Leite - Nr. IKK
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-
Lamstag, den 18. Juli 1912
Dichter des Schwaezwalds
Zum 25. Todestag Heinrich Hansjakobs
Im Juli dieses Jahres jährt sich zum 25. Mal der Tag, da Heinrich Hansjakob, 79 Jahre alt, in seiner Vaterstadt Haslach in Baden gestorben ist. Er war einer unserer besten Volksschriftsteller. Im August 1837 in Haslach geboren, studierte er in Rastatt und Freiburg. Er wurde Priester und machte sein philosophisches Staatsexamen. Später war er Gymnasiallehrer in Donaueschingen und Realschuldirektor in Waldshut. Wegen politischer Tätigkeit in der Reaktionszeit wurde er zu einer Festungsstrafe verurteilt. In seinen Büchern hat er mit viel Humor darüber berichtet. In den nächsten Jahren finden wir ihn als Pfarrer in Hagenau am Vodensee und hernach als Stadtpfarrer in Freiburg im Breisgau. Hier hat er eine reiche Schriftstellertätigkeit entfaltet.
.-^Hansjakob war'eine knorrige, kernhafte Persönlichkeit. Auch in seinen Büchern. „Ich mache meine Bücher nicht wie der Schreiner seine Kisten; ich will auch dabei und darin sein", hat er einmal gesagt. Es ist ein frischer, urwüchsiger Erzählerton in seinen Dorfgeschichten, die den Leser meist in den Schwarzwald und an den Vodensee führen. Dieser Pfarrer war voll Freimut, Humor und Ehrlichkeit. Als Vorwort zu einem seiner damals vielgelesenen Bücher schrieb er: „Ich habe die „Dürren Blätter", die ich in jüngeren Jahren geschrieben, seit zwanzig Jahren nicht mehr gelesen, bis jetzt zu der vorliegenden 6. Auslage. Und wenn ich ehrlich sein will, mutz ich sagen, sie baben mir gar nicht mehr gefallen, weder nach Inhalt noch nach Form. Aber da sie doch einen Teil meines literarischen Nachlasses ausmachen, habe ich sie wieder drucken lassen und so gut es ging verbessert. Mögen sie den Lesern besser gefallen als mir "
Wie schön humorig ist auch folgendes kleine Bildchen: „So ein „Museum" in einer deutschen Stadt ist der Friedenstempel der alten Staatsbeamten und Pensionäre, in der. Regel ein stiller, öder Ort, wo Zeitungen gelesen werden und wo ohne jede politische Aufregung geraucht und getrunken wird. Es ist manches alten Herrn einziger Trost in seinem irdischen Dasein. Hier tötete er die Langeweile seines tatenlosen Ruhestandes durch friedliche Göfpräche mit Leidensgefährten oder durch die Lektüre der Tagesblätter. Kann der „Papa" einmal nicht mehr „aufs Museum", dann wird er daheim griesgrämig bis zum höchsten Grad, und für Weib und Kinder ist dar oft das Museum der beste Blitzableiter. Wenn diese Herren so gerne in die Kirche gingen als ins Museum, und den Lebensabend so eifrig mit religiösen Studien ausfüllen würden wie mit Museums- litcratur, sie kämen alle in den Himmel!"
Von seinen zahlreichen Büchern nennen wir folgende: „Der Leutnant von Hasle" (eine Geschichte aus den Freiheitskriegen) — „Der steinerne Mann von Hasle" — „Waldleute" — „Schneebälle" — „Erinnerungen einer alten Schwarzwälderin". In den Novellenbänden „Wilde Kirschen" und „Erzbauern" hat Hansjakob sein Bestes gegeben. Sie sind treffliches Volksgut, beste deutsche Heimatkunst. Auch eine lebenswerte Selbstbiographie hat er geschrieben. Wertvoll ist auch seine kleine Schrift „Unsere Volkstrachten. Ein Wort zu ihrer Erhaltung". F. A. Zimmer.
Die durstige Leber
Einer, dem das Leüerlein auf der Innenseite lag, bekam das Fieber, und der Hitze wegen trank er viel. Man holte einen Doktor und der sagte zu ihm: „Freund, wenn es dir recht ist, will ich dich gesund machen." Da sprach der Kranke: „Herr, von dem Fieber mögt Ihr mich gesund machen, aber den Durst sollt Ihr mir nichr vertreiben: denn es tut so wohl, wenn cs jo kalt die Kehle hinunterläust!"
tvüettembevs
Leichtes Erdbeben in Wiirttemberg-Hohenzollern Stuttgart, 17. Juli. Am Freitag mittag um 12.27 Uhr wurde im Gau Wiirttemberg-Hohenzollern ein Erdbeben verspürt. Während die SMe in Stuttgart kaum beobachtet wurden, traten sie im südlichen Teil des Gaues stärker in Erscheinung. In Hechingen z. B. wurden um dieselbe Zeit zwei heftigere Erdstöße wahrgenommen. 20 Minuten später wurden nochmals zwei Erdstöße beobachtet, die aber schwächerer Natur waren.
