Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter'

Mittwoch, den S. Marz 1S41

z Seite dir. 5t

Eden und der Orient

Die englische Außenpolitik hat durch den Beitritt Bulga­riens zum Dreimächte-Pakt und dem Zug um Zug erfolgten, von der Bevölkerung Bulgariens auf das freundlichste be­grüßten Einmarsch der deutschen Truppen einen ganz außer­ordentlich schweren Schlag erlitten. Das Weltecho auf die Geschehnisse ist der beste Beweis dafür. Und auch die Türkei- und Griechenland-Reise des britischen Brandstifters Eden hat die Londoner Blamage nicht verkleinert, sondern nur noch vergrößert. Sie zeigt die Churchill-Clique ebenso sehr in der peinlichen Lage eines hoffnungslosen Antichambrie- rens, wie sie ähnlich auch der Lanossaweg des King zur Be­grüßung des neuen USA.-Botschafters in London offen­barte. Wo die Engländer heute an wirklichen Brennpunkten des politischen Geschehens in Europa und Asien noch auf­tauchen, bringen sie die umworbenen Völker nur in Ver­legenheit. So vollzieht sich geradezu zwangsläufig der bit­tere Abstieg von überheblicher Anmaßung zur Würde­losigkeit.

- Es ist bezeichnend, daß auch diesmal in Ankara, wie die sensationelle Mitteilung desVreme"-Vertreters aus Istanbul beweist, der britische Kriegshetzer nicht zur Ab­gabe einer schriftlichen Formulierung seiner vielfachen Ver­sprechungen an die Türkei gebracht werden konnte. Solche eindeutigen Festlegungen der immer dunklen englischen Ziele widersprechen auf das tiefste dem unmoralischen Zwie­licht der Londoner Politik. Sie lebte seit jeher von der Aus­nutzung fremder Schwächen und von der raffinierten Ab­leugnung gegebener Versprechungen beim Eintritt einer neuen Lage. Wie viele Völker haben schon besonders im Weltkrieg und auch nachher von englischen Unterhändlern Zusicherungen erhalten, die unter vier Augen in Form von heiligsten Eiden gegeben wurden. Ein paar Monate oder Jahre später waren diese Worte vergessen. Wer von den Enttäuschten nicht kräftig genug war, sich selbst seiner Haut zu wehren, konnte zusehen, wie er aus der Patsche wieder herauskam, in der ihn England sitzen ließ. Auch heute ist dieser Stil der politischen Unwahrheit und Unwirklichkeit der einzige gültige Umgangston, zu dem sich die Plutokraten in London noch ausraffen können. Und was sie den Völkern bieten, läuft niemals auf eine Stärkung der naturgegebenen Möglichkeiten der über den Löffel balbiertenVertrags­partner" hinaus. Es ist genau so wie der jetzt den Türken angebotene Durchmarsch durch Syrien ein Stück rohen Flei­sches, das man einem hungrigen Raubtier hinwirft, um es zu sättigen und zu beruhigen und für die Zirkus-Kunststücke der eigenen politischen Manege reif zu machen.

