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Ttörangriss aus westdeutsches Gebiet durch. Die Bevölkerung hatte Verluste. Zwei Flugzeuge wurde» zum Ab­sturz gebracht.

Rach erfolgreiche« Tagesaugrisfen schneller deutscher Kampf­flugzeuge gegen die englische Siidkilste bombardierten deutsche Kampfflugzeuge be? Nacht, in mehreren Wellen angreifend, di« Hafenstadt Hüll, in der ausgedehnte Brände entstanden.

Der italienische Wehrmachtsbericht

Reue feindliche Stellungen in Tunesien besetzt Der Feind verlor zehn Flugzeuge DRB Rom, 4. Januar. Der italienische Wehrmachtbericht vom Montag hat folgenden Wortlaut:

Im Gebiet der Syrte war die Kampftätigkeit durch schlechte üketterverhältnisse behindert. Ein vorgeschobener Flugplatz wurde im gelungenen Nachtangriff von einem unserer Verbände mit Bomben belegt.

In Tunesien konsolidierten italienische und deutsche Ab­teilungen die Erfolge der letzten Tage und besetzten neue Stel­lungen.

Der Feind verlor fünf Flugzeuge im Lustkampf, weitere fünf Flugzeuge wurden durch die Fliegerabwehr von Bodeneinheilen abgeschossen. Eines unserer Jagdflugzeuge ist von seinem Kampf­einsatz nicht an seinen Stützpunkt zurückgekehrt.

Die Verluste der slowakischen Wehrmacht DNV Pretzburg, 2. Januar. Verteidigungsminister General Lat los beschäftigte sich in einer Weihnachtsbotschaft, deren -rext erst jetzt vom slowakischen Pressebüro veröffentlicht wird, mit dem Kampf gegen den Bolschewismus, als dessen Ziel er die Sicherung der moralischen Grundlagen der Zivilisation Europas bezeichnte. General Catlos gab in seiner Rede auch di« Verluste der slowakischen Wehrmacht im Kamps an der Ost­front bekannt. Von den Angehörigen der slowakischen Einheiten fanden 811 den Heldentod, davon erlagen 250 ihren Verwun­dungen. Die Zahl der Gefangenen und Vermissten betrügt 104. Die Zahl der Verwundeten 674, und die der Kranken 442, die Zahl der Invaliden gab Minister Catlos mit 9,'! an. Der Mini­ster schlag seine Ansprache mit der Versicherung, dag der Sieg über den Bolschewismus mit unbedingter Sicherheit kommen werde.

Die Kümpfe im Dongebiet

Mehrere Ortschaften genommen Panzerdivision schoß ihren 1000. Sowjet-Panzer ab Flakverband schlug bolschewistischen Durchbruchsversuch zurück

DNB Berlin, 4. Jan. Nach den beim Oberkommando der Wehrmacht vorliegenden Meldungen standen unsere Truppen am 3. Januar im Dongebiet weiter in schweren Käm­pfen. Die Bolschewisten griffen die deutsche Front an verschie­denen Stellen mit starken Infanterie- und Panzerkräften an, doch trafen sie auf hartnäckigen Widerstand unserer Heeresver­bände. Bereits bei diesen Abwehrkämpfen, in deren. Verlauf u a. Einheiten der Waffen-^ vier Sowjetpanzer vernichteten, hatte der Feind sehr schwere Ausfälle.

Noch erhebliche waren seine Verluste bei örtlichen Vor­stöße«, an denen unser« Panzerverbände besonders beteiligt waren. Die Angriffe richteten sich vor allem gegen Ortschaf­ten, in denen sich feindliche Truppen zu weiteren Angriffen bereitstem«». Als unsere Panzerabteilungen gegen eine dieser Trnppenansammlungen, die etwa 200 Kraftfahrzeuge mit sich führte, vordrangen, traf der Stotz die Sowjets so wirksam, dag mehrere Ortschaften, di« als Sammelpunkte gedient hatten, genommen und die Kolonnen zersprengt wurden. Allein dieser Kampf kostete die Sowjets zehn Geschütze und 19 Panzer. Die hier eingesetzte Panzer-Division vernichtete damit ihren 1000. feindlichen Panzer im Ostfeldzug.

