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Raaolder TagblattDer Gesellschafter"

Der Heldenkampf um Slalinarad

DNB Berlin, 18. Januar. Im Süden der Ostfront brachte der 18. Januar an mehreren Kampfabschnitten schwere Gefecht«, bei denen deutsche Truppen und italienische Alpini in enger Waffenkameradschast den starken feindlichen Angriffen erbitterten Widerstand entgegensetzten. Die bei anhaltend tiefem Frost und heftigen Schneestürmen geführten Kämpfe waren wie­der gekennzeichnet durch das Bestreben des Feindes, seine Pan­zerspitzen ohne Rücksicht auf Verluste vorzutreiben, während unsere Verbände durch die Beweglichkeit ihrer Verteidigung den feindlichen Vorstößen die Kraft nahmen. Durch rasche Stellungs­wechsel trugen unsere Truppen aus günstigen Positionen flan­kierende Angriffe vor, die meist zur Vernichtung der vorgedrun­genen bolschewistischen Abteilungen und zur Rückgewinnung vor­übergehend verlorenen Geländes führten.

Bei diesen Kämpfen, die den feindlichen Vorstößen die Spitze abbrachen, wurde die Mehrzahl der in den beiden letzten Tagen außer Gefecht gesetzten 62 Sowjetpanzer ab­geschossen. Diese Abschüsse eingerechnet, haben zwei in Nord- kaukasien und im Dongebiet eingesetzte deutsche Panzerkorps bis­her über 1100 feindliche Panzer zur Strecke gebracht. Auf das eine Korps, das seit 6. Dezember an der Südfront kämpft, ent­fallen davon 625, während das andere seit 12. Dezember ins­gesamt 586 feindliche Panzerkampfwagen vernichtete.

Die ungünstige Wetterlage schrankte den entlastenden Einsatz der Luftwaffe ein, so daß die Kampf- und Sturzkampfflugzeuge ihre Angriffe gegen feindlich« Truppenansammlungen hauptsäch­lich auf den Raum zwischen Kaukasus und Don konzentrierten, wobei die begleitenden Jäger fünf bolschewistische Flugzeuge ab- fchosse».

Trotz der Schneestürme und schlechten Sicht drangen unsere Fernaufklärer aber auch an den anderen Abschnitten tief ins feindliche Gebiet ein und brachten der Führung entscheidende Aufschlüsse über die Absichten des Gegners. Einer dieser Auf­klärer beobachtete, daß die Bolschewisten starke, von Panzern be­gleitete Kräfte zum Angriff auf einen wichtigen Flußabschnitt bereitstellten. Mehrfach stieß das Flugzeug trotz heftiger feind­licher Abwehr tief auf di« Truppenansammlungen herab, um deren Stärke und Verteilung genau erkennen zu können. Die so gewonnenen Aufklärung^ rgebnisse gaben der Truppenführung die Möglichkeit, die Heeresverbände so wirksam anzusetzen, daß der groß angelegte Durchbruchsversuch unter hohen Verlusten für den Feind nach harten Kämpfen zusammen­brach. »

Roch erbitterter ist nach wie vor das Ringen gegen die feind­liche llebermacht im Raum von Stalingrad. Pausenlos setzte der Bolschewist auch am 18. Januar mit allem, was er dort an Kampfmitteln und Menschen zusammengezogen hat, seine Angriffe fort. Mit lausenden Granaten hämmerte er auf die deutschen Linien und wühlte jeden Fußbreit Boden auf. Ganze Panzerbrigaden und Schützenregimenter warf er gegen die deut- >ck,en Linien. Aber in übermenschlicher Anstrengung hielten unsere Soldaten trotz schwierigster Kampfbedingungen und ge­fahrvoller Gefechtskrisen und trotz aller Entbehrungen, die sie in den wochenlangen Kämpfen schon zu tragen hatten, dem An­sturm stand.Jeder Mann eine Festung", das ist das Wort, das einer von ihnen in den Bunkern Stalingrads fand und das nun die Losung für alle geworden ist, wenn die Feuer­stöße der Salvengeschütze niederkrachen, wenn Hunderte Bolsche­wisten über die Schneeflächen vorstiirffen und der Kampf Mann gegen Panzer beginnt. So tobt der Sturm Tag für TaganallenFrontenvonStalingrad. Der deutsche Soldat setzt der Flut von Waffen und Menschen seinen eisernen Willen entgegen.

