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R»goldrr T«zdl«tt „Der Gesellschafter
Dienstag, den 18. Februar 1811
Soldalenfreunde aus dem Tierreich
Regimentsgans wurde zum Fliegerhund
Das war schon immer, im Krieg wie im Frieden so, daß sich die Soldaten einen Vertreter des Tierreiches zu ihrem besonderen Freund und Beschützer auserkoren — und umgekehrt. Aus meiner eigenen Soldatenzeit, kurz vor dem Weltkrieg, entsinne ick mich eines Köters anonymer Herkunst, den unser Eskadron- Wachtmeister offiziell in Pflege und Gewahrsam hatte, in Wirklichkeit aber uns allen gehörte. Ob wir zu Pferd oder zu Fuß zum Dienst angetreten waren: stets kam er auf unserem Exerzierplatz angefegt, um uns durch seine Gegenwart die Zeit zu verkürzen, manchmal auch heillose Verwirrung in die schnurgerade Ausrichtung der Pferde zu bringen. Dann konnte es geschehen, daß er mit seinem Gekläff die temperamentvollsten unter ihnen zum Scheuen brachte, was wiederum zur Folge hatte, daß die ganze, peinlichst auf Abstand und Vordermann stehende Eskadron nach allen Himmelsrichtungen auseinandergaloppierte. Im übrigen jedoch war er uns treu ergeben, von einem Rekrutenjahrgang zum anderen, und selbst die Herren Offiziere fanden sich mit seinen programmwidrigen Eskapaden gutmütig ab. Im Weltkriege später schloß sich mehr als einmal ein herrenlos gewordener Vierbeiner unserem unsteten Dasein an, aber nur böswillige Zungen behaupteten jedesmal, wenn er plötzlich für immer abhanden gekommen war, in der Handwerkerstube habe es neulich so verdächtig nach Hasenbraten gerochen. Aber zweifellos ging dieses Gerücht nur auf Futterneid zurück, was im letzten Kriegsjahr immerhin zu verstehen war.
Von zahmen Krähen, die den Exerzierplatz oftmals zu einem unterhaltsamen Aufenthalt sür die Soldaten machten, ist manches Eeschichtchen als wahr verbürgt. Als das „goldene Mainz" noch Vundesfestu.rg war — vor beiläufig hundert Jahren — und das österreichische Infanterieregiment Nr. 49 die Stadt besetzt hielt, spielte ein Rabe, den ein Feldwebel zur Aufzucht erhalten hatte, eine geradezu stadtbekannte Rolle unter den Soldaten. Mit gestützten Flügeln stolzierte er frei im Gelände umher, ohne Scheu und Furcht vor fremden Tieren, die meistens Reißaus vor seinen Attacken nahmen. Vis ihn doch einmal das Mißgeschick ereilte, von einem großen Hunde gebissen zu werden und trotz sorgsamer Pflege der Soldaten inmitten seiner Beschützer zu verenden.
Als die „Husarentanbe" war in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts bei den Düsseldorfer Kavalleristen ein niedlicher Täuberich der unzertrennliche Freund. Ganz gleich, ob zum Exerzieren oder zum Appell angetreten war: er suchte sich jedesmal einen Husaren aus, setzte sich auf dessen Tschako und verharrte dort seelenruhig, bis der Dienst zu Ende war. Ueber- dies hatte die Taube ihr Nest in der nämlichen Kaserne bezogen, und so unterschiedslos verteilte sie ihre Sympathien, daß sie selbst dem Eskadronchef auf den Tschako saß und derart wippend und wiegend mit ihm die angetretene Formation hinauf- und hinunterritt.
Das Unwahrscheinliche jedoch wird von einer Regimentsgans berichtet, die — es sind allerdings schon reichlich hundert Jahre her — jeder Schildwache der Stuttgarter Garnison wie ein Hündchen folgte. Dank dieser Treue und Anhänglichkeit an die Soldaten kaufte sie das Regiment ihrem Besitzer ab, aus dessen Hof sie jedesmal watschelnd entlief, und brachte sie in einem dem großen Schilderhaus nachgebildeten Stall unmittelbar daneben unter, von wo aus die gar nicht dumme Gans getreulich alle Bewegungen des Postens nachahmte. Eine besondere Schwäche hatte sie noch, nämlich für bärtige Soldaten, in deren Nähe sie, ohne sich etwas zu vergeben, ihr Schnattern einstellte. Um so unmutiger schnatterte sie beim Anblick der Bartlosen darauf los, und wenn sie nicht selbst, was ihnen die Dienstvorschrift untersagte, Fersengeld gaben, war sie es, die immeriort schnatternd zuletzt in ihr eigenes Schilderhäuschen sich zurückzog.
