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Nr. 162
Dienstag, clen 14. Juli 1942
116. Jahrgang
Oer groSe Erfolg im Raum südwestlich Rschew
In elftägiqer Schlacht wurden 30000 Sowjetsoldalen gefangen und mehrere Schützen- und Kavallerie-Divisionen vernichtet
Die gestrige Sondermeldung des OKW. berichtete von einem neuerlichen großen Erfolg unserer Truppen bei Rschew. Es handelt sich hier »m eine Frontbereinigung grössten Ausmaßes. Im Winter sind in diesem Gebiet wie an einigen anderen Stellen durch die dünn besetzte Front mehr oder weniger starke bolschewistische Abteilungen in das rückwärtige Gelände durchgesickert, wo sie sich ln unzugänglichen Waldgebieten Bunker und gröherc Befestigungssnsteme bauten. In Moskau setzte man auf diese Truppen große Hoifnungen und meinte, mit ihnen die deutschen Offensivbewegungen im Frühjahr nachhaltig beeinträchtigen, wenn nicht überhaupt hindern zu können. Die erfolgreichen deutschen Operationen, die schon vor der Einschließung und Vernichtung der Feindgruppe im Raum von Rschew begonnen haben und zum Teil abgeschlossen wurden, zeigen das Scheitern auch dieser Hoffnungen. Die Zahl der Gefangenen und der Beute verdeutlicht die Größe der feindlichen Truppenmacht und damit auch die Größe des Widerstandes, der hier gebrochen werden mußte. Wiederum sind viele feindliche Divisionen ausgeschaltet. Die Flurbereinigung erhöht unsere Vewegungsmöglichkeit und dient entscheidend der Sicherung des rückwärtigen Geländes.
In den Bernichtungsschlachten des vergangenen Jahres haben wir unvorstellbare Mengen von sowjetischem Kriegsmaterial vernichtet. Wir haben damals in einem für uns ungünstigen Kräfte. Verhältnis antreten müssen. Heuer sind wir stärker als jemals zuvor. Diese Tatsache wird deutlich in dem überraschend schnellen Vormarsch zwischen Donez und Don, wo neben hunderttausend Gefangenen wiederum gewaltige Materialmenge» für die Sowjets verloren gingen. Auch in dem Kessel südlich von Rschew, wo 30 000 Gefangene gemacht wurden, sind 591 Geschütze und 218 Panzer vernichtet oder erbeutet worden. Damit haben die Sowjets in stark acht Tagen annähernd 2 000 Panzer eingebüßt.
Es sind also gewaltige Matcrialschlachten. die jetzt im Osten avsgetragen werden. Timoschenko hat bekanntlich unter dem gewaltigen deutschen Druck sein« Taktik verändern müssen. An Stelle des Widerstandes bis zum äußersten soll der hinhaltende Widerstand, also der Rückzug mit Nachhutkämpfen treten. Dabei muß er stch klar sein, daß er damit überaus wichtige Industriegebiete preisgibt. Ist es allein der deutsche Druck, der Timoschenko zu der Taktik veranlasste? Wie die vielen Gefangenen und die noch größere Kriegsbeute zeigt, ist ihm dieses Absetzen nicht gelungen. Ist es nicht wahrscheinlich so, daß er nun mit seinen Verbänden sparsam und haushälterisch umgehen muß? — Auch dex tiefste Brunnen ist auszuschöpsen und auch die Menschcn- reserven Stalins sind nicht unbegrenzt groß. Ganz zu schweigen von dem verlorene» Material, das auf den weiten Schlachtfeldern in unsere Hände fällt oder im Nordmeer versinkt, lieber die weiteren Auswirkungen des deutschen Vorstoßes sind sich die Amerikaner und Engländer klar.
Der deutsche WetzrmMsdericht
Verfolgung des Feindes in breiter Front Lei Abwehr feindlicher Entlastungsangriffe am Sonntag 111 Sowjetpanzer abgeschossen — Der große Erfolg im Raum südwestlich Rschew — Sowjetisches Unterseeboot im Finnischen Meerbusen versenkt — Bomben ans die Hasenanlagen von Rosta bei Murmansk — Neue britische Angriffe im Raum von El Alamein verlustreich abgewiesen — Britischer Bewacher im Hafen Brixham versenkt
DNB Aus dem Führerhauptquartier, 13. Juni.
