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Der 9. November
Die Männer, die am 9. Laoeinber 1923 vor der Feldherrn. Halle in Münchens,»ihr Leben Hingaben, waren im wahrsten Sinne des Wortes ^Wegbereiter ei«« neuen Zeit. Sie kämpf- ten und starben, weil ste den Glauben an die deutsche Zukunft Mr alleinigen Richtschnur ihres Handelns gemacht hatten. Sie sahen die furchtbare« wirtschaftlichen Zerrüttungen, die dem Diktat von Versailles folgten, sie sahen den Wirrwarr der Parteien, die keinen Ausweg aus dem politischen Labyrinth fanden, sie sahen die Agenten Lenins und Stalins, die den Spaltpilz des Bolschewismus »ach Deutschland trugen, sie sahen das grausamftt Elend — und gaben dennoch den Kampf nicht auf; sie stemmten sich mit dem Führer gegen die Lawine der Siegerwillkür und der Niedertracht, die unser Volk zu verschütten drohten. Sie waren die Hüter der deutschen Ehre; ihr Tod war die Saat, aus der ei» neues Reich erwuchs.
Sie schiefen fast z^n Jahre in ihren Gräbern, ehe das ganze Volk den Sin» ihres ^Opfers ersetzte; dann aber, nach dem historischen Januar 1933, wurde ihr Glaube zum Glauben aller Deutsche«. Au» ihre» Geist entstand der unbedingte Kampfeswille, der heute jede» «nzelueu deutsche« Soldaten beseelt; «us ihre» Geist entstand ober aus bas unbeugsame Pflicht- bewutztsein, das jeden deutschen Menschen in der Heimat zum Kämpfer für die ganze Ratio» gemacht hat. Die Nachwelt wirble Helden des Marsches von München nie vergessen, denn st« waren, geschichtlich gesehen, die Kampfspitze des grotzdeutscheu Marsches m eine glorreiche Zukunft
Der 9. November ^1923 ist ein Bindeglied zwischen den beiden Weltkriegen, Die deutschen Soldaten, die am Ende -es ^vierjährigen Ringens unbesiegt die Waffen aus der Hand gaben), waren um die Früchte ihres Kampfes betrogen wor« 'den; über die MMonenschar der Gefallenen senkte sich der »Nebel des Vergessen«. Die Weltgeschichte hatte seit Versailles »ihre» Sinn verloren, und es ist kein Zufall, daß eine kleine Schar von Wektkriegskämpfern fünf Jahre nach dem unseligen 9. Rmrember 1918 zum Äurm antrat, um das Recht an die Stelle des Unrechts zu setzen. Sie schlugen mit ihrem Tod die 'Drücke zwischen de» Väter», die im ersten Krieg sielen, und den Söhnen, die in unserer Zeit das Werk der deutschen Grütze vollenden. So umHaFe« wir auch die Gefallenen der beiden Kriege und die KSnrpfer, die vor der Feldherrnhalle von den Kugeln getroffen wurden, mit dem gleichen liebreiche« Gedenken, weil sie mit ihrem Leben das Höchste gaben, das ei» Mensch seinem Volke geben kann.
Mehr als jemals erfüllt uns heute die Erkenntnis, datz a» allen Fronten dieses Krieges in allen deutschen Kämpfern der Wille lebt, dem deutschen Volk einen gesicherten Lebensraum zu schaffen, in dem es Frieden, Arbeit, Brot und Freude haben soll. In der Tatsache, daß sich Plutokratismus und Bolschewis- mus auf einer Linie zufammengefunden haben, liegt der best« Beweis für die menschheitsfeindliche Tendenz, die beiden Syste- me» innewohnt. Die jungen Völker der Erde, die sich in dem Streben noch Aufba», Zucht und Ordnung gegen die Versklavung durch den westlichen Imperialismus und den östlichen Terror der Tscheka stemmen, haben das heilige Recht aus ihrer Seit«. Die Opfer, die der Kampf an den Fronten forderte, fielen an einem Wendepunkt der Weltgeschichte; die Opfer aber, bis von den Bombe« der gegnerischen Luftpiraten erschlagen wurden, zeuge« noch «ach ihrem Tade für die teuflisch Gesinnung der Regierungen von London, Moskau und Washington, ine den Mord an unschuNügen Frauen und Kindern mit verlogenen Heilsbotschaften und Weltbeglückungsphrasen zu umkleiden versuchen.
