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Nr. 44
Freitag, äen 2!. Februar 1941
115. Jahrgang
«England ist froh, wenn es weite« besteht"
Britisches Geständnis in amerikanischer Beleuchtung
DNB. Ncuyork, 2V. Febr. Bei einer Stellungnahme der Kon- grcßdebatte über das England-Hilfsgesetz zitiert „New Port Journal American" u. a. den Satz „The Whitehall Letter" (in London erscheinender Informationsdienst): „Niemand kann sagen. wie eine entscheidende Niederlage Deutschlands erreicht werden soll". Dieser Satz, so bemerkt das amerikanische Blart dazu, „könne nur eines bedeuten, daß nämlich England nicht erwarte, den Krieg entscheidend zu gewinnen, sondern einfach hoffe, weiter zu bestehen".
Der deutsche Welsrmachtsdericht
Wirkungsvolle Angriffe von Kampffliegerverbänden Schnellboot versenkte zwei Dampfer mit Ill küV BRT. — Bier Dampfer von einem Flugzeug schwer beschädigt. — Ein Zerstörer in Brand geworfen.
DNB Berlin, 2V. Febr. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Ein Schnellboot versenkte trotz starke» Nebels in der südlichen Nordsee zwei bewaffnete britische Handelsdampfer mit zusammen 1Ü Oüv BRT.
Flugzeuge der bewaffneten Aufklärung griffen gestern Geleitzüge nördlich der Hebriden sowie an der britischen Ost- und Südostküste an und beschädigten vier große Handelsdampfer so schwer, datz mit ihrem Verlust zu rechnen ist. Bei Harwich wurde ein Zerstörer in Brand geworfen.
Wirkungsvolle Angriffe von Kampffliegerverbänden richteten sich gegen Flugplätze in den Midlands, Hafenanlagen auf der Wight und Fabrikanlagen in Schottland.
In der letzten Nacht belegten Kampffliegerverbände Doikänlagen in London, Swansea, Plymouth und Chatham mit Bomben.
Fm M i t t e l m e e r r a u m erzielten deutsche Kampfflug- Mge bei Angriffen gegen Schiffe im Hafen von Venghasi Bombentreffer auf zwei großen Handelsdampfern.
Der Feind flog in der Nacht zum 20. Februar nur mit wenigen Flugzeugen in das besetzteGebiet ein.
Fünf feindliche Jagdflugzeuge wurden im Mittelmeer- rnnm abgeschossen.
Zwei eigene Flugzeuge werden vermißt.
Der italienische Wehrmachtsbericht
Britische Kolonne vor Kufra zum Rückzug gezwungen — Wirkungsvoller Angriff des deutschen Fliegerkorps auf feindliche Stellungen in Nordafrika — Mehrere Dampfer iin Mittelmeer mit Bomben belegt
DNB Rom, 20. Febr. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Donnerstag hat folgenden Wortlaut:
An der griechischen Front keine Kampfhandlungen von desonderer Bedeutung
Fn Nordasrika wurde eine mit KraftwHgen ausgerüstete jeind- liche Kolonne, die sich unseren Stellungen in der Oase Kufra M nähern versucht hatte, durch sofortigen Gegenangriff unter empsindtichen Verlusten für den Gegner zum Rückzug gezwungen.
Unsere Flugzeuge haben feindliche Luftstützpunkte bombardiert.
Flugzeuge des deutschen Fliegerkorps haben mit erfolgreicher Wirkung zahlreiche Kraftwagen und Batteriestellungen des Fein- °rs mit Bomben und Maschinengewehrfeuer belegt. Fünf feindliche Jagdflugzeuge wurden abgeschossen. Andere deutsche Flug- Mge haben im Stnrzslug feindliche Dampfer im Mittelmeer "»gegriffen. Zwei 8VOli-Tonnen-Dampser sowie weitere von geringerer Wasserverdrängung wurden mit Bomben schweren und nnttlcrc» Kalibers getroffen.
2n Ostafrika wiederholte am unteren Juba der Feind hef- "ge Angriffe, um den Uebergang über den Fluß zu erzwingen.
