNB Fiihrerhauptguartier, 31. Jan. Der Führer empfing am Sonntag abend die aus Anlaß des 18. Jahrestages der natio­nalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland weilende De­legation der faschistischen Partei unter Führung des National­rates Tarabini. An dem Empfang nahmen der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop, der.Leiter der Parteikanz­lei. Reichsleiter Bormann, und der königlich-italienische Bot­schafter in Berlin. Dino Alsieri, teil.

Am Vormittag des gleichen Tages hatte die faschistische Dele­gation Reichsaußenminister von Ribbentrop einen Besuch ab­gestattet.

Der Führer ehrt besonders verdiente Männer der Wissenschaft

DRV Berlin, 31. Jan. Der Führer hat aus Anlaß der zehn­jährigen Wiederkehr des Tages der Machtübernahme eine An- zaül um die Lösung von Kriegsaufgabeu besonders verdienter Männer der Wissenschaft den Titel Professor verliehen: Cs sind dies u. a.: Der Generalarzt z. V., Dr. med. Richard Hamann in Berlin-Dahlem, der Generalarzt Dr. med. Hans Müller in Reichsärztekammer in Berlin Dr. med. Hellmut Haubold, der Berlin-Wilmersdorf, der Leiter der Ausländsabteilung der Ministerialrat D r. m ed. Eugen Stähle in Stutt­gart, der Chesarzt der chirurgischen Abteilung des St. Hed­wig-Krankenhauses in Berlin Dr. med. Johannes Petermann, der leitende Arzt der Klinik für Naturheilkunde am Gerhard- Nagner-Krankenhaus zu Dresden Dr. med. habil. Alfred Besuchte, der Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshil- ser Dr. med. Hans Stadler in Geiselgasteig bei München, der Wehrwirtschaftsführer Dipl.« Ing. Kurt Tank in Bremen.

Nagoldcr TagblattDer Gesellschafter"

Tagung de» Reichsarbeitstrnumer

Im Mojaiki-aal. ber Neuen Reichskanzlei fand am 29.1. die Tagung Rcichsardeir-iammer statt. Hierbei wurden von Reichsminister Sperr und Reich-orgamsationsleiter Ley an Kriegsmusterbe- rrieb.- unk Rüftungsarö-eftcr Kriegsverdienst-Auszeichu»'gen verliehen.

Mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet

(DNB) Berlin. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eiser­nen Kreuzes an: Oberleutnant d. R. Erhard Lange, Kom­paniechef in einer Kampfgruppe; Leutnant d. R. Paul Sonn­tag, Zugführer in einem Panzer-Regiment; Unteroffizier Alfred Kraft, Zugführer in einem Panzer-Regiment; Kapitänleut- nant Ulrich Heyse; Leutnant d. R. Heinz Wagner, Zug­führer in einem Kradschützenbataillon; Leutnant d. R. Heinz Schacht, Zugführer in einer Panzerjäger-Abteilung; Oberst Albert Brendel, Kommandeur eines Grenadier-Regiments; Oberst Sigurt-Horstmar Freiherr von B e a u l i e u - M a r- conuay, Kommandeur eines mot. Grenadier-Regiments; Ma­jor Wilhelm Brau n, Bataillonskommandeur in einem Grena­dier-Regiment, geb. an, 8. Februar 1962 als Sohn eines Land­wirts in Hasenweiler (Kreis Ravensburg); Rittmeister Gerhard Thiele, Abieüungsführer in einem Panzer-Regi-

Auch Italien mobilisiert seine Volkskraft

DRV Nom, 29. Januar. 2n Anbetracht des Mangels an männlichen Arbeitskräften in wichtigen Zweigen der RUstungs- rndustrie hat das italienische Korporationsministerum als Trä­ger des Arbeitsdienstwrsens eineVerordnung erlassen, wo­nach der Einsatz von weiblichen Arbeitskräften zum Ersatz der männlichen Arbeitskraft verstärkt wird. In einer ganzen Reihe von Erwerbszweigen, so u. a. im Verkehrs- und Transportwesen, im Vergnügungsgewerbe sowie in der Beklei- lkings-, Mode- und Lebensmittelindustrie werden die männ­lichen Arbeitskräfte durch weibliche Arbeitskräfte ersetzt.

