g. Seite — Nr. 52
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Montag, den 3. Marz 1941
Das Fundament Europas
Der Beitritt Bulgariens zum Dreimäckte-Pakt, der am leisten Wochenende erneut das Gesicht Europas veränderte, ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Welt als ein politischer Auftakt zu den kommenden großen Geschehnissen des Jahres 1941 empfunden worden. Daher die Spannung mit der die Nachrichten über den bulgarischen Entschluß ausgenommen wurden, daher die Frage nach der weiteren Entwicklung, über die Neichsaußenminister von Rib- bentrop bei der Unterzeichnung im Schloß Belvedere Grund- iätstiches und Wegweisendes gesagt hat. Nicht zum wenigsten unterstrich die Haltung Englands gegenüber dem bulgarischen Volk das außerordentliche Interesse, das die endgültige Befreiung des Balkans von den ständigen englischen Wühl- und Quertreibungsversuchen begleitet. Fast bis zum letzten Augenblick versuchte Winston Churchill die auch hier endgültig davonschwimmenden Felle der britischen Jllusions- und Lügenpolitik mit den Nägeln frecher Drohungen, ja sogar unter Anwendung von Gewalt und Sabotagemaßnahmen zu befestigen. Nachdem er noch vor einigen Wochen jeden Staatsmann auf dem Balkan für rettungslos „borniert" erklärt hatte, der nicht an das Lügenmärchen der englischen Unbesiegbarkeit glaubte, gab er in den letzten Wochen Befehl, auch vor handgreiflicheren Erpressungen nicht zurückzuschrecken. In dieses Kapitel des unverschämten britischen Terrors fällt der Sabotage-Versuch an den Wasserwerken von Sofia und das verbrecherische Treiben von britischen Agenten, die ähnlich wie vorher in Rumänien und ohne Rücksichtnahme auf die Integrität des bulgarischen Staates ihr dunkles Spiel trieben. Auch der britische Gesandte in Sofia, Rendel, scheute sich durchaus nicht, nach dem Willen seines Herrn und Meisters den bulgarischen Staatsmännern mit unverschämten Zumutungen zuzusetzen und darüber sogar amerikanischen Pressevertreteren bei einem Nachmittagstee Erklärungen abzugeben. Alle diese seltsamen und aggressiven Manöver haben jedoch nur dazu geführt, den klaren bulgarischen Willen zur kompromißlosen Durchführung der eigenen Politik zu stärken. So war es nur selbstverständlich, daß Bulgarien der Freundschaft mit Deutschland und Italien, der es seinen Wiederaufstieg verdankte, auch äußerlich durch Beitritt zum Dreimächte-Pakt seinen eindeutigen Ausdruck gab. Dieser Beitritt ist umso wertvoller, als er sich in einem historischen Augenblick an der Schwelle großer Ereignisse vollzog. Er stellt eine Niederlage Englands dar, wie sie krasser nicht gedacht werden kann. Alle Hoffnungen Churchills auf einen englischen „Sieg im Balkan" wurden damit ein für allemal begraben.
Daß eine so bedeutsame Entwicklung nicht etwa äußeren Anstößen, sondern einer tieferen inneren Gesetzmäßigkeit folgt, dürfte inzwischen auch von der angelsächsischen Welt begriffen worden sein. Der Dreimächtepakt wurde immer mehr als das einzig mögliche politische Fundament der Zukunft aller europäischen Nationen anerkannt.
