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' Jedermann kritisiert gern. Warum auch nicht? In schweren Zeiten kämmt es überall durch Manget und Enge zu kleineren und größeren Reibereien, die sich vielfach vermeiden ließen, wenn mir mehr Rücksicht aufeinander nehmen würden.
Kritik am Mangelhaften ist die erste Voraussetzung zum Besseren. Aber die Kritik versagt oft, weil wir häufig nur die Fehler der anderen sehen und uns dann ihnen gegenüber auch noch im Ton vergreifen.
Einer der universalsten und schärfsten Kritiker aller Zeiten ist der Philosoph Friedrich Nietzsche gewesen Sem Grundsatz war allerdings: „Tu mußt jeden Tag^auch einen Feldzug gegen dich selbst führen!" Durch fortgesetzte eiserne Selbstkritik erwarb er sich das Recht, der ganzen Menschheit ihre Fehler Vorhalten zu düngn. gilt heute noch und immer für alle. Wer stets zuerst sich an der eigenen Nase zupft, der darf auch den anderen seine Meinung sagen, und er wird Erfolg damil haben, wenn er Sachkenntnis beweist und sich eines freundlichen, maßvollen Tones bedient.
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Frohe Stunden für Soldaten und Mädel
Am letzten Freitagnachmittag besuchten die Führerinnen und Führerinnen-Anwärterinnen der Jungmädelgruppe 9/401, Calw, die verwundeten Soldaten im Unteren Badhotel in Liebenzell, um ihnen Freude und Frohsinn zu bringen.
Lieder und ein Gedicht bestimmten zunächst die besinnliche Weihnachtsstunde. Der 2. Teil stand unter dem Motto Kameraden seid lustig". Einige frohe Stegreifspiele und nette Lieder zeigten den Ehrenbürgern der Nation unsere urwüchsige schwäbische Art. — Und in der Tat, die Freude der Verwundeten war groß. Zum Schluß wurden selbstangefertlgte Hausschuhe verteilt, die von den Soldaten dankend entgegengenommen wurden.
Die strahlenden Augen der Lazarettsoldaten war den Nkideln der schönste Dank.
Die Lebensmiltelzuleis,inq
Die Lcbensmittelrationen der gegenwärtig lau- kenoen 70/ Zuteilungsperiode gelten mit folgenden Abweichungen auch im 71. Zuteilungs.ib- fchnitt vom 8. Januar bis 4. Februar 1945. In der Fettration wird für die Abschnitte ä 1 und /V 2 sowie 8 1 und 8 2 in der gleichen Weise wie in den vorhergehenden Perioden Fleisch ans- gegeben. Es gibt also auf ä 1 und ^ 2 200 Gr Schweinefleisch bzw. 160 Gr. Fleischschmal) je Abschnitt und auf 6 1 und 8 2 je 250 Gr. Nind-, Kalb-, Schaffleisch oder Fleischwaren. Tie über 6 Jahre alten Versorgungsberechtigten erhalten statt 125 Gr. Margarine 125 Gr. Schweineschlacht, fette, die auf den Abschnitt L der Grundkarte abgegeben werden, während es für die ^S.-Kar- ten bei der bisherigen Abgabe von Margarine bleibt. Der Abschnitt v der Grundkarte für Normalverbraucher, sowie die Abschnitte O bis 8 der Grundkarte für jugendliche von 10 bis 18 Iah. ren werden mit ie 125 Gr. Butter beliefert. Ter wahlweise Bezug von 100 Gr. Speiseöl statt 126 Gr. Margarine im Lauf von zwei Zuteilnngs- abschnitten fällt vorübergehend weg. Die Käse- ration wird zur Hälfte auf einen über 62.5 Gr. lautenden Käseabschnitt und zur Hälfte auf einen noch bekanntzugebenden freien Abschnitt der Grund, und äS.-Karten ansgegeben. Die Ver- sorgungsberechtigten im Alter von 10 bis 18 Jahren bekommen in der 71. Zuteiluvgsperiode 125 Kr. Kunsthonig. Die mit „Stärkeerzeugnisse" bezeichnetcn Abschnitte find wieder mit dem vol- len anfgedruckten Wert von 125 Gr. je Abschnitt zu bewerten und abzurechnen.
