Nagolder Tagblatt „Der lSejcllschajter
Samstag, den 8. Januar 1943
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lüpicu sie sonst nach Hause gehetzt war: wird er da sein . . - wird ein Brief da sein . . . oder sonst eine Nachricht von ihm?
Run ging sie ruhig und kraftvoll, die Sonne war schon un- : «'gegangen. Am Tage mutzte es wärmer gewesen sein. Die Uar Lust tat ihr gut. Sie hätte fahren können, um schneller zu tz-in. aber sie tat es nicht, weil es ihr wie so vielen Mensch"n er-ing, die im Vewutztsein des endlichen Besitzes die geniehe- ritzl e Freude fühlen, die dieser Besitz ihnen zu verheißen scheint.
Gift als sie sich ihrer Wohnung näherte, brach eine jähe Un- >«'!.' in ihr au', Nun begann sie schneller zu gehen, endlich zu l > ä ü. indem sie schon unterwegs den Schlüssel aus der Tasche neum noch «cher ob.'» zu sein. Sie hastete die Treppen hoch uns schloß auch keine schmutzigen Stiefel standen da, kein Mantel hing am Haken, keine frohe Stimme klang ihr entgegen.
Rein, sie war wieder allein, nicht einmal ein Brief war gekommen. Sie ging in die Küche und setzte das Essen auf. Frö- Lelnd blieb sie am Herd stehen. Nun war er doch nicht gekommen. ach, nie mehr würde er kommen, nie mehr, sie hatte schon keine Hoffnung mehr. Warum kamen denn alle anderen Männer, nur er nicht . . .?
In der Stube inachte sie Feuer, es war ihr sehr kalt, und in der Wärme erschien ihr die Einsamkeit leichter erträglich, denn sie fühlte angstvoll die Unduldsamkeit größer und erstickender werden. Ihre Gedanken kamen »und gingen und verloren sich im Aufbruch neuer, quälender Vorstellungen.
Sie mutzte wohl geschlafen haben, glaubte sie später, als sie vermeinte, ihren Namen zu hören. Sie sprang auf und lies zun, Fenster Doch es war zu dunkel, etwas zu sehen. Sie ries laut: „Was ist denn?"
Sie erkannte die Stimme einer Nachbarin.
„Ich habe einen Brief für Sie", sagte sie, „mein Mann ist heutx auf Urlaub gekommen. Soll ich ihn nach oben bringen?"
„Ich komme!" rief sie schon im Laufen.
Unten sagte die andere Frau: „Alle können jetzt nicht kommen. läßt Ihnen Ihr Mann sagen, aber es ginge ihm gut . . ."
Als sie wieder nach oben giu-. mutzte sie ein paar Sekunden lang an der Flurwand stehen bleiben. Dann war sie seltsam getröstet, weil sie mit ihrer nimmermüden, zuversichtlichen Krast dieses Mort „. . . alle können nicht kommen" verstand
Sie räumte noch ein wenig die Stube auf, wobei sie leise vor sich hinsang. Dann ging sie zu Bett und schliss traumlos und fest.
Die Kak1eenüberra?ckunq
Kurzgeschichte von Christoph Walter Drop
Engelbrecht halte eine energische Frau und wurde dessen aufs neue iitne, als er mit der Absicht herausrücktc, sich der Kakteen- :ncht zuzuwendoii.
„Niemals kommt sowas in meine Wohnung."
„Daß du mir keine harmlose Liebhaberei gönnst?"
„Hast du nicht schon das Aquarium mit den Fischen gehabt/ die sich gegenseitig aufsrassen? Das Terrarium mit'den Schlangen und Eidechsen, die schließlich in der Stube herumkrschsn?" —
..Seitdem Hab' ich keine einzige Liebhaberei mehr gehabt!"
„Man kann auch ohne Liebhaberei glücklich sein!"