Wie weit diese Entwicklung heute bereits gediehen ist, ging aus den Worten des deutschen Neichsaußenministers bei der Unterzeichnung des Protokolls durch den bulgarischen Ministerpräsidenten in Wien nachdrücklich hervor. Auch die Bulgaren wissen sich heute in eine Konstellation eingeschlossen, dis in Wahrheit die stärkste moralische und militärische Macht repräsentiert, die es in der Neuzeit auf Erden gegeben hat. Diesen Millionenvölkern des Dreimächtepaktes und ihren Freunden werden sich ganz gewiß noch weitere Nationen anschließen, die auf das gleiche Ziel zumarschieren. Englands alte Kraft aber ist im Versinken. Auch fremde Hilfe vermag nichts mehr daran zu andern. Jedes Höhersteigen der Frühlingssonne des Jahres 1941 zerreißt die englischen Nebelschleier. Der Traum des neuen Europa beginnt in die Wirklichkeit zu treten
Das Echo zum Beitritt Bulgariens
Die Erweiterung des Dreimächtepaktes durch den Beitritt Bulgariens hat in der gesamten Weltöffentlichkeit starken Eindruck gemacht. In Bulgarien selbst löste der Wiener Staatsakt Freude und Genugtuung aus und wird als Bekenntnis zur Neuordnung Europas gewertet. Auch in Rom hat das Ereignis ein starkes Echo geweckt. Der Direktor des halbamtlichen „Eiornale d'Jtalia" betont, daß der Beitritt Bulgariens den zunehmenden Einfluß der Achsenpolitik auf dem Donau- und Balkanraum bestätige und erneut den aktiven Charakter des Dreimächtepaktes in Erscheinung treten lasse. Als bedeutsam unterstreicht das Blatt die Tatsache, daß der Beitritt Bulgariens wenige Wochen nach der Unterzeichnung der bulgarisch-türkischen Erklärung und trotz der englischen Drohnungen und der Anwesenheit Edens im Nahen Osten erfolge. Diese Tatsache beweise» wie entschlossen die Richtlinien der bulgarischen Politik seien. „Tribuna" schreibt, die junge und kraftvolle bulgarische Nation habe gefühlt, wo sie in dem großen derzeitigen Klärungs- und Neuordnungsprozeß Eropas hingehört. Mit dem Schwinden des englischen Einflusses sei auch der Balkan mehr oder weniger zur Ruhe gekommen. — Die jüngsten verzweifelten Versuche, in jenem Sektor weiterhin Unruhe zu stiften, seien gescheitert, denn die Politiker hätten nunmehr die englischen Intrigen durchschaut. Alle jungen Völker der Welt hätten heute die Gewißheit, daß die Achse siegen werde; denn der Sieg der Achse bringt eine neue, der Plutokratenvor- herrschast entgegengesetzte Ordnung.
2n Vudapest teilt man die Genugtuung. Einen großen Erfolg der Achse nennt das rechtsradikale Abendblatt „Pesti Ujsag" den Beitritt Bulgariens zum Dreimächtepakt. Abermals sei England um eine Hoffnung ärmer geworden. Der britische Brückenkopf am Balkan bzw. die als solche angesehenen Stützpunkte seien Staub zerfallen. Der dem Ministerpräsidenten nahestehende »Magyar Ujsag" bezeichnet den Paktbeitritt als die naturnotwendige Konsequenz, die Bulgarien daraus ziehen mußte, oaß es als revisionistischer Staat sich seit jeher zur Achsenpolitik bekannt habe. Die Engländer hätten sich wieder einmal verrechnet.
An Belgrad gat die Nachricht vom Beitritt Bulgariens zum Dreimächtepakt stärkste Beachtung gefunden und bildet das Ta- gesgespräch. Man glaubt, daß das bulgarische Vorgehen auch in Jugoslawien, das damit als einziger Staat des Donauraumes boch nicht dem Dreimächteabkommen angehört, obwohl die verantwortlichen Staatsmänner die Uebereinstimmung mit diesen lan ist Ueberzeugung, daß die sich seit einiger Zeit anbah- Strebungen betont haben, gewisse Rückwirkungen haben wird, ende Entwicklung zu einer verstärkten Zusammenarbeit mit dem rotzdeutschen Reich noch beschleunigt werden dürfte. Schließlich merkt man, daß dieser Vorgang die richtigen Antwort auf die legsbrandstiftungspläne Edens in den Nachbarländern Bulgariens sei.
J.n Schweden wird von „Aftonbladet" der Anschluß Bul- «anens als ein Triumph der deutschen Diplomatie bezeichnet.
