Januar 1944
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Nr. 6
Zreitag, äen 8. Januar 1943
117. Jahrgang
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Umfang und Bedeutung des gegenwärtigen Entscheidungskampfes ..Eine Frage auf Leben und Tod"
DNB Mailand, 7 Jan. In einem „Sieg oder Bolschewismus" überschriebenen Artikel zeigt Appeliu, im „Popolo d'Jta- lia" nochmals die zwingende Notwendigkeit auf, alle Kräfte bis aufs äußerste anzuspannen, um nicht nur Eurpopa, sondern die ganze Welt vor dem Bolschewismus zu retten.
Den Krieg gegen das bolschewistische Moskau zu gewinnen, ist für Europa -- so betont Appelius — eine Frage auf Leben und Tod. Dieser Weltkrieg, der so verworren erscheint, ist in Wirklichkeit, geschichtlich gesehen, sehr eiyfach, denn er läßt sich auf die Formel eines tödlichen Kampfes zwischen den traditionellen Zivilisationen und dem Bolschewismus bringen. Wenn der Bolschewismus gewinnen sollte, so hätte die ganze Welt, angefangen bei England und den Vereinigten Staaten, ausgespielt. Unter diesem Gesichtspunkt sind Churchill und Roosevelt die Darlans der Zivilisation.
Auch die Lage Englands und der Vereinigten Staaten war au den Grenzen des Tragbaren angelangt, und beide mußten alles unternehmen, um weitere strategische Erfolge der Dreierpaktmächte und den Zusammenbruch der Sowjets zu verhindern. Nach den Vorstößen von El Alamein und Algerien ist den Engländern und Nordamerikanern der entscheidende Schlag gegen Bizerta nicht geglückt, so daß sie, praktisch gesehen, an der gleichen Stelle wie vorher stehen und eine äußerst exponierte Stellung einnehmen. Auch die Vereinigten Staaten ihrerseits werden alles daran sehen, die Partie zu gewinnen. Das britische Weltreich, das sich von den Dreierpaktmächteu. von den Vereinigten Staaten und vom Bolschewismus bedroht fühlt, steht sich vor die Notwendigkeit gestellt, mit all seinen Energien und all seinen perfiden Möglichkeiten sich M schlagen. um sich sowohl vor seinen Feinden als auch vor seinen Bundesgenossen zu retten.
Aus der kleberzeugung heraus, daß in diesem Kriege entweder die Dreicrpaktmächte oder der Bolschewismus siegt, müssen die europäischen Völker alle geistige und materielle Energie zu- saunnensassen, um die bevorstehende Periode siegreich durchzustehen. Wir müssen — so zeigt Appelius di« Wechselseitigkeit dieses Kampfes auf — den Bolschewismus besiegen, um rms in die Lage zu versetzen, England und die Vereinigten Staaten zu besiegen, und wir müssen die EnEgliinder und die Nordamerikaner schlagen, um nicht in den Klauen der sowjetischen Barbarei zu enden. Sowohl an der sowjetischen als auch an der afrikanischen und mittelmeerliindischen Front kämpfen wir in derechtigter Verteidigung gegen die tödliche Bedrohung des Bolschewismus.
Siegen heißt für uns, alle unsere nationalen Ansprüche verwirklichen, unsere wirtschaftlichen und sozialen Probleme lösen, uns einen ehrenhaften, langen Frieden sichern und eine gemeinsame und individuelle Existenz schaffen, die wert ist, gelebt zu werden. Verlieren würde für uns eine jahrhundertelange stürmische Nacht bedeuten. An den britischen wie amerikanischen Bajonetten weht für uns sowohl wie für sie selbst die Fahne des Bolschewismus. Jede andere Betrachtung dieses Kampfes ist falsch.
Roosevetts Ueberbürokratie
Gigantische Aufblähung der neu geschaffenen Kriegsämter
DNB Rom, 7. Januar. Weite Kreise der USA.-Oefsentlichkeit verfolgen, wie der Amerikaner Ballerini im „Eiornale d'Jtalia" berichtet, mit wachsender Unruhe und Besorgnis die sich immer weiter ausweitende neue Bürokratie, die jetzt neben und über die bisherigen Ministerien getreten ist, sich jedoch in keiner Weise den ihr gestellten Aufgaben gewachsen zeigt. Diese neue, im Krieg gebildete Ueberbürokraiie setze sich aus Elementen zusammen, die, ohne jede Vorbildung oder Tradition, meist von doktrinär-parteipolitischem Geist beseelt, den Aufgaben der Gegenwart fremd gegenüberstehen und jeder Verbindung mit der Wirklichkeit ermangeln.
