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sein. Ihr revolutionärer Elan wird das Tempo dieses umwälzenden Prozesses bestimmen.
Die Führung erwartet vom ganzen Volk, daß nicht nur Befehle und Gesetze durchgefiihrt werden. Jeder stellt sich darüber hinaus für jede kriegsnotwendige Mitarbeit zur Verfügung, weil er weis;, des; er vom Führer dazu aufgerusen ist. Die Kriegsgesetze find selbstverständlich für alle bindend. Ausnahmen können nicht gemacht werden. Ob hochgestellt oder niedrig, ob arm oder reich. Im Lebenskampf des deutschen Volkes ist keiner zu schade, seine ganze Kraft und alles, was ihm gehört, zum Einsatz zu bringen. Gegen Saboteure unserer Kriegführung sind wir bisher mit den härtesten Strafen vorgegairzen und werden das auch in Zukunft tun, aber sie verdienen kaum eine öffentliche Brandmarlung, da sie zahlenmäßig überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Wir brauchen nur an den Idealismus, den Fanatismus und die Anständigkeit des deutschen Volkes zu appellieren, und wir besitzen eine Gefolgschaft, die die ganze Nation umfaßt. Wenn wir also am 30. Januar vor die Welt hintreten, uni zum zehnten Jahrestag unserer Revolution unsere Entschlossenheit, diesen Kampf mit allen gebotenen Mitteln bis zum siegreichen Ende fortzusetzen, zu bekunden, so soll die Welt wissen, daß hinter unseren Worten schon die Taten stehen.
Wir befinden uns mitten in der dramatischen Entscheidung der geschichtlichen Auseinandersetzung des 20. Jahrhunderts. Ungeheures haben unsere Soldaten geleistet, ungeheures bleibt ihnen noch zu tun übrig. Unter den unvorstellbaren Belastungen eines zweiten Kriegswinters im Osten kämpfen sich unsere heldenhaften Truppen tapfer, zäh und verbissen durch alle Gefahren und übermenschlichen Schwierigkeiten hindurch. Die Sowjetunion wirft ihnen Menschen- und Mat-erialmasssn entgegen,, die unerschöpflich scheinen. Wir müssen uns in diesem Kamps behaupten, wenn das deutsche Volk nicht sein Leben verlieren will. Krisen und Schwankungen kommen und vergehen. Aber ewig bestehen bleibt eine Nation, die sich tapfer, mutig und unbeirrt den Weg nach oben bahnt.
Dieser Krieg ist ein nationaler Verteidigungskrieg. Er ilt «ns von unseren Feinden ausgezwungen worden. Er mutz und wird durchgestanden werden. Am Ende winkt uns, daran glauben wir fest und unverbrüchlich, der große Sieg. (Lebhafte Beifallskundgebungen.)
Der Führer wenoet sich an diesem geschichtlichen Erinnerungstag in einer Proklamation an das deutsche Volk. Von seinem Hauptquartier aus richtet er feinen Appell an dis Ration. Es ist für mich in dieser denkwürdigen Stunde eine stolze Ehre, vor dem ganzen deutschen Volke die Proklamation des Führers zur Verlesung bringen zu dürfen.
Nach der Bekanntgabe dieser Proklamation fährt Dr. Goebbels fort:
Die Proklamation des Führers enthält alles das, was wir in dieser Stunde wissen müssen, und die Befehle, auf die das deutsche Volk mit Ungeduld gewartet hat. Hier finden wir die Parolen des Kampfes und einer wilden Entschlossenheit, die unsere Herzen erheben und unsere Gemüter stärken und aufrichten. Die deutsche Nation weiß nun, was sie zu tun hat. Ein kriegführendes und kriegsbereites Volk geht jetzt wieder an die Stätten seines Kampfes und seiner Arbeit zurück.
