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oar", verkündete der Londoner Nachrichtendienst. Und 24 Stunden später hören wir aus der gleichen Quelle: „Die Einschiffung erfolgte sechs Minuten nach dem oorausgeplanten Termin." Ist das Logik? Sah diese Vorausplanung etwa auch den Vertust sämtlicher an Land gebrachter Panzer und die Zurücklassung von 1500 Gefangenen vor?
Ein „breites Lächeln der Zufriedenheit auf dem Gesicht Britanniens" hatte laut Mister Tahoe Hoal die Nachricht von der Landung hervorgezaubert. „Diesmal greifen wir an!" Die unvorsichtigen Amerikaner posaunten aus: „Wir und die Briten dringen in Frankreich ein", und Wendel! Willkie klatschte sich aufs Bein und dröhnte: „Das ist großartig, das sind vorzügliche Nachrichten."
Am Abend sprachen die Nachrichten aus London von „schweren Verlusten", „es sei zur Zeit nach unmöglich, eine Gewinn- und Verlustrechnung aufzumachen", oder „was auch immer das Ergebnis der Expedition sein möge, das Unternehmen werde unschätzbares Anschaungsmaterial liefern". So bescheiden war London plötzlich geworden. Um „Anschauungsmaterial zu gewinnen", hat es mehrere Kriegsschiffe, über 100 Flugzeuge und zahlreiche Soldaten geopfert!
Churchills Agitation macht sich die Sache etwas leicht. Ihre V.ulcgenheitsprodukte können niemand überzeugen. „Wir alle sind von dem Wunsch durchdrungen, unseren sowjetischen Verbündeten in seiner schwersten Krise zu entlasten", hatte es gestern .-.och geheißen. Man sprach davon, dis „Invasion werde kein Mittsommerpicknick sein", und der Vorsitzende des USA.-Senats- ausschusses für Miliiäranaelegenheiien, Reynolds bestätigte: „Die gelandeten Streiikräfte sind stark genug und Las Kampfgelände ist äußerst günüig zur Errichtung einer zweiten Front." Wenn lu.'n sich solche Blößen gibt, die Zügel der Illusionen so weit schießen lies;, dann klingt es nicht glaubhaft, nachher von einer „ eroüe" oder einer „Uebuug" m sprechen.
Die ganze europäische Presse ijr sieg einig in ihrem Urteil: Lieppe war kein gewöhnlicher Handstreich! Es stellt vielmehr den dilettantenhaften Versuch dar, die ultimative Forderung Stalins nach Errichtung einer „zweiten Front" zur Entlastung der Bolschewisten zu erfüllen. Darüber können keine jaulen Ausreden Londons und fadenscheinige» Beschönigunzsversuche hinwegtäuschen. Dieser Versuch ist an der Wachsamkeit »nd Tapferkeit deutscher Soldaten klüglich gescheitert. Churchill hat aus dem europäischen Festland ein neues ..Dünkirchen" erlitten.
Die Bewährungsprobe bestanden
Roch ehe die alarmierten Reserven in den Kampf eingreifen konnten, war der feindliche Widerstand gebrochen — Alles, was nicht gefallen oder gefangen genommen war, floh überstürzt auf die restlichen Landungskähne
DNV Berlin, 20. August. Zu der Vernichtung der britischen Landungstruppen bei Dieppe teilt das Oberkommando der Wehrmacht folgende Ergänzung mit: In der Morgendämmerung des 19. August beobachteten die deutschen Postierungen an der Kanalküste bei Dieppe, dag aus hoher See ein deutscher Eeleitzug mit dem Feind in Gesechtsberührung gekommen war. Dieses nicht ungewohnte Bild erhielt bei Hellerwerden dadurch seine besondere Prägung, dag überraschend zahlreiche britische Flugzeuge im Tiefslug gegen die Küste anflogen und Dieppe sowie das Gelände beiderseits der Stadt mit Bomben angriffen. Alles weitere entwickelte sich Schlag auf Schlag. Während die alarmierten deutschen Truppen ihre Stellungen an den Geschützen und in den Kampfgräben besetzten, schlugen von See her die Granaten der britischen Kreuzerund Zerstörer auf Stadt und Strand. Unter dem Schutz des durch Nebelgranaten verstärkten Frühnebels tauchten auf dem Meere dicht vor dem Hafen Sturmboote, Schnellboote und zahlreiche Landebarken des Feindes auf, die sofort von der deutschen Artillerie unter Feuer genommen wurden. Unter der Tarnung des dichten künstlichen Nebels gelang es den Briten, die Küste mit Infanterie und Panzern zu erreichen. An fünf Stellen in Dieppe selbst sowie ostwärts und westlich der Stadt hatte der Feind zu landen versucht. Doch nur an zwei Stellen konnte er Fuß fassen. Als die feindlichen Panzerkampswagen vor den Panzerhindernissen hin und her fuhren und vergeblich in die Stadt einzudringen versuchten, schoß ein deutsches Pakgeschütz, das auf der Nordhöhe von Dieppe stand, allein vier von den insgesamt ßü vernichteten britischen Panzerkampfwagen ab. Ein erbitterter Kampf entwickelte sich um eine deutsche Geschützstellung. Di« Kanadier waren stürmend bis dicht an die Batterie herangekommen, so daß es unmöglich wurde, mit den Geschützen zu schießen. Trotz der örtlichen Uebermacht des Feindes wichen die Kanoniere nicht von ihrem Platz. In erbittertem Nahkampf wurden die Kanadier überwältigt und mit Hiffe der vordringenden deutschen Infanterie vernicklet.