^ Wer dieses gewissenlose englische Hasardspiel in aller Welt nun auch auf dem Balkan und im Vorderen Orient als nüchterner Kritiker verfolgt, achtet um so höher den Ent­schluß, den jetzt die bulgarische Nation durch ihr Einschwen­ken in die Front des Dreimächte-Paktes vorgenommen hat. So sehr zu begreifen ist, daß man selbst in USA. diesen poli­tischen Erfolg als einenneuen Blitzsieg" Deutschlands be­zeichnet, so wenig trifft doch eine solche Argumentation im Grunde den wirklichen Vorgang und den tieferen Sinn der bulgarischen Entscheidung. Nicht ein plötzlicher militärischer Druck auf die führenden Persönlichkeiten des bulgarischen Lebens gab den Ausschlag, sondern die sich immer stärker und klarer durchsetzende Einsicht, daß in der Tat die von den Achsenmächten angestrebte politische Neuordnung unseres Erdteils auf weit gesünderen, ehrlicheren und zukunfts­klareren Grundlagen ruht, als sie jemals durch London ge­schaffen werden können. Man kann nur immer wieder die Worte des deutschen Reichsaußenministers bei seiner Wiener Ansprache wiederholen, die den allgemeinen europäischen Umschwung im nationalen Denken der europäischen Staaten mit den Worten charakterisieren:Alle diese Menschen wis­sen aber auch, oder zumindest ahnen sie es heute schon, daß sie in der kommenden großen Blütezeit Europas ihr staatliches und völkisches Eigenleben völ­lig frei ge st alten und zu einer vielleicht unvorstell­baren Höhe werden entwickeln können." In diesem Satz ist das eigentlicheGeheimnis" der deutschen Anziehungskraft klar angedeutet. Auch Bulgarien hat begriffen, daß seiner an der Seite der Achsenmächte nicht nur eine sichere Gegen­wart, sondern auch eine bessere und gesündere Zukunft wartet.

Betrachtet man von hier aus noch einmal die Politik der demokratischen" Westmächte, so sieht man deutlich, warum ihre Parolen im Leeren verhallen müssen. Ihre Zukunfts­und Glücksphantasien sind immer noch die alten aus einer langst zerschlagenen Vergangenheit. Sie wollen eine Welt bauen, die den Wünschen unserer Urgroßväter und Urgroß­mutter entspricht. Die stillschweigende Voraussetzung aller ihrer Planungen aber ist das VorhandMein von Sklaven- volkern, die man ausnutzen, von kleineren Nationen, die man wie Figuren auf einem Schachbrett hin- und herschieben rann, nicht um ihnen zu helfen, sondern um für sich selbst etwas in klingender Münze dabei herauszuholen. Dies ist das herrliche demokratischeRäuber-Europa", von dem Lon- bisher lebte, jenes nationale, wirtschaftliche und poli- bsche Chaos, dem unzählige Staaten unseres Erdteils das Elend vieler Jahrzehnte verdanken. Mit diesem Traum ist es nun vorbei. Die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bul­garien sind daraus aufgewacht. Andere Völker werden fol- ^ Das Erscheinen Edens, der in Begleitung des General­stabschefs Sir John Dill.aus Kairo im Flugzeug inAtyen emgetroffen ist und sofort vom griechischen König ench- langen wurde, vermag an den griechischen Besorgnissen jaum etwas zu ändern. Was kann Eden an englischer Un­terstützung den Griechen bieten? Gewiß, die Engländer gaben einige Truppen und einiges Material in Griechen­land, aber um die griechischen Hoffnungen auf starke Kon­tingente der Wavell-Armee ist es nicht mehr so gut bestellt, len deutsche Truppen in Libyen aufgetaucht sind und seit me Stukas über den Mittelmeer-Himmel ziehen. Man hört sogar Stimmen, nach denen Edens Hauptaufgabe gar. nicht mehr m der Zusicherung neuer englischer Hilfe bestehe, son- Verhinderung eines griechischen Separatfrie- Wie dem auch sei, Griechenland ist jedenfalls drauf uns dran, sein Zusammengehen mit England für nicht i ehr io gewinnbringend zu halten wie noch vor einigen Wochen, ^ )jnter dem Eindruck der zweifellos tapferen Haltung Soldaten stand. Eden aber mag zurück nach London aN»' Seine Firma hat auch auf dem Balkan verspielt.

ist nicht mehr aufzuhalten. Die deutsche Wehr- tnarschiert mit fliegenden Fahnen weiter, dem unaufhaltsamen Endsiege zu.

knNi» ^ ^uer jugoslawischen Oelraffinerie. In der Oel- br^lk der Olex-Eesellschaft in Sveti-Klara bei Agram wer ^nstagvormittag ein Brand aus, den die Agra- utertiiiÄ"^^.' vom den Wehren der ganzen Umgebung Der ^nüärnmen konnte, i n Oeltank ist explodiert.