In Washington allein werden gegenwärtig mehr als eine Million Beamte gezählt, schreibt Ballerini, die zum großen Teil den während des Krieges von Präsidenk-Roose- vclt neu geschaffenen, parallel mit den bisherigen Ministerien lausenden' Dienststellen angehören. Die wichtigsten Entscheidungen werden heute nicht mehr in den früheren Ministerien, den Departements, sondern in den in der .Kriegszeit geschaffenen neuen bürokratischen Organisationen getroffen, an deren Spitze ausschließlich Vertrauensmänner des Präsidenten oder Vertrauensmänner der Großindustrie oder des Großkapitals gesetzt sind. Diese neue gigantische Ueberbürokraiie hält heute alle Fäden in der Hand und ist mit weitgehenden Machtvollkommenheiten auf dem Gebiet der gesamten Wirtschaftskriegfühlung ausgestattct.
Einflußreiche Kreise der amerikanischen Oesfentlichkeit fürchten nun, daß diese bürokratische Elephantiasis nach den Plänen Roosevelts über die Kriegführung hinaus auch in Friedens- zeiten aufrecht erhalten werden sollen, obgleich die schädlichen und störenden Folgen dieser Ueberbllrokratisierung des gesamten Verwaltungsapparates und dieses Nebeneinanderwirkens der mit der gleichen Ausgabe betrauten parallel laufenden Verwaltungsstellen immer deutlicher zutage treten. Präsident Roosevelt ist es bisher, so betont Ballerini, nicht gelungen, ein einheitliches Zusammenwirken der zahllosen neu geschaffenen Dienststellen mit den ans der Friedenszeit her bestehenden amtlichen Ministerien herbeizuführen und damit die von ihm immer wieder prahlerisch angekllndigten gewaltigen Produktionsziffern sicherzustellen. In jedem Fall ist, so betont Ballerini abschließend, bisher allgemein diesseits des Atlantischen Ozeans eine allgemeine lleberschätzung der amerikanischen Produktionsmöglichkeiten vorhanden.
Der deutsche Wehrmachtsbericht
Sowjetische Angriffe im Don- und Kalmiickengebiet abgewiesen
Im Gegenangriff an einer Stelle 20 Sowjetpanzer vernichtet — Im mittleren Frontabschnitt zahlreiche Kampf- stände zerstört — Eingeschlossene bolschewistische Kräftegruppe vor der Vernichtung — Feindliche Kräfte in Tunesien zurückgeworfen DNB Aus dem Flihrerhanntquartier, 7. Januar.
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die Kämpfe im Don- und Kalmückengebiet und im Raum von Stalin grad dauern an. Dabei schlugen deutsche Jnfanterie- und Panzerdivisionen im Zusammenwirken mit starken Verbänden der Luftwaffe und rumänischen Kampffliegern alle Angriffe der Sowjets zurück. 2m Gegenangriff wurden an einer Stelle 20 feindliche Panzer vernichtet.
Stoßtrupps zerstörten im mittleren Frontabschnitt zahlreiche feindliche Kampsstände. Fortgesetzte Angriffe gegen 82eli- kije Luki und südöstlich des Jlmensees wurden abgrwie- sen, Bereitstellungen zum Teil schon durch Artillerrefeuer zerschlagen.
Die Vernichtung einer dort eingeschlossenen feindlichen Kriistc- gruppe steht bevor. I« heftigen Luftkämpsen über dem mittleren und nördlichen Frontabschnitt schossen unsere Jagdslieger «4, Flakartillerie 12 feindliche Flugzeuge ab und verloren selbst nur ein einziges Flugzeug.
Der Nachschubverlehr der Sowjets aus der Eisstraße über den Ladogasee wurde bei Tag und Nacht durch Luftwasse und Artillerie wirksam bekämpft.
In Libyen verstärkte Stoßtrupptätigkeit. Schnelle deutsche Kampfslugzeugc griffen motorisierte Kräfte und einen britische» Flugstützpunkt mit guter Wirkung an.
In Tunesien wurden angreisende feindliche Kräfte im Gegenangriss aus ihren Ausgangsstellungen zurückgeworsen. Der Flugplatz von Vone wurde am Tag und in der Nacht bombardiert, der Feind verlor sechs Flugzeuge.
Im Westen wurden zwei britische Flugzeuge abgeschossen. Kampfflugzeuge griffe« kriegswichtige Anlagen an der englische-: Ostküste an.
Der italienische Wehrmachtsbericht
Die englisch-amerikanischen Flottenstützpunkte in Nordafrika
erfolgreich angegriffen — Feindliches U-Boot versenkt
DNB Rom, 7. Januar. Der italienische Wehrmachtbericht vom Donnerstag hat folgenden Wortlaut:
An der Sy rte front stärkere Ausklärungstätigkeit.