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„Soll ich denn hier schon ans Seil?" fragt Gisela.
Er nickt. „Wir haben keinen festen Stand mehr bis zu der Scharte da oben. Und bis dorthin hat es schwierige Stellen. Ich glaub, du nimmst die Wand viel zu leicht, Gisela. Ich kenn sie, weil ich sie mit deinem Bruder schon zweimal g'macht Hab. Du wirst nichts zu lachen haben. Kannst dir's jetzt noch überlegen, ob wir net doch lieber eine andere Seite nehmen, die net so schwer ist."
Sie schüttelt nur den Kopf und lacht ihn an. „Wenn du bei mir bist, kann doch nichts fehlen", spricht ihr Blick.
Dann legt er das Seil um ihre enge Taille, verknotet es fachmännisch und nimmt das eine Ende um seine Faust. Eine kurze Weile schauen sie noch aneinandergelehnt in das Land hinaus, über dem die große Stille eines Sommersonntagsmorgens liegt. Ganz leise, wie aus unendlicher Ferne hört man Glockengeläute, das zum Kirchgang ruft. Etwas von dem Erz schwingt bis herauf in die steinerne Einsamkeit.
Franz ist ernst geworden. Er weiß, wie gewagt dieses Unternehmen ist. Noch dazu mit einem Mädchen. Und wenn er auch alles Vertrauen zu dem Mädchen hat, wenn er auch glaubt an ihren Mut und ihre Kraft, diese Wand hat schon manchen in die Tiefe gerissen. Ein einziger Fehltritt, ein ausgelassener Griff würde auch sie beide unrettbar Herunterschleudern und zerschmettern. Und das dünkt ihm denn doch noch etwas zu früh, nachdem das Glück erst vor wenigen Tagen rein und erhebend anhub. Dieses Glück, das ihm eher wie ein Wunder oorkam, macht ihn nun beinahe ein wenig zaghaft. Erst ein Blick in ihre frohen, glänzenden Augen macht ihn wieder sicher. Und jo wendet er sich um und greift in die Felsen. Das Mädchen folgt ihm in kurzem Abstand, etwa eine halbe Seillänge. Die Finger suchen Halt umfassen runde oder eckige vorstehende Griffe, verspreizen sich links
Nagolder Tagblatt „Der Ges ellschafter-_
Der Gegenstoß der örtlichen deutsche» Kräfte führte zu einem sollen Erfolg. Während die von den deutschen Jäger« abgeschossenen feindlichen Flugzeuge herabstürzten, drangen die teilweise zum erstenmal im Gefecht stehenden deutschen Infanteristen bis zur Küste vor und brachen den Widerstand des Feindes, noch ehe die alarmierte» Reserven in den Kampf eingreifen konnten. Alles, was von de» Briten und ihre» fremden Hilfs- iruPze« nicht gefallen oder gefangen genommen war, floh überstürzt auf die restlichen Landungskähne. Der Strand und das Meer ist weithin bedeckt von brennenden Fahrzeuge«, von treibenden Planken und Uniformen, von Bootsresten, Rettungsringen. Gasmasken und sonstigen Ausrüstungsstücken. Vor den Drahthindernissen, die vsn den Briten nicht überwunden werden konnten, stehen in langen Reihen die schweren Maschinengewehre des Feindes sowie sonstige Waffen und Munition.