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Südabschnitt der Ostfront wird der Feind in breiter Front verfolgt. Starke Luftstreitkräfte unterstützten die Bersolgnngskiimpfe und zerstörten in Tag- nnd Nachtangriffe» weitere ttebergänge über Don und Donez. An der K a u k a s u s- tüste erzielten Kampfflugzeuge Volltreffer schweren Kalibers auf zwei Schwimmdocks im Hafen von Noworossijsk. Nördlich und nordwestlich Woronesch wurden bei der Abwehr feindlicher Entlastungsangriffe am gestrigen Tage 111 Sowjetpanzer abge- 'chossen.
Wie durch Sondermeldung bekam» gegeben, füh^e der iv^ Raum südwestlich Rschew am 2. Juli begonnene umfassende Angriff der deutschen Truppen, wirkungsvoll unterstützt durch Verbände der Lustwajse, nach Durchbruch durch das feindliche Stellungssystem in schweren Waldkämpfen zur Einschließung und Vernichtung mehrerer Schützen- und Kavalleriedivisionen sowie einer Panzerbrigade. In dieser elftägigen Schlacht wurden über
30 000 Gefangen« eingebracht, _
218 Panzer,
591 Geschütze und
1301 Maschinengewehre und Granatwerfer sowie große Mengen anderer Waffen und Kriegsgerät aller Art erbeutet oder vernichtet. Die blutigen Verluste des Gegners sind ichwer. Die Gefangenen- und Beutezahlen wachsen noch an.
An derWolchow-Front wurde ein stärker feindlicher An- Srifs gegen einen Brückenkopf abgewiesen. Eine aus dem Westuser des Wolchow gelandete feindliche Kräftegruppe wurde vernichtet.
2m Finnischen Meerbusen versenkten Minensuchboote «n sowjetisches Unterseeboot.
Im hohen Norden bombardierten Sturzkampfflugzeuge die Hasenanlagen von Rosta bei Murmansk. Mehrere Brände wurden beobachtet.
In Aegypten wurden erneute britische Angrisse im Raum von El Alamein verlustreich abgewiesen.
Verbände der deutschen nnd italienischen Lustwasse setzten die Zerstörungen britischer Flugstützpunkte auf Malta fort.
An der englischen Südküste versenkten leichte Kampfflugzeuge bei Tage im Hafen Brixham einen britischen Bewacher, außerdem wurde ein großes Frachtschiff durch Bombentreffer schwer beschädigt.
Schwerer Kampf an der El-Alamein-Siekmig
Luftwaffe in stärkstem Einsatz
Von Kriegsberichter Werner Bockelmann
DNB . . 13. Juli (PK.) Die Panzerarmee ist in Aegypten
in die El-Alamein-Stellung, die sich, gut befestigt, vom Meer bis zur Kattara-Senke hinzieht, eingedrungen. Mit allen noch zur Verfügung stehenden Kräften hat sich der Feind zur letzten Verteidigung aufgerafft und sich den Divisionen der Achsenmächte zum Kampf gestellt Und jetzt zeigt sich, wie stark die englische Kolonialarmee in Nordasrika überhaupt gewesen ist, denn immer noch sind'seine Truppen an Zähl beträchtlich. Hier im Raum zwischen Alexandria und El Alamein, zwischen dem Nil- Delta und den Kattara-Salzsiimpfen stauen sich die Reste der 8. englischen Armee, stehen Hunderte, Tausende von Fahrzeugen. Hier wogt der Kampf, und in dem Geflimmer des Hellen Tages tosen erbitterte Schlachten. Das erste Wort aber sprechen in Diesen Tagen die unzähligen Flugzeuge, die sich vom frühesten sMorgen bis in die Dämmerung hinein hoch oben in den Lüften leinen von der Erde kaum wahrnehmbaren Kampf liefern. Jy grollenden Einsätzen stürzen sich deutsche Stukas jen- iseits der Linien in das Getümmel. Die britische Luftwaffe »roll t unablä ssig mit allen > Maschinen, diesie einsetzen kann,
gegen dt« Truppender'Achse und fliegt.erbitterte Angriffe'autz die von^ der: deutschen nnd italienischen Luftwaffe ^belegten Frontflugplätze. Wir selbst flogen AufklLrung üb er dem feindlichen Gebiet. Ohne eigenen Jagdschutz stießen wir! tief in den feindlichen Raum hinein, um einen Blick in die Lage Leim Feinde zu tun. Wir sähen den heftigen Kampf'an allen Teilen, der Front, sahen die aufragenden Oualmwolken der von unserer ^Artillerie oder durch Stukas vernichteten? Panzer,-:sahen sogar^zwei Stukas steil hinabstürzen auf ihre Opfer, llnd^dann' blickten^wir, nach Süden, .in den Schlund der gähnenden Wüste/ und nach Norden in die dunkle Flut des blauen Meeres, die die.dauernd verschwiegenen Zeugen dieses Kampfes sind, d» hierfmn die El-Alamein-Stellung tobt. ' ^
Der italienische Wehrmachtsbericht
Die Kämpfe im Gebiet von El Alamein
DRV Rom, 13. Juli. Der italienische Wehrmachtsbericht vv,.< Montag hat folgenden Wortlaut:
Die heftigen Kämpfe im Gebiet von El Alamein ginge» weiter. Die Truppen der Achsenmächte wiesen neuerliche Angriffe zurück und brachten dem Gegner Verluste an Menschen und Panzerwagen bei. Die Luftwaffe verursachte in wiederholten Aktionen von Sturzkampfflugzeugen Brände in den feindlichen rückwärtigen Linien und machte eine große Anzahl von Kraftwagen unbrauchbar. Im Luftkampf wurden zwei Curtiß von deutsche» Jägern vernichtet.
