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Die Ostfront meldet:

Panzerdivision rieb feindlichen Stotzkeil auf Die helden­mütigen Verteidiger von Stalingrad im Nahkamps mit feiudlicheu Panzern Bei Welikij« Lnki und südlich des Ladogasees 32 Sowjetpanzerkampfmageu abgeschossen

DNB Berlin, 22. Januar. JmSüdenderOstfront stan- den unsere Truppen am 21. Januar weiter in harten Abwehr­kämpfen, ohne daß die Bolschewisten es hindern konnten, setzten sich unsere im Ostkaukasus stehenden Verbände vom Feinde ab. Sie gingen an anderen Frontabschnitten zu Gegenangriffen über und nahmen mit ihren schnellen Bewegungen den Angriffen der Sowjets die Kraft. In schweren Kämpfen brachten unsere Einheiten starke, zum Durchbruch angesehte Kräfte unter schweren Verlusten des Feindes zum Stehen und warfen im Gegen­angriff die vorgedrungenen Sowjets zurück. Dabei schnürten deutsche Panzer einen starken feindlichen Stotzkeil ab und rieben ihn auf. In die oft mit äußerster Härte geführten Gefechte griff di« Luftwaffe trotz anhaltend schlechten Wetters wirk- sam ein.

Im Raum von Stalingrad lag dagegen die Haupt­last des heroischen Ringens auf den Schultern der Heeresver- bände, denen sich Flakartillerie und andere Einheiten der Luft­waffe angeschlossen haben. Sie standen ohne Pause im hin- und herwogenden Kampf mit den Bolschewisten, die immer wieder in dichten Wellen mit starken Infanterie- und Panzerkräften vorbrachen. An den waffenstarrenden Igelstellungen verbluteten sich ganze sowjetische Regimenter, und manche Frontabschnitts find zu wahren Panzersriedhöfen geworden. 40 bis 50 zerschlagene Panzer auf vier Kilometer Frontbreite find keine Seltenheit mehr und jede« Tag kommen neue hinzu.

Auch am 21. Januar vernichteten unser« Soldaten zahlreiche Panzer, viele davon im Nahkampf. Einer dieser 34-Tonner klet­terte gerade eine kleine Anhöhe hinauf, als er mit der linken Gleiskette plötzlich in den tiefen Schnee einsank; er war in das Dach eine» Bunkers eingebrochen, in dem ein Panzerver­nichtungstrupp satz, und sperrte damit zugleich den Vun- kereingang. Der Panzer rückte hin und her, brach aber nur noch tiefer ein. Die Luke öffnete sich, wurde aber unter den peitschenden Garben der wachsamen Grenadiere sofort wieder zu­geschlagen. Noch einmal mahlten die Gleisketten, langsam drehte sich der Koloß nach rückwärts und gab dadurch den Vunksr- eingang frei. Da sprangen die beiden Pioniere heraus und, ohne sich zu besinnen, warfen sie zwei geballte Ladungen unter den Panzer. Kaum waren sie in Deckung, da krachten schon die Explosionen und wieder war ein Sowjetpanzer vernichtet.

An anderer Stelle hatten sieben Panzer die Hauptkampflinie durchbrochen. Einer von ihnen rollte an einem Loch vorbei, in dein zwei Unteroffiziere mit Minen und geballten Ladungen hockten. Der Panzer fuhr sehr schnell, die beiden Unteroffiziere stürzten ihm nach. Der Wettlauf schien aussichtslos, aber plötzlich stoppte der Panzer. Die beiden stolperten mit letzter Kraft durch Len tiefen Schnee weiter und waren schon ganz dicht heran, als der Koloß wieder anfuhr, aber es hatte gerade gereicht. Mine und geballte Ladung lagen richtig. Zwei dumpfe Schläge, der Panzer stand und qualmte. Die Luke öffnete sich, aber Pistolenschüsse trieben die Besatzung zurück, die mitsamt dem Panzer verbrannte.