Wir Nationalsozialisten glauben an Le» Sieg, weil wir unser Volk kennen, dem wir entstammen. Wir glauben an den Sieg, weil wix überzeugt sind, Latz dieses Volk bei richtiger politischer Führung jede Ess'hr nnd jede Belastung überwinde» wird. Wir glauben au den Sieg, weil wir die unerzchöpslichen materiellen und seelischen Hilfsmittel und Reserve» dieses Volkes kennen, die wir selbst erweckt, auMbai-i und organisiert haben. Wir glauben an den Sieg, weil uns uusers Feinde nicht unbekannt sind, well wir genau wissen, was an ihren Drohungen und Prahlereien C.h.in und was Wirklichkeit ist. Wir glauben an den Sie'', r ' — " m --'»mal m't L esen Fein
den auseinandergesetzt haben. Wir glauben aber vor allem an den Sieg, weil die deutsche Nation diesmal weiß, worum es geht. Wir glauben an den Sieg, weil wir den Führer haben. (Heilrufe und Händeklatschen.) Durch welche Gefahren sind wir nicht mit ihm hindurchgeschritten, und waren am Ende doch immer siegreich. Die stolze Kette unserer geschichtlichen Erfolae von 1919 bis zu dieser Stunde ist ein einziger überzeugender Beweis für die tief« Berechtigung unseres unerschütterlichen Glaubens an den totalen Endsieg des deutschen Volkes und seiner Verbündeten über die Tyrannei der internationalen Plutokratie und die frechen Bedrohungen durch den jüdischen Bolschewismus
Wenn wir heute auf den Führer schauen, so seben wir gerade in ihm die sichere Garantie dieses kommende» Endsieges. Was bedeuten seiner aekckncbllickied Erscheinung aeoenüber die voli-
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lll. Fortsetzung.)
S:e war empört. „Zweihundert Mark! Wohin denkst du? — Ich kann doch das Geschäft nicht ruinieren!" rief sie. „Ich habe alles so gründlich überdacht, daß du Leopold Nastner heiratest und ich dir den Betrieb hier mitgebe und nur noch stiller Teilhaber bin."
Judith erlaubte sich, einznwerfen, daß sie nicht das geringste Verständnis für das Geschäft habe. „Es würde sicher herunterkommen unter meiner Leitung", sagte sie. „Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, daß ich Kleider nnd Hüte anpreifen soll, jedem ein Kompliment machen muß nnd ihm vorschwärmen, wie gut ihm dies oder jenes steht, während es ihn in Wirklichkeit zu einer Vogelscheuche macht. Dazu muß man geboren sein, Mama, das muß einem liegen. Mir liegt es bestimmt nicht. Du würdest nichts als Verdruß und gar keine Freude an mir haben. Glaube es mir."
Frau Alwine sah prüfend zu ihrem Mann hinüber, der an das breite Gitterfenster mit den blühenden Hyazinthen getreten war nnd auf die Straße hinaüsah, deren Asphalt naß heraufglänzte.
Er war noch immer ein hübscher Mann, schlank, sehnig und von straffer, sportlicher Haltung. Man hätte sehr gut miteinander anskommen können, wenn seine Lei- dsnschafr für die Fliegerei nicht gewesen wäre. Das hatte so nach und nach ihr Zusammenleben völlig zerstört. Das Geld fiel einem nicht aus den Wolken zu, selbst wenn man noch so hoch hinanfstieg. Es mußte hier unten erworben werden, und das hatte er nicht getan, nie gekannt und auch nicht gewollt. Genau so wenig wie die Tochter, die jetzt müde nnd abgekämpft in einem der roten Saffianstühle lag und die Augen halb geschlossen hielt, als schicke sie sich an, einzuschlafen.
„Versuche es wenigstens einmal", sagte Alwine, um das Gespräch nicht völlig verstummen zu lassen. „Du hast dir ja noch gar nicht die Mühe genommen auszupro-
Naqolder Tagblatt „Der Gesellschafter*
Montag, den 1. Februa r 1813
Waffen-^ und dem Reichsführer ss und Chef der deutschen Polizei, Himmler, empfangen und geleitet, betrat Reichsmarschall Hermann Eöring den Saal, wo ihm der Kommandant von Berlin, Generalleutnant von Hase, die angetretenen Truppenabordnungen meldete.
Nach kurzer Begrüßung der Generalität und der Admiralität sowie der Gäste nahm Reichsmarschall Göring das Wort zu feiner Rede.