Wir gedenken am Jahrestag des Marsches zur Feldherrn Halle der tapferen Männer, deren Opfermut in einer Zeit des inneren Zerfalls unser Volk zur Selbstbesinnung und zu einem neuen Aufstieg führte, und mit der gleichen stolzen Trauer senken wir die Fahnen vor den Gräbern all derer, die auf den Schlachtfeldern und in der Heimat ihr Blut für Deutschlands Größe Hingaben. Aus ihrem Tod erwächst uns die Ehrenpflicht, mit doppelter Kraft dem großen Ziel des Sieges entgegen)», streben.
Wirtschaft im Kriege
England brach den Krieg frevlevisch vom Zaune, weil es in de» Wirtschaftsanschauungen des nationalsozialistischen Deutschlands die grötzte Gefahr für sein System der freien Weltwirtschaft sah. Die gegenseitigen Handelsabkommen Deutschlands durchbrachen das System der sogenannten freien Marktwirtschaft, deren Zentrum sowohl als Kapital-, als auch Warenmarkt England bildete, dessen Weltherrschaftsstellung darauf) begründet war. Für die freie Weltwirtschaft zog also Englands in den Krieg. Und was erleben wir heute? Wenn in den Debatten um die zukünftige Eestaltunng der Wirtschaft nach dem Kriege tue Vereinigten Staaten erklären, das Prinzip der freie» Marktwirtschaft aus der Grundlage der Goldwährung müsse wieder eingeführt werden, dann erhebt sich gegen diese doch eigentlich ursprünglich englische Parole ausgerechnet von enosiischer Seite her Widerspruch. England betont heute, es mütze die Weltwirtschaft der Zukunft eine gelenkte Wirtschaft sein, da der angeblich freie Zugang zu den Rohstoffmärkten ja davon abhängig sei, datz jedes Land auch das Geld bzw. das Gold besitze, um dort zu kaufen. Man sieht, die Engländer mache» sich jetzt die Behauptungen zu eigen, die wir vor dem Kriege gegen ihre Wirtschaftsauffassung geltend gemacht haben. Die Erklärung dafür ist einfach. England ist heute nicht mehr reich, sondern es sieht sich der Tatsache gegenüber, datz es auf jeden Fall nach dem Kriege ein armes Land sein wird, das nicht mit Geld, sondern nur mit Arbeit, d. h. mit Aushchr bezahlen kann.
Das gleiche gilt in den USA. Für die Demokratie pretzte Herr Roosevelt das amerikanische Volk zum Kriege und heute fordert er erneut diktatorische Vollmachten. Dieser „Demokratie-Diktator" ist geradezu ein Spott seiner selbst. Noch niemals hat es in der Weltgeschichte eine Figur von so großer innerer Verlogenheit und llnwahrhastigkeit gegeben wie diesen kranke» Münn, der sich anmatzt, eine Welt einzurenken, obwohl er nicht einmal imstande ist, in seinem Lande, ja sogar in seinem Hause, Ordnung zu halten. Ein Wertzeug der Juden, das nicht weih, wie kläglich es auf uns im Grunde wirkt. Auch sein« neuen DollMachtsforderungen bezwecken wieder einen Betrug. Er will die Ein- und Ausfuhr völlig in seine Hand bekommen, angeblich, um die Kriegsanstrengnngen zu vergröhern. In Wirklichkeit will er die Zollhoheit des Parlaments nur beseitigen, um seinen jüdischen Hintermännern größere Geschäfte zu ermögliche«. Die hohe« Schutzzölle aus der Vergangenheit schützen insbesondere die amerikanische Landwirtschaft vor der Einfuhr so« Konkurrenzprodukten Südamerikas. Auch im Bergbau war«» solche Schutzzölle zahlreich vorhanden. Man sieht also, Herr Roosevelt plant durch Preisdruck und ausländische Einfuhren de« mächtigen Farmerblock der USA. innenpolitisch lahmzvsetzen.