Von der Regimentsgans von Anno dazumal bis zum heutigen Fliegerhund ist freilich ein weiter Weg. Er bezeichnet zugleich das ungeheuer gestiegene Tempo, das unsere moderne Fliegerwaffe von dem gemächlichen Fürbaßschreiten einer verklungenen Zeit unterscheidet. Treu geblieben ist. sich nur die Liebe der Soldaten zu den Tieren, auch wenn es nicht immer der modische Drahthaar-Terrier ist, sondern irgend ein von der Straße aufgelesenes vierbeiniges Wesen, dem man gut sein muß.
Juden ohne Maske. Als nach den Unruhen, die sich kürzlich in Johannesburg ereignet haben, zahlreiche Verletzte in die Krankenhäuser eingeliesert wurden, ließ eine Reihe jüdischer Aerzte ihre Hatzinstinkte an schwerverletzten Buren aus. Sie behandelten zuerst leichtverwundete britische Sol
daten und Netzen d'e f:.,-. erverwundeten Buren, die die Opfer des ruchlosen Ü berfalls britischer Soldaten waren, in ihrem bedauernswerten Zustand liegen. Ein großer Teil der südafrikanischen B' nmg ist auf jüdische Aerzte angewiesen, die allein 70 v. H. i.r Aerzteschaft des Landes ausmach n.
Der „Nautilius" Piccards vor der Erprobung. Professor Piccard hat seine Stahlkugel, mit der er in die Meerestiefen hinabsteigen will, bereits fertig. Sie trägt den Namen „Nautilius". Die Kugel wird zuerst bei Madeira aus 1000 Meter Tiefe gehen» mit Professor Piccard als einzigem Passagier bemannt» darauf wird sie leer auf 3000 Meter Tiefe hinabgehen, alsdann mit zwei Mann auf 2000 Meter und schließlich, wiederum leer, in die ungeheure Tief« von 6000 Meter hinabstnken.
verschiedenes
Sonderausgaben bei der Einkommensteuer-Erklärung
VA. In Kürze sind wieder die Einkommensteuer-Erklärungen abzugeben Was kann dabei abgesetzt werden? Neben den Werbungskosten lSchuldzinsen, Beiträge zu Berufsständen, z. V. DAF , notwendige Fahrten von und zur Arbeitsstätte, Aufwendungen für Arbeitsmittel usw.) sind cs vor allem die sogenannten Sonderausgaben, die vom Einkommen abgesetzt werden können. Nachdem die Kirchensteuer und der Abzug für die Hausgehilfin als Sonderausgaben entfallen sind, verbleiben als solche die Schuldzinsen, die nicht Werbungskosten sind, die Beiträge zu Bausparkassen, für gewisse Steuerpflichtige der Verlustvortrag, und vor allem neben den Beiträgen zu Kranken-, Unfall-, Haftpflicht-, Angestellten-, Invaliden- und Erwerbslosenverstcherun- gen die Beiträge zu Versicherungen aus den Lebens- oder Todesfall und zu Witwen-, Versorgungs- und Sterbekasfen.
Bei diesen Versicherungen ist die Abzugssähigkeit an einige Voraussetzungen geknüpft. Einmal sind diese Beiträge zusammen mit den Beiträgen zu Bausparkassen in der Abzugsfähigkeit durch einen Höchstbetrag begrenzt. Der Höchstbetrag ist bei Ledigen jährlich aus 509 RM. festgesetzt: der Jahresbetrag erhöht sich für kinderlose Verheiratete auf 800 RM. für Verheiratete mit einem Angehörigen auf 1000 RM, mit zwei Angehörigen auf 1500 RM., mit drei Angehörigen auf 2000 RM, mit vier Angehörigen auf 2900 RM. und steigt dann für jeden weiteren Angehörigen um 1000 RM. Die Erhebung nach der Zahl der Angehörigen tritt dabei nur ein, wenn die Angehörigen mit dem Steuerverpslichteten zusammen veranlagt werden oder, sofern es sich um volljährige Kinder handelt, wenn dem Steuerverpflichteten für diese Kinder Kinderermäßigung gewährt wird.
Als weitere Voraussetzung ist zu beachten, daß die Versicherungsbeiträge zu den obengenannten Versicherungsverträgen gezahlt werden müssen, entweder für den Steuerpflichtigen selbst oder sür seine Ehefrau oder für Angehörige, die mit ihm zusammen veranlagt werden bezw. wenn es sich um volljährige Kinder handelt, für Kinder, für die ihm Kinderermäßigung gewährt wird.