In feiner Rede, mit der Reichsmarschall Eöring als rang, höchster Offizier sich am Jahrestag der Machtergreifung an die bei ihren Truppenteilen und in den Standorten zum Appell angetretenen Soldaten der deutschen Wehrmacht, aber ebenso sehr auch an die schaffenden Männer und Frauen in der Heimat und an die Jugend wandte, gab er einleitend eine packend« Schilderung von dem gewaltigen Wandel des Schicksals, den das deutsche Volk und das Deutsche Reich nach Jahren der Schmach und des Niederganges durch die Kraft des Nationalsozialismus erlebte und der auf der Grundlage der neuen deutschen Volksgemeinschaft das einzigartige deutsch« Volksheer Adolf Hitlers erstehen ließ. Nur der könnc kämpfen, erklärte der Reichsmarschall, der mit leidenschaftlicher Seele Anteil nimmt am Eesamtleben unseres Volkes, der aus der Kraft der nationalsozialistischen Weltanschauung schöpft. Daraus gewinnt das deutsche Volksheer, die deutsthe Wehrmacht, ihre letzte Kraft, die den Soldaten befähigt, alles, auch sein Leben zu jeder Stunde für den Bestand seines Voltes einzusetzen.
Dicht au die Grabenwand gepreht
warten die Grenadiere, bis das feindliche Feuer einen Moment aussetzt. Dann qeht es im Sprung weiter um die Kameraden abzulösen. (PK.-Aufnahme: Kriegsberichter Leßmann, All:. Z.)
tischen Glücksritter vom Schlage eines Churchill oder Rooseselt oder Stalin.
So rufe ich den« dem Führer im Namen des ganzen deutschen Volkes am zehnten Jahrestag der innere« Erhebung durch unsere Revolution für den schwerste« Kamps um «nkere Süßere Freiheit unsere alte Parole als Bestätigung z« aller entschlossenen Bereitschaft zu:
Führer befiehl, wir folgen!
Wir erheben »ns von unseren Platze». Mit «ns erhebt sich das ganze deutsche Volk in Ehrfurcht vor seinen Helden und grüßt den Führer kn diesem Augenblick fanatische» Kampfeswillens mit unserem alten Grutz:
Adolf Hitler — Sieg Heil!
Nach dem Siegheil auf den Führer brandete langanbaktendsr Beifall aus. die Lieder der Nation beschlossen dis Großkundgebung.
Hermann GSrkngs Appell an die Wehrmacht
Die Feierstunde im Luftfahrtministerium
DNB Berlin, 30. Januar. In den Mittagsstunden des 30. Januar 1913, zur gleichen Stunde also, da ein Jahrzehnt zuvor die Geschicke des Reiches in die Hand Adolf Hitlers gelegt wurden, fand im Ehrensaal des Reichsluftfahrtministeriums in Form eines Appells eine würdige Feierstunde militärischen Gepräges statt. Der Reichsmarschall des Eroßdeutschen Reiches, Hermann Eöring, machte sich hier mit einer an Heer, Marine und Luftwaffe und damit zugleich an die Nation gerichteten, die Herzen aufs neue erhebenden Rede zum Sprecher des unbeugsamen Kampfeswillens aller Deutschen. Die Spitzen der Wehrmacht, die Führer der Gliederungen der Partei und eine Abordnungen von Hoheitsträgern der NSDAP, waren in dieser den Eegenwartsaufgaben gewidmeten Gedenkstunde um den Reichsmarschall versammelt.
Der Ehrensaal des Ministeriums trug schlichten Blumenschmuck. Den weiten Raum füllend, waren mit den Vertretern der Generalität und der Admiralität an der Spitze Offiziersabordnungen des Oberkommandos der Wehrmacht, der drei Wehrmachtteile und der Waffen-^, sowie ferner die zwanzig- köpsige Abordnung von Hoheitsträgern der Partei versammelt. Mit der Front zum Rednerpult hatten je eine Kompanie des Heeres, der Kriegsmarine, der Luftwaffe und der Waffen-^ mit insgesamt 22 Truppenfahnen, die zwei geschlossene Blocks bildeten, auf den Marmorstufen an der Stirnseite des Saales Ausstellung genommen.
