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Nr. 55
Donnerstag, cken 6. März 1941
115. Jahrgang
London deicht Beziehungen zu «Sofia ad
Der britische Botschafter verläßt die bulgarische Hauptstadt — Die Emigranten wandern
Sofia, S. März. Der Sofioter britische Gesandte. Rendell, ibrrreichte am Mittwoch im bulgarischen Außenministerium eine Note, in der ermitteilte, daß er von seiner Regierung den Aus« «mg erhalten habe, zusammen mit dem noch in Sofia befindlichen Personal seiner Gesandtschaft Bulgarien zu verlassen.
Me halbamtlich mitgeteilt wird, bedeutet diese Maßnahme vorerst noch nicht eine Kriegserklärung, die wohl davon abhängig gemacht werden wird, ob die deutschen Truppen sich „dieses oder jenes" zuschulden kommen lassen. In diesem Falle werde Großbritannien das tun. was im Interesse der augenblicklichen Lage notwendig sei, auch ohne die bulgarischen Interessen zu berücksichtigen. Mit Rendell werden einige Holländer. Belgier und Polen Bulgarien verlassen, die als ehemalige diplomatische Vertreter ihrer Länder die Interessen Londons in Bulgarien vertraten. Ein Gerücht von der gleichzeitigen Abreise der griechischen Vertreter wird bei der griechischen Gesandtschaft cnischreden dementiert. In Sofia hat die Nachricht von der be- »orstehenden Abreise des englischen Gesandten nicht überrascht, »a man sie schon lange erwartete. Man stellt fest, daß der türkische Gesandte den Engländern nicht folgt und daß auch aus türkischen Pressestimmen langsam Verständnis für die Lage spreche.
Mn hat abzuwarten, was die Herren Engländer unter „diese«, oder jenem" verstehen. Sie können auf jeden Fall sicher sein, dag sie noch dieses oder jenes erleben werden, zu Lande, zu Wasser und zur Luft, in Europa - - auch auf dem Balkan - , in Afrika und überall da, wo wir sie treffen.
Der deutsche WehmgWderW
Erfolgreiche Angriffe auf militärische Ziele in Siidenglaul darunter Hasen- und Industrieanlagen ,n Cardiff und Lon doB— Britischer Handstreich gegen unbefestigte Insel in dev Schären Nord-Norwegens — Bomben auf Truppenansamm- lungen und einen Flugplatz bei Agedabia
DNB. Berlin. 5. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die Bewegungen der deutschen Truppen in Bulgarien »erlaufen weiterhin planmäßig.
In den Vormittagsstunden des 4. Mär; versuchten brill i ch e leichte Sesstreitkräfte ernen Hand- jtreichgegen eine unbefestigte Insel in den Schären Nord-Norwegens, dem einige dort lls- zende Fischereifahrzeuge zum Opfer sielen. Einige deutsche »»d norwegische Fischer gerieten in Gefangenschaft. Nom >»r dem Einsatz deutscher Gegenmaßnahmen verliehen die feindlichen Kriegsschiffe in voller Fahrt wieder die »i»:- "»gischen Gewässer.
LmMittetmeerraum wurden während des Tages trneut feindliche Truppenansammlungen und ein Flugplatz bei Agedabia von Sturzkampfflugzeugen und leichte» Kampfflugzeugen mit Bomben belegt.
Kampssliegerverbände griffen in der letzten Nacht rrfolg- reich verschiedene militärische Ziele in Südengland an. »arunter Hafen- und Industrieanlagen in Cardiif und London.
Der Gegner flog weder bei Tag noch bei Nacht in deutsch« Reichsgebiet ein.
