Schwarzwald - Heimat
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Ein kleines Miterlcbnis, nicht erschütternd, aber immerhin mitteilenswcrt: Wir haben da einen Kameraden, der seinen ständigen Wohnsitz und seine Familie in einem lener Gaue des Reiches hat. die nicht zu den Luftnotstandsgebieten zählen. Kaum, daß alle paar Wochen einmal in den Luftlagemeldungen eine Ueberfliegung des Gebietes auftaucht.
Um so erstaunter war unser Kamerad, als eines Tages von daheim eine Depesche kam: „Totaler Bombenschaden. Familie unversehrt."
Er bekam sofort Bombenurlaub. Und fuhr sehr aufgeregt los. „Mein liebes Häuschen", bangte er, „meine schöne Wohnung und meine Bibliothek, meine unersetzliche Bibliothek . .
Alles vernichtet, erfuhren wir, als er wieder« kam. Er selbst aber kam als ein anderer wieder. Er war immer schon ein pflichteifriger Mensch gewesen, dem man das beste Zeugnis ausstellen mußte, aber er hatte doch gerade nur seine Pflicht getan. Nun aber begann er. sich in Dienst und Arbeit geradezu zu verbeißen. Nichts konnte ihm genug sein, er nahm manche? freiwillig auf sich; bald fiel das allgemein auf, und eines Tages kam auch darauf die Rede.
„Ich weiß, warum ich's tue", antwortete er. seit ich mein Eigenheim verloren habe, weiß ich es. Wenn's einem an den eigenen Leib geht, dann erkennt man, daß man überhaupt nie genug mithelfen kann, um unseren deutschen Sieg herbeizuführen ..."
Wenn's an den eigenen Leib geht... Sind wir, im Großen gesehen, heute nicht alle so weit. Also machen wir uns auch alle die Schlußfolgerung unseres Kameraden zu eigen, die auch die einzig richtige — nebenbei vermerkt: auch vernünftige - ist!
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Der Nikolaus kam
Auch im sechsten Knegsjcchr ist der Nikolaus gekommen. Am Mittwochabend besuchte er allenthalben in den Schwarzwalddörsern und Städten die Kleinen, erkundigte sich nach ihrem Betragen und verteilte unter sie feine freilich bescheidenen Gaben oder ließ den bösen Knaben und Mädchen durch seinen Begleiter den Knecht Ruprecht, Streiche mit der Rute verabreichen. In früheren Jahren war der Nikolaustag im Schwarzwald von allertei Bräuchen umrankt, die allerdings viel von ihrer Poesie in den letzten -Jahrzehnten eingebußt hatten und erst recht dem Ernst des Krieges weichen mußten.
Wohl sind es noch gut 14 Tage bis Weihnachten, und doch herrscht in den Backstuben auf dem Lande schon reger Betrieb. Köstliche Düfte umwehen tue Backhäuser. Es ist auch höchste Zeit,
Mir grünen Zulassungsmarken versehene Weih- nachtS-Feldpostpiickchen können nur noch bis 10. Dezember bei der Reichspost zur Beförderung ein- geliefert werden.
daß die Weihnachtsgulsle in die Weihnachtspack- chen für unsere Soldaten kommen, wenn dieselben rechtzeitig zum Feste an der Front sein sollen. Wenn wir alle, an der Front und in der Heimat, heute auch sehr anspruchslos geworden sind, so wird Weihnachten doch gefeiert werden und seinen Glanz leuchten lassen Nach dem Siege werden wir. Weihnachten begehen, wie wir es früher gewohnt waren.
Vorsicht beim Umgang mit Pferden
Einem bedauerlichen Unfall fiel der 10 Jahre alte Hans Schmelzte in Wenden zum Opfer. Er begleitete ein krankes Pferd, das bewegt wer- den sollte. Das Tier schlug plötzlich mutwillig aus und verletzte den Knaben so stark am Kopfe, daß er einen Schädelbruch erlitt, dem er später erlag.
Nagolder Stadtnachrichten
Gefr. Walter Burkhardt (Gambrinusbraue- rei Nagold), wurde mit dem Krie'gsverdienstkreuz L. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet.
Vergütung von Kefolgfchaftserfindnnqen
Der Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion. Speer, hat neue Richtlinien für die VergütitNtz von Gesolgschastserfindungen erlassen. Eie sollen einen Anhalt für die Ermittlung einer gerechten Erfindervergütung geben.