Unsere Soldaten rangen heldenmütig um jeden Fußbreit Boden und mit jedem eingebrochenen Panzerkampswagen. Aber immer noch wuchs die Zahl der feindlichen Panzer und Schützen, denen es schließlich unter schweren Verlusten gelang, im We st e n des Verteidigungsringes unsere Linie zurllckzu- drücken. Als sich der feindliche Angriff einem Flugplatz näherte, vernichtete das Bodenpersonal des Fliegerhorstes die Reparaturflugzeuge, baute aber vorher die Maschinengewehre aus und kämpfte mit diesen Waffen und mit ihren Karabinern weiter.

Auch im mittleren Und nördlichen Abschnitt der Ostfront waren die Kämpfe schwer. Bei Welikije Luki griff der Feind mehrfach mit Infanterie und starken Panzerkrasten an. Am Abend des Kampftages war aber nach Bereinigung örtlicher Einbrüche und nach Abschuß von 18 Panzern die ganze Hauptkampflinie wieder fest in unserer Hand. Ebenso wurde» südöstlich des Jlmensees meh­rere feindliche Vorstöße abgewiesen und Bereitstellungen, dar­unter Panzer mit aufgesessenen Schützen, durch Artilleriefeuer zerschlagen. Auch südlich des Ladogasees warfen unsere Grenadiere in harte» Kämpfen und heftigen Gegenstößen die feindlichen Angriffstruppen zurück. Sie vernichteten dabei 14 feindliche Panzerkampfwage», womit sich die Zahl der in diesem Kampfraum seit dem 12. Januar außer Gefecht gesetzten feind­lichen Panzer auf 289 erhöhte.

Dom Heldenkampf um Stallngrad

DNB Berlin, 22. Januar. Der Kampf im Raum von Stalkn- grad wuchs nach Wochen harter Gefechte seit dem 10. Januar zu jener Härte, die auch die bisher schwersten Kämpfe an der Ostfront in den Schatten stellt. Im Dämmerlicht jenes An­griffstages erkannte man von der vorgeschobenen Beobachtungs­stelle einer schweren Flakbatterie aus, die dicht hinter der Haupt­kampflinie im Wrack eines Sowjetpanzers lag, daß drüben beim Feind während der Nacht massenhaft neue schwere Waffen in Stellung gebracht waren. In einem Abschnitt von kaum 700 Meter sah der Beobachter 20 neue Pakgeschütze aller Kaliber und vor diesen standen zahlreiche frisch eingebaut« Granatwerfer- datteripn. Das war noch nicht weiter ausfällig, da der Bolsche­wist schon des öfteren seine Waffen in ähnlicher Weise zur Schau gestellt hatte. '' ^ ' , <, - - -

Da ging plötzlich genau um 0 Uhr furchtbares Lrommeifeuer los. Salvengeschütze, schwere Artillerie, Granatwerfer und Pan­zerabwehrkanonen schossen, was aus den Rohren herausging. Dsir Leitungen von dem Beobachter zu den Batterien waren sofort zerstört, nur das Funkgerät hielt die Verbindung auf­recht. Nacheinander erhielt die Beobachtungsstelle drei Voll­treffer. Beide Artilleristen wurden verwundet. Dennoch rich­teten sie das unversehrt gebliebene Scherenfernrohr wieder auf und sahen, wie schon di« erste Welle der feindlichen Infanterie über den Schnee oorstürmte, aber von unseren Maschinengeweh­ren niedergemäht wurde. Bald darauf kam die zweite Welle, die sich sprungweise vorarbeitete. Di« Batterie wurde ange- sunkt. Sofort standen die Sprengpunkte der Granaten über den Köpfen der Sowjets und rissen auch die zweite Welle nieder. Jetzt aber erschienen Panzer in ganzen Haufen. Sperrfeuer wurde angefordert. Aber die Flaküatterie antwortet« nicht, weil sie inzwischen ein in der rechten Flanke eingedrungenes sowje­tisches Schützenregiment zusammenschotz. Doch eine schwere Feld­haubitzenbatterie nahm die Funkmeldung auf und feuerte in den Panzerhausen hinein. Die Panzer wichen zurück, kurz darauf rollte» sie wieder an. Einige wurden von Volltreffern zer­schlagen, aber dreien gelang es durchzubrechen. Sie wälzten und kreisten über den Laufgräben und Schützenlöchern der Haupt­kampflinie und rollten dann weiter ins Hintergelände. Im Vertrauen auf die rückwärts stehenden schweren Waffen ließ man sie fahren. Gefährlich wurde aber di« Lage, als plötzlich beim Feind neue Panzer mit ausgesessenen Schützen erschienen. Die Haubitzen schossen, was sie konnten. Aber bald war es klar, daß sie den Einbruch der Sowjets nicht zu verhindern vermochten. Die Grenadiere erhoben sich aus ihren Löchern, rückte« zu Igeln zusammen und warteten auf den günstigen .Augenblick rum Geaenstoß. Die feindlichen Panzer mit auf-