Harte Kämpfe im Raum von Ws° l i Lu i

Deutsche» Regiment 18 Tage und Rächt« im Abwehrkampf gegen 9660 Bolschewisten

DNB Berlin, IS. Jan. Im mittleren Abschnitt der Ostfront unterstützte die Luftwaffe am 17. Januar die örtlichen Kämpfe unserer Heeresverbände durch Angriffsflüge gegen feindliche Truppen, die sich im Raum von Welikije Luki zu erneu­ten Vorstößen aufzustellen versuchten. Die Bomben der Kampf­und Sturzkampfflugzeug« zerschlugen Panzeransammlunge», Batteriestellungen und Kolonnen und brachten den feindlichen Aufmarsch in Verwirrung. Sechs Panzer, fünf Raupenschlepper sowie zwölf Geschütze wurden schwer getroffen und ein Muni­tionsdepot vernichtet. Auch bei Nacht führten unsere Flieger ihre Luftangriffe auf di« feindlichen Bunkerlinien, Quartiere und Nachschubkolonnen fort. Unsere als Begleitschutz eingesetz­ten Jäger schossen bei Abdrängen feindlicher Flieger aus den Zielräumen fünf bolschewistische Flugzeuge ab. Ein sechstes feindliches Flugzeug stürzte im Feuer der Bordwanen ab. Als unsere Kampfflieger im Raum nordöstlich Moskau die An­lagen wichtiger Nachschubeisenbahnen wirksam bombardierten, wobei sie zehn Eisenbahnzüge, ferner Bahnhöfe, Betriebsanla- -gen und Lagerschuppen zerschlugen.

Südöstlich des II mensees waren die Angriffe des Feindes, gemessen an dem Einsatz in den letzten Wochen, ver­hältnismäßig schwach und wurden unter Abschuß von acht Pan­zer» glatt abgewiesen. Unsere Truppen.konnten daher ihre eigenen Vorstöße zur Säuberung der Front von ab gesplitter­ten feindlichen Resten fortsetzen und Verbesserungen des Stel­lungsverlaufs erkämpfen. Hierbei vernichteten Jägsrstoßtrupps zwölf feindliche Kampfstände und rollten an anderen Stellen die bolschewistischen Gräben in 460 Meter Breite auf, so daß die eigene Hauptkampflinie in günstigeres Gelände verschoben werden konnte. Die gegenwärtige Abschwächung der feindlichen Angriffe ist die Folge der schweren Verluste, die der Feind am Jlmensee fort dem 28. 11., dem Beginn der letzten Abwehr­schlacht erlitt. Wie schwer diese Kämpfe waren, ergibt sich dar­aus, daß an einem der Schwerpunkte ein deutsches In­fanterieregiment 18 Tage und Nächte hindurch unun­terbrochen im Kampf gegen insgesamt 9666 Bolschewisten tand, ohne daß die Sowjets zu Erfolgen kommen konnten. Tag für Tag trieb der Feind seine Masten vor in der Hoffnung, ^adu-ch den Widerstand des Remm-nts nc T*>m lewe­

rer Gefechtskrisen und obwohl die Sowjets elfmal in die deut­sche Stellung einbrachen, gelang es immer wieder in ener­gischen Gegenstößen und erbitterte« Nahkämpfen, die Bolsche­wisten zurückzuwerfen und die Hauptkampflinie in vollem Um­sang z« halten. Als der erschöpfte Feind von seinen vergeb­lichen Angriffen abließ, lagen 7566 gefallene Bolschewisten und 26 ausgebrannt« Panzer vor und zwischen den deutschen Stütz­punkten.