Bei der Bemessung der Vergütung für eine in Anspruch genommene Patentfähige Erfindung eines Gefolgschaftsmitglieds sind insbesondere das Ausmaß der schöpferischen Leistung, die Höhe des Arbeitsentgelts, die Aufgaben des Gefolgschafters im Betrieb und die Verwertbarkeit der Erfindung zu berücksichtigem Die Richtlinien stellen hiefur im einzelnen Anhaltspunkte auf, wonach s. B. die Leistung am größten ist. wenn der Erfinder ohne Anregung aus dem Betrieb sich die Erfindunasaufgabe selbst gestellt hat. Auch wird es darauf ankommen, ob die Lösung der Erfindungsausgabe ans beruflich geläufigen Ueberle- aungen oder abteilungsfremden oder gar betrieb?- fremden Ueberlcgungen erfolgt ist. Ferner gilt der Satz, daß die Stellung de? Gefolgschaften im Betrieb für die Bewertung seiner Erfindung berücksichtigt werden muß. Je weniger Mitarbeit an der technischen Entwicklung verlangt wird, um so höher ist, bei sonst gleichen Bedingungen, die schöpferische Leistung zu bewerten.
Die Vergütung, für deren-Zahlungsweise die Pauschalzahlung oder eine jährliche Fcstsumme oder eine prozentuale Beteiligung am Umsatz oder Gewinn m Frage kommt, je nachdem, ob erfinderische Normalleistungen oder Sonüerlei- stungcn vorlicgen, wird in allen Fällen wie eine Abgabe vom Umsatz oder vom Gewinn unter Berücksichtigung der Wertungsfaktoren für die Leistungs- und die Rangbewertung ermittelt. Auch hier geben die Richtlinien di« nähereil Anhaltspunkte. - - ---
Gültigkeitsdauer der Reisemarken bis 4. März
Mit Beginn der 72. Zuteiluugsperiode-(5. Februar 1945) werden neue Reise- und Gaststättenmarken ausgegeben. Die zur Zeit in Umlauf befindlichen Reisemarken werden mit Ablauf des 4. März 1945 ungültig.
oermatt?
Bad Liebenzell. Am vergangenen Sonntag fand im Gasthaus z. „Löwen" eine gutgelungene Märchenvorstellung mit der Aufführung von „Dorn- röschen" statt. Kinder und junge Mädchen von Liebenzell und aus den Kreisen evakuierter Familien hatten sich zusammengefunden, um zum ersten Adventssonntag die Kinder aus der Nachbarschaft mit ihrem Spiel zu erfreuen. Die Leitung des Spiels lag in der Hand von Fräulein Hannelore Baum, in den Hauptrollen sah man Lore Halt, Esther Hirschler, Irmgard Kemp, Hannelore Baum, Inge Rnckheim und Marianne Hesse. Das Stück wurde gut und flott wiedergegeben Die einfache, aber nette Ausstattung war von den Darstellerinnen selbst gefertigt worden. Mit glänzenden Augen Verfolgten die Kinder das Spiel. Reicher Beifall wurde den Spielerinnen zuteil. 70 RM., aus deil Spargroschen der Kinder, konnten dem KWHW. übergeben werden. — Am kommenden Sonntag wird das Spiel voraussichtlich wiederholt.
Pforzheim. Vor der Psorzheimer Strafkammer stand der 44 Jahre alte Richard H. aus Brötzingen Er hat am 2. Juni ds. Js. seine Ehefrau, die im Bett lag, am Halse gewürgt und sie dann aus acht Meter Höhe durchs Fenster in den Hof geworfen. Glücklicherweise hatte der Sturz nur zur Folge, daß die Frau den linken Arm brach und in kürzester Zeit wieder hergestellt war. Ter Angeklagte ist ein braver und fleißiger Mann, der täglich oft 13 Stunden arbeitete und nebenher noch seinen Garten befolgte. Durch seine fast völlige Taubheit ist er sehr leicht erregbar, und aus dieser Tatsache heraus erklären sich auch die Ehezwistigkeiten, aber nicht durch die Schuld des Man- nes. Am 2. Juni hatte H. einen seiner Buben aufgefordert, ihm im Garten zu helfen. Dieser
weigerte sich und wurde von der Mutter noch unterstützt Aus Wut darüber beging der Mann die eingangs geschilderte Tat. Als er sah, was er angerichtet hatte, trug er seine Frau selber wieder in die Wohnung. Tie Strafkammer verurteilte H. wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Gefängnisstrafe von 8 Monaten.