Bon einem weiteren Z u ck e r Vorgriff wird abgesehen. Da für die 71. und 72. Zuteilungsperiode der Zucker bereits vorgegriffen wurde» enthalten die Grundkarten 71 keine Zuckerabschnitte. Zur weiteren Kartenvcreinfachung enthalten die Grundkarten 71 erstmals auch die Marmeladeabschnitte. Wie bisher kann der Ver- braucher statt Marmelade die halbe Menge Zucker beziehen.
Nm trotz Herabsetzung der Ration an Kaffee- Ersatz die Abgabe gepackter Ware zu ermöglichen. wird die den Verbrauchern für fünf Zu- teilnngsperioden zustehende Gesamtmenge in entsprechenden Teilen auf die Karten verteilt. Die Karten 71 enthalten deshalb zwei Abschnitte über je 125 Gr. Kaffee-Ersatz: die Karten 72—75 werden ie einen 125 Gr.-Abschnitt aufweisen.
Die B o l l m i l ch Verteilung an Kinder wird zur Vereinfachung der Abgaberegelung für ent- rahmte Frischmilch angeglichen. Haushaltungen mit Kindern bis zu 14 Jahren bekommen zusammen mit den Lebensmittelkarten 71 den neuen „Haushaltansiveis für Vollmilch" mit Stammabschnitt und Tagesabschnitten für die 71.—74. Periode.
Wegen der Schwankungen der Versorgung?- läge erfolgen künftig Lcbensmittelzuteilungen häufiger über die freien Abschnitte, die deshalb auf 'Grundkarteil und ^.-Karten vermehrt »nrrden.
Wie man Rasierklingen aukarbeiiet
Gemeinhin Pflegt man zu sagen, daß man die Rasierklingen zum Wiedergebrauch nachschleifcv lassen will. Würde dies wirklich geschehen, wäre der Verschleiß so groß, daß die Klingen nur zweimal anfgcarbeitet werden könnten. In Frage kommt aber mehr ein Abziehen und Polieren der Schneiden. Denn wenn die Klinge immer wieder auf dieselbe Maschine kommt, läßt sie sich bis zu zwanziamal aufarbeiten. Es ist da- her vorteilhafter, die Rasierklingen nach Möglichkeit zu demselben Messerschmied zu bringen, der sie dann mit einem nur geringen Prozentsatz an Verlust rurückliefern wird. DaS Messerschmiede
handwerk hat Maschinen für das Aufarbeiten, solcher Klingen über das ganze Reichsgebiet verteilt. Das Nacharbeiten der stumpfen Rasierklinaen kann von weiblichen Arbeitskräften ausgeführt werden, die nach einer Anlernzeit von- etwa vier Wochen eine Maschine, auf der 80 bis 34 Leder- nnd Filzichciben aus zwei Wellen ineinander- lanfen, bedienen können. Ob die nachgearbeiteten Klinaen schließlich zu schmal geworden sind, muß der Selbstrasierer bei der Rasur feststell-n und die Klingen dann auSrangieren.'Wichtig ist. die ge- brauchten Rasierklingen trocken aufzubcwabre» und in sauberm Zustand zur Nachbearbeitung aufzuliefern.
Gefahre» um den Weihnachtsbaum
Alljährlich meldet die Weihnacht^hronik der Feuerwehr eine Anzahl von Bränden, die durch ungeschickte Aufstellung des Wcihnachtsbaumes verursacht worden sind Deshalb sorge man, daß der Weihnachtsbaum fcststeht und nicht etwa einer Gardine oder dergleichen zu nahe kommt. Sticht selten stürzt der brennende Baum auch nm, wenn man versucht, mit einem brennenden Streichholz bewaffnet, die Lichter an der Spitze anzuzünden. Hier sollte man sich lieber eines an einem langen Stock befestigten Lichtes bedienen. Den Kindern schärfe man ein, vom brennenden Baum nichts abzurupfen, denn auch bei dieser Gelegenheit kann der Baum leicht Umfallen und Feuer sangen. Diese Gefahr ist natürlich um so größer, wenn der Baum schon mehrere Tage im Zimmer gestanden hat und so seine Nadeln schon trocken geworden sind. Häufig bekommt in den Weihnachtstagen auch der Augenarzt zu tun, wenn Kinder i)n Ueberschwang der Freude blind in den Weihnachtsbaum hineinrennen. Tann spießt sich leicht eine Nadel in die Hornhaut des Auges und führt zu einer schmerzhaften Verletzung.
Haiterbach. Unteroffizier Kurt Kunz n. d. Kal- tenau und Obergefreite^ Karl Knorr am Städt- lesberg wurden für Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.