Schwer waren die Verluste der Bolschewisten auch an anderer Stelle dieses Kampfraumes, als unsere Panzerabteilungen den Feind aus mehreren Dörfern herausschlugen und dabei 17 Pan­zer. neun Geschütze sowie zahlreiche andere Waffen vernichteten.

Die Luftwaffe unterstützte trotz der ungünstigen Wet­terlage in diesem Abschnitt erfolgreich die Kämpf« der Erd­truppen. Starker Bodennebel zwang die deutschen Kampfflie­ger vielfach, zu Tiefangriffen überzugehen. In geringer Höhe flogen sie in geschlossenen Verbänden über die feindlichen Stel­lungen. Einige schon beim Anflug erkannte Panzeransamm­lungen und Flakbatterien wurden mit Bomben eingedeckt. Zwei schwere Panzerkampfwagen blieben durch Volltreffer ver­nichtet liegen. Die nach oben offenen geschanzten Feldstellungen boten den Sowjets keinerlei Schutz gegen das Bordwaffenfeuer unserer Flieger, das den Erabenbesatzungen hohe Verluste zu- iügte. Eine zurückgehende sowjetische Infanteriekolonne erlitt durch einen überraschend angesetzten Tiefangriff deutscher Kampf­flugzeug vom Muster Ju 88 schweren Schaden. Sturzkampfflug­zeuge bekämpften feindliche Truppenansammlungen, wobei eine Batterie durch mehrere Bomben gefechtsunfähig gemacht wurde. Deutsche Schlacht-Fliegerstaffeln hatten schon am Tage vorher «inen von zehn Panzern unterstützten, in Regimentsstärke durchgeführten Jnfanterieangriff der Sowjets noch vor Errei­chen der deutschen Stellungen zerschlagen. Sie griffen auck am 3, Januar bis in die Dämmerung hinein feindliche Truppen in ihren Bereitstellungen an. Der Transportverkehr auf der Strecke Astrachan- Baskuntschak wurde von unseren Kampfflug­zeugen mit guter Wirkung bekämpft.

Bei den Äbwehrkämpfen der letzten Tage hielten Einhei­ten der Flakartillerie der Luftwaffe ihre Stellungen gegen bolschewistische Angriffe, die mit überlegenen Kräften geführt wurden. Ein in breiter Front vorgetragener Durch­bruchsversuch bolschewistischer Panzer und Infanterie wurde von den" Geschützen eines Flakkampfverbandes im Vorgelände der eigenen Stellungen vollständig zerschlagen. Dabei verloren die Sowjets innerhalb einer Stunde 16 Panzerkamvfwagen, dar­unter acht 34-Tonner, die brennend und kampfunfähig, zum Teil nur wenige Meter vor den deutschen Verteidigungsanla­gen liegen blieben.

Die Ostfront meldet:

Vorstöße westlich Kaluga und im Raum Toropez DRB Berlin, 4. Januar. Ueber die Kümpfe am 2. Januar im mittleren und nördlichen Abschnitt der Ostfront liegen folgende Meldungen vor: Im Kampfgebiet westlich Kaluga -stürmten deutsche Stotztruppen ausgedehnte Stel­lungen, mit denen der Feind eine Ortschaft zum Stützpunkt aus- gebaut hatte. I« harten Kämpfen zerbrachen ste den Widerstand der Bolschewisten und zerstörten 55 Kampfstände und 40 Wohn­bunker. Allein am Brennpunkt de» Kampfes verloren die Bol­schewisten mehr als 200 Tote, zahlreiche Gefangene, darunter drei Offiziere, und 18 Maschinengewehre. I» vier Gegenstößen versuchten die Sowjet«, «nsere Truppen wieder zuriickzuwerfen. Alle diese mit besonderer Erbitterung geführte» Angriffe wur­den jedoch in schweren Nahkämpfe» abgeschlagen.