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gesessener Infanterie erreichten die Hauptkampflinie und ge­rieten ins Feuergesecht mit den Igelstellungen. Immer wieder übertönte der Lärm der Schlacht das klirrende Toben, wenn Minen oder Granaten einen der Panzer zerbrachen. Aber es waren zuviel. Einige drückten sich langsam im tiefen Schnee weiter vorwärts, andere umfuhren die Igelstellungen, doch immer noch hielten die Grenadiere. Einer der Panzer rollte aus 8 Meter an den einen der verwundeten Artilleriebeobachter heran. Von der Panzerbesatzung ungesehen, stolperte er zum Heck des Panzers, klammerte sich mit einer Hand an und ließ sich durch den tiefen Schnee weiterschleppen. Die Pistole lag schußbereit in der anderen Hand, um sofort auf die Besatzung des Panzers oder auf feindliche Schützen schießen zu können. Der Panzer schoß auf Ziele im Hintergelände und näherte sich schließlich einem Dorf. Der Verwundete wußte, daß dort schwere Pakgeschütze standen. Schnell ließ er los und rollte sich in ein Loch. Keine Sekunde zu früh, denn schon krachte es und der Panzer, an dem er gehangen hatte, brannte lichterloh. Jetzt hatten wieder die deutschen Geschütze das Wort. Schlag auf Schlag fuhren in direktem Beschuß die Granaten zwischen die rollenden Kolosse. Manche zerbarsten, manche verbrannten, der Rest wich zurück. Nun konnten auch die Grenadiere und Pioniere, die Fahrer und Kanoniere der Gegenstoßgruppe im pulver­geschwärzten Schnee Raum gewinnen und in erbittertem Kampf mit Handgranaten und blanker Waffe die feindlichen Schützen zurücktreiben. Sie erreichten die in der Hauptkampflinie gebil­deten Igel, stellten die Verbindung untereinander wieder her und bargen dann die verwundeten Kameraden. Ein schmaler blutgetränkter Streifen des von Granaten zerwühlten Nie­mandslandes war alles, was dem Feind von seinem Einbruch übrig blieb. Jeder Tag und jede Nacht ist seitdem mit solchen schweren Kämpfen erfüllt.

Eichenlaub für Major Günzel DNB Berlin, 22. Januar. Der Führer verlieh dem Major Reinhard Günzel, Eruppenkommandeur in einem Kampf­geschwader, das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreu­zes und übermittelte ihm folgendes Schreiben:

In dankbarer Würdigung Ihres heldenhaften Einsatzes im Kampf für die Zukunft unseres Volkes verleihe ich Ihnen als 184. Soldaten der deutschen Wehrmacht das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes Adolf Hitler."

Mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet DNB Berlin. 22. Januar. Der Führer verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Reichsmarschall Körnig, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Feldwebel Freu­wörth, Rottenführer in einem Jagdgeschwader. Er hat in zahlreichen harten Luftkämvfen 56 Luftsieae errungen.

Der Führer verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, Großadmiral Räder, das Ritterkreuz des Eiser­nen Kreuzes an Kapitänleutnant Albrecht Achilles und Kapitänleutnant Herbert Schneider.

Kaprtänleutnant Albrecht Achilles, der am 25. Januar 1914 als Sohn eines Beamtes in Karlsruhe geboren wurde, hat als llnterseebootkommandant 14 feindliche Handelsschiffe mit 77 269 VRT., einen Zerstörer, ein Küstenschiff und einen Segler versenkt und außerdem zwei Schiffe torpediert. Achilles ist ein vielfach bewährter Kommandant, der sich besonders durch sein erfolgreiches Operieren in naviaatorisch schwierigen Gewässern auszeichnete. Er drang in die Häfen von Part of Soain auf Trindidad, Port Chastris auf St Lucia, Puerto Limon in Costarica und Banana am Kongo ein und torpedierte und ver­senkte fünf an dem Pier liegende Schiffe.