Giiltliugrn. Wilhelm Dan eck er, Feldwebel
in eine» Sturmdivision, wurde u. a. mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Altburg. Ter Obergefreite Hermann Weil (Jakobs. Sohn) wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. und 1. Klasse ausgezeichnet.
Sulz. Wilhelm Eitel, Sohn des Zimnicr- manns Wilhelm Eitel, ist das Kriegsverdicnst- kreuz 2. Klasse stnit Schwertern verliehen worden.
Oberjettingen. Unsere Jungmädel hatten alle Kinder zu einem Märchennachmittag eingeladen. Zunächst wurde Kasperle als Ansager begrüßt, dann folgten die Märchen vom „Rotkäppchen", der „Goldenen Gans", den „Drei Männlein im Walde" und „Midi Wau". Die leuchtenden Äugeln der Kinder waren der beste Beweis für das gelungene Spiel der Mädel. Durch freiwillige Spenden der Kinder konnte ein ansehnlicher Geldbetrag dem WHW zur Verfügung gestellt werden.
Bondorf. Oberfeldwebel Hans Weis aus Bon- dors in einer Panzer-Aufklärungs-Abt. wurde mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet
Neuenbürg. Freitag abend ereignete sich au der Ecke Adolf Hitler-BaKnhofstraße ein Verkehrs- nnfall, der leicht schlimmere Folgen hätte haben können. Am Schnittpunkt der beiden Straßen trafen ein Lastkraftwagen und eine Radfahrerin so heftig zusammen, daß das Mädchen mit erheblichen Kniewunden in das Krciskrankenhaus ein- geliefcrt werden mußte
Schwann. In geistiger und körperlicher Frische begingen Karl Wildenmann und Frau Marie geb. Rühle das Fest der Goldenen Hochzeit.
Grünmettstetten. Das Deutsche Kreuz in Gold wurde Hauptmanii Josef Klink aus Heilbronn- Böckingen, geboren in Grünmettstetten, Bataillonsführer in einem Grenadier-Regiment verliehen.
Gestorbene: Heinrich Kienzle, 67 I., Herrenberg; Wilhelm Gaiser, 24 I., Mitteltal-Weißen- bach; Ernst Braun. 22 I., Mitteltal-Labbronnen; Alfred Eaerbardt, Wittlensweiler; Luise Kapp, 48 I., Malmsheim: Luise Servas, Ditzingen; Ulrich Binder, Landwirt,.68 I., Rutesheim; Katharine Rathfelder geb. Binder, 77 I., Rutesheim. Johannes Wurster, Alt-Traubenwirt, 79 Jahre, Berneck; Paul Dölker, 19 I., Altheim; Hermann Schäffer, 30 I., Höfingen; Albert Reyle, 44 I., Ditzingen.
Hilfe für notwendige Instandsetzungen
Vermittlung- uncl l.enliungstel1en der Handwerker für Reparaturen
Das deutsche Handwerk ist heute in erster Linie für Rüstungssertigungen und Rüssungsbauarbeiten eingesetzt. So kann nur ein' Teil der handwerklichen Kräfte für die zivilen Reparaturen übrig- blechen. Was hier an Fachleuten noch zur Verfügung steht, sind meist ältere Männer, zuw Teil ganz alte, die auf die Ruhe ihres Lebensabends verzichtet haben, um wieder mitzuhelsen.
Doch trotz aller Bedrängnisse und Schwierigkeiten — darüber ist man sich auch gerade in der Handwerksführung klar — müssen wenigktens die notwendigsten Reparaturarbeiten für die privaten Haushaltungen erledigt werden. Es gilt also, das Dringlichste auszusondern. Dazu rechnet man u. a. folgend« Gebiete: Kleidung, Schuhwerk, Koffer, Taschen und Mappen, Kochtöpse, Eimer, Gaskocher, Nähmaschinen, Elektro- und Haushaltgcräte, Uhren, Brillen. Prothesen, Rasierklingen, Fahrräder u. a. Bei den Reparaturwünschen die weniger wichtigen auszuschciden und für die Erfüllung der wichtigen zu sorgen, ist Ausgabe der „Vermitt - lungs- und Lenkungsstellen für Reparaturen", die nach einer Anweisung des Reichshandwerksmeisters jetzt bei den Kreishand- werkerschaften errichtet werden sollen. In ihnen werden die bisherigen „Nevaraturdienste" von Innungen zusammengefaßt. Die Kreishandwcrker- schaft ist also die Stelle, an die sich die Volksgenossen zu wenden haben, wenn sie für wirklich dringliche und wichtige Reparaturen keinen Handwerker bekommen können.