Natürlich kann man das. Was ist Glück? Der eine versteht dies, der andere jenes darunter. Engelbrecht wollte verzichten. Der häusliche Friede war ja auch etwas wert. Aber ein Stachel war zurückgeblieben, ein spitzer Kakteenstachel: das scharfe Wort „niemals", das seine Gattin gesprochen hatte.
Man soll niemals „niemals" sagen. Vor allem nicht zu seinem Ehekameradeu. Zwar hatte er keine Rachegelüste. Dazu war er viel zu gutmütig. Aber eine kleine Genugtuung hätte er sich doch gar zu gern verschafft.
„Meine Frau hat eine Abneigung dagegen", erklärte er den Kollegen, die ihn fragten, weshalb er seine Begeisterung für die Kaktcenzucht an den Nagel gehängt habe.
„Hat meine Frau auch!" sagte einer. „Danach richtet ein Mann sich doch nicht!"
Sie hielten ihn offenbar für einen Pantoffelhelden. Er wars sich in die Brust:
„Ich werde doch damit anfangen!"
„Nur Mut! Nimm erst ein Töpfchen mit nach Hause, dann wieder eines und so fort!"
„Bewahre! Ich kaufe mir gleich eine Sammlung von zehn bis zwölf Stück", erwiderte er großartig.
Die Kollegen blinzelten sich zu . . .
Er blieb an diesem Tage lange vor dem Schaufenster eines Blumenladens stehen, in dem Kakteen ausgestellt waren. Sie bildeten in ihren wunderlichen Formen und in ihrer stacheligen
Unnahbarkeit einen eigentümlichen Gegensatz zu den sonstigen Blumen. Einen erfreulichen, wie ihn bedünkte Sie hatten so etwas Mannhaftes, Trotziges, Furchtloses.
In drei Tagen hatte er Geburtstag . . .
Es war ein Tag wie alle anderen, des Dienstes immer gleichgestellte Uhr stand auch vor ihm, Eugelbrecht. nicht still. Er mutzte wie üblich ins Büro.
Aber er setzte sich früher als sonst an den Frühstückstisch, um oen Gebnrtstagsknssee in Ruhe zu trinken und sich den von der Hausfrau selbst gebackenen Kuchen schmecken zu lassen.
Ein Bote brachte eine Schachtel mit einem Brief.
Engelbrecht öjsnete den Brief mit allen Zeichen der Spannung. Dann öfsnete er die Schachtel.
„Ah! Hm! Das tut mir um deinetwegen leid", meinte er bedauernd. „Kakteen, gleich zehn Stück! Von meinen Kollegen!"
„Ich wollte, sie hätten dir etwas anderes geschenkt", sagte sie enttäuscht. „Damit du nur weißt ..."
Aber es klingelte schon wieder. Wieder mutzte sie ein Ge- burtstagsangebiude in Empfang nehmen.
Diesmal öfsnete sie das Begleitschreiben.
„Des Lebens Stacheln laß dich nicht verdrießen,
Auch aus Kakteen holde Blüten sprießen,
Sie werden ganz gewiß dich einst erfreu'n,
Nur darfst der Pflege Mühe du nicht scheu'»!"
„Das sind ja wieder Kakteen, und wieder von den Kollegen!" rief sie verblich'!.
„Nanu —? Aber wie ist das möglich?", rot geworden, vermied er es, sie auzusehen. „Es mutz unbedingt ein Irrtum oor- tiegen - "
Loch schon lam eine dritte Geburtstagsüberraschung. „Hier", iagte Frau Engelbrecht und hielt ihrem Gatten auf beiden Armen die Schachtel hin, die zuletzt abgegeben worden war. „Hier sind endlich auch die Kakteen, die ich dir schenken wollte!"