Auch im Raum um Terepez nahmen unser« Truppen in harten Kämpfen mehrere feindliche Stellungen. Obwohl di« Bol» Ahewisten in diesem Au.-.r'.'ffilreften Häuiergruppe«, Waldstück«

_Nag older TagblattDer Gesellschafter« _

und Höhenzüge zu starken Stellungen ausgebaut hatten, konnten unsere Grenadiere die Kampfanlagen nehmen und die feindlichen Besatzungen vernichten. Versuche des Feindes, die verlorenen Gräben zurückzugewinnen, schlugen fehl. An anderer Stelle dieses Frontabschnitts scheiterten vordringende bolschewistische Panzer an der Unerschrockenheit eines Obergefreiten, der mit seiner Panzerabwehrkanone aus nächster Nähe innerhalb 12 Minuten fünf feindliche Panzerkampfwagen abschos; und dadurch cntschei- dend zum Erfolg der Abwehrkämpfe beitrug.

Weitere fünf Panzer verloren die Bolschewisten, als sie am 3. Januar erneut mit starken Infanterie- und Panzerkräften unseren Stützpunkt We litt je Luki von drei Seiten an- griffen. Die wiederholten Vorstöße scheiterten unter schweren Verlusten für die Angreifer am heldenhaften Widerstand der deutschen Besatzung.

Auch südöstlich des Jlmensees setzten die Sowjets ihre Angriffe fort. Trotz sehr starken Panzereinsatzes gelang es ihnen nur an einzelnen Stetten, kleinere örtliche Einbrüche in die deutschen Stellungen zu erzielen. Durch sofortige Gegenstöße wurden die eingebrochenen Bolschewisten eingeschlossen und auf­gerieben. Bei der Vernichtung dieser Stotzgruppen wurden an einer Stelle allein 21 Panzer außer Gefecht gesetzt und 350 Bol- schewisten getötet. Insgesamt verlor der Feind bei den Abwehr­kämpfen des 2. Januar am Jlmensee 26 Panzer, viele Gefan­gene und große Mengen an Infanteriewaffen.

Erstürmung eines Sow*eidor?es

Erfolgreiche Gegenangriffe unserer Truppen werfen den Feind am Don zurück

Von Kriegsberichter Paul Hansland

DNB . . ., 4. Januar. (PK.) Um 10.45 Uhr Angriff auf den Nordteil eines- mehrere Kilometer langen Sowjetdorfes. In hartem Gegenstoß ist am zweiten Weihnachtsfeiertag dieser Ort bis zur Hälfte gegen eine überlegene Angriffskraft der Bolsche­wisten genommen worden. Die Trümmer zerstörter Panzer und Pak-Geschütze decken die Vormarschwege unserer Straße, zeigen die Härte des Kampfes, den hier unser Flak-Kampstrupp unter Führung von Hauptmann D. im Verbände mit den Panzer­grenadieren durchgestanden hat.

Und wieder stehen an diesem Morgen die schweren Flak­geschütze bereit, um den Sturm der Panzergrenadiere wirksam zu unterstützen. Seit Tagen haben die Sowjets größere Verstärkungen in den Nordteil des Dorfes gebracht. Sie müssen zerschlagen werden, bevor sie überhaupt zum Angriff antreten können. Hauptmann D., der auch diesmal wieder in engster Fühlung mit der Panzerdivision den Einsatz seines Kampftrupps bestimmt hat, gibt seine letzten Befehle. Wenige Minuten vor Beginn des geplanten Angriffs gehen die schweren 8,8-Zenti- meter-Eeschütze unter der Feuerleitung von Hauptmann F., in Stellung. Unsere 2-Zentimeter-Flak auf Selbstfahrlafetten rat­tert los. Sturmgeschütze sind voraus. Dann bricht die Hölle über die Bolschewisten herein. Verbissen setzen sie sich zur Wehr. Plötz­lich verwandeln sich diese ärmlichen Dorskaten in zäheste Wider­standsnester. Panzerbüchsen und Pakgeschütze versuchen, unsere Sturmgeschütze anfzuhalten. Nur ein- bis zweimal kommen sie zum Schuß, dann reißt eine 8,8-Zentimeter-Granate Bedienung und Geschütz des Feindes in Fetzen.

Aus einer Häuserreihe in einiger Entfernung versuchen die Sowjets, ein Geschütz in Stellung zu bringen. Zu spät! In Sekundenschnelle hat unser K. 1 das Rohr herumgeschwentt. Feuer frei!" brüllt Leutnant M., und schon fetzen die Granaten in das erkannte Ziel. Keinen Schuß hat das feindliche Geschütz abgeben können. Heber den Köpfen der will, fliehenden Sowjets krepieren die Granaten der schweren Flat. Jeder Schuß reißt gewaltige Lücken in die Massen der sowjetischen Artillerie, die nach Norden zu entkommen versucht.