Der deutsche Schutzwall an der Atlantikküste, unterstützt durch die unermüdlich angreisende deutsche Luftwaffe, hat seine Bewährungsprobe bestanden.
Kreuzer „Canberra" versenkt
DNB Lissabon, 20. August. Reuter meldet: „Amtlich wird bekannt gegeben, daß der australische Kreuzer „Canberra" in der Schlacht bei den Salomon-Jnseln verloren ging. Die „Canberra" nahm mit der australischen Marine und amerikanischen Streitkräften an den Operationen gegen die Japaner teil. Sie ist der dritte und größte Kreuzer, den die australische Marine einbüßte." Der schwere Kreuzer „Canberra", der 9850 Tonnen Wasserverdrängung hatte, war 1927 vom Stapel gelaufen. Er hatte 680 Mann Besatzung.
Englandfeindliche Kundgebungen in Indien
Weitere Zusammenstöße zwischen Bevölkerung und britischer Polizei
DNB Stockholm, 20. August. Wie der Londoner Korrespondent von „Nya Dagligt Allehanda" meldet, wurde in Indien eine Reihe von Verordnungen erlassen, die verhindern sollen, daß Nachrichten über Streiks und Aufruhr zu weiteren Gewalthandlungen im Land anreizen oder daß der Feind wertvolle Informationen erhält. Infolgedessen haben verschiedene Zeitungen ihr Erscheinen eingestellt. Die Zensur wurde in den letzten Tagen verschärft. Es heißt, daß Nehru bereits zusammen mit Az ad nach Südafrika deportiert worden ist. Weiter haben sich indische Truppen geweigert, gegen die Volksmenge zu schießen. Nach den neuesten Meldungen hielten die englandfeindlichen Kundgebungen in Indien mit unverminderter Stärke an, als es in weit auseinanderliegenden Teilen des Landes zu
___Freitag, den 21. August 1842
ernsten Zusammenstößen zwischen der indischen Bevölkerung und der britischen Polizei kam. Die britische Polizei feuerte ohne Gnade aus indische Patrioten in Kalkutta. Dabei kamen 40 Men- schen zu Schaden.
Letzte «achrt«tzteu
Goethe-Medaille für Prof. Dr. Richard Scharr
DNB. Berlin, 22. August. Der Führer hat dem ordentliche« Professor Dr. phil. Richard Schorr in Aumühle. Bezirk Hamburg, aus Anlaß der Pollendung seines 75. Lebensjahres in Anerkennung seiner Verdienste um die astronomische Wissenschaft und um den Ausbau der Hamburger Sternwarte die Goethe-Medaille für Kunst, und Wissenschaft verliehen.
Major Gollob errang den 127. Lnftfieg. — Oberleutnant Gras de« 125. Abschuß. 30. Nachtjagdsieg des Oberleutnants Becker
DNV. Berlin, 21. August. Der am 23. Juni 1842 mit de« Schwertern zum Eichenlaub des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz ausgezeichnete Kommodore eines Jagdgeschwaders. Major Gollob. schoß zwei Tage nach der Bezwingung von fünf Gegnern am 18. 8. zwei weitere bolschewistische Flugzeuge ab und errang damit seinen 127. Luftsteg.
Am gleichen Tage erzielte Oberleutnant Gras, ebenfalls Träger des Eichenlaubes mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und Staffelkapitän in dem von Major Gollob geführten Jagdgeschwader seinen 125. Abschuß.
Oberleutnant Ludwig Becker, Staffelkapitän in einem Racht- jagdgeschwader. errang in der Nacht zum 18. 8. seinen 3«. Nacht- jagdsieg.
Neuer Chef des d^.l.schen Generalstr.bes im mittleren Orient. Nach einer NerrlrMelLuvg wurve Generalmajor R. L. Mc. Crerry zum Chef des Eenercklftabes im mittleren Orient als Nachfolger von Generalleutnant T. W. Corbett ernannt.
Nachlasse» der Kampfmoral in Tschungking. Ein japanischer Major, der von einer Besichtigungsreise an die Tschekiang- Front zurückgekehrt ist, erklärte, daß infolge der heftigen japanischen Angriffe die Widerstandskraft der Tschungking-Truppen derart getroffen sei, daß es ihnen nicht mehr möglich ist, die japanischen Angriffe aufzuhalten. Heber die Verluste der Tschungking-Truppen lasse sich sagen, daß die Zahl der Kriegsgefangenen in einem unverhältnismäßig hohen Gegensatz zu der Zahl der Gefallenen stehe, wie überhaupt festzustellen sei, daß sich die Tschungking-Truppen sehr leicht ergeben.