„Du mir ...?" — „Ja, sreust du dich nicht . . . ?" — „Aber du hast doch „niemals" gesagt!" — „Ich habe es mir überlegt, weil dein Geburtstag ist. Wenn ich allerdings gewußt Hütte, daß du so viel bekommen würdest . . "
„Woher solltest du wissen, daß auch die Kollegen mir Kakteen schenken würden? Nun habe ich auf einmal zwanzig Siück." („Einschließlich der fünf, die ich mir selbst geschenkt habe!" fugte er in Gedanken hinzu.) „Am meisten freut mich aber, daß du Lein „niemals" znrückgenommen hast und daß wir uns wieder einig sind. Es ist immer hübsch, wenn eine Frau nachgibt. Latz dich umarmen!" —
Appell an die Herzen
Zum erste» Opsersonnlng 1843 am 18. Januar nsg Die Spendefreudigkeit unseres Volkes ermöglicht es nns heute, Aufgaben anzupacken, die in der Vergangenheit immer ersehnt wurden, nie aber ihre Verwirklichung fanden. Träger der NSV. ist das Volk selbst, das durch viele Millionen Helfer und Helferinnen auch die sozialistische Erfüllung gewährleistet. Die Leistungen, die hier gebracht wurden, sind kein Pflichtleistungen des Gesetzes, sonder» Pflichtleistungen des Herzens. Erst eine spatere Zeit wird unter den Großtaten dieser Lahre, die wir augenblicklich durchleben, auch die gewaltigen Leistungen der NSV. im Kriege in ihrer ganzen Tiefenwirkung auf die Widerstandskraft und Gesunderhaltung unseres Volkes voll zu würdigen wissen, Leistungen, die in schweigsamer Pflichterfüllung und in einem unvergleichlichen Einsatz von Opserbereitschaft vollbracht wurden. Jeder Volksgenosse denke daran auch am 10. Januar, dem kommenden Opferionntag. und richte seine Spende darnach ein, denn das Lahr 1943 soll eine noch stärkere Schicksalsgemeinschaft im deutschen Volke vorfinden. die aus freudigem und hilfsbereitem Herze» opfert.
Die schönen Hände
Eine Erzählung aus Miseren Tagen von Armin Peez „Wie gut, daß damals ii^der Bahnhofshalle keines von uns das entscheidende Wort gesprochen hat . . ." Immer wieder «d mutzte es Hanne denken und immer wieder schien es ihr, als müßte sie es einer geheimnisvollen, guten Kraft danken, die ihr und ihm das Wort versagte, das zu sprechen ihre Herzen so willig waren. Sie erlebt jeden Abend die kurze Viertelstuiide
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<24. Fortsetzung.)
Eisstärke flogen umher, als Oehmes Schläge auf den spiegelnden Hang niederfuhren. Gegen die Wand gestemmt. von jedem Schlage mit erschüttert, verfolgten Witte und Schneitt, wie sich die ersten Stufen bildeten. Die achtzehn Meter Seillänge waren erschreckend wenig. Man mutzte sehen, wie man sich weiter unten sichern konnte.
Einmal wollte Oehme zurückblicken, geriet ins Gleiten und fühlte, wie sich ihm das Seil einschnürend um die Brust spannte. „Feststehen!" schrie Witte. „Glauben Sie, datz Sie meinen Bruder allein zu halten vermögen, Leutnant Schneitt? Ach will sehen, ob ich nicht weiter unten eine Sicherung schaffen kann."
Oehmes ganzes Gewicht allein tragend, verfolgte Schneitt, wie Witte die Stufen hinnnterturnte. Man war ja als Gebirgsartillerist ohnedies von katzenartiger Gewandtheit. Aber das hier glich schon mehr einem Zirkns- ftück. das den sicheren Tod bedeutete, wenn man fehltrat. Der Magen knurrte ihm, denn seit dem Frühstück gestern morgen, hatte er nichts mehr gegessen.
Jetzt war Major Witte Wolfgang Oehme auf einen Meter nahe gekommen. Er konnte nicht hören, was sie Brachen, sah nur wie Oehme sich vorsichtig nach rückwärts drehte und ihm ein Zeichen gab, nachzukommen. Das Seil behutsam anfrollend, turnte er die Stufen hinunter.