Immer dann wird Kinderermäßigung gewährt, wenn ein minderjähriges Kind oder ein minderjähriger Verwandter oder Verschwägerter oder ein minderjähriges Pflegekind dem Haushalt des Steuerpflichtigen angehört. Und immer dann erfolgt bei der Einkommensteuer eine Zusammenveranlagung, und immer dann stehen dem Steuerpflichtigen die erhöhten Jahresbeträge für die abzugsfähigen Versicherungsbeiträge zur Verfügung, und immer dann kann er auch Versicherungsbeiträge abziehen, die diese Kinder und Angehörigen betreffen, z. B. bei Aussteuerver- stcherungen, Studienversicherungen usw.
Zu beachten ist dabei, daß nur diejenigen Versicherungsbeiträge abzugsfähig sind, die auf Verträge entrichtet werden, bei denen der Steuerpflichtige selbst oder seine Ehefrau oder seine Kinder und andere Angehörige, mit denen er zusammen veranlagt wird, die zur Zahlung der Beiträge Verpflichteten und auch die Versicherten sind
„Sieg im Westen" in 51 deutschen Städten
Der Heereskriegsfilm „Sieg im Westen" wurde am 14. Februar in 51 deutschen Großstädten, darunter in den Städten mit Sitz eines stellvertretenden Generalkommandos, erstaufgeführt, darunter auch in Stuttgart. Im ganzen Reich fanden die Vorführungen in feierlichem militärischem Rahmen in Anwesenheit der führenden Persönlichkeiten statt. In den Standorten nahmen die zur Zeit anwesenden Ritterkreuzträger und Träger des Ordens Pour le Merite sowie Verwundete aus den Lazaretten und Abordnungen der drei Wehrmachtsteile an den Vorführungen, die überall durch Wehrmachtsmusikkorps musikalisch umrahmt waren.
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Der Wartesaal empfing sie zu dieser frühen Stunde mit nüchterner Leere. Es brannte noch Licht, aber der Morgen kämpfte schon grau dagegen an, die Fenster waren heile Vierecke, die leer und fremd in die Wände geschnitten schienen. Zwei Frauen waren mit richtigen Batterien von aufgefahrenen Wischeimern, Schrubbern und Tüchern gerade erst dabei, die großen Räume für den neuen Tag zu säubern, die meisten Stühle waren umgekehrt auf die Tische gestellt. Neben einem starrenden leeren Kleiderständer in einer Ecke fand Christof Holthausen noch ein Plätzchen, das nicht ganz so unwirtlich und ein wenig abgeschlossener wirkte. Dort saß er nun neben Sabine.
Ein heißer Kaffee tat beiden gut. Christof Holthausen hatte von feiner Reise her noch einige belegte Brote und eine Flasche mit gutem Kognak im Koffer, daran erinnerte er sich jetzt.
„Du mußt mich einen Augenblick entschuldigen, Kind, ich will nur meinen Handkoffer von der Aufbewahrungsstelle holen —" Und dann packte er ein Reisebesteck aus und saubere Papierservietten über den Tisch, auch einen kleinen Kristallbecher in lederner Hülle gab es. Der Kognak war gut und wärmte und Sabine merkte zu ihrem Erstaunen auch, daß sie Hunger hatte. Als alles aufgegessen war, bekam sie einen Schreck:
„Nun hast du gar nichts mehr für die Fahrt, für den ganzen kommenden Tag —"
„Ich kann mir ja alles besorgen, mach dir keine Gedanken um mich. Das hat noch nie jemand getan —"
Es war aber doch nett, in die bekümmerten Mädchenaugen zu sehen, die um seinetwillen so betrübt dreinsahen.
Schnell, um eine Regung auszuwischen, wandte er sich seinem Koffer wieder zu:
„Sabine, hier hast du den Gepäckschein von meinem großen Gepäck. Ich habe die Koffer direkt ans „Fichtenhaus" befördert. Pack sie aus, wenn du mal Zeit hast und sieh zu, was du davon gebrauchen kannst. Das andere verschenkst du dann später. Nein, höre zu, dies muß hoch besprochen werden —" wehrt er mit einer Handbewegung ab, als sie erschreckt etwas sagen wollte, „du mußt doch wenigstens etwas Bescheid wissen. Ich schreibe dir auch eine Anweisung an meine Bank. Wartei"
Eilig flog seine Feder übers Papier.
