8. T«itr Nr. 2S8

Nagolder Tagblatt »De» Vesellschafter

Samstag, den 14. November 1842

Fciertagsgeld sür Heimarbeiter

Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz hat die Be­stimmungen über das Feiertagsgeld für Heimarbeiter neu ge­regelt. Danach wird das den Heimarbeitern und Hausgewerbe­treibenden für den ersten und zweiten Weihnachtsseiertag den Neujahrstag und den 1. Mai. für den Oster- und Pfingstmontag zu zahlende Feierlagsgeld auf zwei Drittel vom Hundert der in einem Zeitraum von sechs Monaten an die Heimarbeiter aus- gezahlten reinen Arbeitsentgelts ohne die Unkostenzuschläge er­höht

Wann wird ein Hund gefährlich

Nur gute Hundetenner wissen, wann der Hund dem Menschen gefährlich wird. Wenn ein Hund einem Fremden bellend mit erhobenem Kopfe entgegenkommt, ist es durchaus kein Zeichen, das; er ihm feindlich gesinnt ist. Denn wäre dies der Fall, so würde er seinen Kopf anders halten, das heistt, ihm seine Kehle nicht ungeschützt preisgeben. Wenn sich der Hund dem Menschen aber knurrend, mit steif gehaltenem Schweif und mit gesenktem Kopf also mit geschützter Kehle nähert, ist die Sache schon bedenklicher. Dann ist es das sicherste, bewegungslos, die Hand «n die Brust gepresst, stehen zu bleiben. Wer sich so verhält, wird von einem Hund kaum angegriffen werden. Macht man dagegen drohende Handbewegungen oder gar den Versuch, davon- zulaufcn so reizt das den Hund derart, datz er zugleich zum Angriff übergeht.

Britische Anekdoten, gesammelt von Karl Werds

NSKEngland", so schreibt der schottische Schriftsteller A. G. MacDonell,ist das Land der Illusionen. Da ist zunächst einmal die Illusion der Unübertrefflichkeit. Der Mann auf der Straße und der Gentleman in den Klubs von St. James fassen sie in einem einzigen Satz zusammenen?Wir pflegen uns nicht zu rühmen, wir Engländer, aber, hol mich der Teufel, Sir, jeder Ausländer gibt zu, daß wir das großartigste Volk der Welt sind." Sodann ist da die Illusion der Reinlichkeit. Wir alle wissen, daß außer dem Engländer kein Mensch auf der Welt sich jemals wäscht. Diese Illusion wurde während der Napolconischen Kriege <n aller Eile als Futter für die damalige Propagandamaschine erfunden^ denn die Oligarchie, die damals England beherrschte, vernahm mit Entsetzen, daß Bouaparte nicht weniger als drei­mal täglich heiß zu baden pflegte. Da nun der Mann wir -wissen das von einem so erlauchten Kenner wie dem Herzog von Wellington höchstselbst kein Gentleman war, so war cs notwendig, gegen diese peinlichen Reinlichkeitsgewohnheiten des Korsen ein. propagandistisches Gegengewicht zu schaffen."

Mit lauter fremden Federn

"-"Der englische Politiker Richard Eobden, der im 19. Jahr­hundert eine bedeutsame Rolle spielte, hat einmal die innere und äußere Lebensführung des echten Briten mit unhöflicher Deutlichkeit gekennzeichnet:

-Ein französischer Koch bereitet ihm das Dinner, für das sein schweizerischer Kammerdiener ihn angekleidet hat. Seine Weine sind vom Rhein, vom Ebro, von der Earonne und von der Rhone. Seine Ziergewächse und Blumen stammen aus Asien, sein Tabak aus Amerika, sein Lieblingspserd aus .Arabien, sein Hund vom St. Bernhard. Seine Gemälde hat er sich in Italien und den Niederlanden zusammengekauft. In seinen Museen sind Trümmer alter griechischer und ägyptischer Kunstwerke gesam­melt. Die Perlen in Myladys Schmuck sind nicht in englischen Austern, die Federn auf ihrem Hut sind auf exotischen Vögeln gewachsen. Für seinen Kunstgenuß sorgen französische Komödian­ten, italienische Sänger, deutsche Komponisten und Virtuosen. Seine Bildung ist das Ergebnis erzwungener Anleihen, sein Geist eine exotische Komposition. Seine Religion stammt aus dem Orient, seine Philosophie aus Hellas und Rom. alle seine Künste aus allen Weltgegenden. Selbst, der Marmor aus seinem Grabe ist aus dem Auslande eingesiihrt."