Ans der deutschen Wirtschaft ist für die Ereignisse der letzten Woche «wähuenrwert di« Ernennung Dr. Leys zn« Reichs-
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wohnuugskommifsar. Es stellt dies nicht nur eine Erweiterung der Befugnisse dar, die er bisher als Reichskommiffar für den sozialen Wohnungsbau besaß, sondern ein« Zusammenfassung des gesamte» Wohnungsbauwesens in einer Hand, eine Maßnahme, die erkennen lätzt, mit welcher Konsequenz das nationalsozialistische Deutschland schon heute die Vorbereitung verkommenden großen Friedensaufgaben in Angriff nimmt. Daß der Wohnungsbau in weitestem Umfange dabei in vorderster Linie stehen wird, ist ja bekannt. Die Tatsache, daß das Amt des Reichswohnungskommissars den Charakter einer obersten Reichs- behörde erhält, bürgt für eine einheitliche Ausrichtung der Aufbauarbeit auf diesem Gebiete im gesamten Reiche.
Bedeutungsvoll ist ferner die Verordnung, die dem Reichs- wirtschastsminister die Aufsicht über die Kartelle gibt, die sogenannte ..Marktaufsichtsverordnung". Damit ist eine weitere wichtige Etappe in der Entwicklung des Kartellwesens erreicht, denn wenn diese Maßnahme auch zunächst kriegsbedingt ist. so ist doch kein Zweifel daran, daß die staatliche Aufsicht über die Kartelle auch in Zukunft bleiben wird. Aehnlich wird es auch mit der Auswirkung der Transportregelung sein, die dieser Tage auf dem Gebiet der Zigarettenwirtschaft der Oeffentlichkeit stärker zum Bewußtsein kommen wird, und zwar in der Form, daß in jedem einzelnen Reichsgebiet nicht mehr alle noch bestehenden Zigarettenmarken — ein großer Teil ist ja durch die Zusammenlegung der Fabrikation bereits beseitigt worden — erhältlich sein werden, sondern jeweils immer nur einige. Diese straffe gebietliche Einteilung wird zweifellos in der Nachkriegszeit nicht bestehen bleiben Wohl aber wird sich eine erhebliche Verminderung der Marken auch für die Zukunft ergeben, und das ist kein Schaden, denn der Markenwirrwarr war ja nichts anderes als das Ergebnis wilder und sinnloser Wettbewerbskämpfe um den Markt, an denen der Verbraucher kein Interesse hatte, da hinsichtlich der Qualität kaum wesentliche Unterschiede zwischen de« einzelnen Marken bestanden.
Letzte rla«hri«hteu
Feindseligkeiten au s Madagaskar nach zwei Monaten harte«
Widerstandes der Franzose» eingestellt
DNB. Vichy. 7. Nov. Wie es in einer amtliche» Mitteilung heißt, find nach zwei Monaten härteste« Widerstandes auf der Insel Madagaskar eingestellt worden. Am Donnerstaa mittag hatte der Generalgouverneur «och über di« verzweifelte Lag« der Verteidigung Bericht erstattet. Ambalavao hatte achtt Tage hintereinander Widerstand geleistet und mutzte in der Nacht zum Mittwoch unter dem Druck von 2909 angreifenden Engländer« kapitulieren. Der Oberbefehlshaber der französischen Streitkräkte auf Madagaskar hatte von da ab nur noch 27 europäische Soldaten zur Verfügung. In Uebereinstimmuno mit der Regierung und unter Würdigung der Zwecklosigkeit eines weiteren Widerstandes hat er deshalb am Donnerstag mit dem Feind Verhandlungen ausgenommen, die Feindseligkeiten einzustellen.
Staatschres Marschall Petain hat an den Generalgouverneur Annet eine Botschaft gerichtet, in der er de« Heldenmut der Truppe« auf Madagaskar würdigt.
Neue Ritterkreuzträger
DNB. Berlin, 7. Nov. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an: Hauptmann Erich Dona schk. Ba- taillonssührer in einem Panzer-Grenadierregiment: Oberleutnant Heinrich Hollenwege r, Kompaniechef i« einem Pan- zer-Erenadierregiment; Oberfeldwebel Alsons Köster. Flugzeugführer in einem Rachtjagdgeschwader; Leutnant Scheffel, Staffelkapitän in einem Zerstörergeschwader.