Der italienische Wehrmachtsbei
Aktion italienischer Seestreitkräfte an der albanischen chs feindliche Flugzeuge abgeschossen — U-Boot ve weitere zwei feindliche Handelsschiffe
Rom, 6. März. Der italienische Wehrmachtsberiö «'ttwoch hat folgenden Wortlaut:
a der Wehrmacht gibt bekannt: 8
jeinwi» Front haben Verbände unserer Lu
Truppenansammlungen und Verteidigungsstel n m mit Splitter- und Sprengbomben belegt.
n!f"!"er Kriegsmarine haben längs der < ^"lt* feindliche Ziele beschossen. Ein starker wurd<> unsere Einheiten anzugreifen ve
schnelle« a-- Abwehrfeuer unserer Schisse sowie
»»ch>i>in«i, eines Jägerverbandes, der einen
beit "usführte, zurückgeschlagen. In kühner Entsck b«vv«n. ir « 2ägerverband den Kampf gegen eine me »«rden °-Uf, Sechs feindliche Flugz
iuriickgekehrt ^ H ° s!«"' Zwei unserer Flugzeuge sin
sch"n^!ri?^*'E" haben Stukas und Bomber des l Heinde-erneut Truppenansammlunge b»mr,rdjxrt" Flugplatz in der Nähe von Aged
In Ostafrika Spähtruppunternehmen im Abschnitt von Keren.
Unser- Flugzeuge haben Schiffe und Hafenanlagen in der Eudanbucht (Kreta) bombardiert.
Weitere Feststellungen haben ergeben, das) das unter dem Befehl von Korvettenkapitän Adalberto Giovanni stehende Unter- jeeboot ausser den im Wehrmachtsbericht vom Montag ermähnten Dampfern im Atlantik noch zwei weitere Dampfer versenkt hat.
Die richtige Antwort!
Nom. 5 März. Oberstleutnant Castagna. der Verteidiger der Oaje Giarabub. hat, wie Agenzia Stesani aus Tripolis meldet, am 2. März gegen 1t Uhr gefunkt, daß die feindliche Artillerie von 7 bis 9 Uhr schweres Feuer aus die italienischen Stellungen in der Oase sowie auf die Sperrposten gelegt habe, das von italienischen vorgeschobenen Geschützen lebhaft erwidert worden sei. 9 15' bis 9 45 Uhr überflogen feindliche Flugzeuge Giarabub und warfen Flugblätter ab, in denen die Besatzung zur Uebergabe aufgefordert wurde, da jede
Hoffnung auf Rückzug zerstört, jede Verbindung abgeschnitten und dadurch keine Hoffnung auf Entsatz mehr vorhanden sei. Wörtlich sagten die Flugblätter: „Wir wünschen euer Leben zu retten und euch gut zu bebandeln und zu ernähren. Ergebt euch jetzt! Warum einen verzweifelten Kampf fortsetzen? Legt die Waffen nieder!" Die Antwort sei dem Feind nach dem Funkspruch von Oberstleutnant Castagna, der mit Hochrufen aus Italien, den Kaiser und König sowie auf den Duce schließt, durch das im Morgengrauen unaufhörlich wütende italienische Artil- iericseucr erteilt worden.
Pakhoi von Japanern besetzt
Tokio, 5. März. Domei meldet, daß Einheiten der japanischen Expeditionsarmee am Montag früh in der Nähe von Pakhoi (Südkwantung) landeten und die Stadt Pakhoi bereits nach einer Stunde besetzten. Die Besetzung erfolgte, um die Lieferungsstraße nachTschungking abzuschneiden. Die japanische Marine war mit mehreren Schissen in der Tonkin- bucht erschienen und begann um 6.00 Uhr mit der Landung der Truppen.
Autoneseu und GSvins in Wie«
Längere Besprechungen über wirtschaftspotttische Fragen im Geiste der deutsch-rumänischen
Freundschaft und engen Zusammenarbeit
DRV Wien, 5. März. Reichsmarschall Eöring traf sich am Mittwoch, den 5. März, in Wien mit dem rumänischen Staats- führcr General Antonescu. Hierbei fanden längere Besprechungen im Schloß Belvedere statt. Diese erstreckte» sich besonders auf wichtige, gemeinsam interessierende wirtschastspolitische Fragen und wurden im Geiste der deutsch-rumänischen Freundschaft und engen Zusammenarbeit geführt.