Wir rattern weiter durch die Dorfsiraße entlang, springen ab, liegen hinter unserer Lafette, feuern - und weiter geht es, dem fliehenden Gegner nach Verzweifelt versucht er sich zu wehren. Unsere Panzergrenadiere rönnen ausrüumen. finden kaum noch nennenswerten Widerstand. Die Dorfstraße, die Höhe rechts und die schilfgraue Sumpf links sind besät von gefallenen Sowjets. Wir jagen bis zum Nordausgang des Dorfes, können von hier aus die Reste der fliehenden Bolschewisten unter Feuer nehmen.

Plötzlich sehen wir rechts einen Panieschlttic». Für einen

Dienstag, de» s. Januar 1343

Augenblick stutzen die Sowjets, die daraus sitzen, dann greffen sie zur Maschinenpistole: Um Haaresbreite Hütten sie uns er­wischt, aber unsere Männer des Flak-Kampfirupps sind schneller. In Sekunden ist auch dieser Widerstand gebrochen.

Nur zwei Stunden hat der Kampf um den Nordteil des Dor­fes gedauert. Wir fahren zurück, an den Trümmern vernichteter Sowjetgeschütze, an brennenden und dem wilden Durcheinander der vielen Ausrüstungsgegenstände, die von^den Bolschewisten rn fliehender Hast weggeworfen worden sind, vorbei. Zwei sowjetische Kompanien, Geschütze und Trosse sind in dieseni zweistündigen harten Kampfe vernichtet worden. Wieder hatten die Männer des Flak-Kampftrupps durch ihren Einsatz einen großen Anteil an diesem Eriolg.

Curl in sieht schwarz für 1943

Schwere Schatten, die auf der Zukunft lasten"

DNB Genf, 3. Januar. Besondere Bedeutung mißt man in Australien einem Appell des australischen Premierministers Lnrtin bei, in dem dieser sich uni weitere militärische Unter- siützung an die USA. wandte, meidet derDaily Telegraph"- Korrespondenk aus Sidney. Curtin habe dabet u. a. erliürt, man dürfe nicht solange warten, bis es Japan gelinge, seine Gewinne militärisch so zu sichern, daß inan sie nicht inehr zurück- erobern kann. Gegenwärtig sei Japan in der Lage, nicht nur ;eine Offenst»-, sondern auch seine Desensivkräfte zu vergrößern und zu verstärken.

Im Gegensatz dazu müßten die Engländer und Rordameri- taner an der Front im Pazifik wertvolle Unterstützung vermissen. Zu Beginn des neuen Jahres könne deshalb die australische Regierung nichts Hoffnungsvolles, sondern nurschwere Schat- reii, die aus der Zukunft lasteten", seststellen. Der Weg, den man zu gehen habe, werde immer härter, während der Krieg im Pazifik sich seinem entscheidenden Stadium nähere.

Feindliche Lufibasis auf Neuguinea zerstört

Tokio, 4. Januar. (Oad.) Das Kaiserliche Hauptquartier gibt nur Montag nachmittag bekannt, daß japanische Luscstreitkräfte am 30. und 31. Dezember die kürzlich errichtete feindliche Luft­basis Nierauke im Südieil des früheren Hollündisch-Reu- guinea vollkommen zerstörten. Andere Streitkräste der japa­nischen Marine wiesen zwischen dem 31. Dezember und 2. Januar kindliche Luftangriffe von mehr als 50 Flugzeugen auf Munda, Raban! und andere Stützpunkte der Salomoninseln ab. Am An­griff gegen Munda waren über 30 Flugzeuge beteiligt, von denen sechs abgeschossen wurden. Bei Angriffen auf die von den Japanern besetzten Aleuteninseln wurden im^Lustkampf fünf feindliche Flugzeuge und durch Flak ein weiteres Flugzeug ab- geschossen. Am 28. Dezember schoß ein japanischer Jäger in der Nähe der Insel Choiseul 200 Kilometer vor der Insel Bougin- ville (Salomongebiet) ein viermotoriges USA.-Bombensiugzeug nach kurzem Luftgefecht ab.