Von den fünf rangältesten Generalen bzw. Admiralen des Oberkommandos der Wehrmacht, der Wehrmachtteile und der
Reichsmarschall Göring lenkte die Blicke zurück auf die gigan- tische Aufbauarbeit, die oer Führer in. den vergangenen Jayre« geleistet hat und die zu lehren nur möglich gewejen sei, wci! dem deutzchen Volk ein Führer gesenkt wurde, der der größt« Deutsche der Geschichte ist. Er ging auf die augenpolinschev Kämpfe der zehn Jahre em, die ein einziger Kampf der Welt- anschauung und der Rassen, ein Kampf gegen den Bolschewismus war und der gegenwärtig seine Fortzetzung und Entscheidung in dem gewaltigen Völrerrmgen findet. Der Neichsmar- schall rief die einzigartigen Siege der de utschen Wehrmacht in Polen, Norwegen, Belgien, Frankreich, auf dem Balkan, auf dem Meer und unter dem Meer in die Erinnerung zurück und ließ ein Bild von der Härte der beiden letzte« Winterkriege im Kampf gegen den Bolschewismus voi den Augen des deutschen Volles erstehen. Er machte sich damit zugleich zum Dolmetsch der Eesühte unauslöschlicher Dankbarkeit aller Deutscher, als er von den gewaltigen Scqwierigkeite« und Leistungen der deutschen Wehrmacht, von den siergreiche« Schlachten und den harten Kämpsen berichtete, und von de« ebenso gigantischen wie verzweifelten Anstrengungen, mit dene« sich der Gegner ungeachtet der Hekatomben von Blut und Opfei erneut zur Wehr setzt.
Mit tiefer Erschütterung, aber auch mit heiligem Stolz vernahm man aus dem Munoe des Reichsmaiqchalls die Schilderung des gigantischen Kampfes der deutsche« Soldaten in Stalingrad, der einstmals als der größt« heroische Kampf der deutschen Geschichte verzeichnet werde. War dort, rief Reichsmarschall Göring aus, jetzt unsere Grenadiere, Pioniere, Artilleristen und wer sonst in der Stadt ist, vom General bis zum letzten Mann, leisten, kämpfend gegen eine gewaltige Uebermacht um jeden Block, um jeden Stein, um jedes Loch, um jeden Graben, das gleicht dem Kampf der Nibelungen. Europa beginne setzt zitternd vielleicht zu verstehen, was dieser Kampf bedeute: Daß diese Männer nicht allein Deutschland, sondern Europa und die Staaten, die heute in einem nentralen Wohlleben dahiydämmern, endgültig vor der furchtbarsten Gefahr retteten.
Scharf prangerte der Reichsmarschall in diesem Zusammenhang die Rolle Großbritanniens an, das in diesem Kriege den gewaltigsten europäischen Verrat ausübe, den gewaltigsten Verrat am ganzen Schicksal des Abendlandes. Mit eindringlichen Worten rief Hermann Eöring in einem flammenden Appell die jungen Soldaten der deutschen Wehrmacht auf, stolz und freudig von dem Bewußtsein der Zugehörigkeit zu einem Volk und einer Wehrmacht erfüllt zu sein, die der große gewaltige Garant dafür sind, daß Deutschland und Europa bestehen können. An das ganze deutsche Volk richtete er einen mitreißenden Aufruf zum heroischen Einsatz, der nicht nur die Pflicht des Soldaten, sondern des ganzen Volkes sei.
Mit dem Gelöbnis unerschütterlicher Treue und Dankbarkeit Mm Führer schloß Reichsmarschall Göring seine Rede, die in der Versicherung seines unzerstörbaren Glaubens an den deutschen Sieg ausklang. ^ ^ ^
Vieren, ob du nicht dock Freude am Geschäft verspürst, wenn du erst einmal deine ersten Verkaufserfolge in meinem Salon hinter dir hast."
„Die Mutter hat recht", ließ sich Setten vernehmen, ohne deshalb das Gesicht von den Vorgängen auf der Straße abzuwenden. „Versuche es wenigstens einmal,' Judith/
Judith batte den Eindruck, als ob er dabei verstohlen nicke: Tu doch der Mama den Gefallen: wenn sie hernach sieht, daß nichts mit dir zu machen ist, hast du ihr für alle Fälle deinen guten Willen gezeigt! ... Für gewöhnlich versöhnte das. Vielleicht gab sie sich dann zufrieden.
„Also ja", gab Judith endlich nach. „Ich bleibe für ein paar Wochen bei dir, Mama, anstellen werde ich ja hoffentlich nichts."