Kapitänleütnant Herbert Schneider gehört zu den U-Boot> kommandanten, die sich bei den Angriffen gegen stark gesicherte Eeleitzüge besonders bewährten; er versenkte 15 feindliche Handelsschiffe mit 89 500 BRT. aus Eeleitzügen und torpedierte einen Tanker sowie einen Zerstörer.

__ Samstaa. den 23. Januar 1913

Erfolge der japantsche« Luftwaffe DNB Tokio, 22. Jan. (O a d.) Der Bericht des großen Haupt­quartiers vom 22. Januar aus den S a l o m o n - I n s e l n und vom Gebiet von Neu-Guinea lautet wie folgt: Am 15. Ja­nuar schossen japanische Marineluftstreitkräfte insgesamt 16 feindliche Flugzeuge in Luftkämpfen über der Salomongruppe ab. Drei unserer Flugzeuge sind noch nicht zum Stützpunkt zurückgekehrt. Am 17. Januar griffen japanische Marineluft, streitkräfte den Flugplatz Rabi auf Neuguinea an und erziel­ten dabei die olgenden Ergebnisse: 12 feindliche Flugzeuge, darunter sechs große, wurden zerstört. Ein feindliches Flugzeug wurde abgeschossen. Alle japanischen Flugzeuge sind unbeschä­digt zurückgekehrt.

USA.-Avsichten gegenüber Chile DNB Berlin, 22. Jan. Wie nicht anders u erwarten war, ist die us-ainerikaniscl)e Presse nach Abbruch der Beziehungen Chiles zu den Achsenmächten in ein Triumphgeschrei ausgebro­chen. Die Genugtuung, daß es gelungen ist, Chile durch poli­tischen und wirtschaftlichen Zwang zu diesem Schritt zu bewe­gen, ist so groß, daß man, alle Vorsicht und Diplomatie außer acht lassend, auch schon die mit diesem Schritt verbundenen wahren Absichten enthüllt. Chile fei so von Japan bedroht, lauten einige Pressekommenlare, daß ihm nunmsyr der ausreichende Schutz der Vereinigten Staaten" gewährt werden müsse. Auch müßten natürlich die chilenischen Rohstoff­quellen, nämlich hauptsächlich Salpeter und Kupfer, für die Vereinigten Staaten militärisch gesichert werden.

Wie sich Roosevelt diesen Schutz denkt, haben andere ibero- amerikanische Nationen erfahren. Man wird als nächsten Schritt die Errichtung von nordamerikanischen Stützpunkten an der chilenischen Küste und nordamerikanischen Militärslugplätzeu »m Innern Liles erwarten duften.

Die Finanzierung des K ie es

Das Reichssteueraufkommen ist für 1942/43 auf rund 35 Mrd. Reichsmark veranschlagt worden, und zuzüglich der sonstigen re­gulären Einnahmen des Reiches verfügt der Staat über Ein­nahmen von 49 Mrd. RM. Dazu kommen die etwa 8 bis 8,5 Milliarden RM., die sich aus der Hauszinssteuerablösung als einmalige Einnahme ergeben. Damit ist auch im vergangenen Jahre der Grundsatz gewahrt, daß die Hälfte der Gesamtaus­gaben durch die Einnahmen des Reiches aus Steuern usw. ge­deckt werden soll, denn die Gesamtausgaben dürften bei etwa 110 Mrd. RM. liegen. Die Zunahme der Reichsschuld, die im Jahre 1941/42, 52,4 Mrd. RM. betrug, liegt im Rechnungsjahr 1942/43 voraussichtlich nicht allzu viel höher. Nach dem aus der ersten Jahreshälfte vorliegenden Ergebnis ist eine Zunahme von rund 29 Mrd. RM. festzustellen. Die Zunahme in der zwei­ten Hälfte dürfte infolge der Hauszinssteuerablösung nur zwi­schen 20 und 23 Mrd. RM. ausmachen, so daß man auf einen Zuwachsbetrag von etwa 55 Mrd. RM. k". ne. Gegenüber der Steigerung in den Vorjahren (1938/39 11,6, 1939/40 21,2, 1940/41 37,6 und 1941/42 52,Erd. RM.) ist also eine sehr erhebliche Verlangsamung im Tempo der Zunahme der Reichs- schuld festzustellen. Das bedeutet nun etwa nicht, daß sich die Krieosaufwendungen verringert hätten, sondern hier spiegelt sich ganz deutlich die PrriLlwrbilligung der Rüstung durch die Einführung der Einheits- und Gruppenpreise wider. Es darf weiter nicht übersehen werden, daß die Einnahmen aus der Hauszinssteuerablösung einmalig waren. Es wäre denkbar, daß für die Kricgsfinanzierung der Augenblick zur Heranziehung weiterer Steuerquellen gekommen ist, was ganz dem Charakter des totalen Krieges entsrechen würde und wofür auch die Vorbedingungen durchaus gegeben sind, wie ja die außerordent­lich hohe Sparbildung des letzten Jahres erkennen läßt.