Aenderung im deutsch-schweizerischen Berrechnungs- abkommen

DNB Berlin, 19. Januar In den seit Wochen in Bern zwi­schen der deutschen und der schweizerischen Regierung geführten Wirtschaftsverhandlungen wurde eine abschließende Verein­barung nicht erzielt, so daß das am 31. Dezember 1942 abgelau­fene und bis 15. Januar 1943 vorläufig verlängert gewesene Berrechungsabkommen erloschen ist. Zur Ermög­lichung eines weiteren Warenaustausches werden trotzdem die Verrechnungskonten einstweilen fortgeführt und der Zahlungs­verkehr zwischen beiden Ländern auch weiterhin unter de« bis­herigen Bedingungen «bgewtckett

Der italienische Wehrmach-sbericht

Hartnäckiger Widerstand de« deutsch-italienischen Truppen in Tripolitanien Zehn britische Flugzeuge abgeschossen

DNB Rom, 19. Januar. Der italienische Wehrmachtbericht vom Dienstag hat folgenden Wortlaut:

In Tripolitanien leisteten italienische und deutsche Ab­teilungen dem andauernden Druck des Feindes hartnäckigen Widerstand und fügten dem Gegner empfindliche Verluste zu. Patrouillenzusammenstöße im Fezzan endeten zu unseren Gunsten.

An der Tunisfront erzielten deutsch-italienische Kampf­gruppen in gelungenen Vorstößen, in deren Verlauf einige Dutzend Gefangene gemacht wurden, Eeländegewinn.

Die Luftwaffe entfaltete im Verlaufe des Tages beträchtliche Tätigkeit und unterstützte die Bodenoperationen wirksam und griff feindliche Abteilungen erfolgreich an. Jäger der Achsen­luftwaffe schossen neun Flugzeuge, darunter einige mehrmotorige, ab. Ein weiterer viermotoriger Bomber stürzte, von der Flak getroffen, zu Boden.

Vone wurde von unseren Flugzeugen bombardiert. In algerischen Gewässern wurde ein wichtiger Eeleitzug von deut­schen Flugzeugen angegriffen, die zwei Dampfer mittlerer Tonnage versenkten und drei weitere in Brand warfen.

Wiederholt« Luftangriffe auf Tripolis verursachten beträcht­liche Schäden an Wohngebäuden und eine gewisse Anzahl Opfer unter der libyschen Bevölkerung. -Feindliche Flugzeuge griffen Porto Empedocle an. Militärische Ziele wurden nicht getroffen, leichte Schäden an einigen Gebäuden, zwei Tote und neun Ver­wundete unter der Bevölkerung. Die Flaks schoß einen der am Einsatz teilnehmenden Bomber ab.

Türkische Stimmen zum Kriegseintritt des Irak DNB Istanbul, 19. Januar. Die irakische Kriegserklärung an die Dreierpaktmächte hat in allen türkischen Kreisen einen un­günstigen Eindruck hervorgerusen. In ihren Kommentaren hier­zu mißbilligen die Zeitungen ganz offen die Haltung des Irak, der sich in den Krieg hineinziehen ließ, ohne alle Folgen dieses Entschlusses zu bedenken.Tasviri Efkiar" bedauert, daß der Irak den britischen Erpressungsmanövern nicht einen ähnlichen Widerstand entgegengesetzt habe wie Aegypten, bas trotz seiner schwierigen Lage und rrotz des starten Druckes, den London auf Kairo ausllbe, sich aus dcm Konflikt herausgeh.'lten hätte.

_Mittwoch, den 26. Zannac !,!,»>'!

4V0VV Tschungkink-Soldaien Nberaeirelen

Wangtschingwei an die Soldaten Nankings DNB Nanking, 19. Januar. (Oad.) Präsident Wang­tschingwei forderte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Obersten Verteidigungsrates in einer Botschaft die Soldaten Nankings sowie das militärische Personal der Nationalregierung auf, den Kampf um die Selbständigkeit Ostasiens im Geiste der engsten Kameradschaft mit den kaiserlich japanischen Streitträf- ten fortzufetzen. Wangtschingwei erklärte, die chinesische Nation müßte sich darüber klar sein, daß die Bedeutung des ostasiatischen Krieges darin liege, den Imperialismus der Engländer und Amerikaner zu beseitigen und an seiner Stelle das Ideal des Wohlstandes unter den ostasiatischen Völkern zu errichten. Be­reits der Vater der chinesischen Republik, Sunyatfen, habe er­kannt, daß die Emanzipation der Völker Ostasiens zur Sicherung von Frieden und Ordnung in China unerläßlich fei.