„So! Verwahre es gut. du darfst es nicht verlieren. Damit kannst du über mein Konto verfügen. Wenn du es nicht verschwendest, wirst du davon leben können. Und hier — hier sind Bilder —"
Christof Holthausen leerte seine Brieftasche auf den Tisch
aus.
„Das Haus — hier — und der See. Und dies sind die Hunde, Pan und Silvu?. Sind sie nicht schön? Es lohnt sich, ihre Treue und Freundschaft zu erringen. Das ist da» Pferd. Kannst du reiten, Sabine? Ein bißchen? Sabine, du mußt mir versprechen, daß du die Tiere nie in fremde Hände gibst — nie. hörst du? Das ist die einzige Bedingung, die ich an dich stelle. Die einzige Gegengabe, die ich von dir verlange.
Im Haus wohnt der alte Alois, der verwaltet die Wirtschaft und versorgt das Pferd. Ich denke, du behältst ihn, er ist mit dem „Fichtenhaus" verwachsen. Er weiß auch mit allem Bescheid. Er ist ja vielleicht ein wenig schwierig im Umgang — na...
Und — Sabine — fahre bitte, so schnell du es irgend möglich machen kannst, nach Bayern. Du mußt hier alles aufgeben. Ich will dich in meinem Haus wissen, bald. Versprich mir das, Sabine."
Christof Holthausen sprach schnell und etwas erregt, und Sabine nahm zögernd jedes einzelne Bild aus und sah es sich an.
keil. Aus allen Orten wird übereinstimmend von dem tiefen Eindruck des Films berichtet.
— Wichtig für die Landwirtschaft! Bis zum 1. März muß der Erzeuger das B r o 1 g e t r e i d e in die Läger der zweiten Hand abgeliefert haben. Für jeden Betriebssührer gilt es als selbstverständliche Pflicht, diesen Termin unbedingt einzuhalten. Niemand glaube, daß es angesichts der gesicherten Versorgung des deutschen Volkes mit Brotgetreide auf einen Zentner Korn nicht ankomme. Wenn jeder Betriebsführer so dächte, würden Millionen von Zentnern Korn der Ernährung verloren gehen. Für die M i l ch a b l i e f e r u n g gilt das gleiche. Milch ist hente die wichtigste Fettquslle. Jeder an die Molkereien mehr abgelieferte Liter Milch hilft mit, die Fettversorgnng zu verstärken. An der Festigung der Volks- und Schicksalsgemeinschaft, zu der uns der Krieg noch stärker zusammengeschweißt hat, muß jeder :u seinem Teil Mitwirken. Dazu gehört auch die Erfüllung der Ablieferungspflicht:
— Verordnung zum Schutze gegen Schädigungen durch Röntgenstrahlen. Der Reichsarbeitsminister har eine Verordnung zum Schutze.gegen Nöntgenstrahien und Strahlen radioaktiver Stoffe in nichtmedizinischen Anlagen vom 7. Februar erlassen. Nach der Verordnung sollen alle Röntgenuntersuchungsapparate, die zur Materialprüfung gebraucht werden, einer besonderen Bauartprü- sung und einer Abnahme im Betrieb unterworfen werden, so dass die Gewähr besteht, daß nur einwandfreie Apparate benutzt werden. Die Eefolgschaftsmitglieder werden bei ihrer Einstellung und späterhin laufend jährlich zweimal durch einen erfahrenen Arzt untersucht. Weitere Bestimmungen der Verordnung regeln die Ausbildung des Bedienungspersonals und die Arbeitszeit. Die Verordnung gibt die Gewähr, daß die Gesolgschaftsmitglie- der bei diesen wichtigen Arbeiten gegen alle etwa möglichen Ge- fahren ausreichend geschützt sind.
Gevichtssaal
Einbruch bei nächtlichem Alarm
Mannheim. Das Sondergericht Mannheim hatte in seiner jüngsten Sitzung eine neunköpfige Diebesbande abzuurteileu. Die Haupträdelssührer waren Wilhelm Eisler und Karl Kirchner, Leide aus Mannheim-Sandhofen, sowie Robert Bäuerle von Mannheim-Rheinau: sie erhielten je 5 Jahre Zuchthaus und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust. Es sind arbeitsscheue, verdorbene Gesellen, die bei der Arbeit Frechheit mit Faulheit zu verbinden wußten und oft tagelang überhaupt der Fabrik fern blieben. Der vorbestrafte Siegfried Faßnacht aus Mannheim wurde mit 2 Jahren Zuchthaus und Ehrverlust bedacht. Mit 18 Monaten Zuchthaus und 2 Jahren Ehrverlust bestraft wurde Kurt Remp, geboren in Mannheim-Neckarau. Heinrich Wittner aus Mannheim- Sandhofen wurden 14 Monate Zuchthaus und 2 Jahre Ehrverlust aufgebürdet. Mit 1 Jahr Gefängnis kam Rudolf Schenk aus Mannheim-Sandhofen davon. Friedrich K. aus Mannheim bedachte das Sondergericht mit nur 8 Monaten Gefängnis, weil er bei den einzelnen Verbrechen eine gewisse Zurückhaltung zeigte. Adam E. aus Essen erhielt wegen seiner Jugendlichkeit die geringste Strafe: 6 Monate Gefängnis.