Frauenmörder hingerichtet
Stuttgart, 17. Juli. Die Justizpressestelle Karlsruhe teilt mit: Am 16. Juli 1942 wurde der 37 Jahre alte Eugen'Becker aus Stuttgart hingerichtet, den das Sondergericht Mannheim wegen Mords zum Tode verurteilt hat. Becker hatte im Jahre 1935 in Heidelberg zwei Frauen ermordet.
Todesstrafe für gefährlichen Gewohnheitsverbrecher Friedrichshasen. Wegen vier Verbrechen der versuchten Notzucht verurteilte das in Friedrichshafen tagende Sondergericht Stuttgart den 29 Jahre alten, zuletzt in Friedrichshofen wohnhaften Franz Rudolf Reschmann aus Eggenberg bei Graz, einen seinem ganzen Vorleben nach gefährlichen Gewohnheits- und Sittlichkeitsverbrecher, zum Tode. Der Angeklagte, ein asozialer Mensch und wegen ähnlicher Vergehen sowie Freiheitsberaubung bereits mit mehrjährigem Kerker vorbestraft, war 'Ende 1941 nach Friedrichshafen dienstverpflichtet worden, dann aber davongelaufen, um angeblich bei Bauern Beschäftigung zu suchen. Im Februar d. I. überfiel er im Friedrichshafener Riedlewald eine verheiratete Frau und ein junges Mädchen mit der Absicht der Vergewaltigung, wobei er jedoch teils durch Gegenwehr, teils durch das Dazwischenkommen einer dritten Person nicht zum Ziel gelangte. In zwei Fällen lag Ausnutzung der zur Abwehr von Fliegergefahr getroffenen Maßnahmen vor.
Feldpostmarder zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt Tcttnang, Kr. Friedrichshafen. Vor dem in Tettnang tagenden Sondergericht'Stuttgart hatte sich der 45 Jahre alte Gustav Eisele, der als Postverwalier in Langenargen a. B. tätig war, wegen der besonders verwerflichen Straftat der Unterschlagung von Feldpostsendungcn zu verantworten. Der bisher unbestrafte Angeklagte hatte vom Frühjahr 1941 bis zu seiner Verhaftung im März d. I. immer wieder Postsendungen, in der Hauptsache aber Feldpostpäckchen von Soldaten an ihre Angehörigen an sich genommen, bis ihm die Unterschlagung eines Julandpakers zum Verhängnis wurde. Während er die beigelegten Briefe vernichtete, „beschenkte" er mit dem gestohlenen Inhalt seine Ehefrau und außerdem seine ebenfalls im Postamt beschäftigte Geliebte, mit der er seit Kriegsbeginn ein Verhältnis unterhielt. Lediglich der Umstand, daß er sich im Weltkrieg wacker gehalten und auch sonst seinen Mann gestanden hatte, bewahrte den Volksschüdling vor der gegen ihn beantragten Todesstrafe. Das Sondergericht erkannte auf 10 Jahre Zuchthaus sowie auf Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre nach Strafverbüßung, gegen die Ehefrau wegen Hehlerei auf drei Monate Gefängnis. Der Geliebten war nicht nachzuweisen, daß sie von der unrechtmäßigen Herkunft der ihr geschenkten Gegenstände wußte.
Aalen. (Katze als K ü k e n m u t t e r.) Ein Bauer, der dieser Tage auf dem Heuboden zarte piepscnd/e Stimmen hörte, fand beim Nachschauen zu seiner großen Uebelnaschung elf überaus muntere, noch nicht lange ausgeschlüpfte Küken. Erfreut über den unerwarteten Zuwachs nahm er sie herunter und ver
sorgte sie an einem geeigneteren Ort. Tags darauf hörte er nochmals die gleichen Laute. Diesmal war jedoch seine Ueber- raschung noch größer. Er fand zwar nur den Nestkegel, das zwölfte Küken, sorgsam betreut und behütet von der alten, guten, treuen Hauskatze. Die Katze scheint ihre Raubtierinstinkte ganz vergessen zu haben.