Die neuen handwerklichen Stellen sollen aber nicht bloß die vorhandenen Reparaturmöglichkeiten gerecht auf die notwendigsten Arbeiten verteilen, sondern auch trotz der Einberufungen. Umsetzun- gen und Todesfälle die Neparaturkapazität zu er- halten suchen. Ein gewisser Ausgleich kann auf zwei Wegen gefunden werden: Einmal, indem den reparierenden Handwerksbetrieben neue, an- zulernende Arbeitskräfte, in der Regel Frauen, zugeführt werden, und zweitens, indem daS Handwerk weitere Gemeinschaftswerkstätten für besondere Aufgaben, z. B. für Wecker-, Bekleidungs- und Schuhreparaturen, einrichtet. Auf verschiedenen Gebieten ist auch die Industrie ergänzend eingesprungen, so für das Ansohlen von Strümpfen, Strich- und Trikot- reparatnren, die Ausbesserung von Unterwäsche und in der letzten Zeit auch Oberkleidung.
Ein Erfahrungsaustausch hat manche praktischen Erfahrungen zur Rationalisierung von Nepara- turarbeiien zutage gefördert. So wird Arbeit ge- spart. Eine weitere Entlastung verspricht man sich von der Aufklärungsarbeit auf zwei Gebieten: Aufklärung über pflegliche Behandlung u'-d sorgsame Instandhaltung der Gebrauchsgüter and Anleitung in der Selbstrevaratnr. Wichtige Winke des Handwerks für die Selbsthilfe sollen in Druckschriften der Neichsfrauenfübrnng bekannt- gegeben werden, nachdem diele schon zusammen mit dem Handwerk mündliche Unterweisungen zur Sxlbstreparatur durchgeführt hat.
Ueberfchützle Gefahren im Luftkrieg
vag Verhalten bei kauclivei-MunZen — Sauerstoffmangel in buktscliutrraumen?
In der Bevölkerung sind hinsichtlich zahlreicher Einzelfragen bei Luftangriffen irrige Ansichten verbreitet, vor allem tragen Gerüchte über die Auswirkungen der Phosphorbrandbomben und der Möglichkeit von Rauchvergiftungen zu Beunruhigungen bei. Dazu wird von maßgebender Seite festgcstellt:
Die sogenannten Phosphorbrandbomben enthalten in der Hauptsache eine harzartige Brandmasse und nur ein« verschwindend 'geringe Menge, etwa 500 Gramm, Phosphor als Zsznd- masse. Irrigerweise werden schwere Verbrennungen im Luftkrieg,von der breiten Oeffentlichkeit für Phosphorverbrennungen gehalten. Die genaue Nachprüfung hat ergeben, daß in Wirklichkeit echte Phosphorverbrennungen zu den allergrößten Seltenheiten gehören. Sie kommen nur bei Personen vor, die sich unmittelbar im Detonationsbereich einer Phosphorbrandbombe befinden, meistens also bei Explosionen von Zeitzünder». Stuf die Haut gespritzter Phosphor ist mit Wasser oder nassen Tüchern leicht zu löschen. Die Weiterbehandlung durch den Arzt besteht in mechanischer Entfernung des Phosphors. Eine Phosphorbrandwnnde heilt genau so wie eine Brandwunde gleicher Ausdehnung aus anderer Ursache. Eine Vergiftung durch Phosphor von der Wunde oder von der Haut aus ist nicht möglich. Phosphor ist für den Menschen nur giftig, wenn er durch den Mund ausgenommen wird und in die Verdaünngsmege gelangt. Die beim Verbrennen des Phosphors gebildeten Dämpfe sind praktisch unschädlich. Die Bereit- stcllung von Behandlungsmitteln dnrch die Zivil- bevölkerung ist einmal wegen der außerordentlichen Seltenheit der Phosporverbrcnnung überflüssig, zweitens ist die Löschung durch Wasser eine ausreichende Maßnahme der ersten Hilfe.