In einem Berliner Eigenbericht bezeichnet« der Korrespondent von „Aftonbladet" den Beitritt Bulgariens nur als eine Etappe zu weiteren Maßnahmen der deutschen Politik.
In London wird der Beitritt Bulgariens zum Dreimächtepakt mit albernen Mätzchen beschönigt. Die Tatsache, daß sich dieses Land nun auch formell in die Front der jungen Völker eingereiht hat, hat nun auf einmal in London „wenig Interesse" erregt, nachdem sich die ganze Maschinerie der Lügenpropagan da Churchills erst einmal wochenlang in sorgenvollen Betrachtungen über die Lage auf dem Balkan ergangen hatte. Jetzt versucht man sich in London einzureden, daß es ein „schwarzer Tag" für Bulgarien war, als das im Schmachsrieden von Neuilly verstümmelte Valkanland mutig den Entschluß faßte, an einer gerechteren Neuordnung Europas mitzuarbeiten.
Die Madrider Blätter berichten in großen Schlagzeilen über den Beitritt Bulgarens zum Dreierpakt, den sie als gewaltigen Erfolg der deutschen Diplomatie bewerten. „Jnformacio- nes" schreibt, daß die Einschaltung Bulgariens in die neue Ordnung für alle, außer den Engländern, selbstverständlich sei. Sofia habe auch aus Gründen der Dankbarbeit seine alte traditionelle. Freundschaftspolitik bestätigt. Auch „Alcazar" stellt im Leitartikel fest, daß allein die Engländer überrascht gewesen seien. Der Wert des bulgarischen Beitritts werde erhöht, wenn man bedenke, daß er trotz der englischen Drohungen zustandegekommen sei. Das Blatt stellt fest, daß Sofia nur der historischen Linie folge, wenn es an die deutsch-bulgarische Waffenbrüderschaft während des Weltkrieges anknüpfe. Der Siegeszug der deutschen Diplomatie müsse die Engländer erzittern machen.
Auch die japanische Presse berichtet in großer Aufmachung über den Beitritt Bulgariens zum Dreierpakt. Daneben wird die amtliche Verlautbarung der japanischen Regierung veröffentlicht, in der Bulgariens Beitritt als außerordentlich bedeutungsvoll erklärt und herzlich begrüßt wird.
Britische Agenten in Sofia am Werk
Mißglückter Sprengstosfanschlag
Sofia, 2. März. In der Nähe des Wasserkraftwerkes von Vojana bei Sofia, wo sich die Filteranlagen für die Wasserversorgung der bulgarische Hauptstadt befinden, wurde eine Bombe gefunden. Eine sofort angestellte technische Untersuchung hat einwandfrei ergeben, daß die Bombe 40 Pfund hochentwickelter Sprengstffe englischer Herkunft enthielt. Es steht nunmehr fest, daß englische Agenten diese Bombe in der Nähe der Filteranlagen ausgelegt haben in der teuflischen Absicht, die Wasserversorgung Sofias zu zerstören.
In den beiden letzten Tagen erfolgten auch neue Verhaftungen von Personen, die im Verdacht stehen, den Engländern Helfersdienste geleistet zu haben. Unter anderem wurden fast sämtliche Bulgaren, die es für richtig hielten, für englische Zeitungen und sonstige Propagandaunternehmungen zu arbeiten, hinter Schloß und Riegel gebracht. Auch den Vertreter der Londoner „Times" ereilte vorübergehend sein Schicksal. Der britische Gesandte, Rendel, protestierte der bulgarischen Regierung gegenüber gegen diese Verhaftungen. Daraufhin wurden die verhafteten Männer wieder freigelassen. Der britische Gesandte besprach mit dem Premierminister auch den Umfang der bulgarischen Mobilmachung. Nach schwedischen Berichten verlassen die Engländer Bulgarien.
Furchtlos, einsatzfreudig, kämpferisch!