Sicherungsschisfe eines Eeleitzuges im Mittelmeer vereitelten Angrifssoersuche englischer Flugzeuge und schossen einen Bomber und zwei Torpedoflugzeuge ab. Die Schisse erlitten keinen Schaden.
London in Sorge über die Lage der Bolschewisten
DNB. Stockholm. 13, Juli. Der Londoner „Daily Telegraph" muß. wie Reuter aus London meldet am Montag zugeben, daß die Lage der Sowjets am Don „gefährlich" sei. Das britische Blatt schreibt: „Wir erleben zweifellos eine äußerste Kraftentsaltung des Reiches und feiner zu oft vergessenen und unterschiitztey Verbündeten. Wir sollten es unterlassen, diese Krastentfaltung mit Bezeichnungen wie „verzweifelt" oder sogar „tollkühn" zu belegen. Die Erfolge, die dieser Einsatz an der Don-Front gehabt hat nnd die Ueberrennunq eines Gebietes, das eine reiche landwirtschaftliche Produktion hat, würden es allein rechtfertigen, daß man die Bezeichnung „gefährlich", die passender wäre, wählt".
DNB Gens, 13. Juli. Nach Meldungen aus London wird in der englischen Presse weiterhin die Lage der Bolschewisten mit großer Sorge kommentiert. Die „Times" schreibt, die Vorteile, die die Deutschen während des vergangenen Winters errungen hätten machten sich jetzt geltend. Die Deutschen hätten hinter der Front ein ausgedehntes Verkehrsnetz zu ihrer Verfügung, auf dem Material und Truppen nun an feden beliebigen Frontabschnitt gebracht werden könnten.
„News Chroniclc" führt in einem Leitartikel aus, die Nachrichten aus der Sowjetunion seien ernst. Die Sowjets wüßten genau, daß die Laqe kritisch sei. Die Deutschen nützten nun ihren Erfolg. Es sei fetzt nicht die Zeit, die Bolschewisten platonisch zu bewundern, heute sei es notwendig. Hilfe zu dringen, die zur rechte» Zeit eintreffen müsse.
Bolschewistischer Vorstoß im Raum von Orel zurückgeschlagen
r DNB Berlin, 13. Juli. Wie das Oberkommando der Wehrmacht mitteilt, wiederholte der Feind am 11. Juli im Raum von Orel mit neu herangeführten frischen Kräften seine vergeblichen Angriffe gegen die deutschen Stellungen. Als die Bolschewisten in einem 18 Kilometer breiten Vorstoß die deutschen Hauptkampfstellungen zu durchbrechen versuchten wurden sie unter schwersten Verlusten an Menschen und Material durch die deutschen Infanteristen und Pioniere sowie den zusammengefaß- der Luftwaffe überall zurückgeschlagen. Bomben deut- scher Kampfflugzeuge setzten auch am Sonntag wieder in diesem Kampfraum über 20 feindliche Panzerkampfwagen sowie vier Batterien der Bolschewisten außer Gefecht. Bei der Bekämpfung ^ . feindlichen Nachschubs wurden fünf mit Munition und Treibstoff beladene Züge, zwei Munitionslager und zahlreiche mit gruppen und Kriegsmaterial beladene Kraftfahrzeuge durch Bombentreffer vernichtet. ^
Me Abwehrschlacht nördlich Orel
Gewaltige Entlastungsosfensive der Bolschewisten
Von Kriegsberichter Hans Huffzky ..^DNV . . 13. Juli. (PK.) So hat es mehrere Male hinter
einander im Wehrmachtbericht "geheißen: „Nördlich Orel wiederholte der Feind seine mit starken Panzerkrästen unterstützte» erfolglosen Angriffe. Er wurde zum Teil im Gegenstoß unter hohen blutigen Verlusten abgewiesen. Die Kämpfe dauern noch an..."