Besuch des deutschen Gesandten in Kroatien
DNB Belgrad, 5. März. Die Agramer Blätter berichten ausführlich über einen Besuch des deutschen Gesandten von Heeren in der kroatischen Hauptstadt. Auf dem Empfang, den der Banus von Kroatien Dr. Schubaschitsch in Anwesenheit führender kroatischer Persönlichkeiten gab, führte er in einer Ansprache aus, das kroatische Volk habe viele Schätze deutschen Schöpfertums dankbar angenommen und seinem Kulturwillen angepaßt. Der Banus sprach weiter den Wunsch aus, daß sich die kulturellen» Beziehungen zum Nutzen Deutschlands und Jugoslawiens immer mehr vertiefen möchten. Der deutsche Gesandte von Heeren erklärte in seiner Antwortrede, nunmehr stehe der Vertiefung der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem kroatischen und dem deutschen Volk nichts mehr im Wege. Er hob siein Glas auf die Gesundheit König Peters ll., des Prinzregenten Paul, des Banns Dr. Schubaschitsch und des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Kroatenführers Dr. Matschet.
„Bedrohliche und fatale Lage-
Lord Amerys Schmerz über die Entwicklung auf dem Balkan
Stockholm, 5 März. Zu den Londoner Mißvergnügten über die Entwicklung auf dem Balkan gesellt sich Englands Jndienminister Lord A mery. „Wir stehen vor schwierigen und gefährlichen Aufgaben", so bekennt Amery angesichts der „bedrohlichen und fatalen Lage" auf dem Balkan, in die London durch die Katastrophenpolitik seiner Kriegsschürer geraten ist. Hierzu komme die Gefahr, „die noch näher der Heimat zu suchen sei". Es wäre anzunehmen, klagt der Jndienminister, „daß der Angriff auf Englands Schiffahrt, seine Docks und Städte nach der verhältnismäßigen (!) Ruhe der letzten Zeit um ein Vielfaches intensiviert und ohne Unterlaß entschlossen durchgeführt würde. Britannien müsse auf jedes Opfer, jede Entbehrung und neue Schläge gefaßt sein".
Es ist verständlich, daß gerade Amery die Entwicklung auf dem Balkan sehr peinlich und schmerzlich ist. Noch vor einem Vierteljahr hat der Jndienminister in einer Rede in Newmarkt die Lage Englands auf dem Balkan in den rosigsten Farben geschildert und von „großen ermutigenden Möglichkeiten" gesprochen, die das gesamte Gesicht des Krieges verändern würden.
Auch Amery mußte sich damit begnügen, aus die Hilfe aus den Vereinigten Staaten zu verweisen, die letzte und die einzige Hoffnung der Männer um Churchill. „Inzwischen ist Amerika, wenn auch nicht zum Mitkämpfer in der Schlacht, so doch zum Bundesgenossen auf dem nicht weniger wichtigen Feld der Produktion geworden. Eine großzügige Zusammenarbeit ist zustandegekommen."
Amery wies auf die Entwicklung auf dem Balkan hin und erklärte: „Die unmittelbare Bedrohung für das heroische Griechenland liegt auf der Hand. Dahinter liegt eine Drohung, die nicht weniger wirklich ist, wenn sie auch indirekt aussieht, nämlich die Drohung für Jugoslawien und die Türkei und die Bedrohung unserer ganzen Position im östlichen Mittelmeer." „Dort und im mittleren Osten werden unsere lebenswichtigen Punkte der See-
verbindungcn des Empire-Systems bedroht, das heißt, in Singapur und im Suezkanal. Inzwischen ist die größte Gefahr nock^ näher der Heimat zu suchen." Amery zerbrach sich dann von neuem- den Kopf über die Pläne, die der Führer wohl gegen die Insel selbst verfolge. Seine Darlegungen zeigten, mit welcher Unsicherheit und mit wieviel Unbehagen England auf das wartet, was nun geschehen soll und wird.