Pforzheim. Hw'- feierten Oskar und Ottilie Cullmann, Blumcnhof 3, ihre Goldene Hochzeit. — Tie Ehefrau M. F. in Pforzheim mußte wegen eines, Verstoßes gegen das Arbeitsdienstpflichtgesetz eine Geldstrafe von 60 RM. in Kauf nehmen. Sie war bei einer Berliner Firma dienstverpflichtet uiw hiel» sich kurze Zeit auf Urlaub bei ihren Eltern in Pforzheim auf. Sie war schon in Berlin ernstlich krank und wollte deshalb von- ihrer dortigen Dienstpflicht befreit sein, bemühte sich aber in Pforzheim um Arbeit. Trotz Vorlage eines ärztlichen Attestes gelang es der Frau- nicht, ihre Entpflichtung in Berlin herbeizuführen, und weil sie ihre Arbeit dort nicht wieder aufnahm, mußte sie ui Slru>° genommen werden. Inzwischen ist sie in Pforzheim dienstverpflichtet worden. — Karl F. in Pforzheim ist körperlich schwer beschädigt und wurde in Rücksicht darauf in einem hiesigen Betrieb fnr leichtere Arbeiten dienstverpflichtet. Da er aber auch für schwerere Arbeiten eingesetzt wurde, verließ er eigenmächtig die Arbeitsstelle. Mit Strafbefehl wurde ihm wegen Arbeitsvertragsbruchs eine Gefängnisstrafe von drei Monaten auferlegt. Der Einzclrichter setzte die Freiheitsstrafe auf eine Geldstrafe von 150 Mark herab.
Leonbcrg. Ritterkreuzträger Major Otto Brn - qo n erholt sich zur Zeit in seinem Elternhaus in Perouse — Die Krauternte ist nun überall im Kreis Leonberg beendet. Die Gemeinde Perouse lieferte 20 000'Zentner.
Gestorbene: Elisabeth Waidelich, geb. Kern, 61 I., Simmersfeld; Heinz Schittenhelm, 20 I., Freudenstadt; Rudolf Lieb, Oberfinanzinspektor, Freudenstadt; Rudolf Teuble, 29 I., Münchingen; Wilhelm Mezger, 63 I., Ditzingen; Erwin Jäck, 32 I., Feldrennach; Emma Müller, geb. Buchter, 69 I., Birkenfeld: Pauline Müller, geb. Rufs, Schreinermeisters-Witwe, 68 I., Tobel; Emil Pfeifle, 31 I., Göttelsingen, Kreis Freudenstadt; Emil Sauritz, 24 I., Schöckingen; Carl Töpel, Bankrevisor, 50 I., Leonberg; Jakob Krämer, Fronmeiste^ a. D., 83 I., Malmsheim.
Der dezemberliche Garten
'Wer im Frühjahr Bäume veredeln will muß jetzt schon die dazu erforderlichen jungen Reiser von gesunden, tragbaren und am Platz bewährten Sorten schneiden und sie an einem halbscbattigen Platz im Garten etwa bis zur Hälfte ihrer Länge schräg einschlagen. Tie Wasserschosse am Stumm, in der Korne und am Wurzelhals sind jetzt zu ent fernen. Schnitt- und Sägcwundcn an Nutz und Zicrbäumen sind mit Stcinkohlenteer, Baumwachs oder mit Lehmbrei sofort zu verschmieren. Gegen Hasenfraß umgibt man die Obstbaume rechtzeitig mit Trahthosen oder Gestrüpp.
Das Umsetzen von älteren Obstbäumen erfordert Geschick und Erfahrung. Die besten Erfolge hat man, wenn die Umpflanzung mit Frostballen erfolgt. Die Wurzeln des Baumes werden dann weit weniger gestört. Um den Baum herum wird bei entsprechender Entfernung ein Graben ansgeworfen, und der Ballen des Obstbauines wird alsdann zweckmäßig geformt, was bei dem Fortschaffen eine bedeuteiide Erleichterung darstellt.
Ist der Ballen nun gefroren, so kann der Transport des Baumes erfolgen. Er wird natürlich vorsichtig aus der Grube gehoben und nach dem neuen Standort getragen. In solchem Zustand verpflanzte Bäume wachsen bedeutend leichter wieder an und werden sich dementsprechend auch schneller wieder erholen.