Die GcsundheitSschädlichkeit des Rauches bei Bränden ist von seiner Zusammensetzung abhängig. Der gefährlichste Bestandteil ist das Kohlen- ortzd. alio derselbe Giftstoff wie bei Leuchtgas
Vergiftungen uns «oyienoxyovergiflungen vet schadhaften Oesen. Tie Erkennung des Kohlenoxyds ist für den einzelnen praktisch unmöglich. Die Gasmaske schützt ebensowenig wie gegen das Kohlenoxyd im Leuchtgas, auch nicht gegen das Kohlenoxyd in Brandgasen. Kohlenoxydgefährdung auf der Straße zwischen brennenden Häusern ist wegen zu geringer Konzentration praktisch nicht vorhanden. Die Gefahr besteht bei Eindringen von 3t auch- und Brandgasen in Luftschutzräumen. Schutz gegen die Kohlen- oxydvergiftung im Luftkrieg besteht in sofortigem Verlegen der Luftschützräume, in die Rauch eindringt, und in der Räumung von Kellern solcher Häuier, in denen ein Brand entsteht. Rauchvergiftete, insbesondere wenn sie bewußtlos sind, sind auf schnellstem Weg der Krankenhausbehandlung znzuführen. ,
Ein lebensbedrohender Sauerstoffmangel oder eine entsprechende Kohlensäure-Ucber- rcicherung kann bei der heutigen Dauer von Angriffen auch in stark überbelegten Luftschutzräumen nicht eintreten. Auch bei Verschütteten, die zunächst noch Lebenszeichen geben, bei ihrer Bergung aber tot aufgcfunden wurden», ist bisher noch nicht in einem einzigen Fall ein Tod durch Verbrauch der Atemlnft >m Einschließungsraum beobachtet worden. Die Luftverschlechterung, der von den Berlinern als „Mief" bezcichnete schlechte Dunst in überbelegten Luftschutzräumen, ist zwar unangenehm, aber nicht gesundheitsschädlich. Diese Luftbeschaffenheit wird verursacht durch Steigerung der Temperatur, durch die Luftfeuchtigkeit unedle Ausdünstungen. Auch bei großen Bränden und Flächenbränden tritt ein lebensbedrohender Sauerstoffmangel durch den Sauerstosfverzehr des Brandes nicht ein, da die nachstürzenden Luftmasscn genügend Sauerstoff zuführen. Der Sauerstoffbedarf der Flamme ist höher als der des Menschen bei der Atmung. Solange für die Flamme genügend Sauerstoff zum Brennen vorhanden ist, ist auch mehr als genug Sauerstoff für die menschliche Atmung vorhanden. - ^ ^
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Weit über ein Jahr war vergangen, seit man Burghausen zur letzten Ruhe gebettet hatte. Lore lebte noch immer still and wohlbehütet im Hause des Arztehepaares Doktor Vclter. Nur ganz allmählich fand sie sich im Leben wieder zurecht.
Don Zeit zu Zeit erschien Langenbeck in Kabul, um sich nach dem Ergehen seines Mündels zu erkundigen. Damit war in sein so eintöniges Leben Abwechselung gekommen.
Die ersten Fahrten machte er, um seiner Pflicht zu genügen, dann wurde eine liebe Gewohnheit daraus, und schließlich erfolgten sie, weil er bald merkte, daß seine Bemühungen, Lore innere Festigkeit zu geben, wirkungsvoller waren, als die der Velters.
Lore war der Umgang mit ihm zur Notwendigkeit geworden. Sie brauchte einen Menschen wie Langenbeck, der ihrem Denken und Fühlen nahe stand. Sie machte ihm gegenüber auch kein Hehl daraus. „Bitte, denken Sitz' droben in den Bergen auch ein bischen an mich und komme» Sie recht bald wieder. Ich freue mich stets auf Ihr Erscheinen", sagte sie ihn, zum Abschied.
So war aus dem Bormund, der schlicht und sachlich seines Amtes zu walten gedacht hatte, ein guter Freund, ein lieber Kamerad geworden.
Diese für Lore so erfreuliche Tatsache hatte für Langenbeck Auswirkungen, an die er nicht gedacht hatte. Kehrte er nämlich jetzt in den schmucklosen Raum seiner Baracke zurück, in der er früher sich jo wohl gefühlt hatte, dann beschlich ihn Unbehagen und Unzufriedenheit mit sich und seinem Leben. Die Mißstimmung wich nur von ihm. sobald er seine Gedanken zu Lore zurücklenkte. Dann hockte er sich nieder, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und träumte einen wunderlieblichen Traum.
Doch eines Tages drängte sich mitten hinein in diese bezaubernden Bilder ein anderes, das ihm seine Vergangenheit vor Augen hielt. Ihm war, als donnere ihm eine warnende Stimme entgegen: Wie kannst du nach deinen bitterbösen Erfahrungen einem solchen Wunschtraum nachhängen, dich auch nur eine Minute von ihm einfangen lassen!