(WPD)

Armee in der Abwehrschlacht

Di« sowjetische Winterosfenfive im Don-Wolga-Gebiet Feind­lich« Panzerkräfte im schonungslose« Masseneinsatz Kampf i« verschneiten Steppenland Deutsche Winterausrüstung bewährt

Von Kriegsberichter Herbert Rauchhaupt

DNB . 22. Jan. (PK.) Vor Wochen begannen die Bol­

schewisten im Don-Wolga-Gebiet und gleichzeitig im großen Donbogen ihre Winteroffensive. Das heißt: Sie griffen nicht im kleinen Rahmen an, etwa mit einem Regiment und ein paar Panzern, wie das im Ostfeldzug etwas Alltägliches ist, sondern sie eröffnet«» eine großangelegte Operation, wie sie der Feind bisher kaum gewagt hat. Mit sechs oder sie­ben Armeen und Hunderten von Panzer» brandeten sie in der raumlosen Weite des öden Steppenlandes auf Hunder­ten von Kilometern Breite gegen die deutschen Stellungen an.

Gegenüber stand ihnen eine Armee, die den weiten Weg eines Schlachtensommers vom Donez bis zur Wolga marschiert war, erst in rastloser Verfolgung zum Don, und dann in ver­bissenen Kämpfen, in denen dem Feind jeder Kilometer abge­rungen werden mußte, durch den großen Donbogen und über die Landbrücke zwischen Don und Wolga. Eine Armee also, die in ihrer Stärke zwangsläufig nicht mehr so beschaffen sein konnte, wie sie Ende Juni im Raum ostwärts von Charkow angetreten war.

Diese Armee nahm den Kampf auf gegen die von allen Sei­len auf sie anrennende feindliche Uebermacht, gegen diese Ar­mee brandet der Ansturm der bolschewistischen Panzerbrigaden und Schützendivisionen an. Das bedeutet für di« Grenadiere: Unerschrocken in den Panzerdeckungslöchern aushalten, die feind­lichen Kampfwagen herankommen oder auch über sich Hinweg­rollen lassen aber unten bleiben und sich nicht rühren, und wenn di« Nerven daboi zerreißen wollen. Sind die Panzer vorbei, dann Garbe auf Garbe zwischen die dichtauf folgenden sowje­tischen Schützen! Das bedeutet für die panzerbrechenden Waf­fen, die Pak und 8,8 Flakbedienungen vorn in der Hauptkampf­linie: Ungeachtet der feindlichen Eranateneinschläge am Co­schütz bleiben, fast ohne Deckung, und dann immer wieder das Rohr auf die schwer gepanzerten Angreifer richten, laden, feuern, wieder richten, wieder laden, wieder feuern! Das be­deutet für die schweren Waffen, die Artillerie, Infanteriege­schütze und Werfer: Granate auf Granate aus den Rohren, nach Möglichkeit schon die feindliche Bereitstellung zerschlagen oder aber Sperrfeuer in das Annäherungsgelände des Geg- ders und die Grenadiere und Panzerjäger in ihrem erbitter­ten Abwehrkampf unterstützen! Und es bedeutet für unsere Kampfwagen: Dem Feind entgegen, den sowjetischen Kolossen aus günstiger Schußposition einen Hagel von Granaten hin­über schicken und im nervenaufpeitschenden Kampf Panzer ge­gen Panzer die Oberhand behalten!