>-Schaden läßt sich noch nicht übersehen.

Vorspiel des Frühlings"

«Die Ereignisse des 1. und 2. März für die Geschichte der Valkanstaaten von entscheidender Bedeutung",

DNB Mailand, 4. März. Zum Einmarsch der deutschen Trup­pen in Bulgarien schreibt der MailänderPopolo d'Jtalia", mit der Eingliederung Bulgariens in die antibritische Front seien sieben Nationen gegen England aufmarschiert. Die Einglie­derung Bulgariens sei eine große diplomatische Niederlage Eng­lands, die durch die Anwesenheit Edens im Orient noch größer werde, denn seine Reise hatte geradezu den Zweck, ungünstige Ereignisse für England zu verhindern. Die Erpressung Churchills, die Drohungen in letzter Stunde und die bemitleidenswerte Nervosität der englischen diplomatischen Vertreter in Sofia be­wiesen, wie sehr die Engländer diese neue Feststellung ihrer De­kadenz und ihrer Machtlosigkeit schmerze. Die Eingliederung Bulgariens sei als diplomatische, moralische, revolutionäre, mili­tärische und beispielgebende Tatsache zu werten. Sie sei ein glän­zender diplomatischer Erfolg der Achse. Moralisch sei es wichtig, weil Bulgarien den englischen Siegesfanfaren keinen Glauben schenkte. Die gegen Deutschland, Italien und Rußland gerich­teten Intrigen Englands seien auf dem Balkan zu einem eng­lischen Fiasko gewaltiger Ausmaße geworden. Vom militärischen Standpunkt sei zu betonen, daß die beidenaus dem Gleich­gewicht gebrachten" Engländer Churchill und Eden aus dem Balkan ein großes Schlachtfeld auf dem Kontinent gegen die Achse machen wollten, aber einfach vergaßen, von der Achse und vom Balkan die Erlaubnis einznholen. Die Ereignisse zeigten:

1. Die Initiative der militärischen und politischen Operationen liege praktisch in den Händen der Achse.

2. Offensichtlich sei ein geistiger Vereinheitlichungsprozeß des gonzen Kontinents im Gange, der die Grundlagen für die neue politische und wirtschaftliche Ordnung schaffe.

3. Die Achse verteidige den Willen der Valkanmächte, aus dem Konflikt fernzubleiben.

4. Die Achse widersetze sich der englischen Absicht, auf dem Bal­kan eine neue große Kriegsfront zu bilden. Jeden Versuch dieser Art würden die Heere der Achse unterbinden.

DerCorriere della Sera" bezeichnet die Vorgänge im Süd­osten als ein Vorspiel des Frühlings. Während die Engländer versuchten, ihre letzten Netze über die noch bestehenden wenigen zögernden Länder des nahen Orients auszuwerfen, handle die Achse. Nun habe sich die politisch-strategische Lage auf dem Bal­kan von Grund auf zum Schaden Englands geändert. Bulgarien sei jetzt vor jedem englischen Angriff sicher, ebenso wie Rumä­nien. Die Ereignisse des 1. und 2. März seien in der Geschichte der Balkanstaaten von entscheidender Bedeutung.

Die TurinerGazetta del Popolo" schreibt, eine neue Situa­tion reife heran. Aus die politische Tat folgt sofort die mili­tärische, nicht Worte, sondern Taten. Die deutschen Divisionen in Bulgarien schalten jede britische Friedensstörungsabsicht im Do­nauraum aus. England sei es gelungen, Griechenland in den Konflikt hineinzuziehen, aber weitere Ergebnisse habe es nicht erreicht. Alle englischen Möglichkeiten gingen dem Ende entgegen. Unter der Leitung der Achsenmächte organisiere sich Europa im­mer fester, um das britische Imperium niederzukämpfen.