^An den anderen Abschnitten Kampfhandlungen von örtlicher Bedeutung.
Im Kampfgebiet Norden (Eritrea) haben unsere Flugzeuge leindliche Kraftwagen und Truppen angegriffen.
Feindliche Flugzeuge unternahmen einen Einslug gegen eines un erer Zentren in Eritrea. Ein britisches Flugzeug wurde von unserer Abwehr abgeschossen. Ein weiteres Flugzeug wurde von *mem unserer Bombenflugzeuge angegriffen und stürzte brennend in> unteren Sudan ab
Die militärische Lage Italiens
in?*""' 20- Febr. Die allgemeine Lage wird, wie Agenzia Ste- herrsch^""U"^"^"d von folgenden Tatsachen be-
nn- ^ albanischen Front versucht die. griechische Urin ^h«ß britischen Hauptquartiers seit zehn Tagen liLt^^ Generalangriff unter Einsatz aller militärischen Mög- kei "na den italienischen Widerstand zu brechen. Dies ist in Ichiitt t ^ ^Mckt, die italienischen Stellungen stehen uner-
2. An der ä t h i o p i s ch e n F r on t behauptet sich der tapfere Widerstand der Italiener. Die Haltung der Eingeborenen Äthiopiens entspricht in keiner Weise den von England auf sie gesetzten Hoffnungen. Die eriträischen und Somali-Truppen kämpfen an allen Kampfabschnitten wie die Löwen und beweisen aufs neue ihre traditionelle Treue.
3. An der libyschen Front dauert der Kampf an, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
4. Die große diplomatische Offensive Großbritanniens auf dem Balkan, die aus dem Balkan den Hauptkriegsschauplatz machen wollte, ist gescheitert.
5. Die Ereignisse zur See und in der Luft, die sich innerhalb der letzten zehn Tage abspielten, sind nicht gerade geeignet, den von Churchill in seiner letzten Rede zur Schau getragenen Optimismus zu rechtfertigen.
6. Die Episode des mißglückten britischen Fallschirmspringer- Unternehmens in Süd-Italien hat der ganzen Welt die irrige Annahme Englands hinsichtlich der Festigkeit der inneren Front Italiens vor Augen geführt. Großbritannien habe sichtlich aus seinen Erfahrungen aus dem ersten Abschnitt des Krieges nichts gelernt und sei in seinen alten Fehler einer absolut irrigen Einschätzung des italienischen Volkes zurückverfallen.
Agenzia Stefani befaßt sich ferner mit der Lage in Aethiopien und stellt fest, daß das Verhalten der großen Mehrheit der Bevölkerung für Italien eine große Genugtuung, für England dagegen eins bittere Enttäuschung bedeute. Dieses habe sich nämlich eingebildet, daß es aus äthiopischem Gebiet zu einer Erhebung gegen die Italiener kommen werde. Der Intelligence Service habe damit einmal mehr bewiesen, daß er mit seinen Taten weit hinter seinem Ruf zuriickbleibe und England nur sehr schlechte Dienste erweise. Während die Bevölkerung von Eritrea und Somaliland sich um die italienische Fahne schare und für Illaien kämpfe, bezeuge die große Masse der Bevölkerung Aethio- picns eine Anhänglichkeit, die jedes erwartete Maß überschreite.
Bulgariens Außenpolitik
Erklärung des Ministerpräsidenten Filosf
Sofia, 20 Febr. Ministerpräsident Professor Filoss wies in der Kammer auf die zwischen der Türkei und Bulgarien immer schon bestandenen freundschaftlichen Beziehungen hin, die durch die Unterzeichnung des Freundschaftspaktes im Jahre 1925 ihre Bestätigung gefunden hätten. Bei diesen Beziehungen sei es selbstverständlich gewesen, daß die beiden Regierungen in den schweren Zeiten, die die Welt jetzt erlebe, einen neuen Modus suchten, um ihre gegenseitigen Beziehungen zu klären. Zu diesem Zweck seien Besprechungen eingeleitet worden, deren Ergebnis die bulgarisch-türkische Erklärung sei. Die Erklärung werde verschiedentlich und widerspruchsvoll kommentiert; deshalb sei es vor allem wichtig, zu unterstreichen, daß sie ein neuer Beweis der friedlichen Politik sei, die die bulgarische Regierung sichre und auch weiterhin führen werde. Bulgarien habe keine Absicht, irgend jemanden zu bedrohen. Der Ministerpräsident erklärte ferner, er sei glücklich, feststellen zu können, daß diese bulgarische Politik von der Regierung der türkischen Republik richtig verstanden worden sei und daß auf diese Weise Bulgarien zur Befestigung der beiderseitigen freundschaftlichen Beziehungen beitragen konnte. Die Kammer begrüßte die Erklärung mit Beifall und Zustimmung.