Mayold undAmgebuny
Bleib in den Stiefeln, Mensch — so lange als möglich!
21. August: 1927 Dritter Reichsparteitag der NSDAP. — 1941 Abschluß der Schlacht bei Eoniel.
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Heute 13.45 Uhr in Dienstkleidung am Heim. Körbe mitbrin- gcn. Ende 15.30 Uhr.
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Der Reichsernährungsminister hat zur Verbesserung der Versorgung mit Nährmitteln abermals erweiterte Vezugsmöglichkeiten geschaffen. Neben dem bereits bekanntgegebenen Einsatz von Weizenmehl der Type 1050 wird jetzt auch Kartoffelstärkemehl ausgegeben werden. Die Verbraucher können das Kartoffelstärkemehl auf alle zum Bezug von Getreideerzeugnissen berechtigenden Einzelabschnitte der Nährmittelkarten beim Kleinverteiler beziehen. soweit diesem für diese Zwecke Kartoffelstärkemehl geliefert worden ist. Die Nährmittelbezugscheine der Kleinverteiler werden von den Großverteilern außer mit Nährmitteln zum Teil mit Weizenmehl der Type 1050. das hierfür ausdrücklich freigegeben wird, und zum Teil mit Kartoffelstärkemehl beliefert werden. Die Abgabe von Kartoffelstärkeerzeugnissen aus die St-Abschnitte der Nährmittelkarten bleibt von dieser Regelung unberührt.
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Die Mittel für das mit dem 1. September 1942 beginnende Winterhilsswerk werden in der gleichen Weise wie im Vorjahre aufgebracht. Die Empfänger von lohnsteuerpflichtigen
Versorgungsbezügen und Militärrenten werden an das Abzugsverfahren angeschlossen. Für die Beteiligung der Bediensteten des öffentlichen Dienstes und der erwähnten Verforgungs-- und Militärempfänger gilt, daß die Spende monatlich 19 v. H. der Lohnsteuer, jedoch ohne Kriegszuschlag, mindestens aber 0 25 Mark beträgt. Lohn- und Gehaltsempfänger sowie Empfänger von Versorgungsbezügen und Militärrenten, die wegen ihres geringen Einkommens nicht zur Einkommensteuer heran- ge,zogen werden, wird empfohlen, monatlich 25 Pfg. zu spenden. Von Festbesoldeten, die neben ihrer Lohnsteuerleistung noch zur Einkommensteuer veranlagt werden, wird erwartet, daß sie neben ihrer monatlichen Spende von 10 v. H. der Lohnsteuer (ohne Kriegszuschlagf noch monatlich 0.7 v. H. ihres für 1941 veranlagten Einkommensieuerbetrages an das WHW. entrichten, soweit die Steuerschuld nicht durch Lohnabzug getilgt ist.
Geltungsdauer dev Nedavssdetkungssttzeine
Nach den bisherigen Vorschriften mußten die Finanzämter solche Ehestandsdarlehen überprüfen und gegebenenfalls widerrufen. die drei Monate nach ihrer Bewilligung nicht in Anspruch genommen worden sind. Unter den Kriegsverhältnissen haben nun junge Ehepaare wiederholt die bewilligten Darlehen nicht gleich verwenden können, weil sie keine Wohnung oder Möbel erhielten oder der Mann zur Wehrmacht eingezogen wurde. Damit ihnen das Darlehen nicht verloren geht, haben sie beantragt, daß ihnen die Bedarfsdeckungsscheine des Darlehens erst nach Ende des Krieges oder nach der Entlastung des Ehemannes aus dem Wehrdienst ausgehändigt werden. Der Reichssinanzminister hat sich jetzt in einem Runderlaß damit einverstanden erklärt, daß solchen Anträgen entsprochen wird. Soweit die Vedarfsdeckungsscheine schon ausgegeben sind, können
und rechts. Und wenn sie einmal kurz überlegend nach einem Griff jucht, dreht Franz, so als fühle er dies, den Kopf zurück und erklärt ihr genau, welchen Griff sie zu nehmen habe. Sonst wird kein Wort gesprochen.