Beweis der amerikanischen Verantwortungslosigkeit. Wie aus Columbien berichtet wird, ist dort ein phantastisch aninutensrr Plan aufgedeckt worden. In öffentlicher Kongreßsitzung enthüllte der Abgeordnete Varrera die Absicht der von den USA. gekauften Subjekte, einheimische Schiffe nach den Vereinigten Staaten zu schicken, um sie in den Gewässern versenken zu lassen und so eine Handhabe zu bekommen, den Achsenmächten sofort den Krieg erklären zu können.
SiebenkSpfig« Räuberbaude seftgenomme». Nach langen Fahndungen ist es der spanischen Polizei im Zusammenwirken mit der Gendarmerie und Abteilungen des Heeres gelungen, eine siebenköpfige Räuberbande dingfest zu machen, die einen Autobus zwischen den Orten Truchas und La Baneza (Provinz Leon) überfallen und die Reisenden ausgeplündert hatte. Der Autobus war durch Gewehrschüsse zum Halten gezwungen und die Passagiere mit oorgehaltener Waffe durchsucht worden.
____Samstag, den 7. November Igiz
Der Kriegseinsatz des deutschen Studententums im Kriegsjahr 1912, der 29 999 Studenten uno Studentinnen im Einsatz bei dringenden Fertigungsaufgaben der Industrie, in Lazaretten Krankenhäusern, bei der Beseitigung von Bombenschäden, in der Landwirtschaft zur Ablösung kranker und erholungsbediirjtiger Arbeiter nrnd Arbeiterinnen sowie bei der Betreuung der Umsiedler und Volksdeutschen in allen Grenzgebieten sah, wurde m diesen Tagen beendet. Aus diesem Anlaß sandte Reichsstudentenführer Dr. Scheel Abschlußmeldungen an Reicbemanchall Göring, Reichsleiter Bormann, Reichsininister Rust und Reichsminisler Speer. Reichsmarschall Göring dankte dem Reichsstudentensührei für den Kriegseinsatz in besonders herzlichen Worten. Auch Reiksleiter Bormann, Reichsminisler Rust und Reichsminister Speer dankten.
AnssteUnng einer „Rotspanischen Legion". Nach Meldungen aus Mexiko-Stadt hat der seinerzeit nach Mexiko geflüchtete! ehemalige rotspanische General Miaja vom mexikanischen Kriegsminister General Cardenas die Ermächtigung erhalten, eine „Rotspanische Legion" auszustellen, die unter mexikanischer Fahne stehen soll.
Loyalitiitsbotschast der Insel Reunion. Generalgouverneur Brevier hat im Namen der Behörden der Insel Reunion eine Botschaft an Marschall Petain und Laval gerichtet, in der die Loyalität und Treue der Kolonie der Heimat gegenüber zum Ausdruck gebracht wird, komme, was da kommen mag. Sowohl Petain als auch Laval schickten dem Generalgouverneur Dan- tesbotschaften.
Nankinger Eisenbahnministerium zuriickgegeden. Die Gebäude und Anlagen des Eisenbahnministeriums wurden der nationalen chinesischen Regierung in Nanking von den japanischen Militärbehörden zuriickgegeden. Der Feier wohnte auch Außenminister Chuminyi bei. Seit der Einnahme Nankings durch die Japaner diente das Ministerium als japanische Garnison und als Hauptquartier. Jetzt sollen dort die Militärorgane der Nationalrrgie- rung konzentriert werden.
Der schwedische Erzbischof Dr. Eidem in Berlin. Der schwedische Erzbischof Dr. Eidem aus Upsala weilt gegenwärtig in Deutschland, um an den Feierlichkeiten des 319. Todestage« des schwedischen Königs Gustav Adolf bei Lützen teilzunehmen.