Der Druck überlegener Streitkräfte auf unsere Stützpunkte in der libvscben Wüste aina weiter.
DNB. Algcciras. 7. Januar. Die Wirkung der Angriffe auf Casablanca unter der marokkanischen Bevölkerung ist außerordentlich stark. Die marokkanische Presse befaßt sich noch immer mit diese« Luftangriffen und stellt fest, daß die Lustschutzmaß- nahme» vollkommen ungenügend seien, da in Casablanca vor allem keine Luftschutzkeller vorhanden find. Die Besitzer mehrstöckiger Wohnhäuser werden ausgefordert, ihre Kelle» in Luft- schutzräume zu verwandeln.
Nach wie vor besteht in Marokko der von den nordamcrikani- schen Vesatzungstruppen verhängte Belagerungszustand. Alle öjseirtlichln Veranstaltungen. Umzüge und Versammlungen sind verboten. Die marokkanische Presse hat iv einer erneuten Bekanntmachung auf die Tatsache des Wciterbestehens des Belagerungszustandes hingewiesen. Die Notwendigkeit der erneute« Bekanntmachung des Belagerungszustandes beweist die Unruhe unter der französischen und eingeborenen Bevölkerung.
Die marokkanische Presse veröffentlicht eine Rundfunkansprache von Gencralgouverneur Boisson. Die Kommentare zu dieser Rede sind eindeutig gegen de Gaulle gerichtet und fordern, daß alle Franzosen ihren persönlichen Ehrgeiz zügeln müßten. Die marokkanischen Blätter, vor alle« Dingen die Zeitung „Der Atlas" wenden sich in scharseu Worten gegen die von den nord- amerikanischen Besatzunqsbehördcn verlangte scharfe Pressezensur.
Die Zeitung „Espana" befaßt sich mit der Tätigkeit des britischen Ministers Mac Millan in Algier und meint, er habe eine doppelte Ausgabe, er soll einmal ähnlich wie Murphy, der britische Verbindungsmann zu General Eisenhowex icin und andererseits die Einigkeit zwischen Giraud und de Gaulle herbci- siibren. Die amerikanischen Militärkreise seien lebhaft beunruhigt über die erneute scharfe Stellungnahme de Gaulles gegen französische Persönlichkeiten in Nordafrika wie Nogues, Chatei und Boisson. De Gaulle habe eine provisorische französische Negierung unter seiner Leitung vorgeschlagen. während Giraud dem von de Gaulle vorgcbrachte« Wunsch einer Zusammenkunft zwecks Besprechuna dieses Projektes ansgcwichen sei. Die Zeitung ist der Auffassung, daß der britische Ministe» Mac Millan bei der Haltung Svashingtons in der Nordasrika- srage eine sehr schwierige und undankbare Aufgabe in Algier haben werde.
Feindliche Gegenangriffe, die unter dem Einsatz von Jnjan- terieabteilungen durchgeführt wurden, erzielten in Tunis keinen Erfolg, der Feind wurde über seine Ausgangsstellungen zurückgeworfen.
Verbände unserer Luftwaffe bombardierten die englifch-ameii- kanischen Flottenstützpunkte von Französisch-Nordasrika und vor allem die Anlagen von Bon«, wo in den Zielen heftige Brände hervorgerufen wurden.
Luftangriffe verursachten im Stadtkern von Tunis einigen Schaden. Auch in Cairuan wurden einige arabische Wohnhäuser zerstört. Unter der Bevölkerung gab es Opfer.
Fünf Flugzeuge wurden im Luftkampf von deutschen Jägern abgeschossen, eines von der Flakartillerie.
In den Gewässern von Pantelleria erzielten zwei unserer MAS Treffer auf einem Flugzeug, das brennend abstürzte, und wiesen außerdem den Angriff einiger weiterer Flugzeuge ab.
Eine Einheit unter dem Kommando von Kapitnnleütnant Eaverio Marotta versenkte im zentralen Mittelmeer ei» feindliches U-Boot.
„Das U-Boot. Deutschlands fürchterlichste Waffe-
Neuer Notschrei der „Daily Mail"
DNB Eens, 7. Januar. „Das U-Boot ist Deutschlands fürch- lerlichste Waffe, es kann uns den Sieg rauben", schreibt die „Daily Mail" unter der Ueberschrift „Gefahren auf See" im Leitartikel vom 5. Januar. Gleich von Beginn des Krieges an habe die feindliche U-Bootwaffe Großbritannien daran gehindert, seine Seestreitkräfte in vollem Umfange einznsetzen, sie habe sämtlichen Operationen der Demokratien auf jedem Kriegsschauplatz bestimmte Grenzen gesetzt. In Zukunft obliege der U-Bootwasfe nun die Funktion, England auf die Knie zu zwingen. Zu diesem Zweck konzentriere der Feind alle Kräfte auf den U-Bootbau.