Die militärische Lage in Ostafrika

Die italienische Verteidigung von Eritrea und Weit­ab e s s i n i e n konnte bisher, wie der Vertreter derKöln. Zig." aus Rom berichtet, nach einem nunmehr vielwöchigen Kampf ihre Stellungen wegen der guten Verschanzungsmöglichkeiten be­haupten. Keren leistet hartnäckig Widerstand, obwohl die bri­tischen Umfassungsversuche vom Norden her eine Lage schaffen, die sich auf die Versorgungs- und Nachschubprobleme auswirkt. Die Italiener haben ihre Artillerie und Maschinengewehrposten sehr geschickt im felsigen Gelände an den Höhen unter der Berg­stadt eingebaut, so daß sich dort die Luftangriffe der südafrika­nischen Luftwaffe nicht in einem entscheidenden Sinne auswirken können. Wie bedeutend die Stellung von Keren ist, geht daraus hervor, daß von hier aus auch Asmara und Massauage - deckt werden, so daß der Versuch General Platts, nach einer Umgehung und Abschneidung von Keren unmittelbar auf Asmara und Massaua vorzugehen, auf Schwierigkeiten stößt, die das Ver­zögern der Eesamtaktion in Eritrea erklären. In Westabessinien ist es den Italienern sogar gelungen, angreifende englische Ko­lonnen mit Verlusten für den Feind zurückzuschlagen. Dieses Kampfgebiet liegt bei Asosa im abessinisch-sudanesischen Erenz- land, etwa ISO Kilometer südlich von der Einflußstelle des Blauen Nils in abessinisches Gebiet.

Sei bereit! Lerne helfen für den 5all -er Not

Arbeite mit im v.eutfckjeü Noten kreuzt

Nach wochenlangen englisch-australischen Anglisten auf das italienische Militärlager im Oasengebiet von Kufra gelang es den Wawell-Truppen, in das Gebiet einzudringen und die be­festigten Stellungen einzunehmen. Damit ist es der Orientarmee zwar gelungen, auch den südlichsten Teil der Lyrenaika einzu­nehmen, während das Oasengebiet von Dscharabub zwischen Bar- dia und Kufra sich noch immer behaupten konnte. Selbstverständ­lich ist die Lage dieser unter Major Castagna noch immer hart­näckig kämpfenden Besatzung durch die Preisgabe der Stützpunkte im Gebiet von Kufra schwieriger geworden. Die im übrigen vorausgehende Entwicklung der Lage in Kufra ist dadurch ver­ständlich, daß die Besatzung abgeschnitten ist, sodann ist sie aus der Tatsache zu erklären, daß der Feind auch dort zahlenmäßig überlegene Truppen einsetztc. So kämpften dort beispielsweise auch d e-E aull e-T rup p e n, die aus Westafrika dorthin gelangt waren.

In Ostafrika ist indes auch nach der Besetzung von Mogadischu noch immer das italienische Somali land Haupt­kam p s g e b i e t. Die südafrikanischen Einheiten unter Führung von Generalleutnant Cunningham, einem Bruder Admirals Cun- nmgham, Chefs der englischen Mittelmeerflotte, versuchen, die Angriffsbewegung jetzt nach Norden in Richtung des Jubaflusses vorzutragen, und zwar gegen eine der verbleibenden wichtigsten italienischen Verteidigungsstellungen im italienischen Somali­land, gegen Lugh Ferrandi am Jubafluß, etwa hundert Kilo­meter von der abessinischen Grenze. Trotz der bedeutenden Ver­luste, die den Empiretruppen durch den Guerillakrieg im Busch entstanden sind, versucht Cunningham offenbar durch seine be­schleunigten Vorstöße, das italienische Somaliland zur südlichen Angriffsbasis gegen Zentralabessinien zu machen, ebenso wie General Platt es vom Norden her in Eritrea versucht. Es ist allerdings damit zu rechnen, daß Cunningham bei seinen Ver­suchen, weiter nach Norden vorzudringen, auf ähnlichen Wider­stand stößt, wie Platt vor Keren. Zu beachten ist ferner, daß die kleine Regenzeit in Abessinien bereits im März beginnt und daß damit ein Vorrücken für die Panzerwagen erschwert wird. Die englischen Nachrichten über das Wirken sogenannter abessinischer Patrioten" werden überdies kleinlauter. Dagegen haben, wiederum nach Mitteilung der italienischen Presse, einige Stammesführer der Eama und Sidama ihre^ Willen bekundet, für Italien zu kämpfen.