Argentiniens Armee. Die argentinische Zeitung „La Nacion" stellt nach einer Meldung aus Buenos Airiw fest, daß sich die Stärke der argentinischen Armee in kurzer Zeit von 2'-999 auf 45 999 Mann erhöht habe. Die Zahl von 99 999 habe jedoch noch nicht erreicht werden tonnen, weil die nötigen Mittel und Ausrüstungsgegenstände fehlten. Die Zeitung schätzt die Zahl der im wehrpflichtigen Alter stehenden Argentinier auf 121999.
Basuto-Reger solle» sür England kiimpsen. Wie die Londoner „Times" mitteilt, hat sich das britische Miitelostkommando entschlossen, „Afrikaner und Asiaten in größerer Zahl aus den angrenzenden Kolonialländern zur Entlastung der britischen Truppen heranzuziehen". Der Grund zu diesen: Schritt ist die Einsparung von Schiffsraum für Truppentransporter aus dem Heimatlande.
Japan hilft dem .'rbündeten Thailand. Die japanische Regierung übermittelte der thailändischen Regierung eine Geldspende von fünf Millionen Pen zur Beseitigung der durch die lleber- schwemmungskatastrovhe, von der das verbündete Thailand heim- gesucht wurde, angerichteten Schäden.
Die Fettprämie des Wachtmeisters
Der 42 Jahre alte Strafanstaltshauptwachtmeister Karl Werner aus Herford hatte als Kommandoführer einer Strafgefangenenaußenstelle dem wegen Schwarzschlachtunq zu drei Jahren Zuchthaus verurteilten Sträfling R. aus Brilon eine Zusammenkunft mit seiner Frau ermöglicht und dafür seine Privat- wohnung (!) zur Verfügung gestellt. Die Frau des Strafgefangenen „vergaß" dann in der Wohnung des Wachtmeisters ein Paket mit Speck, Schmalz und Wurst. Die Ehefrau des Wachtmeisters besuchte außerdem kurz darauf die Ehefrau des Gefangenen in Brilon und kam auch nicht mit leeren Händen zurück. Zweifellos stellten diese Fettigkeiten eine Gegenleistung für die Pflichtverletzung des Wachtmeisters dar. Der Strafgefangene R.. der Wachtmeister W. und die beiden Frauen hatten sich jetzt wegen aktiver und passiver Bestechung bzw. Beihilfe vor der Bielefelder Strafkammer zu verantworten. Sie bestritten, daß die Fettpakete Bestechungszwecken dienen sollten. Da nicht fest- gestellt werden konnte, daß die Geschenke vorher versprochen oder in Aussicht gestellt worden waren, wurden R. und seine Frau freigesprochen. Die Strafkammer war aber der Ueber- zeugung. daß der Wachtmeister zumindest in der Erwartung „fetter Gegenleistungen" (der Gefangene war Schlächtermeister) gehandelt hat. Werner wurde deshalb wegen Bestechlichkeit (passive Bestechung) zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis. seine Frau wegen Beihilfe zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Käuflichkeit des britischen Journalismus
Aus den Dokumentenfunden des Auswärtigen Amtes
DNB Berlin, 6. Nov, Offenbar unter dem Eindruck des vor Jahresfrist erfolgten und während des Venediger Journalistenkongresses im April d. I. bekräftigten Zusammenschlusses des europäischen Journalismus zu einer Kampffront gegen die kapitalistische Presseoergewaltigung und gegen die moralische Verkommenheit der bezahlten publizistischen Handlanger internationaler Machthaber tagte vor einigen Tagen in London eine Versammlung von Journalisten der sogenannten „Vereinigten Nationen". Es ist für den europäischen Journalismus belanglos, daß dieses seltsame Gremium lächerliche Drohungen gegen die in Europa für ihre Ideale kämpfenden Journalisten zu „Beschlüssen" erhob — für die in der „Union nationaler Journalistenverbände" zusammengeschlossenen Journalisten der jungen europäischen Nationen ist nur die Person des Organisators jener „Versammlung", des britischen Journalisten Wickham Steed, von Interesse. Die Ehre des journalistischen Berufsstandes gebietet es dem Präsidium der „Union nationaler Journalistenverbände", mit allem Nachdruck auf die Tatsache hinzuweisen, daß bei den von der deutschen Reichsregierung bei der Uebernahme des ehemaligen tschecho-slowakischen Außenministeriums in Prag Vorgefundenen Akten sich Dokumente befinden, die diesen Herrn Wickham Steed, ehemaligen Hauptschriftleitsr der Londoner „Times" und heutigen Leiter eines sogenannten „Internationalen Journalistenverbandes", einwandfrei als käufliches und gekauftes Subjekt des ehemaligen tschecho-slowakischen Präsidenten und heutigen Emigranten Benesch entlarven.