„Wenn wir so weitermachen, sind wir übermorgen noch nicht auf der Hütte", sagte der Major. „Ich habe so gedacht: wir schlagen hier einen Haken ein. Der erste, der Hch htnunterlätzt, schlägt unten wieder einen. Die anderen kommen dann jeweils nach. Das geht rascher und verspricht die Möglichkeit, noch vor dem Einsetzen des Murines unter Dach zn sein."
Biermai glückte es. Beim fünften Male, als Schneitt »eretts einen Witz riskieren wollte, brach der Haken ans, Mrd wenn Oehme und Witt nicht so rasch zugegriffen
hätten, wäre er ohne Halt das Gletscherfeld hinnnter- gesaust.
„Schweinerei!" brüllte ihm Witte zu. Das klang so altvertraut, datz Schneitt über das Befinden und die Seelenverfassung seines Majors vollkommen beruhigt war. Dagegen beunruhigte ihn etwas anderes: das Hüttendach dort unten gefiel ihm nicht. So pflegten Hüttendächer für gewöhnlich nicht anszuseheu. Denn als die Sonne wieder durch einen Schlitz der Nebelwand brach, flammte es in einem Stahlblau ans, das alles eher als ein Hüttendach vermuten lieh. Und jetzt — verdammt — stand plötzlich ein Mensch ans diesem unwirklichen Dach und winkte...
Witte und Oehme muhten es auch gesehen haben, denn er spürte einen kräftigen Zug am Seil. Vorsichtig, um jeden Ruck zu vermeiden, richtete er sich hoch.
Dort unten winkte cs jetzt ununterbrochen. Der Grötze nach war der Fetzen, der in der Luft flatterte, ein Badetuch.
Von oben her schrie Witte: „Achtung!" Er bohrte die Nagelschuhe ui das Eis und wartete, bis Witte und Oehme herunterkamen. „Wissen Sie, was das ist?" fragte Witte.
„Ein Dach jedenfalls nicht, Herr Major!"
„Ganz richtig! Das ist ein Flugzeug." x
Schneitt sah Oehme an, der gab den Blick zurück und verzog keine Miene. „Herr Major meinen also, das blaue sind die Flügel?"
„Ein Flügel wenigstens", entgegnete Witte. „Wie da noch etwas am Leben geblieben ist, scheint mir schleierhaft. Wir müssen trachten, noch rascher vorwärtszukommen. Ich rutsche ab. Es besteht kaum noch Gefahr", sagte er, als Schneitt ihn ungläubig ansah.
„Abrutschen kann ich auch", erwiderte Schneitt, bückte sich blitzschnell und sauste die spiegelnde Wand hinab.
Trotz der Sonne, die von einem tiefblauen Himmel herabstrahlte, war es auf dem Flugplatz nicht sonderlich warm. Jedenfalls fror den Menschenaffen Kornell. Er versteckte seinen langen Vorderarm in den von Marion Deroy und sah sie vorwurfsvoll an. Er war andere Temperaturen gewöhnt. Marion fror auch, aber nicht der Kälte wegen, sondern vor Erregung. Sie hatte ihrem Manne telegraphiert, datz sie sich mit dem Flugzeug nach Neapel begäbe, um sich dort mit Kornell nach Afrika cin- zuschiffen, und er halte ihr zurückdepeschiert, datz er es möglich zn machen versuche, sich von ihr zu verabschieden.