Anhausen, Kr. Hall. (Die Kuh in der Küche.) In Anhausen bei Sulzdorf machte sich eine Kuh aus dem Stall frei und lief auf den Hof. Bei ihrer Rückkehr irrte sie sich in der Tür und ging in das Wohnhaus die Stufen hinauf und steckte zur allgemeinen Ueberraschung den Kopf in die Küche. Mit vieler Mühe gelang es, die Kuh wieder rückwärts die Treppe hinunterzubringen und dann in den Stall zurückzuführen.
Merklingen, Kr. Ülm. (Vom Wagen gestürtzt.) Der 62 Jahre alte Küfer und Landwirt Jakob Wörz war mit Güllen- lührcn beschäftigt, als plötzlich das Pferd scheute und davonrannte. Wörz wurde vom Wagen geschleudert und überfahren. Die Verletzungen am linken Bein waren so schwer, daß es unterhalb des Knies abgenommen werden mußte.
Zell a. N., Kr. Eßlingen. (Beim Kirschenpflücken) Beim Kirschenpflücken stürzte Karl Bauer so unglücklich vom 'Baum, daß er schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden mußte, wo er nunmehr verstorben ist.
,-Wolsschlugen, Kr. Nürtingen. (A m t s e i n s e tz u n g.) In Anwesenheit von Vertretern der Partei, des Staates und der Wehrmacht sowie im Beisein der Beigeordneten und der Eemeinoe- räte erfolgte im Rathaussaal die Einsetzung des Kreisinspektors Bruno Maurer zum Bürgermeister der Gemeinde Wolfschluaen- Die Amtseinsetzung nahm Landrat Maier vor.
Steinhaufen, Kr. Biberach. (Tod durch Hufschlag.) Ter 66 Jahre alte Bauer Markus Mayer in Schloßberg, Vater von neun Kindern, wurde von einem Pferd so unglücklich gegen den Leib geschlagen, daß er im Biberacher Krankenhaus, obwohl er sofort operiert wurde, seinen Verletzungen erlegen.
Ennabeuren, Kr. Münsingen. (Fuchs im Hühner st all.) In einer der letzten Nächte wurden von einem Marder oder Iltis einem hiesigen Einwohner 13 Hühner abgewürgt. Dieser Vorfall gibt erneut Veranlassung zu der Mahnung, die Hühnerställe gut zu verschließen.
Ans Bayern. (Vier auf Krrschen bringt den Tod.) Der Landwirt Josef Metzler aus Ellingshausen ist in einer Klinik gestorben. Er hatte Vier auf Kirschen getrunken. Dieses Vorkommnis sollte wieder jedermann zur Warnung dienen, auf Steinobst keine Flüssigkeiten zu sich zu nehmen.
Karlsruhe. (Tödlicher Verkehrsunfall.) Ein ^jähriger Mann wurde in der Kaiserallee bei Dunkelheit von einem Straßenbahnwagen überfahren und'war sofort tot.
Eppingen. (Diamantene Hochzeit) Die Eheleute H. Blösch von hier feierten bei bester Gesundheit das Fest der diamantenen Hochzeit. Der Jubilar ist 84, seine Gattin 80 Jahre alt.
Wertheim. (I m Main ertrunken?) Ein Boot, das eine halbe Stunde vorher ein junger Mann und ein junges Mädchen hier gemietet hatten, wurde auf dem Main gekentert aufgefunden. Von den Bootsinsassen fehlt jede Spur. Anscheinend sind die beiden jungen Leute entgegen der Warnung des Bootsverleihers von der Tauber in den Main hinaus gefahren, haben dann die Herrschaft über das Boot verloren und sind ertrunken.
Druck u. Verlag des „Gesellschafters": G. W.Zatser. Inh. Karl Zatser, zugl. Anzetgen- leiter. Verantwort!. Schriftleiter: Fritz Schlang, Nagold.z Zt.ift PreiSItfteNr. 8 gültig
Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten und die Heimatbeilage
^ Die Oeburt ikrer ^ ^ Tocbter geben ^ ^ bekannt
in ckankbarer beende Wildelm Seduon und brau tirele geb. Nünrer
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Im lull 1942
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Xagold, 7eiietsrr. i.r Wuppertal- kangerkeld
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Lamstag 7.30
Sonnt. 1.30,4.30,7.30, Äontag 7.30
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bin brauenscüicksal, lebensvabr unä ergreifend: ckas bleck einer kämpksriscben lüede mit Lrigitts klornez-, ckoactnm Oottsckalk u. v. a. bür ckugencklicke verboten tteue Wvcdenscdsu Kulturfilm. Nontag 5 bkr
Woctienscbsu unck Kulturfilm
Kriegsgesetze
Alles Wichtige für jedermann Preis 70 iZ bei
G.W. Zaiser, Nagold
Ksxold, 10. 7. 1942 bür die vielen beweise berrlicber lellnakme, die vir anlsölicii des Heldentodes unseres einriAn, unvergsöliLken unck bottnungsvollen Lobnes unck öruckers, bunker Oerdard Kempf, von allen Leiten erkabren durften, kür ckle tröstenden Worte ckes Herrn Dekans unck den erbebenden besang ckes kiedsrkranres sagen vir auk diesem Wege unsern innigsten Dank.