Churchill kann die Wahrheit nicht vertragen
DNB Der«, 5. März. Schweizer Zeitungen melden aus London, daß dort in aller Heimlichkeit eine Frau verhaftet worden sei, die der obersten Eesellschaftsschicht angehört und in politischen Kreisen sehr bekannt ist: Lady Howard, die Gattin von Lord Effingham. Lady Howard ist ungarischer Abstammung. In der Londoner Gesellschaft hatte sie sich rasch große Beliebtheit erworben und wurde oft in den Salons gesehen, in denen viele Staatsmänner verkehrten. Die Verhaftung soll nach den oben genannten Quellen erfolgt sein, nachdem Lady Howard Wendel! Willkie während seiner Englandreise wiederholt getroffen und sich lange mit ihm unterhalten hatte. Lady Howard habe in diesen Gesprächen die Lage in England in einem Lichte geschildert, das der Churchill-Regierung nicht nur „parteiisch", sondern „geradezu verdächtig" erschienen sei. Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden und man habe Lady Howard aufgefordert, sich gegenüber Scotland Pard zu äußern. Ihre Erklärungen hätten aber nicht befriedigt und sie sei in ein Konzentrationslager gekracht worden. Einflußreiche Personen hätten sich für sie verwendet, aber erfolglos. Churchill zeige sich unnachgiebig, Lady Howard müsse in Haft bleiben.
Englan-Hilfe vor dem ASA.-Senat
Zunehmend heftiger Kampf um das Gesetz
Washington, 5. März. Der zunehmend heftige Senatskampf über das Englandhilfe-Eesetz veranlaßte am Dienstag den demokratischen Senator Wagner, der der Regierungsmehreit angehört, energisch für die Annahme des Gesetzes einzutreten, das er als „letzte Hoffnung auf Frieden und Sicherheit" bezeichnete. Jeder Amerikaner, so meinte er, der wirkliche Hilfe für England er- wünsche, müsse die sofortige Entsendung jedes entbehrlichen Kriegsgerätes befürworten
Nach dem Senator Schwartz, der die Gegner des Gesetzes „tanzende Derwische" nannte, sprach d«r Republikaner Wiley. Er sagte, das Englandhilfe-Eesetz sei so formuliert, daß Roose- velt, wenn er die Lage für entsprechend erachte, das Land in den Krieg führen könnte. Unter normalen Umständen würde das Gesetz Krieg bedeuten. Der Senator forderte das Erscheinen des Außenministers vor dem Senat, um Aufschluß über die Verpflichtungen der USA. zu geben sowie über die Frage, ob man für den Ernst der Lage gerüstet sei.
Als vierter Redner in der Debatte sprach erneut der Republikaner N y e. Er bezeichnete England als die größte Angrcifer- nation der modernen Geschichte. Dennoch würden die USA. ersucht, sich mit England zu verbünden, um einem „Angriff" ri» Ende zu setzen. Englands Angriffe hätten feit Jahrhunderten dir Seiten der Geschichte gestillt. Die Angriffe hätten England ei« Drittel der Welt eingebracht und Hunderte von Millionen Menschen unter das britische Joch gezwungen. Das Empire, das jetzt nahezu eine halbe Milliarde Menschen zähle, sei durch Erobern««, Invasion und jede Art von Angriff gewonnen worden. Wenn wir uns England anschließe«, um einen „Angreifer" zu stoppen, tun wir uns mit der Macht zusammen, die mehr Angriffe verübt hat, als je «ine Macht in der Geschichte. Der Kongreß werde ersucht, einen Blankoscheck für die Kosten der Englandhilse auszu-