Wie Domei aus Tstnan berichtet, hat sich General Wuü Wawen mit 40060 Soldaten der Tschungking-Truppen am Montag im Raum von Schantung und Kiangsu der überlegenen japanischen Streitmacht ergeben. Kurz danach richtete General Wuh Wawen über den Rundfunk von Tsinan eine kurze An­sprache an seine alten Waffenkameraden unter dem Tschungking- Regime. Er forderte darin diese dringend aus. doch die Nutz­losigkeit ihres weiteren Widerstandes gegen Japan nach dem Eintritt der Nanking-Regierung i» den Krieg zu erkennen. Die Ansprache wurde von dem Sender Peking auf alle Sender in China übertragen.

Anerkennung der kleinen Fahrzeuge der Kriegsmarine Ihre Leistungen zum Schuh der Heimat DNB Berlin, 19. Jan Die kleinen Fahrzeuge der Kriegs- marine trauen mit der Vekäinkung feindlicher Flugzeuge auf See erheblich zum Schutze der Heimat bei. Ein §' 'erungsver- band der Kriegsmarine, der nach der Besetzung '> -r sranrösi- schen Küsten ausgestellt wurde, hat^lich den 200. Abschuß britischer Flua--",ne m-lden kminen D»ese Erfolge wurden neben der Erfüllung der sonstigen vielseitigen Aufgaben' un­serer kleinen Einbeiten er-i-lt. Fiibrungsfabrzeuqe brachten feindliche Klugzeuge zum Absturz, die eigen« Geleite anzugrei­fen versuchten.

Minensuchboote und Borpost-nboote sind häufig auch selbll das Ziel feindlicher Luftangriffe, und es ist ein Zeugnis für

Wo Rommels rechte Flanke steht

Von Kriegsberichter August Hurtmann lPK.) 356 Kilometer an einem Tag! 2« Afrika eine Leistung, wie sie nicht häufig vorkommt. Dabei fing es nach dem morgend- lichen Aufbruch vom taufrischen Lager zwischen den.Salzseen und der Via Balbia wie ein Kinderspiel an. In sanften Wrn- düngen schlängelt sich die Küstenstraße von Nord nach «uch zieht sich zwischen den auf viele zig Kilometer Lange wert nach links und rechts heraus gezogenen Truppenteilen der Rommei- armee schwarzglänzend hin und verliert sich weit vorne mit der Telegraphenlinie an der Seite als ein feiner, hauchdünner Strich. Noch dampfen die frisches Grün ansetzenden Kameldorn- büsche von der Nässe der Nacht, und weit im Lssten, hinter den großen Salzsümpfen, wetterleuchtet es für grelle Sekunden. Aber diese Stunde zwischen Dunkel und Tag "gibt bereits genügend Dämmerung, daß unsere Volkswagen auf der noch leeren Straße ihren Weg nach Süden schnurren können. Als die ersten großen Spritkolonnen mit donnernden Dieselmotoren ihre Rastplätze verlassen und nach Osten zur Front streben, haben wir schon die Strabc verlassen und holpern durch di« Wüste.

Im Me«audsl<»«d der Sahara

Noch stehen auf ein paar Kilometer Weges schnell zurecht­gezimmerte fußhohe Schilder zur Seite unseres Rüttelmarsches über die Piste. Sie weisen in die Richtung der weit in die Wüste vorgetriebenen Sicherungen der Achsenstreitträfte. Zu sehen find diese kaum, die paar Pakgeschütze, eine schwere Hau­bitzbatterie, die Bataillone italienischer Infanterie und eine deutsche Aufkläruugsabteilung. Aber sie liegen hier aus der Lauer, bereit, jeden VersLch des Tommy blutig abzuweisen, der aus der Wüste aus den Lebensnerv des Kampfes in Libyen, die Straße, zielt.

Jenseits der vorgeschobenen Stellung liegt das heutige Marsch­ziel, weit im Süden des Gebietes, das seit Wochen und Monaten zum Tummelplatz der eigentlichen Wüstenkräfte von Freund und Feind geworden ist: im Niemandsland der Sahara. Noch ein­mal nickte» uns ein paar aus ihre« Löcher« halb verschlafen z« uns heraufstarrendeAfrikaner" zu und machen eine Geste des Grützens, dann liegt die rechte Kante der Rommelschen Auf­fangstellung hinter unserer leichten Staubwolke. Vor uns dehnt sich tellereben aus ungezählt« Kilometer in der Runde das Einerlei des roten Stein- und Kiesschotters. Etwas verschwom­men tauchen im Dunst zur Linken dieSchwarzen Berge" auf, mehr zu ahnen bei den niedrig hängenden Wolken als zu sehen. Die Wage» fahren durch das Riesen-Wadi eines der vorzeit­lichen Urstromtäler. So habe« wir alles beieinander, was die Wüste, die Sahara ausmacht: Dschebel, Wcü», Sand und Schotter.