^Nördlich Orel — diese beiden Worte werden für die, die dabei waren, ewig verbunden sein mit der Vorstellung der unseligsten Art des Kriegsführens: Stellung halten gegen weit
stärkeren Feind! Und: Die vom Feind genommene Stellung ist im Gegenstoß wieder zu nehmen! Nördlich Orel — durch dns wellige sommerheiße Land, quer durch Wiesen, Feld und Mohn, zieht sich seit dem Winter die sogenannte HKL., die Hauptkampflinie, mit der di« bolschewistische Heeresleitung das gleiche vorgehabt hat, was uns zwischen Kursk nnd Charkow so kriegs- meisterlich gelungen ist, nämlich: durch sie hindnrchzustoßen und dann in raumgreifendem Angriff zu bleiben.
Der Sonntagmorgen des 5. Juli hatte mit einem großen Schauspiel begonnen: In dichten Schwärmen tauchten früh kurz nach 3 Uhr bolschewistische Bombenflugzeuge und Schlachtflieger, begleitet von Jägern, über unseren Jnfanteriestellungen nördlich Orel auf, um sie durch Abwurf von Bomben und durch Beschuß mit Bordwaffen für die nachfolgenden Angriffe zur Erde „weich" zu machen. Bis zum Abend dauerte dieser tödliche Regen aus dem Sommerhimmel — und mit welcher Zahl von Flugzeugen diese Angriffe aus der Lust geflogen wurden, macht am besten folgende Ziffer deutlich: An diesem einzigen Tag, am 5. Juli, wurden über einem Korpsabschnitt nördlich von Orel nicht weniger als 63 bolschewistische Flugzeuge abgeschossen. Die meisten waren eine Beute der deutschen Jäger, einige waren von den Infanteristen mit Gewehr und Maschinengewehr heruntergeholt worden.
Aber das Schauspiel in der Luft war nur ein Vorspiel zu dem auf der Erde: aus den Morgennebeln kamen plötzlich, seit vielen Wochen zum ersten Male, starke bolschewistische Panzergruppen durch den Roggen und den Klee auf unsere Stellungen zugekrochen, z. T. Flammenwerferpanzer, und brachen hier und da auch ein. Zwar pirschten sich die Panzervernichtungstrupps unserer Infanteriekompanien ohne eigene Schonung gegen die bolschewistischen Panzer (es waren in der Mehrzahl schwere Panzer vom Typ 34) heran und knackten auch einige davon mit ihren geballten Ladungen, aber die Mehrzahl blieb noch heil. Zum Glück brachte die "vorzüglich eingeschossene deutsche Artillerin der sowjetischen Infanterie, die ihren Panzern folgte, so schwere Verluste bei, daß die Panzer bald stehen bleiben mußten und dev Eeländegewinn nicht voll ausnutzen konnten.
Die von immer neuen Sowjetmassen bedrohten deutschen Infanteriedivisionen nördlich Orel bekamen durch unsere Panzer bald Entlastung. Die schon bereitstehenden Panzerverbände rollten schnurstracks nach Norden. Sie setzten bereits am Morgen des nächsten Tages zum ersten Gegenstoß an und trieben die Bolschewisten mit ihren Panzern, von Artillerie unterstützt und von Infanterie gefolgt, wieder so weit zurück, daß die Infanterie — erst den Panzern folgend und dann sie überholend — bald wieder in ihren alten Stellungen saß. Unsere Panzerkräfte, von ihrem Kommandeur taktisch überlegen geführt, nahmen die jeweiligen bolschewistischen Panzerkräfte empfindlich in die Zange. Was von ihnen nicht zurückflutete, wurde gewissermaßen in dieser Zange zerknisfen.
Wenige Stunden später schon setzten die Bolschewisten zu neuem Durchbruch an anderer Stelle an und wieder mußte unsere tapfere, bis zum letzten Augenblick ausharrende Infanterie dem Stoß nachgeben, und wieder kamen unsere Panzer und radierten die Einbruchsstelle in der HKL aus. Es entwickelten sich oft stundenlange, mörderische Schlachten, an denen sich die Panzerkanonen, die Panzerabwehrgeschütze, Artillerie, Flam-