Neue Frauendemonstration in Washington
Neuyork, 20. Febr. Auf dem Platz vor dem Capitol kam es, wie Associated Preß aus Washington meldet, am Mittwoch wiederum zu Frauendemonstrationen gegen das Englandhilfe-Gesetz. Mitglieder mehrerer Mütterorganisationen knieten aus dem Platz nieder und beteten für den Frieden. Die Frauen zogen ebenfalls vor das Senatsgebäude, wo gerade die Debatte über die Bill 1776 im Gange war. Polizei schritt mehrfach ein, um di« Demonstration zu sprengen.
Wenn die Deutschen doch nicht an der Me ständen!
„Der Gedanke an eine Niederlage geht nicht in einen britischen Kopf" — Stoßseufzer des ehemaligen britischen Autzenhandelsministers — Neuer SOS-Ruf nach Australien
DNB. Stockholm, 2V. Febr. Um die kolonialen Völker für Englands Krieg bei der Stange zu halten, richtet heute der ehemalige Autzenhandelsminister Hudson den dringenden SOS.- Ruf nach Uebersee: „Wie die Australier auf das bedrohte England blicken, so blicke England hilfebittend auf Australien".
„Seit der viktorianischen Zeit", so sagt Hudson, „sei London nicht mehr an eine Niederlage gewöhnt gewesen. Daß es jetzt eine Niederlage erleben solle, gehe einfach nicht in einen britischen Kops". Gewiß ein verzweifeltes Geständnis, das Zählen läßt, wie hoch das Wasser England an der Kehle steht.
Es wird noch deutlicher durch den Stoßseufzer Hudsons: „Uni wieviel angenehmer wäre es für England, wenn doch die Deutschen an der Maginotlinie und nicht an der Kü'te ständen'"
Sicher wäre es für England noch angenehmer, wenn seine Truppen wie in London bei Kriegsbeginn grostpuriq verkündet wurde, in wenigen Tagen in Berlin gestanden hätten „Es ist alles anders gekommen", wie selbst Cburchill eingestehen mußte Fromme Wünsche cvdcrn eiserne Trtinchen nicht. Auch die britischen Gehirne werden sich an eine Niederlnge gewöhnen miiücn, trotz aller Barmerei des Herrn Hudson.
Ein schlechtes Vorbild
Alexander zitierte den „Geist von Dünkirchen"
Berlin, 20. Febr. In seiner Unterhaus-Rede am 18. Februar hat der Erste Lord der britischen Admiralität Alexander unter Hinweis auf die kommenden Entscheidungen an die britische Wehrmacht den Appell gerichtet: „Der Geist von' Diinkir - chen muß uns beseele n."
Dieser Appell wird nicht nur in den Reihen der britischen Armee, die den Zusammenbruch bei Dünkirchen miterlebt hat, sondern auch bei allen Freunden Englands außerhalb der britischen Grenzen die widersprechendsten Gefühle erwecke» Die Welt, die die kämperischen Qualitäten des einzelnen britischen Soldaten kennt, hat nicht vergessen, daß sich mit dem Namen Dünkirchen für die englische Armeeführung und das britische Expeditionskorps in Frankreich als Ganzes der Begriff für das Nicht- kämpfenwollen verknüpft.