bsmille llauptletirer Kempk.
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an llem so rissen kei4. äss uns aniäklicli ries Helcisnrocles unseres lieben Soknss Nsltsr klnilorluieellt, Qskr. IN rier Vellen-ss. gen-ollen bar. besonders banken rvir l-Ienn
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llalterdacb. 16. ckuli 1942 I>s»»k8Sg«i»n» 6ür die überaus rabireicben öeveise berrlieber Teilnabme, die uns bei dem Heldentod unseres lieben bntscbigkenen Ködert üutekunst erwiesen wurden, sagen vir berrl. Dank. Lesonckers danken vir kirn. Ltacktplarrer Lcbmoll kür seine Trostworte, den Altersgenossen u. -gsnossinnen kür den klumensckmucku. all denen, dis am Trauergottesckienst teilnabmen. Die Oattin : Tuise Oiitekuiist ged. Kur, die Nulter: Nsrie üutekanst Witwe und die üescliwister.
Nagold, den 16. Juli 1942.
Danksagung. Für die herzliche Anteilnahme, die wir bei der Beerdigung unserer geliebten Mutter und Schwester Christine Säumer geb. Vollmer erfahren durften, sagen wir unseren herzlichen Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
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ckis Hrtro langsam unck mäöig ru rauckien unck sorgsam mit ikr umrugsksn, ckamit Aroma unck krisckis nickt lsicksn.'
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Am Mon 1 ag, den 20. Juli 19.45 Uhr treten am Gerätehaus zur Uebung an:
Groppe III (Werner) Gruppe IV (Köhler) Gruppe VI.
Der Wehrführer.
Einen 2'/»jährigen, gewöhnten
Schaffstier
verkauft
Martin Bäuerle, Hornberg
Nagold
Am Montag
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in Grüningers Kalkwerk.
Wer nimmt meine Tochter, 11 Jahre alt, während der Schulferien
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gegen gute Bezahlung? Angebote erbeten an:
August Beck, Stuttgart Uhlandstr. 14. Fernruf 230 89
Gottesdienst-Ordnung
Evangelische Kirche
Sonntag, 19.7.: 9.30 Predigt (Landesbischof D.Wurm) anschl. KGD., 20 U. Abendgottesdienst (Bhs.) Mittwoch, 20.00 Kriegsbetstunde (Ki.)
Methodistenkirche
Sonntag, 9.30 Gottesdienst. Mittwoch, 20.15 Bibel- und Gebetstunde.
Katholische Kirche
Sonntag, 19. Juli: 9.00 Uhr Nagold.
17.30 Uhr Altensteig.
Stadt Nagold und Gemeinde Emmingen
Ausgabe
äer Lebensmittelkarten
für den 39.Bersorgungszeitraum 27. Juli bis 23. Aug. 1942 In Nagold (ohne Stadtteil Iselshausen) Rathaus:
A—I am Montag, den 20. Juli 1942, von 14—18 Uhr E-G und N- -R (Zimmer 7)
H und S (Zimmer 6)
die übrigen Buchstaben an den gleichen Ausgabestellen wie seither.
Im Stadtteil Iselshausen, Geschäftsstelle:
Am Mittwoch, den 22. Juli 1912, A-Z von 18-19 Uhr.
In Emmingen, Rathaus:
Am Montag, den'20. Juli 1942, A—M von 16—17 Uhr
N—3 von 17-18 Uhr. Die Lebensmittelkarten sind sofort bei der Ausgabe nachzuzählen, spätere Reklamationen werden nicht berücksichtigt. Die Bestellscheine sind vor Beginn des Versorgungszeitraumes beim Einzelhändler abzugeben, andernfalls geht der Anspruch auf die Lebensmittel verloren.
Nagold, den 17. Juni 1942. Der Bürgermeister^
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