Der Himmel greift ein

Es war einmal, so berichtet uns ein treuherziger Chronist, in London ein Mann, der in Schulden geraten war und von seinen Gläubigern in Schutzhaft gesetzt werden sollte. Der Haft­befehl konnte aber nicht vollstreikt weiden, denn der Mann ver­ließ von diesem Tage an sein Haus nicht mehr, und da war er nach geltendem Recht vor solchem Zugriff sicher, weil ja be­kanntlich das Haus des Engländers seine Burg ist. Nun hatte der Mann einen Freund, den er liebte und dem er ganz ver­traute. Dieser Freund ließ sich von den Gläubigern kaufen und verpflichtete sich, den Mann aus dem Schutz des Hauses zu locken. Das machte er so, daß er am Hellen Tage unter den Fenstern des anderen auf einen Schemel stieg, einen Strick über den Ast.eines Baumes warf und sich eine Schlinge um den Hals legte/ ganz so, als wollte er sich erhängen. Der Mann sah es vom Fenster aus und stürzte hinaus, um den Freund zu retten. Da nuirzpackten ihn die wartenden Häscher des Schuldgerichts und schleppten ihn hinweg.

Der so schmählich Betrogene sah sich noch einmal nach dem Verräter um, der auf seinem Schemel stand und höhnisch grinste. War es Gottes Hand, die ihn in diesem Augenblick ergriff und vom Schemel stieß? Der Verhaftete sah, daß der andere mit einem jäh erstickten Aufschrei ausglitt und ohne Rechtsspruch und Henker von der eigenen Schlinge gerichtet wurde.

Sumo«

Zn diesem Fall nicht

Wenn man in der Eisenbahn zu sechst auf einer Bank sitzt, braucht man freundliche Backen. Meine beiden Gegenüber haben den richtigen Ton gefunden.

Aergern S' Ihnen net. Herr Nachbar, aber Sie sitzen auf auf meinem Hut!"

Der anders antwortete friedlich:Warum soll i mi da ärgern? Aergern möcht i mir. wann i auf meinem Hut sitzen mücht!"

Der Nußknacker

Der Vater nahm sich den Jungen vor.Hast du die Nüsse ge­gessen?" Der Kleine schwieg.Wenn du es gestehst, bekommst du keine Strafe."Za. Vater."Na also! Und womit hast du sie aufgeklopft?"Mit deiner Taschenuhr. Varer".

Bon der Stuttgarter Straßenbahn

An der Schwabstraße sollte wohl der zweite Anhänger abge­hängt werden: da sagte die Schaffnerin:I glaub, i mueß mein Hentere abhänqe!"

Der kleine Philosoph

Dis Mutter hatte eine lockere Hand. Peter, der Kleine, bekam sie oft zu spüren.Zch möchte so gern ein Teppich sein. Mutter!"

Ein Teppich. Peter?" -Za. der darf nur bis neun Uhr früh geklopft werden".

Kindlich:- Erläuterung

Der kleine Walter wird gefragt, ob er wisse, was eine Braut sei. Nach einigem Ueberleqen antwortete er: Eine Braut ist eine Frau, die noch keinen Mann hat. aber schon einen weiß.

Die Störung

Otto und Ottilie sitzen im Konzert. Otto starrte wütend auf einen Damenhut vor sich. Die Dame wendet sich um:Stört Sie mein Hut?" Otto nickt:Und ob! Seitdem meine Frau ihn gesehen hat. will sic auch so einen!"

Zurück in die frühere Heimat

In einem kleinen Ort bei Solingen erhielt ein neugeborener Säugling folgendes amtliches Schreiben:

An Herrn Helmut Meier. Laut Mitteilung des Einwohner­meldeamtes sind Sie von auswärts kommend hier zugezogen. Ihrer Anmeldung steht nichts entgegen. Zch mache Sie jedoch ausdrücklich darauf aufmerksam, daß Zhnen eine Wohnung in der Gemeinde nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Woh­nungsansprüche müssen Sie in Zhrer früheren Heimat geltend machen

Kennzeichnung.°-Aehelsslieferwagen

Nach der Anordnung des Herrn Reichsoerkehrsministers vom In. Oktober 1942 RVkVI. 8 S. 163 sind alle Be­helfslieferwagen auf der dem Lenkrad entgegengesetzten Seite der Windschutzscheibe durch die Buchstaben6I.VV" kenntlich zu machen.

Die Buchstaben sind in schwarzer Blockschrift auf weißem Grund anzubringen und sollen 10 cm. hoch sein. Zur Anbrin­gung ist der Halter des Fahrzeugs bis spätestens 1. Dezember 1842 verpflichtet. Die Kennzeichnung bedarf keiner Abstempelung durch die Zulassungsstelle.

Als Behelfslieferwagen i. S. obiger Anordnung gelten: s) Personenkraftwagen, die bereits mit der AufschriftBe- helfsliekerwagen" bezeichnet

d) Personenkraftwagen mit Anhänger, die mit dem roten Win­kel versehen, sowie

cf Personenkraftwagen mit Anhänger, die mit einer Sonder­genehmigung ausgestattet sind.

Die vorschriftsmäßige Kennzeichnung ist in dem Antrag auf Zuteilung von Treibstoff für den Monat Dezember 1942 von der für den Standort des Fahrzeugs zuständigen Ortspolizei­behörde zu bestätigen. Anträge ohne ortspolizeiliche Bestäti­gung werden nicht bearbeitet.

Calw, den 3. November 1942. Der Landrat.

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