3n jedem Fall GehelmsttzE

Churchill fürchtet öffentliche Behandlung der katastrophalen Lage der britischen Schiffahrt

Genf» 4. März DieDaily Mail" schrieb in einem Leitartikel u. a.:Im Unterhaus wurde der Wunsch ausgesprochen, die Lage unserer Schiffahrt ausführlich zu besprechen. Obwohl der Pre­mierminister die Bitte nicht abschlug, verwies er auf die Schwie­rigkeiten, die verursacht werden würden, wenn zwischen die Ver­handlungen über wichtige Angelegenheiten eine Debatte ein­geschaltet werden müsse. In jedem Falle, fügte er hinzu, müsse die Debatte geheim sein." Das Blatt erklärt dazu:Die Debatte mag schon geheim sein, aber es gibt unter allen Belangen der Nation keine wichtigere Angelegenheit als diese, die verhandelt werden muß. Und wir hoffen, daß die Mitglieder des Unter­hauses auf ihre baldige Behandlung drängen. Die Gefahren aus der Lage der Schiffahrt stellen ein ebenso ernstes Problem dar wie diejenigen, die sich im September aus der Lage der Luft­waffe ergaben. Der Zwischenfall auf einer Werft in Clydebank, wo schon zum zweitenmal Hunderte von Männern vom Arbeits­platz fortgeschickt wurden, weil sie wenige Minuten zu spät gekom­men sind, ist ein treffendes Beispiel sür die Verantwortungslosig­keit, mit der die Interessen der Nation von gewissen Kreisen be­handelt werden."

i Die Ausführungen derDaily' Mail" zeigen einmal mehr, wie ^ Churchill die letzten großen Erfolge unserer Kriegsmarine und unserer Luftwaffe in die Knochen gefahren sind. Er hat ja auch wirklich guten Grund, das Licht der Oesfentlichkeit bei einer Aus­sprache über die Lage der britischen Schisfahrt zu scheuen. Darum, also wenn überhauptin jedem Falle eine Eeheimsitzung". Aber auch sie kann die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß die deutschen Schläge gesessen haben und immer besser sitzen werden.

' '-'MH'

Ser Weg zm Bolksschullehrerberus

Berlin, 4. März. Von den Schülern, die zu Ostern aus der Schule entlassen werden, wollen viele den Beruf des Volksschul­lehrers ergreifen, dem im Eroßdeutschen Reiche besonders nach dem Kriege Aufgaben von höchster nationalpolitischer Bedeu­tung zufallen und der überdies einen so dringenden Nachwuchs­bedarf hat wie nur wenige andere Berufe. Zur Klarstellung der Wege und Möglichkeiten, die zum Lehrerberuf hinführen, gibt der Reichserziehungsminister u. a. bekannt:

1. Volksschullehrer werden künftig in einem Ausbildungs­gang von fünfjähriger Dauer an eigens dafür be­stimmten Anstalten ausgebildet. In die Lehrerbildungsanstalten werden Jungen und Mädchen ausgenommen, die mit Erfolg die Hauptschule besucht und in einem Musterungslager ihre Eignung nachgewiesen haben. Solange die Hauptschulen noch nicht einge­richtet sind, werden auch Volksschüler nach erfolgreichem Besuch der achten Klasse zugelassen. Nach Einrichtung der Hauptschulen werden Volksschüler nur zugelassen, wenn sie besonders gute Zeugnisse aufweisen. Schüler der höheren Schulen, die Volks­schullehrer werden wollen, können nach Abschluß der sechsten Klasse in die entsprechende Klasse der Lehrerbildungsanstalt über­treten, ebenso Mittelschüler nach erfolgreich abgeschlossenem Be­such ihrer Anstalt. Gesuche um Aufnahme in eine Lehrerbildungs­anstalt sind in allen Fällen bei dem Schulleiter anzubringen, der sie weiterleitet.