Das Auswärtige Amt veröffentlicht aus den Akten des ehemaligen tschecho-jlowakische« Außenministerums auf Grund von Originalunteriagen die folgende« Tatsachen: Vom Jahre 1923 beginnend bis zum Jahre 1936 hat der britische Journalist Henry Wickham Steed. London Landsdowne House 7. Holland Park W, zuerst in wechselnden Abständen, vom Jahre 1928 ab regelmäßig bedeutende Beträge aus den Mitteln des tschecho-slowakischen Staates erhalten.
Der erste feststellbare Vorgang dieser Art ist die Akte des ehemaligen tschecho-slowakischen Außenministeriums vom 15.11.1923, «us der hervorgeht, daß eia Betrag von 8999 Pfund für ..Ge-
hennzwecke" in London auszuzahlen sei. Wie sich später herausstellt, war der Empfänger Henry Wickham Steed. Aus einem vertraulichen Schreiben vom 24. 11. 1.923 geht her ior, daß Steed durch Vermittlung eines gewissen Leipnik einen großen Vertrag mit Prag bezüglich Veröffentlichungen in der „Review of Reviews" für die Jahre 1924 und 1925 abgeschlossen hat. wofür das ehemalige tschecho-slowakisch« Außenministerium 19 999 Pfund zu zahlen hatte. Ein Scheck über 8999 Pfund, der eine Anzahlung auf den Publikationsvertrag darstellt, wurde von Dr. Mastny, dem seinerzeitigen tschecho-slowakischen Gesandten m London, für Wickham Steed persönlich überreicht. Am 17.19.1925 erhielt Steed durch Vermittlung der tschecho-slowakischen Gesandtschaft in London privat einen Betrag von 1999 Pfund, der ihm in einem verschlossenen Brief persönlich überreicht wurde. Für eine Scheinmitarbeit an dem tschechischen Prüpagandaburo „Lentropeß" hat dann der tschecho-slowakische Außenminister die Zahlung von regelmäßigen Honoraren an Steed ab 16. 6. 1928 übernommen. Steed erhielt 1928 52 999 tsch. Kro. und für die erste Hälfte des Jahres 1929 weitere 48 999 tsch. Kro. Gleichzeitig wurden Steed 199 999 tsch. Kro. aus einem Geheimfonds übermittelt. Die Anweisung wurde von Hajek unterzeichnet. Seit Juni 1628 wurden daraufhin Herrn Wickham Steed mit pünktlicher Regelmäßigkeit jährlich 96 999 tschechische Kronen aus Mitteln des tschecho-slowakischen Außenministeriums überwiesen. Diese laufenden Zahlungen lassen sich bis zum Jahre 1936 Nachweisen.
Es gibt selten Fälle, in denen sich die persönliche Unanständigkeit und Korruptheit so einwandfrei an Hand von Akten «ach- weisen läßt wie der Fall Wickham Steed. Der von internationalen jüdisch-kapitalistischen Bindungen abhängige Journalismus, der sich in London zu einer kläglichen Zusammenkunft versammelt hat, konnte wahrhaft keinen würdigeren Repräsentanten der Geisteshaltung und des Charakters dieser Art von Journalismus finde«, von dem der Venediger Journalistenkongretz in seiner großen Entschließung erklärte: „Für jedes Volk, dem seine nationale Existenz am Herzen liegt, ist es «in Akt geistiger Selbstverteidigung, dieser Art von Journalismus sofort und für alle Zeit jedwedes Vertrauen zu entziehen. Der Journalismus ist kein Geschäft, sondern eine Mission, zu der nur diejenigen Journalisten berufen sind, die, frei von allen anonymen Bindungen, sich ausschließlich zur Verantwortung gegenüber dem Gewissen und dem Urteil der Geschichte bekennen."