Frau Alwines Gesicht, das sich bei den ersten Worten der Tochter offensichtlich erhellt hatte, wurde wieder kühl und verschlossen. Sie glaubte selber nicht an einen Erfolg. Was sollte sie sich erst lange mit Judith abquälen. Der Mann, den sie ihr zugedacht hatte, konnte sich kaum mit dem Leutnant messen. Er war fünfundvierzig Jahre alt und über allen Jugend enthusiasmus und alle damit verbundenen Begleiterscheinungen längst hinaus.
Sie umfaßte mit prüfenden Blicken Judiths Gestalt und kämpfte noch mit sich. Schließlich war es doch ihr einziges Kind, um dessen Glück es ging. Wenn Judith sich nun schon einmal auf diesen Leutnant Schneitt versteift hatte, sollte sie ihn auch haben. Sie erhob sich, ging zu der Tochter hinüber und strich ihr über die Wange. „Kommt ihr durch, wenn ich dir zweihundert Mark Zuschuß gebe?" ,
„Mama-!"
Alwine Setten kostete einen stillen Triumph aus, als sie zu ihrem Mann hinübersah, der sich bei der stürmischen Umarmung, mit der sie von der Tochter immer wieder bedacht wurde, schweigend abwandte. — Ja, so ging das. Er hatte alles verbraucht und gar nichts zurückgelegt für diesen und manchen andern Tag, der noch kommen würde. Und der Ansprüche stellte, denen er mit leeren Händen gegenüberstand.
,,Bist du denn auch ganz sicher, daß er dich heirater will?" fragte sie mit einem leisen Mißtrauen und schüttelte den Kopf, als Judith meinte, vom Heiraten sei überhaupt noch nicht gesprochen worden. Nicht einmal von Liebe. Das war so recht die Jugend der heutigen Zeit! Die drängte einfach zueinander und fragte nicht
weiter, sondern ließ alles an sich herankommen und! quälte sich nicht um das Morgen, wenn nur das Heute! schön war. !
„Als Ofsiziersfrau brauchst du entsprechende Kleider! und Wäsche", meinte Frau Setten rasch versöhnt, weil Judiths Augen so voll Seligkeit waren. „Du kannst dir das alles hier aussuchen, auch Vorhänge, Teppiche und was du eben brauchst. Was du noch sonst benötigst, kaufst du dir und läßt die Rechnung an mich schicken. — Aber Judith, ich glaube gar, du weinst."
Judith lächelte in ihre Tränen hinein, zog die Hand der Mutter über die Schulter und legte die Wange dagegen. „Sag Vater ein gutes Wort, hüte", flüsterte sie. „Bitte, Mutter."
Dem Manne ein gutes Wort zu geben, war viel schwerer. Er lehnte noch immer am Fenster und schien nur Aufmerksamkeit für die Straße zu haben, verlor jedoch dabei nichts von dem, was hinter ihm vorging.
Nun löste sich die Frau aus der Umschlingung und machte einen Schritt zu ihm herüber. Setten wandte sich ihr sofort zu und lächelte. Ihre Hand an die Lippen hebend, sagte er: „Ich danke dir, Alwine, danke dir von ganzem Herzen!"
„Dir habe ich doch nichts geschenkt", meinte sie zögernd, etwas peinlich berührt von seiner Art, der sie ihn längst entwöhnt glaubte.
„Judith ist mir ähnlich", sagte er ernst, „also hast du gewissermaßen das alles auch mir gegeben."
Sie wußte nicht gleich, was sie erwidern sollte und fragte Judith, ob sie ihrem Leutnant vielleicht noch gute Nacht sagen wolle.
Judith war begeistert von dem Vorschlag und ließ sich mit Schneitt verbinden. Es dauerte lange Zeit, bis es endlich klappte. Dann hörte sie seine Stimme aus dem Apparat tönen: „Hier Schneitt. Haben Sie einen dienstlichen Auftrag?"
„Einen privaten —" flötete Judith zurück.
„Judith!" schrie er, hatte mit einem Male allen Schlaf ^ abgeschüttelt und saß hellwach da. „Brauchen Sie mich?"
,,Jch brauchte Sie schon", sagte sie, „aber es geht ja leider nicht."
„Verdammt", hörte sie ihn rufen, „muß ich in Sorge sein?"
„Ich weiß es nicht/
' (Fvrtsttzunü folgt.)