wieder, in der sie aus den Zuq gewartet hatten, der ihn nach dem Osten brachte. Es war kalt und stürmisch auf dem Bahnsteig. Der Wind trieb ihnen den Rauch der Lokomotive ins Gesicht und Schauer von Graupeln und grotzfockigem Schnee. Trübes Licht. Hastende Menschen um sie. Das vielstimmige Geräusch fahrender Züge und Karren. Hanne hat das alles noch im Ohr wie eine Melodie, die man nie vergißt. Auch ist ganz deutlich in der Erinnerung das Bild des Soldaten, der an einer der Fahrplantafeln stand und seine Frau ganz fest an sich gezogen hatte, als wollte er sie vor den Schneeschauer» schützen. Aber es war doch etwas ganz anderes. Eine» Augenblick harte sie damals gedacht: wenn er mich doch auch so fest- halten wollte. Nur einen Augenblick, dann war diese gute Kraft wieder da, und sie schaute rasch auf ihre Armbanduhr. Sie sagte: „Noch drei Minuten, Erich."
Als sie den Handschuh auszog, um ihm die Hand zum Abschied zu geben, beugte er sich rasch darüber, küßt« sie und sagte: „Du hast so schöne Hände. Ich werde sie nie vergehen!"
Der Zug war längst vom Dunkel verschluckt, als sie das weihe Tuch sinke» Uetz. Ihre bloße Hand aber war unter de» Mantel geschoben, lag nahe dem Herzen, als sie von diesem Abschied heimwärts ging.
Das ist länger als ein Jahr her.
Ln der ersten Zeit, als die Briefe hin- und hergingen, dachte Hanne oft, daß diese Viertelstunde damals eine verlorene war. Warum hatte sie ihm damals nicht ein Wort mitgegeben. das cr da draußen in der unendlichen Weite des Ostens, im eisigen Winter Rußlands vielleicht als etwas Wärmendes in sich getragen hätte. Viele gute und tapfere Briefe sind aus dem Feld zu ihr gekommen. Manche sprachen von stillem Heimweh nach ihr. Viele sind hinausgegangen und erzählten vom Alltag und Heimat, von Menschen und ihren Schicksalen und auch davon, datz sie nun in einer chemischen Fabrik arbeite, um mit ihrer bescheidcueneu Krast einen Platz auszusüllen, der sonst einen Mann gefordert Hütte. „Die Männer müssen jetzt La sein, wo Du auch bist, darum müssen Ivir Frauen in die Reihe treten, damit nicht eine Lücke ist, wo keine sein La:/"
Aber das entscheidende Wort blieb ungeschrieben.
„Wie gut, datz es so ist . . ." dachte Hanne und sah auf ihre rechte Hand im Schoß, über dis eine breite, rote Narbe lies. S'r k""''e '"n drei die chr aeb!'''ben waren, noch
schreiben. Und sie schrieb, als wäre nichts geschehen/ Aber seit dem Tage,d» sie nach dem Unfall in der Fabrik im Krankenhaus aus der Narkose erwacht war und wußte, datz ihre Hand verstümmelt blieb, mutzte Hanne jeden Abend an den Abschied auf dem kalten, stürmischen Bahnsteig denken. Darum also hat oamats keines von uns das entscheidende Wort spreche» sollen. 2:: dieser Stunde blieben wir in uns, damit wir nicht wieder in die Einsamkeit zurückkehren mutzten . . .
Seit vielen Wochen kam kein Brief mehr aus dem Felde. Hanne legte oft ihre Hand aufs Herz, so wie sie es damals auf dem Heimweg getan hatte. Aber sie schrieb auch nicht wieder. denn nun war der Zug ganz ins Dunkle gefahren, und in ihrer Hand flatterte kein weißes Tuch mehr. Niemand brauchte etwas in der Erinnerung festbalten. was nicht mehr war.
Weil Hanne nicht zu den Menschen gehörte, die sich leicht entwurzeln lassen, die ihr eigenes Schicksal als Schuld der Zeit fühlen und es mit verbittertem Herzen trogen, ging sie wieder in die Fabrik und tat mit ihren Händen, was sie noch tu« konnte. Das war gut für ihre wunde SeeG und machte ihr die Stunden des Tages und der Abende reich.