Binnen kurzem werden weiters Maßnahmen getroffen wer­den, um zahlreiche Gruppe» von Spezialarbeitern im Handwerk nützlicher einzufetzcn zum größeren Nutzen für die italienische Kriegswirtschaft.

EsßrSs ttaEvichteu

Knor macht Bekanntschaft mit der javanischen Luftwaffe

DNÄ Stockholm, l. Febr. Reuter meldet aus Pearl Harbonr. daß in den letzten 14 Tagen Marineminister Knox und die Admirale Nimitz und Halsey zweimal japanisch« Luft- anarissc miterlebtcn. Der erste Angriff sei im Gebiet der Neuen

Montag, den 1. Februar 1943

Hebriden erfolgt, während der zweite besonders schwer« Au griff, der sieben Stunden dauerte, sich gegen Guadalcanar richtete.

Für Knor. der bekanntlich die japanische Wehrmacht i» 88 Tagen vernichten wollte; muß dieses eine besonders bittere An­gelegenheit gewesen sein.

Nach Noosevelis Kontrollbesuch in Natal

DNB. Vigo 1. Fcbr. Wie aus Rio de Janeiro gemelde- wird wurden sofort nach der Zusammenkunft mit Vargas der brasilianische Marincminister Guilheam und Admiral Vieira Mkllo von dem USA.-Admiral Ingram und Admiral Beaurs- oard. dem Chef der nordamerikanischen Marinemisston in Bra­silien zu einer Konferenz befohlen, um ein eingehendes Pro glamm gegen die U-Bootgesahr im Südatlantik zu entwerfen.

Französisches Kanonenfutter in Nordafrika Giraud muß um besser« Waffen betteln

DNB Stockholm 1. Febr. Wie eine norkamerikauische Agentur aus Nordafrika meldet, erklärte General Giraud, daß die Franzosen schwer« Verluste bei den Kämpfen in Tunesien erlitten hatten. Er habe sich an Noosevelt und Churchill in Casablanca mit der drinarnde» Bitte gewandt, den Franzosen Massen zu liefern, um die lächerliche französische Ausrüstung zu ersetze» Man Habs ihm bisher »och kein« Gcnuatuuug ge­geben Er müsse aber davor warnen, daß eine übermiißiae Per zögeiuns der Ersülluna seiner Bitte ernste Auswirkungen auf dic Moral der Truppen haben könnte.

Ehrenvolle Auszeichnung für Generalleutnant Moscardo

DNB. Madrid. 1 Febr. Der spanische Staatschef G-nerai Franco hat den glorreichen Verteidiger des Alkazar von Toledo und gcarnwärnoen Chef »eines militärischen Kabinetts Gene- rall utnant Moscardo. zum Kanzler des nationalspanischen Or­dens von Joch und Pfeilen ernannt.

Feierstunde der Deutschen i,n Ausland am 38. Januar

DNB Berlin. 1. Febr. In eindrucksvollen Feierstunden gedachten auch die Reichsdeutschen im Ausland des 18. Jahres­tages de« Machtergreifung, durch den Führer. Zahlreiche Br richte aus Rom und Madrid, aus Bukarest und Athen, aus Stockholm, Kopenhagen und anderen Hauptstädten «eben Kund: von den erhebenden Feiern der Ortsgruppen der Auslands oroanisoüon der NSDAP., auf denen in Anwesenheit hervor- roo-'ndee Ehrengäste der Gastländer von den Rednern die Be S'utuNe. des Tages und des Schicksalskampfes des deutschen Volles unterstrichen wurde. Alle dies« Veranstaltungen klangen aus in einem Treuebekenntnis drr Reichsdeutschen im Nus'and zu Führer. Front und He>mat.

Anglo-amerikanische Bomben auf bretonischen Kindergarten 42 Kinder getötet

DNB Paris, 31. Januar.Paris Midi" berichtet von einer neuen Untat der angio-amerikanischen Fliegerei. Am Freitag griffen anglo-amerikanische Bomber die bretonische Stadt Mor- laix an. Die Zivilbevölkerung war das einzige Ziel der anglo» amerikanischen Bomben. Ein Kindergarten wurde getroffen und 42 Kinder getötet. Die Kirche Sainte-Malaine, ein Schmuck­stück bretonischer Kunst aus dem 15. Jahrhundert, wurde eben­falls bombardiert und zum Teil zerstört.