Trauerfeier für Vizeadmiral von Arnauld de la Periere in Paris *
Von Kriegsberichter Walter Kühler
DNV. Paris, 1. März. (PK.) Am Freitag vormittag fand in Paris unter starker Anteilnahme des Offizierskorps, des diplomatischen Corps und der deutschen Behörden in Frankreich die Trauerfeier für den tödlich verunglückten Vizeadmial Lothar von Arnauld de la Periere in der Kirche Madelaine statt. In der Mitte der Kirche war der von der Reichskriegsflagge und einer Unmenge von Kränzen bedeckte Sarg aufgestellt. Zu beiden Seiten hatten Offiziere als Ehrenposten Aufstellung genommen. Am Kopfende wurde ein Kissen getragen, das mit den Orden und Auszeichnungen, darunter den Pour le mörite, des Toten bedeckt war.
Nach dem Orgelspiel gedachte der Kommandierende Admiral in Frankreich, Admiral Schuster, der Erfolge des Toten, die er als U-Voot-Kommandant während des Weltkrieges errungen hat und fuhr dann fort: Nach dem Kriege entsprach es seiner Treue zur Marine und zum Volk, wenn er Offizier blieb und den Kampf gegen die Mächte der Auflösung im Innern der Nation
aufnahm. Das Sturmbataillon Arnauld kämpfte gegen die aufständischen Polen in Oberjchlesien und setzte sich im Ruhrkampf ein. Später habe er den neuen Kreuzer „Emden" zwei Jahre lang als Kommandant auf Weltreisen geführt. Sieben Jahre hat er dann in ernster militärischer, politifch-wissenschaftliechr Arbeit im Nahen Osten im Dienste einer deutschen Marinennssion verbracht. Nach Ausbruch dieses Krieges wirkte er in Danzig zunächst als Bevollmächtigter des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, um dann später als Marinebefehlshaber in Westfrankreich eingesetzt zu werden. Dann rief ihn ein Befehl des Oberkommandos der Kriegsmarine aus dieser wichtigen Stellung ab. Auf dem Fluge in die Heimat, wo er neue wichtige Aufgaben übernehmen sollte, unterbrach das Schicksal diese Lebenslinte.
Admiral Schuster schloß mit den Worten: „Wir scheiden von dem Vizeadmiral Lothar von Arnauld de la Periere im Gedenken an das Wort der Edda: Besitz stirbt, Sippen sterben, Du selbst stirbst wie sie. Eines weiß ich, das ewig lebt: des Toten Tatenruhm."
Beförderungen in der Wehrmacht
DNB. Berlin. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat befördert:
1. Im Heer: Mit Wirkung vom 1. Februar 1941: Zum Generalmajor den Obersten Zeitz;
mit Wirkung vom 1. März 1941: zu Eeneraleutnanten: Die Generalmajore Freiherr von Wrede, Ottenbacher (Kqrl), Brauner, Marcks; zu Generalmajoren: Die Obersten Richter, Werner, Wosch, Thams, Schartow, Vaterrodt, Fretter-Pico, Maximilian; zum Generalarzt: den Oberstarzt Dr. Henneberg (Ernst); zu Obersten: die Oberstleutnante von Le Bret-Wucqurt, Jolasfe, Dr. Meise, Eieseler, Maack, Fries, Block, Paul. Lhill, Grosser, Bohlmann-Lombrinck, Petersen (Peter-Paul), Meuther, Erothe, Dirauf, Dr. Paape, Kurt, Kositzky, Gießen, Eravenstein, Lorenz (Wilhelm), Schnitzer, Kotz; zu Oberstärzten: die Oberfeldärzte Dr. Petzold, Dr. Manger, Dr. Weiß (Adolf), Dr. Varnewitz, Dr. Schmid (Rudolf); zu Oberstveterinären: die Oberfeldveterinäre Dr. Schlicht, Dr. Eressel.
In der Heeresverwaltung: zum Ministerialrat den Oberregierungsrat Professor D. Kadow.