Das Seil ist ganz straff. Wenn Gisela einen Tritt verfehlt oder ausgerutscht wäre, das Seil hätte sie gehalten. Das Seil, das der junge, starke Mensch da oben >n seiner Hand hält, dessen Arm gespannt ist wie eine Stahlfeder, dessen scharfes Auge jede ihrer kleinsten Bewegung überwacht. Kein Wort des Lobes sagt er ihr. aber als sie dann wieder einmal neben ihm steht, fühlt sie es an feinem Blick, wie er heimlich stolz ist auf sie.
Allmählich kommen sie in den Bereich der Sonne. Immer höher klettern sie und immer schwerer wird es. Gisela mutz mitunter ihren ganzen Mut zusammennehmen. Schweiß rinnt über ihr Gesicht. Sie hört den keuchenden Atem, den der Mann über ihr aus den Lungen preßt, und denkt sich: mein Gott, so schlimm hatte ich's mir wirklich nicht vorgestellt.
Nach Stunden endlich sind sie oben am Gipfel angelangt. Gisela bleibt gleich auf dem Grat sitzen. Ihre Brust arbeitet heftig, ihre Finger zittern leise. Er beugt sich zu ihr nieder.
„Ist's schlimm gewesen?"
Sie schüttelt den Kopf.
„Hab ich dir viel Mühe gemacht. Franz?"
„Gar net. Ich Hab mir's ärger oorgestellt mit dir. Aber du hast dich tapfer gehalten."
Das ist sein ganzes Lob, trotzdem er beinahe überwältigt ist von der gewaltigen Leistung, die sie vollbracht. Wie ein guter, treuer Kamerad ist sie mit ihm durch die furchtbare Wand gestiegen, ohne einen Laut der Angst oder Furcht. Das kann vielen, vielen Männern nicht zugemutet werden, geschweige denn einer Frau, einem Mädchen. Und dieses starke von Kraft beseelte junge Menschenkind gehört ihm, ihm ganz allein. In tiefer Glückseligkeit fühlt er wieder, daß sie der treueste und beste Kamerad für sein ganzes Leben fein wird. Dieses Bewußtsein ruht tief in ihm. Er nimmt sie in die Arme und zieht sie zu sich empor. So stehen sie, Wange
an Wange gelehnt, rechts und links von sich den tiefen Abgrund, über sich nichts als den blauen, strahlenden Himmel.
„Nichts mehr über uns", flüstert sie unter seinem Kuß. „Ganz welteneinsam stehn wir hier heroben, du und ich ... und ich habe es gewußt, daß ich diesen Augenblick mit dir einmal erleben werde. Damals schon, Franz, in deiner Jagdhütte. wo ich dann so schnell die Flucht ergriff."
Schnell deckt er die Hand auf ihren Mund.
„Davon sollst net reden, Gisela."
„Du hast recht. Das alles liegt ja so weit und tief hinter uns. wie das Tal da unten."
Dann setzen sie sich, und Franz nimmt den Proviant aus dem Rucksack. So hoch oben auf windumbrauster Höhe halten sie ihr einsames Mahl und waren übermütig dabei wie Kinder, weil sie sich der Erde so weit entfernt, dem Himmel aber fo nahe fühlten.
Und da gibt es Menschen, die es Verrücktheit nennen, ein Gottoersuchen, wer es wagt, in die majestätische Einsamkeit der Berge einzudringen. Nach ihrem Urteil gehört der Mensch nicht dorthin.
Jene jungen Menschen aber, denen Gott ein tapferes Herz und gesunde Glieder geschenkt, sitzen still und glücklich oben über den engstirnigen Nörglern, über dem Kleinkram der Täler, fühlen nichts als sich und die Gnade, jung unmutig zu sein, ahnen tief und demütig der Gottheit Majestät hier oben in seiner Natur.
So ruhn sie, Franz und Gisela, nebeneinander auf dem harten Fels. Stunden vergehn; niemand sieht sie als die Sonne, die sie mütterlich warm bescheint. Und sie kritzeln ihre Namen nebeneinander in eine Felsplatte, umzingeln fie mit einem Herzen und lachen sich an.
„Regen und Wind können es nicht mehr verwischen", sagt er. „Ewig steht es hier geschrieben, das ich und das du."
„Im Winter deckt Schnee und Eis uns zu", sinniert sie. „Und denkst du, daß wir jemals wieder einmal hier obe« sein werden?"
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