Britische Diplomaten ubgestürzt. WieArriba" aus Buenos Aires erfährt, befinden sich unter de» elf Passagieren des vor einigen Tagen über Peru abgestürzlen Douglas-Pasjagier-Flug- zeuges der Pan-American-Erace Airways (Panagra) mehrere britische Diplomaten. Nach langwierigen -Suchaktionen, die von 15 Flugzeugen durchgeführt wurden, ist die nordamerikanische Maschine schließlich in einem unbewohnten Gebietsteil entdeckt worden. Passagiere und Besatzung sind verbrannt.

Erdbeben in Salo und der italienischen Riviera. In Salo und der gesamten italienischen Riviera wurde ein heftiges Erd­beben 4. und 5. Grades der Mercalli-Skala verspürt, wie man es seit Menschenged'-mken in dieser an kleine Erdstöße gewöhnte» Gegend nicht erlebte. Elücklichcrwciie sind keiner':! Opfer oder Sachschäden zu beklagen.

Hochwasser vor 50 Jahren

Immer wieder im Laufe der letzten Jahrzehnte hatten Nagold und das Nagoldtal, aber auch die Nebentäler der Nagold unter Hochwasserschäden zu leiden. Manch einer erlitt eine schwere Vermögenseinbusie, manch einer kam. um sein Hab und Gut lind doch! Immer wieder wurde ausqebaut. immer wieder wur­den die verschlammten Felder bestellt, immer wieder trug nach bartem Ringen mit dem Erdreich der Boden neue Früchte.

Im großen Weltgeschehen eine unbedeutende Sache von der. wenn es gut ging, höchstens die engere Heimat noch Notiz nahm! Aber der Lebenswille unserer arbeitsamen Bevölkerung zeigte sich im Kampf mit dem verheerenden Element immer wieder in schönster Weise. Denken wir daran, wenn wir in diesen Tagen von der unerbittlichen Härte des Krieges an der Ostfront so manches hören! Dem eisengepanzerten Nomadensturm wollen wir siegreich begegnen und die höchste Konzentration aller Kräfte für den Sieg entfalten!

Um die Mittagssturrden des 1. Februar ,892 riesen die Horn- signale der Nagolder Feuerwehr zur Hilfeleistung zu den durch Wassernot und Eisgang aesährdeten Wohnungen. Mühl- und Sägewerken an der Waldach und an der Nagold. Dank dem raschen Eingreifen konnte manches aus den zu Strömen ge­wordenen. sonst harmlosen Gewässern, die riesige Eisblöcke mit sich führten, gerettet werden.

Ein traurigeres Bild bot schon der folgende Lichtmeßfeiertuq. Der Regen rieselte den ganzen Tag vom Himmel herab. In den Schluchten und Tälern kam der Schnee weiter zur Schmelze, und am Abend glich die ganze Nagolder Vorstadt einem riesigen See. Auf derInsel" waren Leute und Vieh aus den Häusern geflohen, und durch den Mühlkanal drang auch ln der Freuden­städterstraße das Master in die Wohnungen ein. Der Steq über die Waldach auf derInsel" wurde weqgeschwemmt. und schon zeigten sich allenthalben grauenhafte Verwüstungen.

Schlimmer noch sah es im Waldachtale nach Jselshausen, Gündringen und Schietinqen zu. aus wo das Master überall mehr oder weniger große Zerstörungen angerichtet hatte.

In und bei S u l z war am l. Februar das kleine Agenbächlein zu einem reißenden Fluß geworden, der das ganze Tal überflu­tete. Die Brücke beimLöwen" wurde wegqeristen, der Verkehr zwischen dem westlichen und dem östlichen Obersulz wurde unterbrochen und das Vieh mußte aus einigen Ställen ge­bracht werden.