Ritterkreuz für einen Stuttgarter

(DNB) Der Führer ckerlieh auf Vorschlag des Oberbefehls­habers der Luftwaffe, Reichsmarjchall Göring, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberleutnant E ö tz, Flugzeugführer in einem Jagdgeschwader.

Oberleutnant Hans Götz wurde am 2. Juni 1919 als Sohn eines Vermessungsrates, der zur Zeit als Major im aktiven Wehrdienst steht, in Stuttgart geboren. Er hat als Jagd­flieger an der Ostfront 48 Lnftsiege errungen und fügte außer­dem in zahlreichen Jagdbomberangriffen mit Bomben und Bord­waffen dem Gegner empfindlichen Schaden zu. Auch bei vielen Begleitschutzausträgen für Kampsverbände bewies er vorbildliche Einsatzbereitschaft.

SA.-Obergruppenführer Marxer gefalle»

DNB Berlin, 4. Januar. Am 12. Dezember 1942 ist in den harten Kämpfen bei Rschew Hauptmann d. R. Otto Marxer, Obergruppenführer z. V. bei der Obersten SA.-Führung, ge­fallen. Er hatte bereits am ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwil­liger teilgenommen und neben anderen Tapferkeitsauszeich­nungen ds E.K. I erworben Auch im gegenwärtigen Feldzuge bewies Hauptmann Marxer außerordentliche Tapferkeit und vorbildliche Führereigenschaften, die in der Verleihung der Spangen zu den beiden Eisernen Kreuzen ihre Anerkennung tanden.

Rrmd um Murmansk

In den Wehrmachtsberichten taucht nach kurzen Zwischen­räumen immer wieder der Name Murmansk auf. Meist haben dann die im hohen Norden stationierten Bombengeschwader einen Angriff auf die Verladeeinrichtungen, Docks und Maga­zine dieses Hafens unternommen oder die Schienen der nach Süden führenden Eisenbahn zerschlagen. Manches von den Schiffen, die zwischen Neufundland und Island versenkt wur­den, hatte Kurs nach Murmansk, und die oberhalb des Nord- kaps torpedierten Frachter waren fast ohne Ausnahme dorthin bestimmt. Besonders um diese Jahreszeit ist Murmansk für die Sowjets ein Hoffnungshafen, denn Archangelsk fällt völlig aus, weil es volle 190 Tage von den 365 Tagen des Jahres durch Eis blockiert ist. Die warm« Meeresströmung, die an der Murman-Kiiste vorbeistreicht, dringt nicht in das Weiße Meer ein, und weil Archangelsk etwa 500 Kilometer unterhalb der Murman-Küste in der äußersten östlichsten Ecke des Weißen Meeres liegt, läßt sich auch durch Eisbrecher kaum eine Fahr­rinne offenhalten. Murmansk aber, das im direkten Be­reich der warmen Strömung angelegt ist, bleibt das ganze Jahr eisfrei und ist der einzige Hafen der Sowjets am Eismeer, also an einem offenen Meer. Darin liegt die Bedeu­tung von Murmansk für den Nachschub. Zwar versuchen die Sowjets, auch über die Route Persischer GolfIranKaspi- se« Kriegsmaterial heranzuschaffen, aber die Tonnageleistungen dieser Verbindung fallen wegen der Läng« des Weges, wegen der mehrfachen Umlade-Notwendigkeit und wegen des schlech­ten Zustandes der Verkehrsmittel nicht ins Gewicht. Murmansk bleibt die wichtigste Ausgangsstation für englisch-amerikanische Hilfssendungen, und deshalb ist es auch ganz klar, daß unsere Flieger ein aufmerksames Auge für jede Bewegung haben, die sich dort vollzieht.