Trotz des ungewöhnlichen Sünden- und Strafenregisters werden noch weitere Bußen auserlegt werden müssen, weil beispielsweise 6 Fahrraddiebsiähle erst nachträglich aufgedeckt werden konnten. Zu klären bleibt u. a. auch noch, ob Eisler, der Haupt- rädslsführer, ein ganz gerissener Komödiant vor Gericht, auch noch einen lleberfall vorgehabt hat.
Ausgangspunkt aller nächtlichen Einbruchs-Touren der jugendlichen Einbrechsrbande war in schwer verborgener Romantik der große Wald, der sich von Mannheim-Waldhof im Rheintal der Bergstraße entkangzieht. In der Nacht vom 15. zum 16. September vorigen Jahres wurde zunächst die abgelegene Kantine eine» Turnvereines erbrochen. Mie einem gewaltigen Vorrat an Zigaretten und Stumpen zog man triumphierend heim. Elf Rächt« später ging man auf die Bsutesuche für eine solenne Abschiedsfeier für einige der wilden Gesellen und ihre Mädchen. Man er« brach eine Verkaufsbude, bewußt im Schutze der Verdunkelung, und erbeutete Käse, Butter, Eier. 2n der nächsten Nacht holten sich die Burschen aus einem Fahrradgeschäft die Registrierkasse, eine Zieharmonika und dergleichen mehr. Anschließend erbrach man einen Stall und trug einen Hasen im Mantel davon. Unterwegs ertönten plötzlich die Sirenen. Bäuerle regte an, die Gelegenheit zum Einbruch in ein kleines Kaffeehaus zu benutzen, dessen ihm verfeindete Besitzer einen Luftschutzkeller außerhalb ihres Hauses aufsuchen müssen. Diesmal „erbte" man eine lecker« Speckseite, verschiedene Weine, Kirschwasser, Zigaretten usw. Im Walde wurde das Diebesgut verteilt und dann heimgeschafft.
„Dies ist nun dein Leben, Sabine!"
„Ja!"
Sie konnte nicht mehr sagen.
Die Zeit, die sie noch warten mußten, bis der Fahrer den Kopf zur Tür herein steckte, um sie abzuholen zur Fahrt auf das Standesamt, verging qualvoll langsam. Es war nur gut, daß der nun aufgeräumte Wartesaal sich langsam füllte, daß es Leben gab um sie herum, Betrieb. Es herrschte eine unterdrückte Unruhe, man sah es den meisten Reisenden an, daß sie unverhofft fuhren. Besonders viele Männer waren darunter. Frauen waren bei ihnen, still und in sich gekehrt!
Sabine und Christof Holthausen waren sich mit einem Male wieder vollkommen fremd, sie hatten sich nichts zu sagen. Es war eine seltsame Leere in beiden, nach den vergangenen und vor den kommenden Ereignissen.
Sabine war mehr als einmal daran, doch noch aufzu» stehen — wegzugehen. Aber die Papiere, die Bilder, die nun in ihrer Handtasche lagen, hinderten sie daran. Und das Mitleid mit dem Mann an ihrer Seite, der daun ganz verlassen gewesen wäre.
Es war eine seltsame Trauung ...
Holthausen hatte den Fahrer gebeten, mit hinaufzukommen, er wußte ja nicht, ob der Beamte für Zeugen hatte sorgen können in der kurzen Zeit. Der Fahrer war erfreut über diese Ehre und ging gewichtig vor Christof und Sabine her, er kannte den Weg durch das große Haus, er war selber hier getraut worden vor noch nicht allzulanger Zelt- Die steinerne Treppe und der lange graue Gang, den st« durchschreiten mußten, gaben ihre einsamen Schritte merkwürdig hohl wieder. Es klang so feindlich — irgendwie abweisend — Sabine hob schutzsuchend ihre Hand unter Christof Holthausens Arm. Der lächelte und hielt sie fest, aber er sprach nicht.
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