Schon 1942 hätten die Torpedos der U-Boote gewaltige Lücken in den Schiffsbestand gerissen, doch sei zu fürchten, daß sie 1943 alle auf diesem Gebiet aufgestellten Rekorde weit Übertreffen.
Es fehle zwar den Engländern der rechte Vergleichsmatzstab. da Schiffsverluste schon seit Jahren nicht mehr bekannt gegeben würden, doch sei es bezeichnend, wenn gesagt werde, Großbritannien habe tonnagegemätz mehr Schiffe verloren, als es bei Kriegs beginn überhaupt besaß.
Mit Sicherheit wisse man eines, nämlich, daß die U-Boot- gefahr nicht geringer, sondern ständig größer geworden sei, und daß die Deutschen mehr U-Boote bauen, als'die Gegner vernichten. Diese Feststellungen kamen aus berufenem Munde, und zwar vom Premierminister selbst. Weiter wisse man aber auch, daß nur wenige britische Minister in der Oesfentlichkeit heutzutage ihren Mund auftäten, ohne an irgend einer Stelle ihrer Ausführungen vor der U-Bootgefahr zu warnen. Das U-Boot sei daran schuld, daß die Landwirte Großbritanniens im neuen Jahr eine Million Acres umpflügen und die Landwirtschaft zusätzlich eine halbe Million Arbeitskrüfte unbedingt zur Versorgung Englands haben müßte. Das U-Boot sei weiter daran schuld, daß Englands Ernährungslage sich voraussichtlich 1943 weiter verschlechtere und möglicherweise sogar verzweifelt werde.
Sperrstellungen in Tunesten genommen
Nordamerikanische Fallschirmjäger vernichtet
DRV Berlin, 7. Jan. In Tunesien weiteten die deutschen und italienischen Truppen während der ersten Januartagc ihre Stellungen weiter nach Süden und Westen aus. Heftige Regengüsse haben das Kampfgebiet teilweise stark verschlammt, aber das festere Gelände des Atlasgebirges ließ trotzdem erfolgreiche Angriffsbewegungen zu. In dieses Bergland drangen unsere Vorausabteilungen tiefer hinein und warfen den Feind »us seinen Sperrstellungen heraus. Ununterbrochen waren auch unsere Flieger eingesetzt, die im Hinterland des Gegners Nach- lchubeinrrchtungen, Flugplätze und Häfen bombardierten. Wie >>as Oberkommando der Wehrmacht mitteilt, gelang es am 1. Januar einer aus Panzern und Panzergrenadieren bestehenden Kampfgruppe, nach kurzem vorbereitenden Bombenangriff unserer Sturzkampfflugzeuge in wichtige feindliche Stellungen einzndringen, die am Gebirgsausgang «in tief eingeschnittenes Wadi sperrten. Sie warfen den Feind aus seinen Widerstandsnestern heraus, machten 250 Gefangene und besetzte« das tiefgegliederte Verteidigungssystem.
Am folgenden Tage versuchte der Gegner, die verlorenen Stellungen wieder zurückzugewinnen. Er begann seinen Gegenangriff mit starken Kampf- und Jagdflicgerkrästen, die der nachdringenden Infanterie mit Bomben und Bordwaffen den Weg bahnen sollten. Unsere Abwehr trat aber sofort in Aktion. Als der Feind sechs seiner Flugzeuge im Feuer unserer Jäger abstürzen sah, brach er seinen Gegenstoß ab, noch bevor die Erd- 'ruppen in den Kamps eingegrifsen hatten. Auch an anderen Stellen konnten die Achsentruppcn am 2. Januar unter lebhaften Gefechten, bei denen einige feindliche Panzer abgeschos- fen wurden, weiteren Eeländcgewiun erzielen. Ein rasches Ende fand am gleichen Tage das Unternehmen von dreißig n o r d a m c r i k a n i s ch« n Fallschirmjägern, die hinter unserer Front den geregelten Ablauf des Nachfchub- verkehrs stören wollten. Sie war.» bei Nacht abgesprungen und beabsichtigten, eine große Vrück-e im rückwärtigen Front gebiet zu sprengen. Im raschen Zugriff wurden sie aber von deutschen Nachschubeinheitcn gestellt und im Kampf bis au> ,ebn Gskanaen-e vernichtet. Außer Waffen fielen dabei groß:
Nie Lase irr KeanrSMch-Lrovdaftrika
Außerordentlich starke Wirkung der Lustangriffe auf Casablanca Belagerungszustand bleibt weiter bestehen