Ern KapitelPistentunde"

Pistenkunde ist «in Lehrfach i« Afrika, das man nicht lernen kann. Entweder besitzt man nach wenigen Wochen des Hierseins jenen sechsten Sin« des Afrikafoldaten, oder man wird ret­tungslos ein Spielball der ständig narreuden und in die Irr« führenden Gleichförmigkeit. An wenigen Steinen, an ein paar Fahrspuren, vielleicht schon Woche«, Monate alt, erkennen wir den Weg. Regenlachen stehen hin nud wieder dazwischen, aber was hindert in der Einsamkeit, sie in weitem Bogen zu um­fahren. 2n dieser Schottrrwüste, deren Glimmerquarz sich im Schein der sattroten Morgensonne wie Glasscherben spiegelt, werden die Reifen doch ständig derselben Beanspruchung unter­zogen, ob sie nun auf oder neben der Hauptpiste scharf und spitz die faustgroßen Steine schneiden. Manchmal wirbeln sie die Attribute der Wüstenstraße bis hinauf zu «ns in den Magen oder schleudern sie knallend von unten gegen die Karosserie, daß man unwillkürlich denkt: Nanu, wer schießt denn da? Ver­loren und wie von einer eigensinnigen Fügung etwas rätsel­haft in die Einöde verpflanzt, klingt einmal ein Vogelzwitscher» auf.Das ist der Pistenvogel", sagt der uralte Afrikaner Hinte» im Wagen, und man weiß nicht, ob er es nun ernsthaft meint oder ob er dabei schmunzelt.

Rüttelmassage in Reinkultur

Kilometer um Kilometer hoppeln fo die Wagen vorwärts. Wie bei einem schief gestellten Waschbrett verlaufen die kleinen und großen Rillen quer zur Fahrbahn. Wie zur Kontrolle er­scheint links oder rechts «in abgebrochener oder umgefahrener Stein, dessen Zahlen- oder Ortsangaben schon seit Jahren weg­gebeizt find. Immerhin: neben den großen Löchern, aus denen di« steinerne Unterlage für diese Piste gebrochen wurde und die nun mal nah, mal fern unseren Weg säumen, bilden die umgeftiirzten Zementreste der Zehnkilometersteine eine willkom­mene Kontrolle für das Logbuch der Gruppe. Denn wie auf einem Schiff, das zur See fährt, wird auch in der Wüste ein Logbuch geführt, in das in bestimmten Zejtabständen die zuriick- zelegten Kilometer und die gefahrene Grundricküma «inaetracmu

werden. So kann mit Hilfe eines einfachenBestecks" jederzeit der Standort ermittelt werden, wenn die Dunkelheit herein­bricht, die Piste im Nirgendwo endet oder eine Fata ??k-rgana Len Wüstenfahrer in zweifelnde Irre führen will.

Ein einsamer Spähwagen lauert in einem Wadi zur Linken. Mißtrauisch beobachten die da drüben unsere Wagen, die mit einein Mal im Rücken auftnuchen. Uns geht cs zunächst nicht andxrs, denn wer will dafür garantieren, daß das nicht ein Dingo" oder einjeep" des Tommy ist? Aber bald können wir die Doppelgläser sinken lassen. Von drüben wird gewinkt, zum Zeichen, daß von dem vorgeschobenen deutschen Achtrad­späher die Volkswagen erkannt sind. Für zukünftige Begeg­nungen machen wir die Erkennungsflagge klar, die nun im frischen Südost über dem Vorderteil des Wagens flattert. So sind die paar italienischen Lastwagen, die, aus der Wüste aus­tauchend, auf Eegenkurs laufen, schnell über unsere Nationalität beruhigt und fahren lebhaft winkend vorbei.Ecco Piccolo!" brüllt einer aus seinem hohen Führerhalls zu den Volkswagen herunter, in denen man, von weitem gesehen, auf der Erde zu sitzen scheint.Ecco Piccolo" eine ausgesprochene Beobachtung liegt in diesem Zuruf:Sieh mal an, die Volkswagen!"