Der 1. Februar wurde auch für l t l i n ge n ein denkwür­diger Tag. Am Morgen mußten die Schulkinder aus der Schule entlasten worden, weil sie nicht nach Hause hätten gelangen können. Gegen Mittag glich die Straße von Deckenpfronn her gegen das Rathaus einem wilden Strom. Das Vieh mußte rasch in Sicherheit gebracht werden. Die Keller und die unteren Stockwerke füllten sich schnell mit Master. Zwei Brücken in der Rütte des Ortes mußten schnellstens abgebrochen werden. In der folgenden Nacht wurde das Master immer reißender und schwemmte alles mit. was ihm in den Weg kam. Am anderen Tage fah die Straße nach Deckenpfronn geradezu trostlos aus.

Wassergräben bis. zu ein Meter Tiefe wechselten mit mächtigen Geröllhaufen.

Unterhalb Wildberg wurde die sogenannte Eutleutbrücke ein Opfer der Eisschemcl. wie man damals sagte. Durch den Eisgang und das Hochwasser wurde der Mittelpfeiler der Klosterbrücke" so beschädigt, daß eine neue Brücke notwendig wurde. Das ganze Tal bis nach Calw war mit Eisschemeln und Schutthaufen übersät.

Seit 9. Februar herrschte sehr stürmisches Wetter. Im Hin­teren Wald fiel gewaltig viel Schnee, so daß der Bahnschlitten in Tätigkeit treten mußte. Im vorderen Bezirk regnete es in Strömen, und Nagold und Waldach führten gewaltige Waster- massen mit. Die Nagolder Eisen-ahnbrücke über die Waldach, die in den ersten Februartagen bereits in Gefahr gekommen war, wurde aufs neue gefährdet. Die meisten Reisenden wagten die Fahrt über die Brücke nicht mehr und stiegen an der Haltestation Nagold-Stadt ein bzw. aus.

Die Gefährdung der Eisenbahnbrücke über die Waldach brachte übrigens eine Pressefehde mit sich. DerSchwäbische Merkur" und derSchwarzwälder Bote" liefen Sturm gegen dir leichtfertige Bauweise der Brücke beim Sägewerk Klingler und Barthel, deren Pfeiler-Fundamente »»begreiflicherweise weder auf Pfähle gegründet, noch durch Sputwände geschützt waren, sondern einfach in gewöhnlichem Mauerwerk auf Kiesgrund gesetzt waren. Schon beim Bau äußerten Privattechniker Be­denken, die dann auch tatsächlich beim Hochwasser in Erscheinung traten. Das Vachbett wurde derartig ausgekolkt, daß es nahezu einen Meter tiefer als die schutzlose Fundamentsohle des Mit­telpfeil.>rs lag. Wäre das Erdreich nicht gefroren gewesen oder hätte das Hochwasser einige Stunden länger ungehalten, so wäre ein Brückeneinsturz die Folge gewesen. Der Bahnbetrieb wurde zwar nicht ongestellt. aber die schadhafte Stelle in langsamstem Tempo mit größter Vorsicht befahren. DerStaats­anzeiger" wandte sich gegen die Beschuldigungen, konnte sie aber nicht entkräften.

In Sulz trat am 10. 2. schon wieder Hochwasser ein. Der an Bachusern. Straßen und Feldwegen angerichtete Schade«, insbesondere die Verwüstung der Felder war noch auf Jahre hinaus spürbar. Zum Teil war durch die tagelang abfließenden Regenmasten die Humusschicht der Felder völlig wegqeschwemmt. so daß mancher Acker das Aussehen einer frischbeschlagenen Straße hatte.

Am gleichen Tag gab es in Gültlingen wieder eine Ueberschwemmung. die noch mehr Wastermasten in und durch den Ort führte als zu Beginn des Mionats. Das Schulhaus glich plötzlich einer Insel, die Kinder mußten in Fuhrwerken abgeholt werden. Die notdürftig hergerichteten Straßen wurde» wieder völlig aufgeristen und der Verkehr gehemmt. Viele Gebäude erlitten mehr oder weniger große neue Schäden. Die Felder zeigten starke Verwüstungen, zumal auch hier die leicht gefrorene Humusschicht weggeschwemmt worden war. Der Scha­den ging in die Tausende und Abertausende.

Inzwischen find 50 Jahre vergangen. Die Errungenschaften der Technik haben sich auch Stadt und Bezirk Nagold zunutze gemacht und Vorsorge getroffen, daß eine Wasserflut nicht mehr so leicht einen verheerenden Umfang annehmen kann.