2. In der Kriegsmarine: Mit Wirkung vom 1. Februar 1941: zum Admiral: den charakterisierten Admiral Prentzel (Wilhelm); zum Konteradmiral: den charakterisierten Konteradmiral Lützow (Friedrich).
3. In der Luftwaffe: Mit Wirkung vom 1. März 1941: zu Obersten: die Oberstleutnante Trauert, Schmidt, Dieckhoff, von Blessing, Gronau, Schröder, Richter, Prockl, Körte, von Oppen; zu Oberstingcnieuren: die Flieger-Oberstabsingenieure Neyden- reich, Hoffmann, Neesen, Wißmann.
Vombenexplosion an einem Buren-Kriegerdenkmal in Ir- land. Wie Associated Preß aus Dublin meldet, explodierte am Freitag in unmittelbarer Nähe des Denkmals für die Gefallenen im Burenkrieg in Cillabey Rock eine Bombe. Die weit hörbare Explosion richtete jedoch keinen Schaden an. Die Polizei beschuldigt die Irische Republikanische Armee, daß sie versucht habe, das Denkmal in die Luft zu sprengen.
Wieder ein französischer Dampfer von Briten aufgebracht. Einer Meldung aus Vichy zufolge ist der französische Transportdampfer „Rose Schiaffino", der sich auf dem Wege von Algier nach Frankreich befand, von britischen Seestreitkräften angehalten und nach Gibraltar geführt worden.
Jüdische Diebesbande in Belgrad verhaftet. Eine gefährliche jüdische Diebesbande wurde in der Belgrader Vorstadt Eemlin ausgehoben. Drei jüdische Eoldarbeiter hatten in der Synagoge in Semlin Gold- und Silberaeräte gestohlen und mit dem Erlös sich sechs Revolver, 200 Schuß Munition und verschiedene Einbrscherwerkzeuge beschafft. Sie wollten, gut ausgerüstet, neue Einbrüche verüben, wurden dabei jedoch von einem Polizisten verhaftet, dem ihr verdächtiges Wesen aufgefallen war.
Vollstreckung eines Todesurteils. Am 1. März ist der 1004 in Kortenhagen im Kreise Ereifenhagen geborene Walter Schulz hingrichtet worden, den das Landgericht Stettin wegen Mordes zum Tode verurteilt hat. Schulz hat vor Jahren ein von ihm geschwängertes Mädchen er-^ mordet. Da in seinem Heimatort das Gerücht nicht verstummte, daß er der Täter sei, hat er in der Folgezeit mehrfach Brände mit erheblichem Sachschaden angelegt, weil er glaubte, durch diesen neuen Ereignisse die Bevölkerung von seiner Tat ablenken zu können. .
Die Konsumvereine und Verbrauchergenossenschaften
Von Dr. Robert Ley, Reichsorganisationsleiter oer NSDAP.
Aus Anlaß der im Reichsgesetzblatt erschienenen Verordnung zur Anpassung der verbrauchergenossenschaftlichen Einrichtungen an die kriegswirtschaftlichen Verhältnisse veröffentlicht der Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Reichsleiter Dr. Robert Ley. in der Samstagnummer des „Angriff" die nachstehenden Verlautbarungen:
Der Konsumvereinsgedanke ist zum erstenmal im Jahre 1844 aufgetaucht. Damals verbreitete Rochdale den Gedanken, daß sich die Verbraucher von Konsumgütern — in erster Linie Nahrungsmittel und Kolonialwaren — in ihrem Interesse zusammenschlie- ßen müßten, um damit die Händlerspanne auszuschalten, und zum anderen im Einzelhandel ein Preisventil einzuschalten. So entstanden die „Redlichen Pioniere von Rochdale", die sich dann sehr schnell ausbreiteten. In Deutschland würde dieser Gedanke zum erstenmal von S ch u Itz e - D e litz s ch aufgegriffen und es waren sicherlich hohe idealistische Ziele, aus denen die ersten Verbrauchergenossenschaften entstanden. Denn man mutz wissen, daß in der damaligen Zeit der Kapitalismus in Reinkultur blühte und häßliche und gemeine Auswüchse zeitigte. Die Fabrikherren machten die Arbeiter dadurch von sich abhängig, daß sie verlangten, daß ein Teil des Lohnes in eigens dazu von ihnen errichteten Geschäften angelegt werden mutzte und sie den Arbeitern schlechte und minderwretige Ware zu hohen Preisen verkauften. Sie verdienten damit doppelt: einmal in ihrer Fabrik und zum anderen in ihren Verbrauchsläden. Hinzu kam, daß durch eine wohlüberlegte und geradezu teuflische Vorschußwirtschaft der Arbeiter in eine absolute Abhängigkeit, ja man mutz schon sagen, in eine moderne Sklaverei zu diesen Fabrikherren geriet. Im Gegensatz zu diesen kapitalistischen Auswüchsen sind letzten Endes die Konsumvereine und Verbrauchergenossenschaften eines Schultze-De- litzsch entstanden.