Was er überwunden geglaubt hatte, war wieder schlagartig in ihm lebendig geworden.
Ein glücklicher Mensch war er einmal gewesen, als er, Ingenieur eines großen Werkes in Deutschland, an der Seite einer über alles geliebten Frau lebte, in der er das Ideal aller Frauen sah und an deren Treue zu zweifeln ihm wie übelste Schandtat vorgekommen wäre.
Eines Abends kam er früher wie sonst nach Hause. Der Äuft einer fremden Zigarette schwebte, noch im Zimmer. Auf seine Frage nach dem Be- ^ sucher erhielt er die Antwort, Herr Darabjee seil hier gewesen. Das war der Mann, der ihm das damals lächerlich erscheinende Angebot gemacht' hatte, im Hindukuschgebirge ein Kupfervorkom») men auszubeuten. Seine Absage war dann auch) eindeutig gewesen, und er verwunderte sich, daß) Darabjee sich nochmals herbemüht hatte. Cr habe! nur seinen zurückgelassenen Spazierstock abgeholt,) bekam er zur Antwort. - > -
Andern Tags reiste seine Frau zu ihrer plötzlich erkrankten Mutter. Er begleitete sie zur Bahn. Bei seiner Rückkehr fand er einen Brief Darab» jees vor, der ihm das Engagement nochmals empfahl. Im Begriff, den Brief zu vernichten, fiel jein Blick auf das Datum. Dieser Brief war tag» zuvor in Stuttgart zur Post gegeben worden. Hunderte Kilometer von seinem Wohnsitz entfernt! Danach tonnte Darabjee unmöglich gestern hier gewesen sein.
Er befragte das Dienstmädchen nach dem Besucher von gestern. Dieses erklärte, von keinem zu wissen. Er nahm ein scharfes Verhör vor und vernahm, daß das Mädchen mehrfach zu Besorgungen fortgeschickt worden war. die geraume Zeit beanspruchen. Eines Tages habe es einen Mann das Haus verlassen seken. dessen Profil sich ihr nur flüchtig zeigte. Darabjee war ein Mann in den besten Jahren und etwas beleibt. Er konnte der Besucher nicht gewesen sein, und- das Mädchen bestätigte es auch. Weitere Nachforschungen brachten ihm zu wissen, was die Spatzen der Landhauskolonie von den Dächern pfiffen, nämlich, daß seine Frau mehrfach einen jungen Mann empfangen habe, mit dem sie offenbar auf recht gutem Fuße stand.
Er rief bei seinen Schwiegereltern an. Man sagte ihm. daß sich alle bester Gesundheit erfreuten. Zum Ueberfluß erfolgte auch noch die Frage» wie es Irmgard, seiner Frau gehe.
Als er aus seiner Erstarrung erwachte, war sein Entschluß gefaßt. Er gab seine Stellung auf und übernahm die Ausbeutung des Kupfervorkommens im Hindukuschgebirge.
Hier, in diesem Weltwinkel, vernarbte die harte Wunde allmählich, wenngleich sie zuweilen noch stark schmerzte.
Nun sollte all das Leid vergessen, vollkommen ausgelöscht sein?
Langenbeck lag Im Widerstreit mit sich selbst. Endlich glaubte er, die einzige richtige Lösung gefunden zu haben, er mußte sich nach und nach von Lore zurückzichen.
Lore und den Vetters kam es seltsam vor, das, L- nb.'ck im» schon zweimal seinen üblichen --'I - ss'gle. weil er angeblich wegen Arbeits-
Überhäufung nicht fortkönnte. Als das zum dritten Male geschah, machte Lore den Vorschlag, den Vielbeschäftigten zu besuchen.
„Einverstanden", sagte Dr. Velter, „ich wollte sowieso ein paar Tage ausspannen."
Als ^ie bei Langenbeck eintrafen, stand er gerade im Begriff, eine Kletterpartie zu unternehmen. Sein Herz schlug stark, als er Lores ansichtig wurde. Ihre strahlende Jugend, ihre reizvolle Erscheinung nähme» ihn gefangen. Und während der folgenden acht Tage, die Lore und die Velter» seine Gäste waren, wurde ihm noch eindringlicher als je zuvor bewußt, daß es nutzlos war, gegen die Stimme seines Herzens an- zukämpsen.
(Fortsetzung folgt):