2. Um auch Jugendlichen, die die Reifeprüfung abgelegt haben, einen Zugang zum. Volksschullehrerberuf offen zu halten, werden an mehreren Lehrer- und Lehrerinnen­bildungsanstalten besonder Ausbildungslehr- gänge eingerichtet. Diese Lehrgänge dauern ein Jahr und schließen mit der ersten Prüfung für das Lehramt an Volks­schulen ab. Sie beginnen bis auf weiteres jeweils im April und sollen im allgemeinen in -unmittelbarem Anschluß an die Reife­prüfung besucht werden. Der Nachweis der Erfüllung der Ar­beitsdienstpflicht wird bei der Uebernahme in den Volksschul­dienst, dagegen nicht bei der Aufnahme in den Ausbildungslehr­gang verlangt. Die Teilnehmer (-innen) können im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel Beihilfen erhalten. Eine Aus- bildungsgebühr wird nicht erhoben. Die ersten LehrgWür.MiLL

Art un Lande Preußen werden Ostern 1941 eingerichtet, und zwar für männliche Bewerber an den Lehrerbildungsanstalten in Cottbus und Trier, für weibliche Jugendliche zunächst noch in Beuthen, Dortmund und Frankfurt a. d. Oder. Anträge auf Zu­lassung sind an die Direktoren der genannten Anstalten zu richten.

3. Neben diesen beiden Wegen besteht zurzeit noch die Möglich­keit, über die Schulhelferausbildung in den Lehrer­beruf zugelangen. Lehrgänge für Schulhelfer (-innen) werden an den Lehrerbildungsanstalten in Hirschberg im Riesengebirge und Lauenburg in Preußen abgehalten. Zugelassen werden Bewerber und Bewerberinnen von mindestens 19 und im allgemeinen höch­stens 30 Jahren mit dem Abschlußzeugnis einer anerkannten Mittelschule oder einem entsprechenden Zeugnis einer anderen Schule, wenn sie Interesse sür den Beruf des Lehrers zeigen und bei einer Aufnahmeprüfung ausreichende Kenntnisse und son­stige Eignung Nachweisen. Die Ausbildung ist kostenlos. Wäh­rend der Ausbildung erhalten die Teilnehmer der Lehrgänge Unterhaltsbeihilfen bis zu 80 RM. im Monat. Die nächsten Lehrgänge beginnen am 16. April, 15. September 1941 und

5. Januar 1942. Meldungen sind bis vier Wochen vor Beginn des Lehrganges an den Direktor einer der genannten Anstalten zu richten.

Nach dem Abschluß des Lehrganges werden die Teilnehmer un­ter Anleitung erfahrener Lehrer im Schuldienst eingesetzt und erhalten eine Vergütung von 150 RM. im Monat (verheiratete 190 RM.), Schulhelferinnen erhalten die Beträge um 10 v. H. gekürzt. Nach ein- bis zweijähriger Bewährung im praktischen Dienst werden die Cchulhelfer zu einer Schlugausbildung an einer Lehrerbildungsanstalt zugelassen, nach deren erfolgreichen Abschluß sie die erste Prüfung für das Lehramt an Volksschulen ablegen können. Die Dauer der Schlutzausbildung wird höch­stens ein Jahr betragen. Die Schulhelferausbildung ist eine Maß­nahme, die nur eine begrenzte Zeit durchgeführt werden wird. Sie ist für solche jungen Menschen gedacht, die aus natürlicher Veranlagung heraus den Wunsch und die Eignung haben, Leh­rer der Jugend zu sein, aber aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen bisher auf die Verwirklichung dieses Wunsches ver­zichten mußten. Da die Lehrgangsarbeit an die Teilnehmer und Teilnehmerinnen recht hohe Anforderungen stellt, haben nur ge­sunde und leistungsfähige junge Menschen Aussicht auf Zu- lassuna. - - - -- -