Bei frostsreiem Wetter sollte man eine vorbeugende Spritzung mit zehnprozentigem Obst- baumkarbolineum gegen tierische und pflanzliche Schädlinge an den Obstbäumen durchführen. Sollte schneeloser Klarfrost mit Sonnenschein auf- treten, sind die im August ausgesäten Frühlingszwiebeln und der im Spätherbst gepflanzte Win- tersalat sowie der Spinat und Rosenkohl mit Deckreis, Gestrüpp oder mit abgeschnittenem Staudenreisig leicht abzudecken. Wer seinen Garten in den letzten drei Jahren nicht gekalkt hat, gebe im Laufe des Winters bei frostfreiem Boden und Wetter eine Gabe von etwa 40—50 Kilo Branntkalk auf 100 Quadratmeter.
Weihnachtsfreuden für Grotz und Rlem
Gar nicht mehr weit ist sie, die Weihnachtszeit! Und wenn auch all die frohen Gedanken, die sie einst begleiteten, heute ernsten und schweren Stunden Platz gemacht haben, so wollen wir trotzdem noch einen Schimmer Weihnachtsfreude in uns wachhallen. Weihnachten, das Fest der Deutschen, soll uns auch in schweren Kriegslagen mit offenen Herzen finden. Trotz des Krieges sollen sich die Kerzen in den Augen unserer Kinder spiegeln, in den Augen dieser Kinder, die inmitten eines reiche Ernte haltenden Todetz einem neuen Leben und einer lichteren Zukunft entgegenwachsen. Sie sollen etwas von der seligen Erwartung spüren, die eine geheimnisvoll verschlossene Weihnachtstüre immer ansübt, und sie sollen die Liebe fühlen, mit der die Menschen am Weihnachtsabend aneinander denken.
Wie machen wir aber nun all unseren Lieben eine wirkliche Weihnachtsfreude? „Man kann doch nichts mehr kaufen", sagt wohl der eine. Der andere meint: „Ach Gott, es gibt ja kein Ma- terial zum Handarbeiten!" Es stimmt schon, daß wir uns heute genau überlegen müssen, wie wir dem andern zeigen, daß wir an ihn gedacht haben.
Für die Kinder gibt es ganz reizende und einfach herzustellende Spielsachen. Da wären einmal die kleineren und größeren Spielbälle aus Leder oder Stoffresten. Aus dem Leder schneidet man acht gleiche Stücke in der Form eines Nhomboids, näht sie auf der linken Seite zusammen bis auf eine Naht, die erst dann zugenäht werden kann, wenn der Ball mit alten Flicken, Holzwolle oder Watte gestopft ist. Hat man nur Stoffreste, dann schneidet man vier Streifen, die oben spitz sind und unten breit auslausen. Sie müssen ungefähr so aussehen wie eine,in vier Teile geschnittene Apfelsinenschale. Diese Streifen werden dann zusammengehäkelt. Oder wir machen eine Pup Pen wie ge. Sie läßt sich gut aus einer alten Schachtel Herstellen. Zwei Kleiderbügel, die wir umgekehrt auf einer schmalen Holzleiste befestigen, geben den „Unterbau". Dann haben wir sicher noch so viele Reste von der Stubcn- wagengarnitur, daß wir die Wiege mit Volants so umgeben können, daß von dem prosaischen Material nichts mehr zu sehen ist. Eine ganz einfache Wiege aber können Mir aus einer alten Ztgarrenschachtel machen, die wir schön bemalen, und bei der wir zwei Fadenrollen, die in der Mitte durchgesägt wurden, als Füße benützen. Oder wie wäre cs mit einemn kleinen Dorf
oder einer ganzen Stadt? Wir sägen oder schmirgeln dazu viereckige Holz-Klötzchen in Häuserform zurecht und nageln als Dach rechts und links ein Stückchen Baumrinde auf. Mit Wasserfarben können wir das Ganze dann recht bunt und lustig machen. Haben wir keine Farben, dann ritzen wir in das Helle Holz mit einer heißen Stricknadel wunderschönes Fachwerk. Wir können aber auch einen ganzen Hühnerhof ans Sperrholz sägen. DaS „lebende Inventar" muß erst ausgezeichnet werden und als „Stand" ein flaches Stückchen Holz haben. Ganz kleine Puppen für die Puppenstube und kleinere Tiere machen wir folgendermaßen: Wir biegen einen Draht in der gewünschten Form und umwickeln ibn Lick mit Bast. Bei größeren Puppen nähen wir einen Stoffkörper und stopfen ihn mit Sägmebl oder Watte ans. Ten Kopf schnitzen wir aus Holz, und für die Haare finden sich bestimmt irgendwo einige Wollreste.