Wie war es denn bei Dünkirchen gewesen? Noch bevor die Vernichtungsschlacht in Flandern ihren Höhepunkt erreicht hatte, trat die Masse der britischen Armee mitten in den entscheidenden Kämpfen den Rückzug zu den rettenden Kanalhäfen an, und die belgische Armee mutzte zur Deckung des englischen Rückzuges an der Lys und Schelde schwerste Blutopfer bringen. Als die belgische Heeresleitung — die Vernichtung vor Augen — kapitulierte, waren es französische Divisionen, die mit ihrem Leibe den sicheren Abzug der englischen Armee aus der Front decken mußten.
Trotz dieses frühzeitigen und überhasteten Rückzuges wurde die britische Armee jedoch gleichfalls in den Strudel der Niederlage
mit hineingezogen. Ihr Rückzug artete in panikartige Flucht aus. Zehntausende von Kraftfahrzeugen, der gesamte Geschützpark und unübersehbare Masten von Waffen und sonstigem Kriegsmaterial, fielen den Deutschen in die Hände. Bon den Verfolgern gehetzt, von Luftangriffen immer wieder gefaßt und zersprengt, gelang es der britischen Armee im wahrsten Sinne des Wortes, nur das nackte Leben zu retten. Waffenlos, vielfach ohne Uniformen, völlig entnervt und mit ausgelösten Verbänden betrat die geschlagene Armee englischen Boden. Die Scheu, sich selbst voll und ganz einzusetzen, und die kaltblütige Aufopferung der belgischen und französischen Waffenkameraden, das war der Geist der britischen Armee von Dünkirchen — so wie er in dem Buch der Kriegsgeschichte verzeichnet steht. Wenn dieser „Geist von Dünkirchen" jetzt zur Rettung Englands von dem Ersten Lord der britischen Admiralität zitiert wird, dann werden selbst Englands Freunde in der Welt die britische Zukunfr in düstersten Farben malen.
Ernährungsfrage kritisch in England
„Butter oder Sieg" — Frazer drischt Phrasen
Berlin, 20. Febr. Die immer fühlbarer weroenden Schläge der deutschen See- und Luftstreitkräfte haben nunmehr in England die Ernährungsfrage zum Zentralproblem werden lasten. Ein Beweis hierfür ist die erregte Debatte am Dienstag im englischen Oberhaus, in deren Rahmen der Ernährungsminister Lord Woolton eine angeblich offene Darstellung der englischen Ernährungslage in der offensichtlichen Absicht abgegeben hat, beruhigend auf die besorgten Gemüter einzuwirken. Dieses Unterfangen ist ihm jedoch nur unvollkommen geglückt. Die Kritik, die bereits im Oberhaus einsetztc und sich dort insbesondere gegen den großen Unterschied zwischen Militär- und Zivilrationen richtete, wird auch in der Öffentlichkeit immer schärfer. So schreibt der „Daily Telegraph" unter der lleberschrift „Butter odei- Sieg". die Ankündigung des Enährungsministers, daß wir zu viel gegessen haben und mit einem knapperen Maß werden aus- kommen müssen, wird weder Ueberraschung nach gar Schrecken Hervorrufen. Die Hauptsache ist, daß das knappere Maß gerecht verteiltwird! Als besonders „zutreffend" bezeichnet die Zeitung die Erklärung Wooltons, daß einige Teile der Nation sogar ihrer Gesundheit nützen würden, indem sie weniger essen. Allerdings hat der edle Lord nicht hinzugefügt, welchen Bevölkerungskreisen er eine Abmagerungskur empfiehlt Für die ärmeren Schichten ist diese Empfehlung überflüssig.
Im Rundfunk hat Lindley Frazersich verstiegen, der großen Masse einen seelischen Halt zu geben gegenüber den immer stärker sich zeigenden Auswirkungen der prekären Ernähruugslage. Das britische Volk, so sagt Frazer, stehe vor dec Wahl Butter oder Kanonen, und England wähle die Kanonen. Wer erinnert sich bei einer solchen Aeußerung nicht der Fülle englischen Hohns, mit der das deutsche Volk Überschüttet wurde, als es rechtzeitig und begeistert dieser Parole des Reichsmarschalls