Italienischer Wüstengeleitzug

Eine einsame Oase mit vielleicht hundert Palmen liegt am Wegrand, eine kleine italienische Besatzung hält sich in dem Fort auf der beherrschenden Hügelkupps. Dann nimmt uns die Wüste wieder gefangen. Eines der halbzersallenen Blockhäuser aus der Türkenzeit, wie sie alle 36 , 46 Kilometer austauchen, sperrt an der alten italienisch-türkischen Grenze von 1911 die Einfahrt in einem langen Engpaß. Dicht traten die Berge an die Straße heran und erreichen plötzlich Höhen von 206 Meiern. Und plötzlich erscheinen aus guter Deckung zwei italienische Last­wagen mit schußbereiten Schnellseuerkanonen.Controlla!"

Dann übernehmen die Italiener für eine lange Wegstrecke, vas Geleit unserer Gruppe nicht ohne daß sie schnell das Er­lebnis vom Tag vorher heftig gestikulierend erzählt hätten. Ein' paar Tommns batten sich mit hochbcin-^en Geländewagen in der Nähe des Engpasses zu schaffen gemacht, bis sie von der italienischen Wüstenstreif« entdeckt und zu Gefangenen gemacht wurden.

Nun sollen wir allein weiter fahren?Unmöglich", sagt der Tenente und verweist auf einen Geleitzug von rund 56 Last­wagen, der sich in dem Engpaß mit wichtigem Nachschub für eine einsame Oase angesammelt hat. Ihm können wir uns an- schlietzen, wenn wir warten, in einer Stunde, vielleicht auch erst m zwei wird sich die schwerfällige Wagenschlange in Marsch setzen und gegen alle britischen lleberraschungen mit den bei- zegebenen Kanonen und Spähwagen gesichert sein. Aber solange warten?Auch unmöglich!" beschließen wir, lassen uns die Ge­fahrenpunkte der restlichen Strecke nochmals schildern, machen die Maschinenpistolen klar und spüren weiter nach Südsüd­westen. Was kann uns schon groß geschehen mit unseren leichten, chnelle« Wagen? Es wäre nicht das erstemal, daß Volkswagen einem britischen Späher oder einem schnellen Dingo davon­lausen. In der Wüste ist ja soo viel Platz! . . .

Daun nehmen die Dschebel, je südlicher wir in die Sahara kommen, ein neues Gesicht an. Wie stehengebliebene Reste bei' einer großen Erdsenke strecken sich die verwitterten Tafelberge, Zuckerhüte und Spitzhüte zum hellblauen Himmel. Jahrtausend­alte Ablagerungen zeichnen sich in Schichten an den Hängen dieser Kuppen ab, die beinahe den Charakter einer Mondland­schaft tragen. Wie um diese Vorstellung zu vervollständigen, lagern große, schwarze Basaltsteine vulkanischen Ursprungs, so­weit das Auge reicht, in dem Riesen-Wadi, in dem unsere Piste sich verläuft. Von britischen Spähwagen, die sich hier sonst ger» sehen lassen, ist heute weit und breit nichts zu sehen. Der ,Aieseler Storch", der bald darauf von Süden kommend seine tägliche Patrouille fliegt und für ein paar Sekunden mit schnatterndem Propeller hart neben dem Volkswagen landet und gleich wieder startet, meldet ebenfalls:Streck« frei, alles klar!"

So rollen die Fahrzeuge »och Stunde« um Stunden mit dem gleichen Kurs über Schotter und Geröll, Sand und Platten­steine. Immer zahlreicher wird nach Süden hin das Spiel der Windhosen im aufgefrischten, kalten Wüstenwind. Tolle Wirbel treiben an den Graten der Sanddünenwächten herauf und, herunter. Kilometerweit erstreckt sich rundum das Hügelauf, Hügelab der Wanderdünen. Von ferne tauchen am späten Nach­mittag die Palmen der großen Oase auf, di« als Marschziel ausersehen ist. Durch dreifachen Stacheldraht führt der vielfach verschlungene Weg ins Innere. Hier sitzen die vorgeschobenen! Fühler der rechten Flanke Rommels. Deutsche Soldaten stehe«' hier am südlichsten Punkt der transkontinentalen europäische»! Front, von Murmansk herunter bis zum 28. Breitengrad.