Aber auch den Erwachsenen, ob eS nun Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Onkel oder Tante sind, wollen wir doch etwas schenken. Vielleicht können wir der Mutter aus Maisstrob oder Binsen eine Einkaufstasche machen? Oder der Tante eine Fußmatte. Für die ausgebombten Verwandten machen wir nur praktisches Hausgerät. Wir schnitzen aus Aesten oder Astgabeln Kleiderbügel oder Haken zum Aushängen der Kleider. Oder wir machen Brot- brettchen und Holzlöffel. Aus acht bis zehn Stäben oder geschälten Aesten. die mit Sandpapier glatt gerieben und dann an beiden Seiten durch eine Schnur miteinander verbunden werden, entsteht ein wunderschöner Wäschetrockner zum Aushängen in der Wohnung. Die Großeltern freuen sich über einen von den Enkelkindern selbst geschnitzten Leuchter oder einen Brotteller. Die Schwester oder der Bruver können immer eine Ausweis-, Kartenoder Brieftasche brauchen (man macht sie aus Pappe und Papier). Kleine Laternen und Transparente, bunt bemalte Weihnachtstüten oder ein lustiger Papierteller für die Gutsle erfreuen besonders die jüngeren Geschwister.
Mit diesen kleinen Geschenken wird auch über dem 6. Kriegswrihnachten die Freude des gegenseitigen Schenkendürfens stehen, und diese Freude wird auch in ernster Stunde die Herzen höher Wagen lassen. ' —>--—ro.
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unouai yletl oer Zug in Lyorn. Es war tlej dunkel, und ein böiger Westwind trieb Regen und Schnee in kaltem Gemisch zu den geöffneten Abteiltüren hinein.
Wieder stand der hilfreiche Feldwebel zur Ver- stigung; er half Irmgard, den Kranken für den Transport fertig zu machen, auch der Zugbe^ gleiter griff zu. und so brachten sie zu dritt im Geschwindschritt den jetzt völlig Bewußtlosen über den zugigen Bahnsteig hinüber zur Rot- kreuz-Station.
Eine freundliche, blasse Schwester hatte den Nachtdienst. Rasch nahm sie die Personalien des Kranken auf und versprach, ihm ein gutes Bett frei Au macken.
Der Feldwebel war gegangen, aber Irmgard konnte sich noch nicht von ihrem kranken Manne trennen. Sie half der Schwester, ihn ins Bett zu bringen, sie beobachtete gespannt, wie die Pflegerin seine Temperatur maß und das Ergebnis mit leichtem Kopfschütteln auf der Tafel über seinem Bette eintrug. Irmgard verstand genug von Tabellen, um den Sinn dieser Eintragung zu begreifen: Walter hatte 40.9 Grad Fieber.
Sie erschrak. „Steht es sehr schlimm. Schwester?" stieß sie mit gepreßter Stimme hervor. „Was meinen Sie?"
Die Schwester zuckte die Achseln. „Das wird erst der Herr Stabsarzt entscheiden können! Er kommt nachher gleich, er hat Nach^i-nst."
Sie wandte sich zu einem andern Kranken, wer Irmgard stand nach zögernd; sie meinte, ich nicht sogleich von dem lange entbehrten, mdlich wiedergefnndenen Gatten trennen zu können, bevor er sie erkannt hatte.
Sie stand ganz nah über sein Bett gebeugt, sie legte ihre Hand auf seine fieberglühende Stirn, sie ries unaufhörlich halblaut beschwörend seinen Namen. Aber keine Antwort kam.
Da scholl von draußen dröhnend die Stimme des Lautsprechers:
„Einsteigen! Die Türen schließen! Zurück — treten!"
Di« Pflicht rief. Hastig wandte Irmgard sich um. „Leben Sie wohl, Schwester! Ich muß weiter. Bitte, sorgen Sie gut für den KrankenI Es ist . . / den Schluß ihrer Rede hörte die Schwester nicht- mehr. Irmgard war davongestürzt, sie erreichte in höchster Eile den Zug, schwang sich noch im Fahren in einen der letzten Wagen. Donernd und qualmend fuhr der Zug aus der Halle. Im Nu waren die schwachen Lichtzeichen des Bahnhofs in der Dunkelheit versunken.