Stalin profitiert vom Zarismus, den er sonst in Grund und Boden verdammt. Bis zum Weltkrieg hatte Rußland von dem guten eisfreien Hafen an der Eismeerküste nie Gebrauch ge­macht Die Kola-Halbinsel war von de» wirtschaftlichen und politischen Zentren des russische» Reiches durch riesige Wald- und Sumpfgebiete und Gebirgszüge abgetrennt. Die Verbin­dung wurde im Sommer auf dem Seewege über Archanelst aufrechterhalten. Im Winter, wenn die Sümpfe und Seen zu- gesroren waren, gab es nur einen spärlichen Verkehr auf den Renntierschlitten von Petroskoi, der Hauptstadt des heutigen Ostkarelten, «ach Kola herauf. Die Stadt Murmansk wurde überhaupt erst im Jahre 1915 gegründet, als sich die Notwen­digkeit ergab, den englischen und französischen Güterverkehr mit Rußland auch im Winter aufrechtzuerhalte». Damals be­gann .der Va» einer Bahnlinie von Petersburg zum Eismeer. Die tragische Geschichte der österreichischen und deutschen Kriegs­

gefangenen, die bei dieser Arbeit an Skorbut, an schlechter Be­handlung und an den Unbilden der Witterung elendig starben, ist so bekannt, daß ihre schrecklichen Einzelheiten nicht noch einmal erzählt zu werden brauchen,' über 40 000 Gräber säum- ten die 1500 Kilometer lange Strecke der Murman-Vahn.

Nach dem Weltkrieg schien es so, als ob Murmansk wieder . verfallen sollte, denn Archangelsk meldete seine alten Rechte an. Dann wurden auf Kola reiche Bodenschätze entdeckt. Die Sow- jets witterten ein großes Geschäftsie schleppten Sträflinge heran in der Hauptsache waren es Bauern, die sich gegen die Kollektivierung aufgelehnt hatten. um aus der einglei­sigen Bahn eine zweigleisige zu machen. Wieder gingen Zehn­tausend« der Zwangsarbeiter zu Grunde, und die anteilige Zahl der Wolgadeutschen und ukrainedcutschen Bauern war be­sonders groß. Daß es auch ohne Menschenopfer möglich ist, einen Verkehrsweg zu erschließen, bewiesen die Finnen, die zur gleichen Zeit ihre Eismeerstraße zum Petsamo-Fjori» (der nur durch die Motowski-Bucht von Murmansk getrennt ist) bauten und dabei auch sehr schwere Sümpfe und Höhenzüqe überwinden mußten. Sie siedelten längs der Straße altgediente Soldaten auf Bauernhöfen an und erschlossen so ein nenes Wirtschaftsgebiet jenseits des Polarkreises.

Die Bolschewisten begannen schon u,si das Jahr 1930. Rur- mansk und die Murman-Bahn nur unter dem militärische» Ge- sichtswinkel zu betrachten. Sie schoben Stichbahnen nach We- sten, um die Eroberung Finnlands vorzubereiten,' sie verleg­ten Truppen, Kriegslnateriial und Rüstungsfabriken in den Bezirk von Murmansk und vernachlässigten dabei völlig di« ursprünglichen Pläne des Abbaues der Kola-Rohstoffe. Zwei Zahlen beweisen das: trotz aller mit großer Reklame anar- kllndigten Planjahrfünste betrug der Murmansk-Anteil am Sowjethandel im Durchschnitt der letzten Jahre nur 2 Prozent (in der Hauptsache Holz aus Ostkarelien), während Archangttft fast 18 Prozent der Ausfuhr vermittelte.

Vor Murmansk, nach der Leeseite, liegt Alexandrowfk, eine oft genannte Industriestadt. Ganz in der Nähe, an der finnisch-sowjetischen Grenze, biegt die auf einem schmalen Sor­te! klobig ins Meer vorspriegende F i sch e r h al b i n se l nett ihrer Landmasfe nach Osten um und bildet eine schmale Bucht, in der schon mehrfach sowjetische Kriegsschiffe entdeckt ««» bombardiert wurden. Nach Süden geht die Murmanbahn über die Stationen Kola und Jmandra-Osero zum Knotenpunkt Kandalakffcha, der ebenfalls aus den Wehrmachtsbertch- ten bekannt geworden ist. Von dort geht der Eisenbahn-Haupt- trakt neben dem Stalinkanal zum Onega- und Ladogasee, wH- rend westwärts eine wichtige Zweigbahn zur finnische Grenze führt. Kurz v«r der Endstation liegt die SrenzstM Salla, di« im «orige« Jahre nach erbitterten Kämpfe« »an Linnen erobert »«rtze.

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