Das alles wiederholt sich Tag für Tag längs der ge­samten Front hundert- und tausendfach. Der Gegner kon­zentriert seine Durchbruchsversuch« auf einzelne Punkte unse­

rer Abwehrstellung, aus beherrschende Höhen zum Beispiel oder auf Stellen, cm denen er mit geringem Widerstand rechnete.

Der schonungslose Massenei: satz von Material, be­sonders von Panzern zum weitaus größten Teil vom Typ T34 ist das hervorstechendste Merkmal dieser sowjetischen Winter- offensive im Don-Wolga-Gebiet. Lag schon während des ver­gangenen Sommers der Schwerpunkt der feindlichen Krieg­führung in wesentlich höherem Maße als 1941 Lei der Panzer­waffe, so übertrifft der gegenwärtige Einsatz von Kampfwagen noch bei weitem die Massenaufgebote an Panzern, die während der Sommerwochen den deutschen Vormarsch ver­geblich aufzuhallen versuchten.

Als die Bolschewisten ihre Winteroffensive begannen, war es noch Herbst, Spätherbst mit grauen, nebligen Tagen, die das uns in glühend heißen Sommertagen verhaßt gewordene Steppenland noch eintöniger und trostloser erscheinen ließen als in den Monaten zuvor. Im Verlaufe dieser Wochen nun ist es Winter geworden hier bei uns zwischen Don und Wolga. Winter mit sternklaren, bitterkalten Nächten und wirbelnden Schneestürmen, die von Osten und Nordosten aus den Steppen Kasakstans über die nahe Wolga herüberbrausen. Zum zweiten Male in diesem Krieg hat der Ostwinter sein weißes Kleid über das kampfdurchtobte weite Land gebreitet. Es ist jene Zeit gekommen, auf di« sich unsere Truppen diesmal seit Wo­chen bis ins kleinste vorbereitet hatten, lleberall lagen sie in ihren gut ausgebauten Winterstellungen, waren in den leeren Steppcnräumen, in denen nur weltverloren ganz verein­zelt einige Dörfer liegen, unter die Erde gegangen und hatten in der Hervichtung und Ausgestaltung von Wohnbunkern be­wundernswertes Geschick entfaltet.

Und nun ist doch manches anders gekommen als er­wartet. Viele Divisionen haben neue Abschnitte bezogen und ihre Winterstellungen verlassen müssen, die sie sich in wochen­langer mühseliger Arbeit errichtet hatten. Dort, wo sie in den ersten Tagen die bolschewistische Offensive zum Stehen brach­ten, fanden sie nichts vor als eine kahle Höhe, einen Damm oder eine Schlucht kein Deckungsloch, keinen Graben, keinen Unterstand, nichts. Sie verbrachten die ersten Nächte unter freiem Himmel und zum ersten Male bewährte sich ihre Win­terausrüstung, die schweren Uebermäntel, die warmen Woll­decken, die Filzstiefel und vor allem die dicken Tarnanzüge innen weiß und außen grau, je nach dem Wetter von beiden Seiten zu tragen haben unsere Soldaten in diesen Tagen schätzen gelernt.

Dann aber, gleich in der ersten Kampfpause, fuhr die Spitz­hacke in die schon gefroren« Erde, Schützenlöcher entstanden, dann Laufgräben an den vom Feind leicht eingesehenen Stel­len. schließlich der erste Unterstand und heute leben sie ge­nau wieder so unter der Erde wie vor Wochen in ihren alten Abschnitten. Genau wieder so? Auf dieser Erde, in deren Frost­kruste sie sich eingewühlt, eingekrallt haben, ist seither Tag für Tag und Nacht für Nacht die Wucht der Matertal­schlacht herniedergegangen, «in stählernes Unwetter des zur Raserei gesteigerten Hasses, der Masse gegen Mensch und ent­fesselten Verwichtungswille» gegen ein Uebermaß heldische« Ausharrens setzt.