Ei'mal mubte sie einem lväten Gast Eiig-G omiä*"'-" Der stand ichwe»--nd vor -br und wart-te daran?, datz ihre Augen und ihre Zü-e den A"k"nbr >>-r c^-ele widerim sollten,
der in ibr sein m»>Ae. Aber d?->e An"»» »einten k-in Erschrek-
ken. als sie die Be^" ""lung des Es'-ckit-s die ein
glühender batte. S'- >">"'-',1 nur
ganz groß und oan» d-cc „nd du da bllt, E'/cki , "
Es mar wieder x-n m!e damals in
de" Bo^rchof-a'-lle Ab»r dis b>»-d»u Menschen lanen nun oai" a-daro-n in der heim-l'">>n Stille und er-ählten. wie cs ge- schab doh ie>"- r-'nsr Front das Mal empfing, das nu> d'- ^->nt»reu so rubio t-aoen dür... 1 .
Ke-n-r tont» Wort. E blieT, unansnekvro
oan» PK»? d'e Narbe ttrei-ben wollte, »o^m er sie ln die sein- tMte sie und sa-te: „Du hast so schöne Hände, — ich werde sie nie wieder aus den meinen geben!"
Und nun hatte das Bcrkehrsflugzeug München—Rom schon über eine Stunde Verspätung.
Eine Stunde sei nicht viel, hatte ihr der Herr, der ebenfalls einen Fluggast erwartete, beteuert. Man müßte sich im Winter immer damit abfinden, datz die Zeit nicht eingehalten werden könnte.
Marion war dann in den Frühstücksraum gegangen und hatte dort mit ihrem absonderlichen Begleiter einiges Aufsehen erregt. Kornell besaß die Eigenschaft, immer, wenn er sich beobachtet wußte, den Kavalier zu spielen. Er rückte für Marion einen Stuhl zurecht, zog sich dann selber einen solchen an den Tisch, studierte die Speisekarte, sah die Dame seines Herzens fragend an und winkte dem Ober.
„Wir nehmen Schokolade", sagte Marion, lächelte über das verblüffte Gesicht des Kellners und ersuchte um einen Teller Weißbrot. „Wenn das Flugzeug von München gemeldet wird, dann rufen Sie mich bitte."
„Gewiß, meine Dame."
Kornell blickte den wehenden Frackschötzen nach und zog die Achseln hoch. Ein Zeichen, daß er nicht ganz zufrieden war. Die Menschen hatten zuweilen eine Art, ihre Dummheit zur Schau zu tragen, datz sie einem wirklich leid tu« konnten.
Das Tablett, das der Ober jetzt herbeijvuglierte, trug er, Kornell, mindestens mit einer ebensolchen Eleganz, wenn nicht mit einer größeren. Auf keinen Fall hätte er die Tassen so ungeschickt ans den Tisch gestellt, datz sie diircheinanderfielens ein Glück, daß sie noch leer waren.
Marion sah Kornells Mundspiel und den „verächtlichen Ausdruck seines Gesichtes und mußte unwillkürlich lachen, als cr mit der Sand nach der Stirn tippte.
„Platz nehmen nach Paris, Brüssel, London!" rief der Lautsprecher von der Tür her.
Am Tische nebenan erhob sich ein Herr und griff nach seiner Aktentasche. Er schien ärgerlich zu sein, denn er ries dem Ober rasch zu, daß er bezahlen wolle und sagte dann ungehalten: „Wenn jemand nach mir fragen sollte, bestellen Sie, ich sei nach Paris weitergeflogen. Ich kann nicht läi^zer warten. Ich habe mich auf die Pünktlichkeit des deutschen Flugzeuges verlassen. Es ist wohl überhaupt noch nicht gemeldet?"
„Bis jetzt nicht, Signor" erwiderte der Kellner.
Der Herr schien wirklich sehr böse zu sein, denn die Pendeltüre schwang noch eine gute Weile nach, «ls er schon längst außer Sichtweite war.
(Fortsetzung ist«!.;