»
„Schreiben, Schwester Tonil Ich mutz schreiben!" Der Verwundete richtete sich mit einem Ruck auf. brach freilich sogleich wieder mit einem Stöhnen zusammen. Die Verletzung an seinem Bein brannte wie höllisches Feuer.
Die kraushaarige kleine Schwester Toni war sogleich am Bett des schwerverletzten jungen Ofsfiziers.
„Sie sollen doch liegenbleiben. Herr Oberleutnant! Wie können Sie sich aussetzen! Und schreiben dürfen Sie auch nicht, aus keinen Fall! Ich werde für Sie schreiben! Ich habe gerade ein bißchen Zeit. Was soll es denn sein?" >
Schwester Toni hatte links den Stuhl zurückgerückt, sie griff nach Briefpapier und Feder und sah den Verwundeten erwartungsvoll an.
„Ja, schreiben Sie, Schlesier." Masic n, Torsi-,, li'r",sis sich wieder so '
vös in seinem Bett, daß die S hwester Ihn zu- rechiweisen mußie. „Also, mein liebes Mädel! Halt, nein, das geht nicht. Ich weiß ja gar nicht, ob sie noch . . . Also schreiben Sie: Liebe Nenil Schwester Toni hatte die kurze Anrede schnell zu Papier gebracht und wartete aus das. was weiter kommen würde. Sie spürte es selbst: die»^ ser Brief schien den Verwundeten stark zu beschäftigen. Vielleicht würde er ruhiger werden, wenn er sich erst alles von der Seele geredet batte. Jetzt aina es fließend weiter:
„Liebe Reni! Du hast mir auf meinen Brief vom 16. Mai nicht geantwortet. Ich mußte aus Deinem Schweigen entnehmen, daß Du nichts mehr von mir wißen wolltest. Ich war zuerst sehr traurig darüber, dann war ich lange Zeit sehr zornig aus Dich, und schließlich versuchte ich, Dich zu vergessen. Ich glaubte schon, es wäre mir gelungen. Denn bei meinen schweren Kämpfen gegen die Sowjets hatte ich kaum Zeit, an Dich zu denken. Dann kam ein besonders hitziger Tag. Unsere Batterie stand im stärksten sowjet-russtschen Feuer. Und da hat es mich denn auch richtig erwisir,-: Q." 'ckwerer Treffer in den Oberschenkel. '
Ich will Dir nichts vorklagen, Reni. Ich will auch nicht an Dein Mitleid appellieren. Ich will Dir nur sagen, daß ich in der langen Zeit der erzwungenen Ruhe, die dann für mich anbrach und die immer noch fortdauert, sehr oft, sehr intensiv an Dich gedacht habe. Und ich habe auch daran gedacht, wie töricht wir doch beide waren, daß wir uns von andern beeinflussen ließen, — daß wir aus einer ganz flüchtigen beiderseitigen Berstimmung heraus unser gemeinsames Lebensglück auss Spiel gesetzt habenl Ich, liebe Rent, hätte Dich und Deine verzweifelte Stimmung an jenem Abend bei meinen Eltern begreifen und achten müssen, — Du aber hättest nicht nachtragend sein dürfen. ländern hattest mir auf meinen ehrlichen Briet aittwoclen müssen!
Aber wir wollen uns nichts mehr nachtra- gen. liebe Reni, sondern versuchen gutzu- . machen, was noch gutzumachen ist. Darum wenn Du noch an mich denkst, wenn Du mich noch nicht vergessen hast und . . ."
Der Diktierende unterbrach sich plötzlich, seine entspannten Züge verkrampften sich wieder, und in sein Gesicht trat ein gequälter Zug. „Was meinen Sie, Schwester Toni: wird ein hübsches, neunzehnjähriges Mädchen noch an «inen Soldaten denken, den sie einmal lieb gehabt hat, von dem sie aber seit säst sieben Monaten nichts mehr ehört hat? Glauben Sie nicht, daß sie inzwi- ,en längst einen andern gefunden hat?"
Die Schwester überlegte. „Das kommt ganz darauf an, wie so ein Mädel erzogen und veranlagt ist, Herr Oberleutnant. Ich zum Beispiel würde auf keinen Fall . .
(Fortsetzung folgt)