Die damaligen Konsumvereine waren politisch absolut neutral und jedem Stande und Berufe — Beamtentum, Arbeiter und Bürger zugänglich. Erst um das Jahr 1999 herum bemäch
tigten sich die politischen Parteien dieses Instrumentes. Zuerst waren es die Christlichen Gewerkschaften, die in Köln einen Konsumvereinverband gründeten, der rein nach zentrümlichen Grundsätzen ausgerichtet war. Das heißt, die Konsumvereine wurden von Zentrumsanhängern geleitet und nur Zentrumsanhänger konnten Mitglieder werden; und ebenso speiste die Zentrumspartei ihre Parteikassen aus den Geldern der Konsumvereine.
Die gleiche Entwicklung sehen wir 1993 bei der Sozialdemokratischen Partei. Die Marxisten sprengten im Jahre 1993 die Schultze-Delitzschen Konsumvereine und benutzten sie für ihre rein politischen Interessen. Somit wurden die Konsumvereine zu den stärksten politischen Bastionen der demokratischen Parteien des Zentrums und des Marxismus. Die neutralen Konsumvereine verloren immer mehr an Einfluß und gingen allmählich völlig ein. Außer einigen, zahlenmäßig kleinen und geringen Beamtenvereinen bestanden die Konsumvereine nur noch aus „Christlichen (sprich Zentrums-) Konsumvereinen" und „Freien (sprich marxistischen) Konsumvereinen". Damit war es klar, daß die Konsumvereine auch unsere stärksten Gegner waren. Einmal waren sie eine wirtschaftliche Macht und zum anderen sah der Arbeiter in ihnen ein positives Aufbauwerk, das er sich geschaffen hatte und das nun nach seiner Auffassung in der Tat einen Teil seines marxistischen Parteiprogramms verkörperte. Es ist deshalb klar, daß jeder Nationalsozialist der Kampfzeit nur mit Bitternis und Abscheu an die Konsumvereine dachte und sich geschworen hatte, sie unbedingt bei der Machtübernahme als marxistisch-zentrümliches Instrument zu vernichten.
Weiterhin stellten die Konsumvereine tatsächlich eine kollektivist ischeWirtschaftsform dar, wie wir Nationalsozialisten sie ablehnen müssen. Vor allem auch deshalb, weil die Konsumvereine ungercchtfertigterweise Sonderrechte genossen, die durch die politischen Machtverhältnisse in der früheren Systemzeit durch die Parteien, denen die Konsumvereine gehörten, erkämpft worden waren. So hatten sie eine ganze Reihe von Vorrechten, die das Handwerk und der Einzelhandel nicht genossen, und die damit den Konsumvereinen im freien Wettbewerb einen ungerechtfertigten Vorsprung gaben. Das Handwerk und der Einzelhandel waren infolgedessen naturgemäß die geschworenen Feinde der Konsumvereine, und es ist ebenso sicher, daß manche Existenz durch die Konsumvereinsbewegung vernichtet worden ist.